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Der sächsische Erzähler : 02.12.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-194012023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19401202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19401202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-12
- Tag 1940-12-02
-
Monat
1940-12
-
Jahr
1940
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 02.12.1940
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'Ä r Von ei der Präses und für a! terndes W Da lal mit den all bereitete, c wunden sch fallen, und Buben beki eine böse A hatte. Es viele Wochl Von di den Nächte H <! Ehrentag der Schnitzer und Klöpplerinnen Der Gauleiter verkündete -en Staatspreis für Sächsische Feierabendkunft (Bon unserem nach Schwarzenberg entsandten L. ^.-Schriftleiter) Aberglaube ist ein Kind der Furcht, der Schwachheit und der Unwissenheit. Friedrich der Große. Firrel Lirrrn^r s ! Zum vierten Male wurde am Sonnabend an die besten Schnitzer und Klöpplerinnen unseres Gaues der Staatspreis für Sächsische Feierabendkunst verliehen. In der Krauß-Halle zu-Schwarzenberg, der größten Hutzenstube des Erzgebirges, waren sie zusammengekommen, die Meister der Feierabendkunst, die unter der Obhut des Heimatwerkes Sachsen in den letzten Jahren aufs neue ihre Volkhaften Kräfte entfaltet -ü. Wir gehen heute nicht mehr achtlos oder gar- verachtend an dieser wahrhaft bodenständigen Kunst vorüber, die nach des Tages Muhen und Arbeit das Herz befreit und alt und jung in ihren Schöpfungen immer wieder das Lied der Heimat anstimmen läßt. Wrr wenden ihr vielmehr unsere innerste Anteilnahme zu, weil wir unser eigenes Volkstum in ihr erkennen und un sere Augen für die ideellen Werte solchen Schaffens geöffnet wurden. Durch nichts hätte am Ehrentag unserer Feierabend künstler die enge Verbundenheit des ganzen Volkes mit ihnen besser zum Ausdruck gebracht werden können, als durch die An wesenheit unseres Reichsstatthalters und Gauleiters Martin Mutschmann, der vor der großen Gemeinschaft schaffender Männer und Frauen des Gebirges und im Beisein zahlreicher Ehrengäste von Partei, Staat und Wehrmacht die Verteilung der Preise persönlich vornahm. Ihm als dem unermüdlichen Beschützer und Förderer unserer sächsischen Schttitzer und Klöpp lerinnen galt denn auch der besondere Dank, den der Vorsitzende des Heimatwerkes Sachsen und zugleich „größte Arzgebirgrr", Friedrich Emil Krauß, nach dem Verklingen trauter Orgelweisen in tiefempfundene Worte kleidete. Warum Feierabend kunst? „Aus welcher Veranlassung, mit welchem Recht", so fragte dieser in seinem Bericht über die Fortschritte und Erfolge des vergangenen Jahres, pflegen und fördern wir die Feierabend kunst, heute wie früher? Wir verlangen in den deutschen Be trieben von unseren Kameraden die höchste Leistung. Der Weg zu den Fabriken ist weit, das Tagwerk hart, die Arbeit — cs läßt sich nicht ändern — oft ebenso schwer wie eintönig. Wer ein Amt hat oder eine Stellung mit Ueberblick und Entfaltungs möglichkeiten, wer konstruiert, ja vielleicht sogar erfindet, der kennt die Geburtsfreuden, des Weges Härte und des Zieles Glück. Was aber hat mancher unserer Männer an der Exzen- angstlichen nesung bei an ihr Bet geht mir gi endlich die die er jetzt, ihn endlich Die M eitern geste Plötzlich hol arzt wenig Patientin! Iden Antwo lJunge ihr lganz auf d Ibitte, bitte, »u ihm hin! »bin ganz g I Ernst sch Idaß der Krc sank die jur Professor d die Dunkelt durch die vi gerufen hat Die jun Leben zog « an die glück ten . . . D der Mutter terpresse' oder am Glühofen? Gewiß, er hat die Freude an der Warengüte und eine gewisse geistige