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Ar. 34 30. April 1852. Inserate werde» mit 8 Pf. für die Zeil« berechnet «nd in allen Expeditionen angenommen. Freitag Erscheint Freitags. Zu ch g M « Werkerrtz-Lntung Quart.10Ngr. I Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger «nd Landmann. —— - - -> - W* Redaction, Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Aus dem Daterlande. Dresden, 26. April. In der heutigen Sitzung der II. Kammer wurde, durch mehrere Petitionen ver anlaßt, über den Bau einer Eisenbahn von Dresden über Freiberg nach Chemnitz Und Zwickau beralhen. Die Deputation gab zwar in ihrem Gutachten zu, daß in den von den Petenten mit vieler Wärme und Umsicht entwickelten Gründen viel Wahres sei, und daß, wenn gegenwärtig noch die Frage offen wäre, auf welchem Tratte die Eisenbahnverbindung zwischen dem Mittlern Erzgebirge und dem Niederlande und der Elbe zu führen sei, dann die Wünsche der Petenten von großem Gewicht sein würden; dessen ungeachtet kann sie, unter den obwaltenden Umständen nicht um, hin, der Kammer anzuralhen: „die auf Anlegung der genannten Eisenbahn gerichteten acht Petitionen zur Zeit auf sich beruhen, jedoch sie noch an die I. Kam mer gelangen zu lassen." Dieser Antrag wurde auch gegen 8 Stimmen genehmigt. Leipzig, 26. April. Dle diesjährige OsterINesse ist zwar als eine sehr große, aber auch als eine sehr schlechte zu bezeichnen. Die letzten 5 deutschen Messen gehörten mehr oder weniger den schlechten an, und da die Production stets forlschritt, die Consumtion aber in Folge der theuern Lebensmittel eher nachließ, so war eS eine natürliche Folge, daß alle angesammelten Lager zum Verkauf hergeworfeu wurden. Hierdurch aber wurde der Markt überführt, wie noch nie, was nicht nur auf einzelne Artikel, sondern auf alle Bezug hat, und wodurch eine allgemeine Werlhserniedrigung nicht ausbleiben konnte. — Ein Fabrikant aus dem Erzgebirge schreibt der S. C. Ztg. u. A.: WaS soll auS unfern armen Erzgebirgen werden, wenn für sie Brod durch Arbeit immer unerschwinglicher wird? — Mehrere Meßbesucher auS Preußen sollen ihre Locale bereits gekündigt haben. — Die in Leipzig eingegan- genc „zuverlässige" Nachricht, daß Seitens der Preu- ßischcn Regierung schon ganz bestimmte Schritte für den Zweck, einen andern Meßplatz zu errichten, gethan worben seien, hat namentlich daselbst in Buchhändler« kreisen große Bestürzung hervorgerufen. Politische Weltschau. Breslau, 24. April. Während in politischer Hinsicht bei uns die größte Gleichgültigkeit herrscht, sucht auf der andern Seite die Kirche wieder hohe Gewalt in irdischen Angelegenheiten zu gewinnen. Die Jesuiten sind im Lande; bereits in unserer Nähe, nur Meilen von Breslau, halten sie seit 8 Tagen ihre Mission, und bald werden wir sie viel leicht mitten in unserer Stadl predigen hören. Zu den im Dorfe Kattern predigenden Jesuiten auS dem OrdenShause in Innsbruck strömen die Städter, na mentlich aber die Dorfbewohner, schaarcnweise. Aller dings muß man über das reiche Wissen, die große Erfahrung, die Menschenkenntniß und die Gewalt der Rede der noch jungen Geistlichen staunen. Sie sind Gelehrte und verstehen ihr Wissen auf baS populärste wirksam zu machen. Wenn sie sprechen, dann ist eS, als läge ihr ganzes Leben auf ihren Lippen, als müß ten sie ihr Blut verspritzen, um ihren Worten Kraft zu geben. Sie predigen im Freien. Man muß diese Zuhörerschaar selbst sehen, dieses tiefe Ergriffensein, diese glühenden, häufig thranenfeuchlen Blicke, diese Anspannung des ganzen Körpers, diese gläubige Er gebenheit in den Zügen, um die Gewalt der Jesuiten zu erkennen, die sie auöüben und benutzen können. (D. A. Z.) — Ein in der kirchlichen Geschichte Berlins unerhörtes Ereigniß hat sich Ende voriger Woche zu getragen. Seit dem 23. April sind 22 Protestanten zur katholischen Kirche übergetreten, 2 Männer und 20 Frauen. In der Hauptstadt des protestantischen Deutschlands ist eine Conversion in dieser Ausdehnung noch nicht vorgekommen. Erfurt. Eine Diebstahlsgeschichte ist in diesen Tagen hier bekannt geworden, durch deren Ent deckung unsere Polizei auch wohlthätig für baS Nach, barlanv gewirkt har und welche geeignet ist, eine wahr haft menschliche Theilnahme zu erwecken. In Stadt- Ilm, einer vier Meilen von hier entlegenen kleinen Stadl im Fürstcnlhum Schwarzburg.Ruvolstadt, wur den aus dem Deposiiorium deS Justizamteö 2500 Thlr. auf räthselhafte Weise gestohlen, indem weder an Thü- ren noch an Kasten die geringste Verletzung der Schlösser wahcgrnommen wurde. Der Vorfall mußte natürlich daS größte Aufsehen und die Untersuchung durch die Oberbehörbcn veranlassen, zu welcher der Staatsanwalt aus Rudolstadt sich dahin begab. Vor demselben gab der Obermeister beö Schlossergewerkö, nach genauer Besichtigung, die Erklärung ab, daß die Schlösser nur durch die dazu passenden Schlüssel könnten geöffnet sein. Da sich nun diese Schlüssel in den Händen deS Justizamtmanns und seiner Unterbcamten befanden, so führte der Verdacht gegen diese Männer so weit, daß sowohl der Justizamtmann als auch daS übrige Amtspersonal suspcndirt, und so eine Reihe von Fa milien in die peinlichste Lage und Spannung über ihr Schicksal versetzt wurde. Nur eine einzige Spur der verübten That fand sich, nämlich eine Laterne, welche