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sich der gute Schulmeister plötzlich selber — da sind ja schon vier Thaler zu viel gerechnet, woher sollen denn die kommen, und ein Thaler muß ja auf alle Fälle noch der Jonathan haben, mein Jonathan, mein bester Schüler, der, will'S Goit, einmak mein Nach» folger im Amte werden soll, und, wenn er nicht sei nen Thaler monatlich nach Hause bringt, von seinem harten Vater Gänse.Hüten geschickt wird! Ach, Friede feld, alter Rechnenmeister, wie hast Du dich da ver. hauen! Sieben Thaler drüber! Sieben Thaler! Und läßt sich nirgends auch nur ein Groschen abknapsen! Ursula, Frieder, Wittwe Seiler, Bartels, Staumann — sie brauchen'« Alle, müssen'S haben! Und der Here Amtmann — und der Müller — und mein Bis chen tägliches Esten — es geht und geht nicht, da kann ich nichts abziehen, außer aber ich brauche sie so nöthig, die neuen Schuhe und Manchesterncn," sichte er mit unsicherer, schwankender Stimme hinzu; "kann wahrhasua mit den alten nicht mehr gehen — sind schon gar zu sehr abgenutzt und abgetragen! Es geht nicht mehr, wahrhasiig nicht!" „Warum aber nicht?" sügle er nach einem Weil chen entschlossen hinzu. „Ein Vierteljahr ist bald herum, und so lange, wenn ich mich recht in Acht nehm« und die alten Schuhe noch einmal flicke, so lange müssen sie noch aushalten! die armen Leute brauchen'S nöthiger, als ick! Fort mit den Manche- sternen und den Schuhen! Die Armuth dars nicht Roth lMrn, und ich grauer Narr brauchte nicht auf meine alten Tage eitel zu werben und den Stutzer zu spie- len! frisch an'S Werk! Wer schnell hilft, hilft doppelt!^ (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. In dem meintngenschen, eine Stunde von Naum burg entfernten Dorfe Boblas ereignete sich in diesen Tagen ein Unglücks fall, der seltsam und schrecklich zugleich ist. Der fünfzehnjährige Sohn eines dortigen Einwohners, welcher hei einem Schuhmacher in der Nähe in der Lehre stand, bekam den Ausschlag und kehrte behufs seiner Heilung in das älterliche HauS zurück. Anstatt nun daß der Vater denselben nach Jena in die Klinlk schickt, um in kurzer Zelt und mit wenig Kosten geheilt zu werden, oder sonst einen Arzt gebraucht, verfällt'der Vater selbst auf ei» Mittel, seinen Sohn von der Krankheit zu befreien. Am zweiten WeihnachtSfcicrtage heizt er den Back- oftn, in dem vorher schon zwei Tage stark gebacken worden war, und steckt seinen kranken Sohn hinein, um auf diese Weise den Ausschlag völlig zum Durchbruch« zu bringen. Als aber der Backofen wieder geöffnet wird, zieht man den Sohn todt heraus, und zwar an einzelnen Thcilcn verbrannt. Am 29. Decbr. hät feine Beerdigung und zugleich die Einziehung des Vaters stattgcfundeu. Weiteres ist bis jetzt noch nicht bekannt geworden. Iw der Nacht vom 21. v. M. gegen 12 Uhr revidirte der Gestngenwärter S. in Schrimm (Preußen) die Gefäng nisse. Als er eins aufschloß , in welchem sich mehrere wegen Mordes angeklagte Individuen befanden, ergriffen ihn diese so fort, verstopften mit einem Tuche seinen Mund und banden ihm Hände und Küße mit Gtrohscilcn fest zusammen, die zu der schlechtem That 'kurz vorher waren gefertigt worden. Gleich nachdem S. geknebelt und in einen Winkel geworfen war, kam der Hilfswärter, welcher für die Nachtzeit zur Bewachung der Gefängnisse besonders angestcllt ist. Dtestr hatte den Hilferuf -es SrfangenwärterS gehört, doch, so wie er in das Gcfängniß toaif hatte er dasselbe Schicksal, ward geknebelt und durch