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98 erwarten, daß diesen Borträgen eine recht lebhafte Theilnahme sich zuwenven werde. — Die Eächs. Constit. Zeitung schreibt aus Dresden vom 23. Februar: Heute wurden einige Herren, die Kalabreser hüte trugen, von Polizei beamten angehalten und in einer — wie anerkannt werden muß — sehr schonenden Weise um Namen und Wohnuilg befragt. Dem Vernehmen nach ist nämlich die Weisung ergangen, daß Abzeichen, die einer politischen Deutung unterliegen können, nicht gestattet werden sollen und die betreffenden Herren daher wahrscheinlich eine demgemäße Weisung erhalten. Frankfurt a. M., 22. Febr. Nach den bestimm testen Mittheilungen von gut unterrichteter Seite steht ein gemeinschaftlicher Antrag Oesterreichs und Preu ßens bei der Bundesversammlung, eine eindringliche Vorstellung an das englische Cab in et und den eidgenössischen Bundesrath gegen den Miß brauch desAsylrechtS in England und der Schweiz zu erlassen und wirksame Abhülfe hiergegen zu ver langen, in nächster Aussicht. Eine frühere ähnliche Aufforderung war in England ohne Erfolg geblie ben. Man glaubt jetzt erwarten zu dürfen, daß die vereinten Vorstellungen der continentalen Mächte nicht wirkungslos sein werden. Hamburg, 22. Februar. Der Hamb. Corresp. bringt im amtlichen Theile folgende Bekanntmachung: „Nachdem durch verfassungsmäßigen Beschluß die den sogenannten Dcutschkatholiken am 31. März 1848 ertheilte Concesfion zurückgenommen und solches dem Vorstande dieser bisherigen Gemeinde angezeigt ist, so bringt E. H. Rath dies hierdurch zur öffent lichen Kunde." Wien. Nach erfolgter vollständiger Genesung Sr. Maj. des Kaisers wird in der St Stephans- kirche ein Hochamt mit l'o I)oum abgehallen, welchem auch der Kaiser beiwohnen wird. Der erste Gang deS Monarchen aus der k. k. Hofburg wird in diese Kirche sein. — Heute ist eine zahlreiche Deputation des böhmischen, sowie eine Deputation deS ungarischen Adels hier angekommen, um Sr. Maj. dem Kaiser eine Ergebenheits- und Beglückwünschungsadresse zu überreichen. — Seit Sonnabend brachte der Telegraph beinahe ununterbrochen eine Hofdepesche nach der an dern von allen Höfen an Se. Maj. den Kaiser. Aste enthielten tiefes Bedauern und innigste Beglück wünschung. Der Kaiser Napoleon hatte die Depesche im Telegraphenamte eingenhändig erpedirt. Auch die Beglückwünschungsschreiben treffen durch besondere Couriere ein. Die meisten Gesandtschaften erhielten Auftrag, über das Befinden Sr. Maj. täglich zwei mal zu berichten. — Wie aus Wien geschrieben wird, behauptet der Mörder im Verhör, er habe keine Mitschuldigen, und habe schon im Jahre 1850 den festen Entschluß gefaßt, das Attentat auszuführen, „um zu zeigen, was ein Ungar für sein von Gendarmen und der Polizei -unterdrücktes Vaterland zu thun im Stande sei." „Seit acht Tagen", sagte er ferner aus, „bin ich täglich nach der Bastei spazieren gegangen, in der Hoffnung, dem Kaiser zu begegnen. Meine Absicht war jedoch nicht, ihn zu tödten; ich wollte ihn nur verwunden. Ich fürchte nichts." — Der Kasseler Zeitung schreibt man aus Wien unter Anderm: Ohne ein von der nächsten Wache herbeieilendeS Piket würde das schnell sich sammelnde Volk den Meuchelmörder in Stücke gerissen haben. Als ihn die Soldaten in die Milte nahmen und ab führten^ waren bereits sein Gesicht zerkratzt und seine Zähne eingcschlagen. — Sonntag, 27. Februar, 9 Uhr Morgens. Se. Maj. der Kaiser haben die verflossene Nacht gut verbrach: und fühlen Sich seit dem Erwachen gestärkt. Nachdem die eingetretene Erleichterung seit 26 Stun den anhält, werden jetzt nur zwei Bülletinö des Lags ausgegeben. In Pesth sind, wie von dort der Allgemeinen Zeitung geschrieben wird, auf die Nachricht von dem Attentat auf den Kaiser zahlreiche Verhaftungen vorgenommen worden. Unter andern wurden noch spät auf der Eisenbahn fünf Individuen verhaftet und nach Wien zurückgebracht. Nach einer angelang ten telegraphischen Depesche sollen sic am Complotte Lebcnh'ö betheiligt sein. Schon vor drei Tagen wur. den mehrere Individuen festgenommen. An mehren Häusern fand man Kossuth'sche Proklamationen an geschlagen; sie sollen eingeschwärzt worden sein auf gefärbten Tüchern, die nach einmaliger Reinigung durch die Wäsche die vorhin nicht sichtbar gewesene Schrift aufwiesen. Die Stimmung in Pesth ist ge drückt genug. Große militärische Vorsichtsmaßregeln sind getroffen. Mailand, 15. Febr. Seit jenem Mörderanfall herrscht in und um Mailand die vollkommenste Ruhe. Das ganze Unternehmen scheint von Mazzini geleitet worden zu sein. Große Summen sind verwendet worden, um so zahlreiche Banditen zu erkaufen. Um 2 Uhr Mittags sollten sämmtliche Offiziere am Corso und eben so die im Cafs Mazza Anwensenden nie dergemacht werden. Zugleich sollte die Burg mit der daselbst befindlichen Hauptwache überfallen und er stürmt werden. Hierdurch hoffte man Waffen zu be kommen und dem Unternehmen eine weitere Ausdeh nung zu geben. Die Anzahl ^der Banditen ist bis jetzt nicht näher bekannt. Wie bedeutend sie aber gewesen sei, mag man daraus schließen, daß allein 700 zur Erstürmung deS Fort Tosa bestimmt waren. Freilich fanden sich von diesen nur 70 ei», und diesen entfiel der Muth. Ein junger Graf, den man sonst täglich auf prachtvollen Pferden über den Corso reiten sah, hatte allein 8000 Stilette bestellt. Er bot dem Gendarmeriewachtmeister, welcher ihn verhaftete, für seine Freilassung eine Lade voll Goldstücke, die con- fiScirt und im Wcrthe von 40,000 Fr. gefunden wurden. Gleich am nächsten Mittag wurden sechs der erwiesensten Verbrecher erhängt. Hundert und einige achtzig der Banditen wurden eingefangen; 45 wurden gleich am nächsten Morgen als völlig über wiesen erkannt. Gewöhnlich — im Einklage mit der infamen Proklamation Kossuths, welche zugleich mit der von Mazzini erschien, (in beiden wird den Ungarn und den Italienern angerathen, gemeinschaftliche Sache zu machen) — hatten die Mörder gefragt: „8it!to IInAiwoss?" und stießen den schon Entwaffneten nie der, wenn er „nein" ober nichts antwortete. Gleich nach dem Ueberfall der Posten auf der Hauptwache stürzte die gestimmte Wachmannschaft heraus und hieb in die Mörder ein, wobei allein der Compagnie-