Teilhaberschaft am Ganzen. Doch ist dies nicht des Handwerks letztes Glück: Etwas nach eigenen Gedanken, nach Lust und Liebe gestalten, in der eigenen Hand fertigstellen dürfen? — Der Feierabendkünstler darf cs. Sein ganzes Geschick und Vermögen.bringt er unter, seine Sehnsucht, das Fernweh, die Liebe zu des Waldes Tieren, die Kirmes der Jugend mit -L ihren Seligkeiten, das Sägewerk, in dem der Großvater hantierte, und den Stollen, den alten silberfündigen. Alles das ist auf seinem WeihnachtSberg. Die schöpferische Entfaltung wohnt mit ihrem ganzen heimlichen Segen in den erzgebirgischen Stuben. Sie ist einederrein- sten Freuden, die das Leben bietet. Der Feierabend macht froh, geschickt und erfinderisch — der täglichen Arbeit kommt es zugute." Mit Freude berichtet Krauß sodann, wie eifrig sich die NS- Frauenschaft und der BdM. für die Vorbereitung des Klöppelns, die Veredelung der Muster und die Ausweitung der Anwen dungsgebiete gemeinsam mit den Klöppellehrermnen eingesetzt haben. Desgleichen gedachte er der Deutschen Arbeitsfront, der die Wiederbelebung der alten Schneeberger Schnitzschule sowie Pläne für eine neue Schule zu danken sind. Nicht zuletzt hat die rege Beteiligung der Hitlerjugend unserer Feierabendkunst einen mächtigen Auftrieb gegeben. Erwähnung fanden schließ lich auch die schönen Gemeinschaftsarbeiten der Schnitzer- und Bastlergruppen in den sächsischen Betrieben und dje in den La zaretten veranstalteten Werkkurse, die so manchem verwundeten Soldaten einen Weg zu Selbstvertrauen und Lebensmut gewie sen haben. Angesichts dieser Entwicklung ist es geradezu unfaß bar, was für ein verlachtes OLerstubengepulver unsere Schnitz kunst vor noch gar nicht langer Zeit gewesen ist. Von der Klöppelei war nicht viel mehr übrigaeblieben als die Geschichte von der Barbara Uttmann und ein Haufen kleiner geklöppelter Wagenräder im Warenhaus und im Einheitspreisgeschäft. Alles hatte den unerträglichen Beigeschmack des Bemitleidnngswertcn und Aermlichen. v „Unseres Führers Zeitenwende", so schloß der Vorsitzende des Heimatwerkes Sachsen, „hat alles Echte und Bodenständige befreit, das neue Leben ermöglicht. Es regten sich die gebirgi- schcn Kräfte. Wir sahen die Ziele, aber wir kamen nicht vor- iS kW kr, tzmrs MN Tor«« vm, «lblmf »« »st««ckte Kampf 1 Unter Olvmpiasta betoe Man Mannheim Schaffer, S Rürnl» Gußner, S Der « Nürnberg» dir erste L lang den Latte schoß nochmal» Köhl vorbl von der! langsamer, sammen, ' auf den fr ein Tor, d> In der 21. sich der re, dem RÜrnI verfehlten, sernung »u Aeberraf Eine h Iweitere To Iberger ka« ß-l> Meter t ßMrnbergei Ifchoß au» Idie gertngsl wurden na Autzenltürn wehrarbeit Torlofe z Mit m zweite Spli ner die En eisenharte ! rntgegenzus — mit dur, tigen Borst Schuß von Bayern un Spieler ab! Angriffen Mrnberger Pie Abwehr treffe, der l »Lre-dner h< Ikoll und fr »ufern ml legen diese wehr heraul Gußner und 1«1. Naö für die Nür Schaffer ! In der rung setzten wieder die i senmeister « Die Drcsbn rollte gegen Ball, und ei ner Halbrec Ptrna, 2. Dezember. Pirna hakommt eine dritte Apotheke. Die Stadt wird zu ihren beiden Apotheken in Pirna-Altstadt und Pirna-Copitz noch eine dritte Apotheke erhalten, und zwar Rottwerndorfer Straße Nummer 9. Die Vergebung des Be triebsrechtes ist jetzt ausgeschrieben worden. Nach Erledigung umfangreicher Umbauarbeiten wird sie eröffnet werden. Chemnitz, 2. Dez. Mutter und Sohn als Ladendiebe. Eine 17 Jahre alte Frau wurde in einem Fleischerladen überrascht, als sie Fleisch gestohlen hatte. Sie wurde verfolgt und der Kriminalpolizei zugeführt, wo sich herausstellte, daß sie eine be reits mehrfach vorbestrafte Ladendiebin ist, die schon öfters