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138 Vdd ab sich dann die Stadtplanke um das Johannis, thal herum bis an den Sächsisch-Baicrschen Bahnhof ziehen wird: . Haymchen, 2V März. Die am 14. d. M. in Freiberg «chgehaltene außerordentliche Generalversamm lung deS Haynicher SteinkohlenbauactienvereinS, bei welcher circa 900 Aktien vertreten waren, hat den ungeschwächten Forlbetrieb deS Baue- beschlossen und zur Herbeischaffung der hierzu nöthigen Geldmittel bas Direktorium ermächtigt: rr) den jetzt sistirten Ver kauf von (noch vorhandenen 980) Aktien wieder zu beginnen, und t>) bei der Staatsregierung um einen Vorschuß von 5000 Thlrn. nachzusuchen, um die Ar beiten nicht ins Stocken gerathen zu sehen. (Dr.J.) Aus dem Gebirge, 19. März. Mittelst eines getriebenen Stollnö werden zur Zeit im böhmischen Dorfe Brandau Steinkohlen zu Tage gefördert. Die zwei Ellen mächtige Wand ist noch nicht ganz rein, das heißt: die Kohle ist mit Schichten von Sand und Schiefer vermischt, weshalb sie beim Brennen viel Zug oder ein starkes Gebläse erfordert. Die Sachverständigen sagen, daß die Brandauer Stein kohle, ganz entschwefelt, der englischen gleich kommen würde. Das eigentliche Flötz oder Lager vermuthet man in einer Teufe von 120 Ellen. Mit dem Boh rer ist man bereits 110 Ellen eingedrungen. Hat man das Hauptlager sündig gemacht, so soll ein Schacht angelegt werden. Von der zu Tage geför derten Kohle wird bereits an Jedermann verkauft. Der Kübel von der geringsten Qualität kostet 3 Ngr., von der bessern 5 Ngr., während die auS dem Plauen- schen Grunde nach Olbernhau gebrachte (allerdings noch bessere) 22 Ngr. der Kübel kostet. -k>* Umgegend Lauenstein, den 20. März. Am heutigen Palmensonntage wurde in unserer, mit Guir- landen festlich geschmückten Kirche zu Lauenstein an 18 Katechumenen die Konfirmation und Einsegnung feier- lichst vollzogen. 8 Knaben und 6 Mädchen kamen auf Lauenstein mit Kratzhammer, und 2 Knaben und 2 Mädchen auf das eingepfarrte Dorf Löwenhain. — Da auf s Neue bei uns der Winter mit Sturm, Schnee und Kälte eingezogen war, so verdient es rühmlichste Erwähnung, daß man an die Stühle der Katechu menen wollene Decken doppelt gelegt hatte und so die Füße derselben nicht auf die kalten Steine kamen, son dern in die gelegten Decken zwiefach eingewickelt wur den. Es werden dadurch die in solcher rauhen Jah reszeit, wie die der Ostern auf unserm Gcbirgökamme gewöhnlich ist, bei der in der Regel nicht eben sehr warmen Kleidung der Kinder, besonders der Mädchen, leicht nachtheiligen Erkältungen möglichst verhütet. Daß mau darum auch die Konfirmation zu einer spä teren und wärmeren Zeit abgehalten wünscht, ist ein von verschiedenen Seiten ausgesprochener Wunsch. — Bei uns schneit eS so'fürchterlich, auch geht ein so heftiger Wind, daß cs mir wohl unmöglich sein wird, bei den frischen Massen Schnee, wie wir sie für die sen Winter noch nicht hatten, Jemanden zu finden, der bis Altenberg zu gehen wagte, um diese Zeilen für das morgen erscheinende Blatt noch zu besorgen. — 22. März. Ich öffne diese Zeilen wieder und füge noch die Bemerkung bei, daß eS auch am gestri gen Tage unaufhörlich geschneit und gestöbert und bei uns alle Wege dermaßen zugeweht hat, daß eS viele Stellen gi'ebt, durch