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Nr. 34. Weißeritz-Zeitung. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitag«. Zu beziehen durch alle Postanstal- trn. Preis pro Quart. lüNgr. Em nnterhaltende» Wochextlatt für den Bürger und Lxxdmaxx. 3 Mai 1853 Inserate werden mit 8 Pf. für di« Zeile berechnet und in all« Expedition« angenommen. Tagesgeschichte. * Altenberg, 30. April.*) Auf dem Fischer- schen Vorwerk, das hierher eingepfarrt ist, kam den 22. d. M. ein Knecht bei der Holzabfuhre aus dem Walde zwischen den Wagen und einen Baumstamm, wurde als todt hervorgezogen und auf das fragliche Vorwerk gebracht, kam jedoch später wieder zum Le ben und wird, wie cs verlautet, auch beim Leben er halten werden. — Man spricht doch gewöhnlich: Eine Schwalbe macht keinen Sommer, allein man wollte hier mehrere gesehen haben, — und so glaubte man, der Lenz wäre sicher im Anzuge. Doch welche Täu schung! — Was sollten unsere Augen erblicken, als wir nach einer sehr stürmischen Nacht am Donner stag, den 28., erwachten? Massen von Schnee hatten die Häuser förmlich eingehüllt, die Wege gänzlich versperrt, — und richtig zu sagen: eS konnte kein Nachbar zum andern. Deshalb waren auch die Po sten außen geblieben, und Frachtwagen mußten gedul dig ausharren an den Orten, wo sie das Schicksal hingeführt. Allein sehr milde Witterung (9° Wärme) ist am zweiten Tage gefolgt, und darum weichen diese Lawinen zusehends, und eS blickt schon hin und wie der der grüne Rasen durch. — Als Schwalbenschnec, wie man den letzten auf dem Gebirge zu nennen pflegt, ist derselbe freilich zu bedeutend, allein wir müssen ihn geduldig hinnehmen, in der Hoffnung, daß er bei diesem Thermometerstande bald völlig schmelzen und den in der Erde noch schlummernden Keimen zum hoffnungs vollen Grün Fruchtbarkeit gewähre. — Auch hier und in der Umgegend, wie über der Grenze drüben und insbesondere auch in Teplitz, in öffentlichen Gesell schaften und daheim in den vier Familienpfählen, ge währt viel Unterhaltung das Tischrücken, das oft mit Glück, mehrmals aber auch erfolglos auSgeführt wird, gar viel Vergnügen. Obgleich nun von allen Seiten Berichte hierüber einlaufen und täglich noch eingehen, so verdienen doch folgende Fälle, ihrer Miravilität halber, einige Beachtung: Bei der honorigen, ja plau siblen Kindtaufe in der sächs. Einnahme auf Zinn- wald, die höchst gemüthliche und auch wissenschaft liche Gäste zählte, wurde unter andern wifsenschaft- Uchen Erpenmenten auch des Tischrückens gedacht. Ejllgst machen sich ein:ge Damen und Herren an ei nen isolitt stehenden Tisch, bilden nach Vorschrift die Kette, müssen aber, nachdem sie eine volle halbe Stunde nicht ohne einige Seitenblicke auf die daneben stehende, sehr einladende Tafel, gesessen, ihr Vorhaben aufgeben. ') Konnte der durch den Schneefall veranlaßten verspäte ten Postankunft wegen in vor. Nr. nicht mehr Platz finden. D. Red. TagS darauf kommen zwei junge Menschen auf die Einnahme und erzählen von ihrem gelungenen Tisch rücken. In Eile ruft der gastliche Wirth seine Kin der und noch zurückgebliebene Gäste, die Sache wird mit Zuziehung der beiden Eingewanderten an dem selben Tische vorgenommen und glückt zu aller Erstau nen. Der gastliche Wirth springt voller Freude Trep pen auf und ab und ruft Alles zusammen, um das Miraculum anzus-chen, das in dem gemächlichen Kind- täufszimmer zu schauen ist. — Hier in Altenberg ver suchten eS in einer Familie die Kinder in den Jah ren von II—15 aus eigenem Antriebe. Die Mut ter , in der Küche auf das auffallende Gelächter der Kinder aufmerksam gemacht, eut in die Wohnstube und sieht da zu ihrem Erstaunen ihre Kinder sich in schnellem Fluge um den tanzenden Tisch dreh'n. TagS darauf wurde, nach beendigter Schule, in der ersten Knabenklasse im Beisein des Herrn LocalschulinspectorS und der sämmtlichen Kinder aus dieser Klaffe, der Ver such von denselben Kindern, dir oben erwähnt sind, mit glücklichem Erfolge auSgeführt, so daß sich der Tisch im schnellen Fluge zu Aller Bewunderung drehte und die Kinder kaum folgen konnten, bis dieselben, da sich der Tisch nach der Wand zu bewegte, denselben stehen lassen mußten. — Am 26. Abends ist bei dem hiesigen Bäcker, meister Mühle auf der untern Gasse durch daö La benfenster ein Einbruch in das Verkaufsgewölbe geschehen. Der Dieb, der bereits ermittelt sein soll, hat sich nicht mit den Roggenbroden, Semmeln, Weckeln re. begnügt, sondern auch noch aus einer Kommode verschiedene Wäsche entwendet. /X Frauenstein, 27. April. Die Masern, welche in der hiesigen Gegend schon im Spätherbst eintraten, auch erwachsene Personen befielen und in mehreren Orten so allgemein waren, daß sogar die Schulen mehrere Tage völlig unbesucht blieben, aber doch sehr wenig Sterbefälle herbeiführten, haben jetzt wieder nachgelassen, und der Gesundheitszustand der Bewoh ner hiesiger Gegenden ist ein befriedigender. Aus Riesa vom 27. April wird folgender Un glücksfall gemeldet: „Gestern Abend 7 Uhr hatte der 15jährige Sohn des Hausmanns Lan«^tm hie sigen gräflich v. Einsiedcl'schen Hammerwerke daö Un glück, beim Ziehen von eisernen GaSröhren mit der linken Hand der eisernen Maschinenwalze zu nahe zu kommen, und im Augenblicke war die Hand bis an den Ellbogen zerquetscht. Mit der rechten Hand sucht sich derselbe zu befreien, doch erfaßt die Walze auch diese und zerquetscht alle Finger außer dem Daumen.