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die Zinsen, die ein entsprechendes Scheunen-Gedände jähr« lich absorbiren würde? Wf 32) H aben sich bemerkenSwerthe Erfahrungen in Be ziehung auf das landwirtschaftliche Bauwesen überhaupt, insbesondere aber aus die Bedachung derselben in neue rer Zeit ergeben? Welche Vortheile oder Nachtheile find hierbei zu erkennen gewesen? Auf Grund deS in der ersten diesjährigen Ver sammlung unseres landwirtschaftlichen Vereins ge faßten Beschlusses ergeht hierdurch an die Mitglieder desselben die Aufforderung, Sich der Beantwortung Fieser Fragen, entweder inSgesammt, oder doch ein zelner derselben zu unterziehen und diese Beantwor tungen schriftlich an den Vorstand des Vereins, Erb richt» Jungnückel zu Reinholdshain, einzureichen. Daö Direktorium deS landwirtschaftlichen Vereins der Umgegend von Dippoldiswalde. Die Brautfcharr. -aunige Erzählung von Ferdinand Stolle. (Fortsetzung.) Ich blickte mich um, ob etwa der martialische Hauptmann in der Nähe, und da ich mich allein befand, fuhr ich giftig heraus: „In der Thal, mein Fräuütn, Sie spielen ein evleS Spiel, doch bedaure ich, an dieser Spielparthie künftig keinen Theil nehmen zu können, da ich durch aus keine Lust verspüre, die Rolle deS Strohmannes zu übernehmen." „Mit diesen Worten machte ich eine kurze Verbeu gung und verließ schleunigst daS Zimmer." „„Eduard! Eduard!"" tönte Emilien'S Stimme hinter mir her, aber nichts konnte mich zurückhalten. Ich stürmte fort mit dem festen Vorsätze, dieses HauS augenblicklich und zwar für immer zu verlassen. Von dem Gasthofe aus wollte ich Herrn Wolbrecht meine Abreise in ein paar Zeilen zu wissen thun; da kam mir der verwünschte Hauptmann in den Sim, Mik dem ich noch eine Ehrensache abzumachen hatte. Mein Entschluß war bald gefaßt, auch diesen wollte ich vom Gasthause aus schreiben, daß ich für ein Rendezvous bereit stände." „Ich stürmte in den Hof hinab und wieder durch den Park, um auf dem nächsten Wege nach dem Gast bause zu gelangen. Ich verwünschte die Brautfahrr, Emilien, den Hauptmann von ganzem Herzen, als rch plötzlich, wie vom Blitze getroffen, stehen blieb und ganz deutlich fühlte, wie das Blut mir allmählig in den Adern zu gerinnen anfängt. Fieberfrost packt mich, die Haare, so viel ich von diesem Artikel besaß, sträu ben sich empor — mitten im Hauptgange des Parks kommt mir — Emilie entgegen." „Das halt' ich für meine ewige Freigeisterei; ich zählte mich seit je zu den Aufgeklärten; als nüchter ner Kantianer hatte ich stets über Geistererscheinungen, Visionen, Ahnungen, Anzeichen gespottet nach Herzens lust; jetzt war ich mit Einemmale total aus dem Felde geschlagen; denn die leibhaftige Emilie, der ich so eben auf ihrem eignen Zimmer den Terr gelesen, konnte daS Wesen nicht sein, welches mir im Hauptgange entgegen promenirte; und gleichwohl war sie eS, das selbe himmelblaue Kleid, dieselbe Farbe deS Gürtels, dieselben Locken, dasselbe himmlische Antlitz; also w<w sie doppelt, also war eS ihr Geist, oder ich hatte mich mit einem fGeiste herumgezankl und mein dermaligr-' vis L vis war die wahrhafte ordentliche Emilie." „Ich gehörte eigentlich nicht