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— Neber das Rauchen auf der Straße. ,Mie ich aus einer Bekanntmachung Ihres Jirstlz- amteS ersehen, so ist in der AmtSlandschast Dippol- , diswalde das öffentliche Rauchen auch auf den Stra ßen der Stadt untersagt worden. Auf die Gefahr hin, dqß vielleicht Mancher von Ihren Lesern mit mir nicht einverstanden sein und mir ein scheeles Gesicht machen könnte, spreche ich hiermit unverhohlen meine Freude über die Erlassung, tiefes Verbotes aus und drücke dem Herrn Amtmann im Geiste die Hand für diese Wiederberufung des Anstandes und der guten Sitte. Man wird diese Maßregel vielleicht als einen abermaligen Ausfluß der Neaction, als das Zurück- ziehen einer theuern „Errungenschaft" aus einer gold- nen Zeit bezeichnen. Ganz egal, Herr Amtmann, Sie haben es brav gemacht, und ich wollte, Ihre Herren College» folgten Ihrem Beispiel überall nach, denn diese Ungezogenheit, die mit dem Rauchen auf der Straße getrieben wird, diese tadelnswerkhe Selbst überhebung , mit welcher man selbst bei dem Begeg nen mit verdienstvollen und hochstehenden Männern seinen infamen Kreller schmaucht, diese Unverschämt heit, mit welcher man sogar in die Wohnungen an ständiger Leute mit der brennenden Cigarre tritt, ja dort, gleich als ob man sich in einer Bierkneipe be fände, in der feinsten Stube forrzuqualmen sich er frecht, übersteigt nachgerade alle Grenzen; ja, ich habe sogar sehen müssen, daß ungezogene Bengel mit der brennenden Cigarre selbst in Vie Vorhallen des Got teshauses und auf die Emporkirchen gelaufen sind. Gestattete die Polizei das Rauchen aus der Straße nichMo könnten solche Scenen gar nicht vorkommen; aber Gelegenheit macht Diebe. Wenn es freilich schlimm genug ist, daß unsre so g> bildet sein wollende Gegenwart in allen diesen Beziehungen nicht mehr Takt zu beobachten versteht, so wird es nun endlich wieder Zeit, daß die Behörden einschreiten und ihre bessere Einsicht in die Wagschale legen gegen solche Unsitte und Entartung. Ich und Viele, wir lassen die Frage über die Ursachen des Verbotes als eine ganz einflußlose auf sich beruhen; unbestreitbar ist die mit dem öffentlichen Rauchen verbundene Gefahr eine sehr untergeordnete; sie mag aber immer als die nächste Veranlassung zu polizeilichem Einschreiten von uns anerkannt werden; unö steht die Frage der Schick lichkeit, der Rücksichtnahme gegen Andere höher; für unS ist selbst die nationalökonomische eine weit wich tigere: denn welche Unmassen von Cigarren werben ungeraucht, welches Geld wird dafür in den Taschen der Leute bleiben, wenn nicht mehr an allen Orten und Enden gequalmt werben darf! Dippoldiswalde allein wird nun freilich das Kraut noch nicht fett machen; aber wir nehmen das Geschehene dankbar als eine Abschlagszahlung auf einen lange eredidirten Geduldposten hin, und hoffen, «S werde diese Maß regel Ihres Justizamles nicht eine vereinzelte bleiben. Ist aber schon das Rauchen der Privatpersonen auf der Straße als ein ganz unpassendes Sichgehenlassen, als eine mit dem Gaste wahrer Humanität in Wi derspruch stehende Nonchalance zu betrachten, so ist Betrachtungen beim Beginn -es Jahres L8SS.) So stehen wir denn auf der Zinne eines neuen , Jahres und schauen emsig, wie der treue Pilot Huf seinem Maste, nach dem fernen Horizont des^o» üst- sern