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nommen hat, so ist der gegenwärtige Fall doch ge wiß geeignet, Elternherzen zu ergreifen und sie aber mals zu erinnern, solche für Kinder gefährliche Stel len zu schützen. Aus Königstein schreibt man uns, daß die da« sige Schützengesellschaft am 1. April tüchtig in «den April geschickt worden sei. Nachdem dieselbe nämlich nach langer Mühsal mit ihren Pächtern in Herrn Hille aus Dresden einen Mann gefunden zu haben glaubte, der die durch verschiedene Pächter herab gebrachte Wirtschaft wieder in die Höh bringen und die Uebergabe an dem benannten Tage eben erfolgen sollte, erklärte dieser zu nicht geringem Erstaunen der anwesenden Directorialmitglieder, daß er von der Pachtung nichts wissen möge, und lieber das bereits eingezahlte Cautionsdrittheil von 100 Thlrn. verlieren, als nach seiner leider zu spät erlangten besseren Ueber- zeugung noch mehr zusetzen wolle. Man war natür lich darüber wie aus den Wolken gefallen, wird aber wohl den Mann nicht so leichten Kaufs fortgehen lassen, als er vielleicht denkt. Denn die Schützen gesellschaft ist dadurch in nicht geringe Verlegenheit gesetzt. Wo soll gleich ein andrer Pachter Herkommen? Werden sich. Andere nicht auch an den Bedenklich keiten des abdankenden Pachters „schiefem"? Döbeln, I. April. Heute früh 8 Uhr wurde der Mörder und Brandstifter Wohllebe durch das Fallschwert nach Urtel und Recht hingerichtet. Am Tage vorher gestand derselbe vor dem selbst verlang ten Genüsse des heiligen Abendmahls das Verbrechen der Brandstiftung freiwillig ein, der er schon dringend verdächtig war. Die Hinrichtung wurde ohne Stö« rung vollzogen. Leipzig, I. April. Als vorgestern eine in der Johannisgasse wohnende Kochfrau, die in ihrem Beruf circa-drei Wochen außerhalb Leipzig zugebracht hatte, in ihre Wohnung zurückkehrte, fand sie dieselbe von innen so verschlossen, daß ihr das Oeffnen der Thür unmöglich war. Mit Hilfe eines herbeigeholten Schlossers wurde hierauf die Thür geöffnet und zum Entsetzen Aller der Mann jener Frau, auf dem Sopha im Schlafrocke liegend, todt vorgefunden. Den Unglücklichen scheint der Schlag getroffen zu haben und mag er vielleicht schon vor 14 Tagen verschieden lein; wenigstens soll der Körper die äußern Zeichen Lines so früh schon stattgefundenen Verscheidens an sich tragen. — Die Einfuhr von bairischem Biere über die sächsische Lanbesgrenze bei Hof hat sich seit zehn Jahren versechsfacht. Denn während im Jahre 1842 19,100 Ctr. bairisches Bier eingeführt und mit 4775 Thlrn. versteuert wurden, sind im Jahre 1852 118,732 Ctr. nach Sachsen geschafft und mit 29,683 Thlrn. versteuert. Von dem über Hof eingeführten Biere werden circa 80 Proc. in Sachsen, 20 Proc. in Preußen und Thüringen consumirt. Hamburg, 30. März. Erst jetzt ist ermittelt worden, wie viele Personen während beS Verweilens österreichischer Truppen in unserer Stadl ver wundet und getödtet wurden. Bei dem Rencontre, welches Pfingsten 1851 auf dem Hamburger Berg stattfand, fielen 9 Personen, außerdem wurden im Laufe des Hierseins der Oesterreicher 30 Personen verwundet, 17 schwer und 13 leicht; von ersteren sind 5 zum Theil Krüppel, zum Thcil sind die Folgen ih rer Wunden bleibender Natur. — Noch immer ist die Schifffahrt auf der Elbe unterbrochen, selbst die Seedampfschiffe können nicht zur Stadt gelangen. Die dadurch unfern AuswanderungSerpedienten ent stehenden Kosten sind wirklich ungeheuer, denn nicht allein liegen alle Die, welche am 18. März erpedirt werden sollten, hier fest, jetzt kommen auch noch die vom I. April zu Erpebirenden hinzu, und gering an geschlagen beträgt die Zahl der hier festliegenden Eu ropamüden 1300. Rechnet man jeden Tag für Vie Person 12 Schill. (9 Nur.) ZehrungSkosten, so kann man ermessen, welcher Schaden unfern Rhedern er wächst. - Tuttlingen, 28. März. Ein trauriger Fall hat sich hier zugetragen. Es lebt hier eine einer hiesigen Familie angehörige Witwe eines frühem Pro fessors in Bern in sehr wohlhabenden Verhältnissen. Dieselbe, welche oft mit ihrer Bedienung wechselte, hatte in der letzten Zeit ein armes, sehr junges Mäd chen aus der Gegend von Herrenberg. Der Dienst, besonders mit Putzen, Fegen ic., war ein äußerst harter, so daß das Dienstmädchen vor 12 Uhr oder noch später selten zur Ruhe kam. In der Nacht vom Charfreitag auf den Sonnabend wurde bas arme Mädchen um 2 Uhr vom Nachtwächter gesehen, wie sie die steinerne Treppe vor dem Hause fegen mußte. Am andern Morgen wurde sie todt in der Küche, auf einem Strohboden liegend und mit einem alten Lappen bedeckt gefunden. Es wurde alsbald der Obrig keit Anzeige erstattet. Gestern wurde der Leichnam secirt, und es ergab sich nichts Anderes, als daß das arme Mädchen erfroren und verhungert ist. Diese traurige Folge unnatürlicher Härte hat hier die größte Aufregung verursacht, man mußte das Haus der Witwe bewachen, wo gleichwol am 26. März Nach, mittags Scheiben von Schulknaben eingeworfen wur den. Di« Untersuchung wegen des Falls ist im Gange. (Schw. M.) Wien. Ein hiesiges Blatt will wissen, daß Lord Westmoreland eine Note seiner Negierung, die Flüchtlingsfrage betreffend, überreicht habe. Sie sei voll von herzlichen und höchst friedfertigen Zusiche rungen; es heißt in ihr, die englische Verfassung widersetze sich zwar der Entfernung der Flüchtlinge, aber man verpflichte sich, eine specielle Aufsicht über sie zu üben, besonders über Mazzini und Kossuth. Hinzugefügt sei, daß das britische Cabinet den festen Willen hege, sobald es erfahre, daß Complote ge schmiedet würden, die Schuldigen vor Gericht zu ziehen. Auö London in Wien angekommene Privat briese versichern, daß die Londoner Polizei eine sehr vollständige Liste aller in London befindlichen Flücht linge mit Angabe ihrer Wohnungen, Beschäftigung w. ausgenommen habe. — In Pesth ist 97 Personen, die seit vier Monaten dort gefangen sitzen, am 26. März die kai serliche AmnesNe unk die Niederschlagung ihrer Proceffe verkündet worden. Die Frage über die Schutzherrlichkeit des heiligen Grabes. Von Zeit zu Zeit bringen die Zeitungen Nachricht über den Stand der „Angelegenheit des heiligen Grabes." Gegenwärtig verkündigen die öffentlichen Blätter, daß der König von Preußen zum Schiedsrichter in jener Angele-