zu den furchtsamen Leuten, aber an meiner Stelle hätte rin Roland Reis- aus genommen; bei dem verzweifelten Wesen im Haupt gange mochte ich nicht vorbei, und wenn man mir sonst was geboten hätte; das mußte ja ein desperater Geist sein, der am hellerlichten Tage, die Sonne konnte gar nicht klarer scheinen, aus belebte« Pfade auf. und abmarschirte. Ich hielt «S daher am gerathensten, um zukehren und trabte zähneklappernd nach dem Herren hause zurück." „Hier kam mir Herr Wolbrecht, den meine plötz liche Flucht nicht wenig in Schrecken gesetzt hatte, ei« ligst enigegen. Als er mein kreideweißes Gesicht er blickte, erschrak er noch mehr." „„Um Himmelswillen, theuerstcr Freund,"" frug er, „„was »st vorgefallen. Ihnen muß etwas Außer ordentliches widerfahren sein?" „Allerdings," stotterte ich, „daö ist es auch. Da bei blickte ich mich scheu nach dem Park« um, ob mir eiwa der Geist EmilienS bis in den Menschen beleb ten Hofraum nachmalschikt sei. Da ich jedoch nichts erblickte, ward ich etwas gefaßter, ergriff Herrn Wolb- rechl krampshaft am Arme und frug, ob mir zu sprechen erlaubt sel?" „„Immerzu, immerzu,"" ermunterte der Gefragte, „„ich liege ja auf der Folter der Neugier."" Nun machte ich dem Herrn Wolbrecht durchau- kein Gchelmniß von den Geistern, Vie sich aus seinem Terriiocium erblicken ließen. Ich erzählte ihm haar- klein das ganze Abenteuer; nur von einem früheren Verhäliniß zu Emilien, und von ihrer Untreue sagte ich NlchlS." „Herr Wolbrecht hatte die ganze Relation de« außerordentlichen Begebenheit mit angehört. Er blieb nichtsdestoweniger verzweifelt ruhig, faßte, als ich zu Ende war, meine beiten Hände und sprach lächelnd: „„Sie Haden sich dennoch getäuscht, mein lieb» Freund, wenn Sie Geister zu sehen glaubten: das ganze Rälhset löst sich sehr einfach, wenn ich Ihnen sage, baß dec liebe Gott mir zwei Töchter geschenkt har, die, ein wunderbares Spiel der Natur, sich so sprechend ähnlich sehen, da-ß selbst ich ast irre werd» und sie nur an einer kleinen Nüance ihrer Aussprache von einander zu unterscheiden vermag. Einer Grille meiner verstorbenen Frau zu Folge, inuffen die bilden Mädchen auch stet« ganz gleich gekleidet gehen, waS eine Verwechselung noch leichter wacht. Sie heiße« Amalie und Emilie, in der Familie kurzweg Malchen und Milchen. In deren ZiMmer ich Sie üpn vorhin führte, das war meine Emilie, der sie jedoch jetzt im Parke begegnet sind, ist Ämalie unl> MVetlovle ves HauprmannS Thalheim."" „In meinem ganzen Leben hatten nicht so wenige Worte einen so großen Eindruck auf mich hervorge bracht, als die kurze Rede deS Wackern Wolbrecht. Wie Schuppen fiel es mir von den Augen, ich saß im siebenten Himmel; aber zugleich überkam mich Ver zweiflung ob meines Benehmens gegen die, unschul- dlge Emllie." „Vortrefflicher Freund , ries ich, bm Papai des SchwesierpaareS Mit Ungestüm «matMonv, bei Allem, was Ihnen heilig ist, Hochverehrtester, lassen Sw mich noch zwei Worte mit Emilie sprechen. In «n- sbliger Verblendung hielt ich sie für deren Schwester und habe den Engel schwer gekränkt; Sie sollen spä ter Alles erfahren, aber jetzt, ich bms, ich beschwöre Sie, führen St« mich zu Emilien,"