solche Fleischdiebstähle ausgeführt hatte. Der 24iährige Sohn der Diebin konnte ebenfalls zu mehreren Labendiebstählen überführt werden. Beide wurden festgenommen. ist e» beruhigend zu wissen, daß den heldenhaft gestorbenen Soldaten von M 4—1918, dl« sich im heiligen Kamps« opserten, d«r Dank de» Volke» soldatisch-heroische Ehrenmale gesetzt hat und weiter bemüht ist, für den Gedanken d«r Heldenehrung immer breiter« Schichten zu gewinnen. Was geschehen ist und zur Leit trotz de» neuen Krieges geschieht, hat der Bolksbund Deutsch« Ikriegsgrabersürsorg« in seiner Zeitschrift aufgezrlgt. Da» neu« -est der Lrieaegräbersllr- sorae" berichtet eingehend über die Arbeit in Italien und hebt hervor, daß all« damaligen Kampfgebiet« genau so wie die neuen seelische Landschaften de» deutschen Volke» sind. Als ewige Wache steht vor unseren Grenzen der Ring der Ehrenmale, der, ganz aus deutschem Geiste stammend, den Helden in schönster Form den Dank darreicht, den Volk und Vaterland ihnen schuldig sind. Ungereinigte Bogelnistkästen find wertlos Herbstfeuchtigkeit und Näss« dringen in alle Vogelnistkästen und »höhlen ein, die in Gärten am Stamm der Bäume oder hoch über Gipfeln an langen Stangen hängen. Die Nester der Meisen in den Kästen sind au» Moos, Wolle und Federn gebaut. Sie ziehen das Wasser der feuchten cherbstlust an. Sobald die Temperatur unter 0 Grad Celsius sinkt, gefriert das wasserbeladene Nest. Es dehnt sich au» und sprengt die Wände der Nisthöhlen auseinander. An nicht sehr kalten Tagen taut das gefrorene Nest auf. So wiederholt sich dieser Vorgang den ganzen Winter über Im Frühjahr, wenn Meisen. Rot schwänzchen und Stare nach Wohnungen suchen, finden sie Höhlen und Kästen mit fingerdicken Rissen vor. Die Nester darin stinken und wärt». Ls fehlte an Führung und Forderung. Da gründste der Herr ReichSstathalter das Hetmatwerk, und wir bega», nen, den Garten der sächsischen Volkskunst »u ordnen und zu pflegen." Ein inniger Gruß der Heimat an die Kameraden der Front und das Versprechen, nach deS Führers herrlichem Wort die ewigen Fundamente unseres Lebens, unseres DolkStumS und die darin liegenden Kräfte und Werte zu wahren, gab diesen Worten die rechte, zukunftweisende Deutung. AIS Ehrengabe der sächsischen Feierabend-Künstler überreichte Friedrich Emil Krauß dem Reichsstatthalter ein Meisterstück von Albert Hänel, Lauter, dem ersten und ältesten StaatSpreiSträger. Die StaatspreistrSger Helle Fanfarenkläng, verkündeten den Höhepunkt deS fest lichen Abends: Die Verleihung deS Staatspreises durch Reichs statthalter und Gauletter Martin Mutschmann. Der mit Span nung erwartete Namensaufruf ergab folgende Preisträger: Erich Legler, Lößnitz, Hugo Gebier, Ottendorf- Ockrilla, Willy Müller, Zschopau, Paul Riedel, Planitz, und Feldwebel Erich Hofmann, Langebrück. Mit einem Sonderpreis für hervorragende Leistung in der Volkskunst während seiner Soldatenzeit wurde ferner Karl Lukesch, Lugau, bedacht. Nachwuchspreise wurde» Soldat Herbert Schubert, Schwarzenberg, und Ger hard Neumann, K u n n e r s d o r f (Elbgebirge), zuerkannt. Den Jugendpreis erhielt Karl Zettel, Schneeberg. Mit dem Staatspreis für Sächsische KIOppelkunst wurden Ruth Sauber, Bernsbach, Hilde Reuther, Neustädte!, Martha Diettrich. Grumbach. Elsbeth Groß, Annaberg, und Ruth Müller, Schwarzen berg, ausgezeichnet. Jugendpreise erhielten folgende Klöpplerinnen: Elisabeth Kreisel, Oberwiesenthal: Erika Wol^. Jöhstadt, Erika Siegel, Königswalde, Marianne Georgi, Schneeberg, Marianne Albani, ObersLlema, Johanne Weißflog, Raschau, und Frieda M ü l l e r, Crandorf. — Eine ganz besondere Ehrung wurde außerdem Direktor Werner von der Auto-Union zu teil, der