Blicken in tiefer Dämmerung liegenden Jahres. Wir möchten heute gern erspähen, ob der große Tckg des neuen Jahres ein heitrer oder ein trüber sein wird, oder ob sich die dünnen Wölket» am westlichen Horizont verdichten werden zu finstrer Gewitternacht, welche durch blendende Blitzstrahlen unterbrochen und *) Konnte leider In der vorigen, ersten Nummer dieses Jahres aus Mangel an Kaum nicht mehr ausgenommen wer den. ' V. Rt»t zeige: Wir haben Grund zu der Annahme, daß in im öffentlichen Dienst«, namentlich den Organen Ver der ersten Hälfte des Aprils ein Ereigniß zu erwart Polizei und der uniformirten Soldateska der Kall, ten steht, durch welches die königliche Familie Ich kann mir nichts Ordnungswidriges- NNd Un tinen Zuwachs erhalten wird. O passenderes denken, als «inen Mann in Uniform, der London. Mehre Blätter enthalten folgende An- dies noch in einem wett höheren Grade bei -eUlen zeige: Wir haben Grund zu der Annahme, baß in im öffentlichen Dienst«, namentlich den Organen Ver Ich kann mir nichts Ordnungswidriges- NNd Un passendere- denken,, als einen Mann in Uniform, de» zu jeder Zeit als Diener VeS Gesetzes dasteht, zu je dem Augenblicke dasselbe zu vollstrecken bereit fein muß, mit der Cigarre oder gar mit der Pfeife im Munde auf den Straßen wandeln zu sehen! Geschieht dieß in seiner Behausung, wo er sich gehen lassen darf, oder bei einer fortgesetzten Thätigkett, Vir ihn an Eine Stelle bindet, oder auf dem Marsche und dergl. m., so läßt sich dagegen gar nichts eimvenden. Aber liegt denn nicht schon darin «ine Ceasur dös Unschicklichen, ein Beweis, daß die Vorgesetzten das - Unpassende richtig herausgefühlt haben, wenn der Niedere bei dem Begegnest mit ihm. Vie Warr« zvr Seile nehmen, im eigentlichsten Einste de-Won«S die Pfeife einziehen muß? — Wie Viele aber giebt es, namentlich Damen, Kranke, Leidende U. s. denen der Tabaksrauch zuwider und unerträglich ist, vollends wenn sie in Wolken von Limburger und fstttf« tem Heinrich kommen — wie unangenehm ist flik diese jene Unsitte! An Orte zu gehen, wo geraucht wird, das können sie vermeiden; um den schmauchenden Holz- speller, Maurer oder Handlanger könnest sie Vest nö- chigen Bogen beschreiben; aber die Cigarromastit stuf drr Straße lauert an jeder Ecke, auf jedem.Pflaster steine; die schmauchenden Heroen mit und ohne Schurz fell, in Burnus und Leinjacke, mit Groschen- und Pfennigcigarren sind allenthalben die Unvernmdttchest. Es kann sein, Sie theilen meine Ansicht Nicht, Herr Redakteur; denn ich weiß, daß eS sehr Piele giebt, die das Gestatten des Rauchen- auf der Straße, vertheidigen. Dem möge nun sein, wie ihm wolle, ein öffentliches Matt ist nicht bloS Repräsentant der Meinung des Redartenrs, sondern auch der Meinung Anderer, damit eben die öffentliche Meinung sich cvst- solidire und zu Tage trete, und darum gestatten Sie nur dieser wohlgemeinten Erpeetvration einige Spalten. Dem Vernehmen nach steht übrigens dic baldige Erlassung eines Rauchverbots gegen die Mitglieder der Armee sehr nahe bevor, und ich wittere Morgen luft, daß diesem Verbot gegen eine bestimmt« Kategorie der Staatsbürger des Elasten dann auch einzweit«- für die Allgemeinheit folgen werde. Wenn Sie übrigen« Jemand fragen sollte, wer dies geschrieben habe, so sagen Sie nur getrost, «S sei Ihr . >. Dresdner Correfponvestst,