Vcr- -apfltitA deS Mundes sogleich zum Schweigen gebracht. Hier auf ergriffen die Verbrecher die Schlüssel zu den Gefängnisse»' schlosse» die nächsten auf und beredeten die Jnhaftaten zurFlucht. Einer von diesen war heimlich voraus- und die Treppe hinunter gesprungen, weckte die Frau und die Kinder des S. und machte " Lärm. Ein Sohn des S., etne Knabe von 13 Jahren, lief eilig den Gang nach dem Gefängnisse zu, wo seist Vater, wie er schon glaubte, ermordet sei; allein schon kamen ihm die Ge fangenen, 13 an der Zahl, entgegen und versuchten eiligen Schrittes die Treppt zu erreichen, die nach unten führt und sonst durch eine Gitterthür gesperrt wird. Wenn die Verbrecher die Trepp« erreicht hätte«, so würde» sie bei «twaS Behutsamkeit und Schlauheit auch entkommen sein; allein der Knabe hatt« Geistesgegenwart genug, eilig zuriickzulaufen und die Treppe durch die starke Thür zu versperren. Da sich die Bösewichte so nahe am Ziele plötzlich aufgchalten sahen, kehrten sie zähne knirschend in ihre Gefängnisse zurück und legten sich so ruhig nieder, als wär« nichts, vorgefallen. Mittlerweile war Lärm geworden und auch dieDürgerwache heraufgekommen, die schnell die beiden Gebundenen befreite; der Gefangenwärter S. war dem Ersticken nahe und konnte erst nach längerer Zeit zur Be sinnung gebracht werden. Die Verbrecher, welche sich schlafend stellten und erst aufgerüttelt werden mußten, leugnete» hartd näckiz ihre That und zeigten sich verwundert darüber, daß i» ihrem Gefängnisse zwei Männer gebunden worden wären. Mai hat diese 13 Gefangenen geschlossen in engern Verwahrsam gebracht und werden sie ihrer Strafe nicht entgehen. Mittheilnngen über die Verhandlungen der Stadtverordneten in Dippoldiswalde. Sechsundzwanzigste Sitzung, am 10. Dee. 1852. Anwesend: die Stadtverordneten Müller, Vorsitzender; Marbach, Richter, Cuno, Riedel, Herklotz, die Stellvertreter Frosch, Thömel. 1) Der Stadtrath theilt mit, daß die Stadtgemcinde in einer ganz geringfügigen Rechtssache zu Erstattung aller über lv Thlr. betragenden Proceßkostcn verurthctlt worden sei, und hat deren Bezahlung aus der FeuergeräthSkasse beschlossen. Diesem Beschlüsse tritt man bei, kann aber, da der Klag gegenstand ohngefähr nur 7 Thlr. betragen hat, nicht unbe merkt lassen, daß, bevor zur Klagerhebung in solchen Fällen verschrttten wird, mit der größten Sorgfalt das Sachverhältniß geprüft werde, damit sich derartige Ausgaben nicht wiederholen. 2) Man tritt ferner dem Stadtrath Lei, wegen Auflösung deS Erbpachtsverhältnisses hinsichtlich der beiden ohnfcrn Nein- holdShapn gelegenen Teiche mit dem fiskalischen Beauftragten in weitere Unterhandlungen zu treten, wünscht jedoch nicht die Baarzahlung des AblösungScapitals, sondern dessen Ueberwei- sung auf die Landrcntcnbank. 3) Fuhr man forr in der Besprechung über diejenigen Geschäfte des StadtratheS, welche bereits früher zu ordnen gewesen, in der neuern Zeit aber auch keinen Fortgang gefunden haben, und ersucht den Stadtrath um Auskunft 1) über de» Stand deS geistlichen Lehn und Kastens, welcher, soviel man wisse, vor einigen Jahren schon die an ihn gestellten Ansprüche nicht mehr zu befriedigen vermocht; 2) über den Stand der aufgenommenen Darlehne zu Aus führung deS im Jahre 1841 unternommenen inner» Ausbaues der hiesigen Stadtkirche und waS zu deren Rück zahlung geschehen sei; 3) wie weit die Besetzung des GlöcknerdienstcS vorgeschriten sei. 4) Ueber einen in Lieser Sitzung verhandelten Gegenstand