Volltext Seite (XML)
Weißeritz-Ieitung Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal ten. Preis pro Quart. IVNgr. Inserate werde» «ik 8 Pf. fSr dir Zelle berechnet und t» alle» Expeditionen angenommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Altenberg, den 10. April. Mittwochs, als den 6. d., zwischen 8—9 Uhr Abends, wurde auf höchst freche Weise der Schubkasten aus dem Ladentische des dem Handelsmanne Sommerschuh allhier gehörigen VerkaufslokolS mit circa 5 Thlr. an diesem Tage ge lösten Geldes entwendet, ohne daß die geringste Spur von dem Diebe auszufinden gewesen ist. — Derselbe Fall wiederholte sich den 8. d. fast um dieselbe Zeit beim Handelsmanne Börnert. Diesem wurde eben falls der Schubkasten aus dem Ladentische mit der eingenommenen Baarschaft gestohlen. Auch hier ist bis jetzt der Dieb nicht zu ermitteln gewesen. Bei den seit Jahren hier vorgekommenen Diebstählen wurde nicht selten die Vermuthung ausgesprochen, die gestoh lenen Sachen seien über die Grenze gegangen. Aus den angeführten, höchst frechen Entwendungen geht zur Genüge hervor, daß auch unter uns verdächtige Sub jekte wandeln, die sehr verkehrte Begriffe von Mein und Dein haben. Denn daß dieses Einheimische sind, die sich beim Abholen von Maaren mit den Lo kalitäten vertraut machen, liegt auf der Hand. Doch der Krug geht so lange zu Wasser, bis'er zerbricht. Es ist schmerzlich wahrzunehmen gewesen, daß in diesem Jahre aus einigen Familien Kinder betteln gehen. Möchten doch solche Eltern ihre Kinder lieber daheim eine Mandel flechten lassen und wohl beden ken, daß sie auf diesem Wege ihre Kleinen zu Erden- und Himmelsglück, auf dem entgegengesetzten geradezu dem Verderben zuführen, indem vom Betteln bis zum Stehlen doch nur ein kleiner Schritt ist. Daß dieses so ist, dafür haben wir hier sprechende Beweise. Die Leutseligkeit aber, die es nicht gut über das Herz bringen kann, Kinder abzuweisen, möchte wohl in Er wägung ziehen, daß- bei Verabreichung von milden Gaden an die Kinder, denselben keine Wohlthat, im Gegentheile ein Aergerniß gegeben wird; denn zu den höchst seltenen Erscheinungen dürfte eö wohl gehören, daß aus Bettelkindern gute Unterthanen hervorgegan gen waren, im Gegentheile sind diese in der Regel eine Last für ihre Heimathsorte geworden. Wie ein paar laue Tage, freilich zeigte an einem derselben der Thermometer sogar auf 11 Grad, den Schnee mürbe und zum Weichen gebracht haben, wird wohl Niemand glauben wollen, der noch vor kurzer Zeit unsre Schneemaffen gesehen hat;, gleichwohl hat man, vom Wasser wenig bemerkt und Vie aus dm Flußthälern hierher gekommenen Nachrichten haben Dieses bestätigt. In den Forsten jedoch liegt noch immer «in hübscher Vorrath von Schnee, und wie es heute den Anschein hat,'so soll noch welcher dazu kommen. Die Flöße, die bereits begonnen, dürfte-auf die Zeit ihrer Dauer Wassermangel sicher Nicht zu be- - fürchten haben. — . ' In dem von dem abgebrannten Schießhauswirthe mit GotteShülfe neu aufzubauenden Schießhause wird Altenberg eine neue Zierde erhalten; auch spricht man davon, daß in der nächsten Zeit eine Schule gebaut werden sollte. Ist der Schulbesuch hier im Ganzen ein lobenswerther zu nennen, wie würden nun vol lends erst unsere Kinder gern in die neue Schule gehen/ und wie würden sie sich gut bäuchen, in einem lichten, schönen, geräumigen Saale ihre Studien fort setzen zu können. Ebersdorf ist abermals durch Feuer heimgesucht worden. Vorgestern in den Abendstunden sind drei Häuser abgebrannt und auch eine Ziege hat in den Flammen ihren Tod gefunden. Die Abgebrannten sind um so mehr zu bedauern, als in Böhmen bei ähnlichen Unglücksfällen nicht so unter die Arme ge griffen wird, als hier. — Da jedoch, wie Referenten Dieses versichert worden ist, Ebersdorf bei der Triester Assecuranz betheiligt ist, so schöpft man Verdacht, daß diese öfters wiederholten Schadenfeuer selbst angelegte sein möchten. —». Berlin. Die von mehren Provinziallandtagen beantragte Wiedereinführung der körperlichen Züchtigung ist Anlaß geworden, von den Appel- lationSgerichten gutachtliche Aeußerungen zu erfordern. Soviel verlautet, würden, wenn die Einführung die ser Strafart beliebt werden sollte, nur gewisse Kate gorien aufgestellt werden, innerhalb welcher die Zu lässigkeit derselben nach richterlichem Ermessen auSzu- sprechen wäre. Diese Kategorien sind theils. objektive, theils subjective. In ersterer Beziehung hat man na mentlich Vergehungen, die auö Muthwillen verübt werden, und Diebstähle im Auge; in subjektiver Hin sicht Unerwachsene und EhrloSerklärte. — Als Curiosum erwähnen wir aus dem Ver- zeichniß der bei der II. Kammer eingegangenen Pe titionen eine Eingabe des Johann Przybylski aus Posen, welcher darauf dringt, daß man seine göttliche Vision (von welcher er eine Zeichnung beifügt) bal digst anerkennen und ihn nach Berlin berufen möge, damit er sein von Gott ihm aufgetragenes Mandat erfüllen, eine Gesetzgebung im wahren Sinne GotteS bewerkstelligen und die zwischen Thron und Volk be stehenden Mißverständnisse beseitigen rönne; — end lich bittet er um Geldunterstützung. . Aus Darmstadt wird von einer eigenthümliche«, in dieser Stabt noch nicht dagewesenen Erscheinung