als erster Betriebsführer als Anerkennung für her? vorragende Feierabendleistungen auf dem Gebiete der Plastik und Bildhauerei mit einem Ehrenpreis bedacht wurde. Der Reichsstatthalter stellte mit Befriedigung die Vervoll kommnung und die Fortschritte unserer Schnitzler und Klöpp lerinnen fest und betonte, daß die Volkskunst alle an die Er richtung des Staatspreises geknüpften Erwartungen erfüllt und sogar übertroffen habe. Meisterleistungen ganz besonderer Art seien die z.T. nur mit einem Taschenmesser gearbeiteten Schnit zereien unserer Feldsoldaten, , für die er deshalb einen Sonder preis ausgesetzt habe. Anschließend wandte sich der Reichs statthalter mit besten Wünschen für weitere Fortschritte und Erfolge an die Staatspreisträger und alle Erzgebirger und ließ den feierlichen Akt nach einem kürzen Rück- und Ausblick auf die Feierabendarbeit des Heimatwerkes in dem Bekenntnis unwandelbarer Treue des Sachsengaues zu Führer und Reich ausklingen. MS dann die Bergknappen aufspielten und die Kapelle der Kraußklempner, als die Lampen verloschen und flackernde Ker zen ein magisches Licht verbreiteten, wie gern ließ man sich da vom Zauber der erzgebirgischen Vorweihnacht gefangennehmen l Mit oem Geßner-Fried, der als Urlauber so manche Schnur ren aus seinem Landserdasein zu erzählen wußte, gab es ein unerwartetes Wiedersehen. Gar bald hatte er den feldgrauen Rock mit dem gewohnten Halstuch und der blauen Schürz' ver tauscht. Ja, da war er wieder der leibhaftige Geßner-Fried, der so lustig in der anheimelnden Mundart zu plaudern ver steht. Durch Sommer, Herbst und Winter deS erzgebirgischen Jahres geleitete er uns auf der Wunderbühne des «großen Zauberers" Friedrich Emil Krauß. In der Hutzenstub' kehrte man ein, wo die Burschen und Mädel zum Schnitzen und Klöp peln der Heimat Lieder singen, und in der Werkstatt des Schu sters, wo die Vögel den ganzen Tag über jubilieren. Sogar der Weihnachtsberg mit seinen geheimnisvollen Mechanismen war in durchaus menschlichen Größenverhältnissen aufgebaut und ließ seine Automaten mit Ruck und Zuck sich drehen und wenden. Noch viele Ueberraschungen erlebte man, noch man ches Lied wurde gesungen, bis zuletzt die machtvolle Weise auf klang „Deitsch un frei wolln mer sei" und das Glockenspiel auch diesem Festtag deutscher Volkskunst den Feierohmd einläutete. kromsn von Liss jung-I-inckemsnn (21. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Seit sie Eisenlohrs Namen trug, hatte sie sich bemüht, nicht mehr .an'Heycken zu denken. Sie wünschte auch nicht mehr, ihm noch einmal zu begegnen. Herz und Sinne klammerten sich an den Mann, dem sie gehörte. Alles, was einmal gewesen war, sollte vergessen sein. Etwas Neues hatte begonnen. Ein Ziel wär da, dem sie znstrebte: das gemeinsame Leben mit Eisenlohr. Alarlene fragte auch nicht: Liebe ich ihn? Weil sie die-Ant- wort wußte, scheute sie sich vor dieser Frage. Aber war das, was sie mit ihrem Manne verband, nicht stärker und besser als eine heiße, hellaufflackernde Liebe? Waren gegenseitiges Ver trauen, Kameradschaft, eine warme, stille Zuneigung nicht ein weit sichereres Fundament für eine dauernde Gemeinschaft, und konnte auf diesem festen Grund nicht eine Liebe wachsen, die unerschütterlich war? Marlene war bereit, daran zu glauben und alle diese guten Gefühle zu pflegen. In Gedanken begleitete sie ihren Mann auf dem langen Reiseweg über die Meere. Sie hatte sich aus der Stadtbibliothek Bücher über Sumatra geholt und studierte nun aufmerksam das ihr fremde Land und seine Bevölkerung. Während ihr Finger auf dem Atlas die Schlffsroute verfolgte, stand sie im Geist neben Werner an der Reling, sah Port Said, den Suezkanal, den