Volltext Seite (XML)
Nr. 11. Weißcrih-Zeitung Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Hqudtttonrt» 8. Februar 1858. Irrsnatt weiden mit « Pf. Mr »i, Z«llr berechvi Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch allePepaustals te». Preis pro Quart.lLNgr. Ein unterhaltende- Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Die Fastnacht und Aschermittwoch. Wenn wir bei der Bearbeitung dieses Aussatzes das kirchliche Gebiet ein wenig mit betreten müssen, so sind wir durchaus nicht gemeint, unberufener Weise eine Bußcrmahnung an die geehrten Leser d. Bl. er gehen zu lassen, sondern nur auf unterhaltende Weise zu zeigen, wie die Fastnacht entstand, und da das Blatt auch der Unterhaltung gewidmet ist, so glauben wir dadurch auch nicht seinen Zweck zu verfehlen. — Die Fastenzeit, die bekanntlich der ernsten Vor bereitung auf das Osterfest gewidmet ist, erstreckt sich bis auf den vierzigsten Tag vor Ostern, und man nannte sie auf lateinisch tzurrtrnAesimu, VaS ist der 4V. Tag. Auf diese Zahl fielen die Christen früherer Zeit darum, weil Jesus sich 40 Tage auf sein Lehr amt in der Wüste vorbereitet hatte; noch früher aber hatte man nur 40 Lum den vor Jesu Todesstunde dazu gewählt, und enthielt sich dabei der Fleischspeisen und aller Vergnügungen, aus welchem Grunde wäh rend der Fastenzeit auch alle Hochzeiten untersagt wurden. Die Geistlichen halten nach dem Kirchen» gcsetz 70, die Laien nur 40 Tage zu fasten; auch bestimmte mau diese Zeit noch mit dazu, die Kate chumenen strenger in Zucht und Unterricht zu nehmen. Am Schlüsse deö vierten Jahrhunderts wurde auf die Unterlassung des Fastens schwere Strafe, endlich gar Todesstrafe gelegt. Weil man nun das Fasten als ein Mittel betrachtete, durch das man sich bei Gott etwas zu verdienen können meinte, uitd doch so Manchem, daö Kirchengesetz zu befolgen, schwer fiel, so suchte man sich unmittelbar vor der Fastenzeit schadlos zu halten und ersann daher eine Menge Lustbarkeiten und Vermummungen, die bekanntlich noch heute in katholischen Ländern, in der Faschings oder Cärnevalö-Zeit, wenn auch nicht mehr mit sol cher Ausgelassenheit, gewöhnlich sind. Auch in der lutherischen Kirche findet sich noch ein Ueberrest davon, indem man den Fastnachtö-Dienstag zu einem Tage "er U des Vergnügens macht. Daß daö ei gentliche Fasten bei den Protestanten als Gesetz wegen der eingefuhrten Mißbräuche abgeschafft ist und diese Zeit nm als wichtige Zeit der Men Betrachtung gilt, m welcher auch öffentliche geräuschvolle Ver gnügungen abgestellt, und durch die Reformation auch bei den Katholiken die Fastnachts-Vergnügungen mit unter etwas gesteuert sind/ ist wohl hinlänglich be- kam«. Der darauf folgende Tag, die Aschermittwoch genannt, soll seinen Namen daher haben, weil man an diesem Tage daö Werk der Buße anfing und sich zu diesem Zweck den Kopf mit Aschs bestreute. -h* TageSgefchichte. ** In Nr. 8 d. Bl. hat es einem Anonymus gefallen, in einem aus Altenberg darixten Artikel den Fall einer Körperverletzung zu erzählen und diesen zum Nachtheile des BezirkSarzteS Herrn Hr. Lechla auSzubeuten. Insofern nun ich hierbei genannt bin, der ich gegen eine Ehre, die auf ein Unrecht gegen einen andern Arzt sich stützt, ganz entschieden prote- stire, finde ich mich veranlaßt, dey specieken Sachver halt des bereglen Falle« hiermit vorzuleaen und zu besprechen. Am 21. vor. Mon, ward ich, bei Anwesenheit in Altenberg, vom Herrn Buchbinder Mstr. Schenk zu dessen Kinde berufen, mit dem Bemerken, daß das? selbe den Arm gebrochen habe, und daß ich dey h«- reitö herbeigeholten Herrn Amtswundarzt Kaden, .weil derselbe hochbejahrt sei, bei dem etwa Erforderlichen unterstützen möchte. Nach der hierauf auch von mir vorgenominenen Untersuchung deö im Ellbogengelenke verletzten 4jährigen Knaben verständigte ich mich, da die Eltern des Kindes mich um Mittheilung meines Untersuchungsbefundes nicht angingen, lediglich mit dem anwesenden Herrn A. K, in der ärztlichen Kunst sprache und billigte dessen Plan, einen Schrenenver- band anzulegen, wobei ich jedoch diese Verführung«* weise keineswegs als die einzig und allein anwend bare erachtete, sondern vielmehr überzeugt bin, daß auch die vom Herrn 1)r. L. gleich anfänglich in Ge brauch gezogene Gelenkumwickelung, von der ich lei der nicht rechtzeitig Kenntniß erhielt, denselben Heil erfolg herbeigeführt haben würde. Erst im Verlaufe der Angelegenheit ward mir gesagt, daß Herr Ur. L. zuerst zu dem Kranken berufen worden sei Und ge meint habe: es sei weiter Nichts, wogegen ich ohngefähr acht Tage später in Erfahrung gebracht habe, daß Herr Ur. L., wie den Angehörigen deS Kranken doch wohl bekannt gewesen, eine Verren kung der Speicheröhre vorgefunden und reducirt hat. Wenn nun unter solchen Umständsy, namentlich bei der Unkenntniß der dem späteren Krank- hestsverhalt vorhergegangenen Reduktion einer Ver renkung, eine Meinungsverschiedenheit unter den be treffenden Aerzien entstanden zu sein scheint, so ist dieses esn Ereigniß, wie solche« in allen Fachwissen schaften bei Beurtheilung schwieriger Gegenstände oft vorzukommen pflegt, aber keinem der dissentirenden Fachgenoffen zum Lobe oder-zum Tadel angerechnet werden kann, Ferdinand Müller, pract. Arzk.