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«r 1« Wcißeritz-Zeitung 25. /eöruar 1859. JxsttStr werd«» mit 8 Pf. für »te Z«il« berechn,« und in «ll«» Expedlti»»«» angenommen. iSrscheint Dienstag» und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal- «en. Preis l>ro Duart. lüNgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Die Entstehung -er Bußtage. Wir erlauben uns heute wieder einmal, die Auf merksamkeit unserer Leser auf einen Gegenstand hin zulenken, welcher das kirchliche Gebiet berührt, indem wir zur Unterhaltung die geschichtliche Entstehung der Bußtage mittheilen. — Früher feierte unsere Kirche in Sachsen, und zwar bis zum Jahre 1830, jährlich drei Bußtage, und zwar einen in der Fastenzeit, einen im Juni und einen am Ende des Kirchenjahres, nämlich am Freitag vor dem letzten Sonntag nach Trinitatis. Bekanntlich ist der, welcher im Juni fiel, aufgehoben worden. ES wurden diese Bußtage m jener SchreckenSzeit eingesetzt, in welcher die Türken, die Feinde und Verächter des christlichen Glaubens, mörderische Einfälle in unser deutsches Vaterland unternahmen. Dieselben wurden als eine Züchtigung Gottes betrachtet, man demüthigte sich vor ihm und nahm zu Fasten und Beten seine Zuflucht. Die hei ligste Stille ward an diesen Tagen angeordnet. Man ging in Trauerkleidern zur Kirche, hörte Bußpredig ten, sang Bußlieder und besonders den Buß-, Klag, und Bittgesang, die Litanei genannt, und betete knie- end das Vaterunser nebst dem Anfang deS 5. PsalmS unter dem dreifachen Anschläge mit der Betglocke. Roch gegenwärtig ist das Alles Kirchen-Ordnung, doch ist auS natürlichen Gründen in den Litaneien dec neuen Gesangbücher die Bittformel: „Behüt' uns vor den Türken und vor dem Papste", gestrichen worden. — Auch beim täglichen Anschlag der Bet glocke'nach dem Lauten war eS Sitte der Väter, ein stilles Gebet zum dreieinigen Gott zu schicken, und ist die Entstehung dieses Gebrauches mit der der Buß tage gleichen Ursprungs. Tagesgeschichte. II Dresden, den 22 Febr. Das gegen deck Kaiser von Oesterreich unternommene Attentat er regt auch hier in den höchsten und niedrigsten Krei sen tue gerechteste Entrüstung. Man weiß nicht, ob mehr die Niederträchtigkeit oder die Dummheit solcher Menschen anstaunen soll, die so etwas begehen. Denn lst eS nur zu bekannt, daß man in den Krei sen jener unverbesserlichen Demokratie, welche ledig lich für die Erreichung selbstsüchtiger Zwecke kämpft, selbst das scheußlichste Mittel nicht zu schlecht findet, um unter der Aegide alberner WeltbeglückungStheo- »ien überall hin den Eaamen der Zwietracht und deS Hasses zu streuen, so kann man dabei immer nicht begreifen, wie Menschen, die vielleicht kaum ihren Ramen schreiben und nicht den entferntesten Begriff von dem haben können, was dem StaatSorganiSmuS und dem Wohle des Ganzen wahrhaft frommt, sich anmaßen dürfen, politische Gründe zum Deckman tel ihrer Schandthaten anzugeben. WaS weiß denn z. B. so eine Schneiderseele von 22 Jahren, wie die ser Ungar, davon, was zum Wohl oder Wehe de- großen StaatencolosseS dient, den jener vortreffliche junge Kaiser mit kräftiger Hand regiert? Hat er die tiefe Einsicht, welche zu einer derartigen Beurtheilung gehört, sich hinter der Nähnadel erworben? DaS sind die edeln Früchte jener leidigen Selbstüberhebung, zu welcher man in den vergangenen Jahren deS politi schen Schwindels die Heranwachsende Generation sy stematisch auferzog! Gott bessere das und lasse so traurige Zeiten nicht wieder kommen! — Die Zei> chen der Zeit werden immer ernster, und zunächst dürften eö wohl die türkischen Verwickelungen sein, welche eine ausgedehntere Kampfbereitschaft auch i» den übrigen Staaten Europa'S nöthja machen dürf ten. Man spricht, deshalb hier vielfach von einer bald bevorstehenden Mobilisirung der Armee. Mel- leicht spukt diese aber weniger in der Wirklichkeit, al- in den Köpfen Derer, welchen Beruf Und kriegerische» Thatendrang sie wünschen läßt^ — Der tüchtige Schneefall Hal auch bei uns überall ein regere- Leben hervorgebracht, und mancher wunderlievlich« herrschaftliche Schlitten, aber auch manches alterthüm- liche Geröll aus der hintersten Rumpelkammer ist wi« mit einem Zauberschlag zu Tage gefördert worden. Die Droschken sind zum großen Theile verschwunden, und die bedächtigen altersgrauen Rosinanten her küh nen Wagenlenker im braunen Carbonarihute nehmen sich zuweilen vor dem leichtsinnigen Rennschlitten ganz possirlich aus. Ihr Anblick erinnert mich immer an die runzlige Matrone aus Anno Tobak, die mit ih ren steifen Gliedern auf einem frischgebohnten Saale tanzen soll! — Von dem obigen Attentate auf den österreichischen Kaiser komme ich schließlich auf ein anderes, waS vor Kurzem auf das kostbare Leben de- berühmten Restaurateur FelSner Hierselbst verübt worden sein soll. Man erzählte, er habe Abend- bei'm Niederlegen einen Dieb unter seinem Bette go« wittert, Leute herzugeholt und sich des Unholde- glück lich bemächtigt. Vielleicht hat die fliegende Käma diese welterfchütternde Nachricht auch schon zu den Ohren mancher Ihrer Leser gebracht. « Ich woM vo» einigen Tagen Herrn FelSner eine deöfallsige Glückwunschadreffe zu Füßen legen, erfuhr aber, daß --- die ganze Geschichte eine „Ente^ sei, Frankfurt a. M-, Itz. Febr. Die Bundes versammlung hat sich in ihrer legten Sitzung mit der