die kein Pferd durchzukommen vermag, und man an diesem heutigen ruhigen Mor- gen sogleich wird Bahne schaufeln müssen, wenn nicht aller Verkehr auch am heutigen Tage ruhen soll. — Aus der Lausitz, 19. März. In Wilthen starb vor Kurzem eine Frau, welche sich bei ihren Lebzeiten sehr ärmlich behalf und sich meist von Al mosen erhielt. Als man nach ihrem Tode den etwa- igen Nachlaß aufnahm, fand man zum allgemeinen Erstaunen, daß die für gänzlich arm gehaltene Ver storbene 90 Thaler in Silber und 200 Thaler in Cas- senbillets hinterließ. Letztere waren ganz vergilbt und sind schon längst außer Cours gesetzt. Mittweida, 20. März. Gestern ereignete sich hier bei der Arretur eines Hanbwerköburschen ein sehr tragischer Fall. Der vor, ungefähr l'/r Jahren we gen Bettelns hier bestrafte und über die Grenze ge- wiesene Webergeselle Albrecht auS PoitSdorf im Her- zogthum Sachsen-Altenburg wurde vom hiesigen Po lizeidiener auf der Rochlitzer Straße unweit der Po- lizeierpedition angehalten und nach seiner Legitimation befragt. Weil Albrecht sich weigerte, fein Wander buch herauSzugeben, und gegen den Poltzeidiener vor gab, es befinde sich auf der Herberge, forderte ihn Letzterer auf, mit ihm auf die Polizeierpedition sich zu begeben. Albrecht suchte jedoch die Flucht zu er greifen, wurde aber vom Polizeidiener eingeholt und festgehalten. Da Ersterer sich mit Gewalt vom Po- lizeidicner loSzureißen suchte, so eilten dem Letztem der GerichtSdiener und ein hiesiger Polizeiwächter W. zu Hilfe. Albrecht widersetzte sich aber auch diesen drei Personen, hieb und stieß wie wüthend um sich herum und versetzte dem Polizeiwächter W. einen solchen Schlag oder Stoß an den Magen, daß Letzterer da von sofort umstürzte und schon nach wenigen Minu ten seinen Geist aufgab. W. war erst einige dreißig Jahre alt und hinterläßt eine Frau und drei kleine Kinder, von denen das jüngste erst sechs Wochen alt ist, und gar kein Vermögen. Albrecht wurde sodann alles Widerstandes ungeachtet wohlgefeffelt zu Arrest gebracht und sofort von der Polizeibehörde an das hiesige Stadtgericht abgegeben, wo er nunmehr feiner Strafe entgegenzusehen hat. Wahrscheinlich mochte derselbe sich der Arretur deshalb entziehen wollen, weil er fürchtete, wieder über die Grenze gewiesen zu werden. Bremen, 19. März. Die beiden letzten Schiffe der deutschen Flotte, daö Dampfschiff „Erzherzog Jo- Hann" und das Dampfschiff „Hansa" sind in der Auktion am 16. d. M. von dem hiesigen Hause W. A. Fritze und Komp, für die Summe von 165,000 Thlr. für eigene Rechnung angekauft und ist die Be stätigung dieses Kaufes von Frankfurt per Telegraph bereits siugetroffen. Bruchsal, 15. März. Die Zahl dex politischen Gefangenen, die sich in Folge der vielen Begnadigun gen bedeutend vermindert hatte, nimmt dadurch, daß sich in jüngster Zeit, viele Flüchtlinge aus der Schweiz freiwillig stellen, wieder mehr zu. Von Geistlichen be findet sich nur noch Pastor Schlatter in unserm Pemu- fylvanischen Gefängniß. Und auch dieser wäre schsn begnadigt worden, wenn er sich zur Eingabe einer Bittschrift verstehen könnte. Auffallend ist es, daß unter den Soldaten, die wegen politischer Vergehen in unserm Zuchthaus«? schmachten, in neuester Zeit so viele Gemüthskrankheiten vorkommen.