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Ar. SS. Weißerih-Zeitung Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. SS Freitag. Erscheint Dienstag« und , yreltag«. Zu beziehen durch alle Postanstal- ten. Preis pro ktuart. IVNgr. Ei» imttchaltende« Wochenblatt für den Bürger und Landman». 1 April 1853 Anserat« wachen mit S Pf. für di. Zeile berechn,l und in aR«n Erpeditlanen angenemmin. TageSgeschichte. Dippoldiswalde, vcn 30. März. Weiße Ostern feierten wir Heuer; denn noch war die schweigende Matur nicht aus dem Winterschlaf erwacht, noch deckte ein Schneegewand die Flur, und an der Erde um her flatterten ängstlich die Vöglein, welche von den warmen Sonnenstrahlen einiger heiterer Tage herbei- gelockt worden waren. Das Fest des auferstandenen Christ ist nicht zugleich ein Fest der auferstehenden Natur geworden. Es scheint aber daö Frühlingsfest der aufbrechenden Keime zu jenem kirchlichen Feste zu gehören; denn nicht allein, daß ein winterliches Osterfest dem Landmanne bei seinen Arbeiten des Fel des und dem Freunde der freien Natur ungewöhnlich und hinderlich ist, sondern eS fehlt in diesem Falle auch etwas, das zur Feier des Festes ein gut Theil mit beiträgt. DaS neu erwachte Leben nach der Stille der Winterruhe ist rin Bild deS erstandenen Heilan des nach den Tagen seiner Leiden und seiner Grades ruh'. Und so, wie die Blumen aus der Erde, die im Herbste ihr Grab wurde, wie aus dem Mutter- schooße wieder hervorgehen, so sollen ja auch wir, nach dem wir im Tode in die Erde gelegt worden sind, aus derselben an dem allgemeinen Auferstehungsmorgen wieder lebendig hervorgehe», — dies ist die Hoffnung, die sich mit dem Osterfest verbindet. Diese zuletzt aus gesprochenen Gedanken bilden den Inhalt eines herr- lkchen Gedichtes, an daö wir Heuer auf besondere Weise erinnert wurdrn. Der Ostermorgen, eine Osterkantate, gedichtet von Tiedge, in Musik gesetzt von Ne »komm, wurde am Nachmittage deö Char- freitagS unter Mitwirkung einiger anderer Sänger von dem hiesigen Liederkranze und dem durch ei nige auswärtige Musiker verstärkten hiesigen Musik chore aufgeführt. Dem voran ging die Motette: „Jesus meine Zuversicht" von Schicht. Die ernste, in der Hauptsache choralmäßige Be wegung der Motette leitete gemessen und langsam von der ernsten Stimmung des CharfreitagS hinüber »n die Freude des Osterfestes. Das Hohe und Hehre der Auferstehung Christi, das Trostreiche der Hoffnung unsrer Auferstehung, das Liebliche der neu erwachen den Blumen und Keime aber- sprach so herrlich und «haben aus der Musik und Dichtung deS zweiten Stückes, des Ostermorgens, so daß die öffentliche Auf führung dieser Kantate jedenfalls zu einer würdigen Vorbereitung auf das Osterfest sehr geeignet sein mußte. Da nun unter musterhafter Leitung deS Hrn. Rector Nadler und unter gelungener Mitwirkung der Solo- und Chorsänger und der Musiker das Streben zu einem guten Erfolge führte, so war auch der Ein druck auf die Zuhörer ein der Aufführung entsprechen der und würdiger. Wenn wir nun noch hinzusügen, daß sich auch die Mildthätigkeit deS Publikums bei dieser Gelegenheit in der Hauptsache erfreulich bewies, so daß von dem Reinerträge einer Anzahl hiesiger verschämter Armen am ersten Ostertage eine Freude durch Vertheilung desselben bereitet werden konnte, so können wir gewiß in? Sinne Vieler mit Freuden dem Liederkranze unsre vollkommene Anerkennung auSspre- chen und ihm in Zukunft zu ähnlichen Unternehmun gen Glück wünschen! /X AuS Frauenstein, 27, März. In Ihrem Berichte aus Dresden in letzter Nr. Ihrer Zeitung, ist auch der interessante Guano-Diebstahl erzählt und dabei die Vermuthung ausgesprochen, daß die Leute, die dem Bummler den Guano abgekauft, sich herzlich darüber freuen würden, daß derselbe sich im Gefäng nisse erhängt hat; wenn sie diese Freude wirklich sämmtlich gehabt haben, so ist sie wenigstens bei Ei nigen schon zu Wasser geworben; denn eS sind in Folge dieses Diebstahles sogar hier in unserer nächsten Nachbarschaft schon in mehreren Orten Haus suchungen und Beschlagnahmen von Guano vorge nommen worben, und wie man hört, haben sogar schon Verhaftungen von Personen stattgesunden, die ter Mitwissenschaft und Theilnahme an dem Guano- Unterschleif dringend verdächtig sein sollen; woraus sich also mit Gewißheit in Bezug auf das Unentdeckt, bleiben der Mitbetheiligten soviel abnehmen läßt, daß schon sehr nachweisende Anzeigen und Spuren der untersuchenden Behörden vorliegen. Sobald die Ver hältnisse darüber sich etwas mehr aufgeklärt haben und bestimmter angeben lassen, statten wir Ihnen wieder weiteren Bericht ab, über diese, auch für die hiesige Gegend deswegen sehr interessante Unter, su'chung, weil, wie man hört, mehrere sehr wohlhabende und in allgemeiner Achtung stehende Familien mehr oder weniger davon berührt werden. — 29. März. Vom herrlichsten Winterwetter und guter Schlittenbahn begünstigt, wurde heute der hiesige Viehmarkt abgehalten. Allgemein war man hier vorher der Ansicht, daß des vielen Schnees we gen, der allenthalben noch die Straßen ausfüllt, dies mal ein sehr schlechter und wenig besuchter Viehmarkt sein werde, und siehe da, es war gerade das Gegen- theil davon, denn es waren ungewöhnlich viel Pferde und noch mehr Kühe und Ochsen auf dem Markte, von welchen auch viele verkauft und gut bezahlt wur den; so daß sich der Markt als ein sehr gut ausge fallener herausstellt. Augenscheinlich waren eine große Menge Fremder, nur durch das schöne Wetter bewegt,