Golf von Aden. Nun hatte der Dampfer den Indischen Ozean erreicht, lief Colombo auf Ceylon an und fuhr weiter nach Sumatra. Jedes Schiff: das nach Europa zurückkehrte, bracht« einen langen Brief von Werner, voller lebendiger Schilderungen und liebevoller, sehnsüchtiger Worte. „Meilen und Meilen liegen zwischen uns", schrieb er. „und doch fühle ich Deine Nähe und weiß, daß uns weder Länder noch Gewässer trennen können. Bei allem, was jetzt kommt, will ich immer daran denken, daß jeder Schritt vorwärts mich Dir näher bringt. Jeder Tag, der vergeht, fällt von der Summe der Zeit ab, die uns trennt." Marlene antwortete, stärkte seine Zuversicht und teilte ihm ihre Erlebnisse und Gedanken mit. Bald war cs so, daß sie mit Ungeduld auf den nächsten Brief wartete. Es machte sie glücklich, aus jedem seiner Worte die tiefe Mannesliebe zu spü ren, deren Geschenk sie nicht zu verdienen glaubte. Als Werner ihr seine glücklich überstandene Ueberfabrt meldete, atmete sie aus. Gottlob, nun war er drüben. Ein Kollege hatte ihn im Hafen von Äelqwan erwartet. „Wir fuhren von Belawan mit der Bahn nach Medan", schrieb er. „Am nächsten Morgen stellte mich Dr. van Wicke- voort der Direktion der Deli-Maatschappy vor. DaS Kranken haus, das die Gesellschaft in Medan besitzt, ist vo»ügkich ein faulen. Und wenn vom Voriahr her noch Hornissen- und Wespen nester oder tot» Jungvüael, alte Eier, Flöh« und Milben^ dzrin sind, dann ist »in Wiederbezug de» alten Ntstaeräts einfach unmöglich Der gutgläubige Bogelschützer aber ist der Meinung, daß ein Nistkasten oder eine Nisthöhle von den Vögeln jede» Jahr wieder ohne weitere» bezogen werden kann. Er hat vielleicht schon beobachtet, daß Spatzen und Stare vom alten Nest etwa» herausgetragen. um wieder bauen zu können. Den Hauptschmug tragen sie jedoch nicht heraus, und eine Meise trägt überhaupr nichts heraus. Da» ist auch der Grund, wer» halb Spatzen und Stare dauernd zunrhmen, die Meisen dagegen immer weniger werden. Ein leises Pochen an der Tür weckte sie. Hatte sie wirk lich zwei Stunden verschlafen? Die freundliche Stewardeß be stätigte es, half ihr beim Umkleiden und nötigte ihr den Wei chen, Weißen Flauschmantel auf. „An Deck werden Sie den Mantel brauchen, gnädige Frau." Marlene ging hinauf, um von Europa Abschied zu neh men. Sie stand an der Reling, als das schöne, Weiße Schiff langsam aus dem Hafen glitt. Die Bordmusik spielte, und am Kai winkten und lärmten die Menschen. Dicht neben Marlene drängten sich die übrigen Passagiere an das Geländer und winkten zurück. Leb Wohl, dachte die junge Frau, und die Augen wurden ihr feucht. Es war Deutschland, das sie grüßte, und wenn auch dort in der Ferne jenseits des Brenners niemand mehr lebte, von dem ihr der Abschied schwer wurde, so war es doch die geliebte Heimat, das Vater- und Mutterland, von dem sie sich nun mit jedem Tag weiter entfernen würde. Ob sie cs noch einmal wiedersah? Die Ufer traten zurück. Die Weißen, hochgebauten Häuser am Rande des Golfs wurden kleiner. Sanft verblaute die Küste im Dämmerlicht. Plötzlich zuckte Marlene zusammen. Zwei Hände hatten sich auf ihre Schultern - gelegt, und eine Stimme hinter ihr sagte leise: „Ist es nun Zufall oder Fügung, daß wir uns hier auf diesem Schiff wieder begegnen müssen, Marlen?" Ein Beben lief durch Marlenes Körper, erschütterte ihn bis in den lebten Nerv. Sie wußte, fühlte, wer hinter ihr stand. Sie hätte es gefühlt, auch wenn sein Mund nicht zu ihr gesprochen hätte. Die Wärme der beiden Hände drang ihr durch den Stoff deS» MaNtelS bis auf die nackte Haut. Sie erschauerte und hatte nicht die Kraft, sich gegen diesen Zwang zu wehren, der von ihr Besitz zu nehmen drohte. Ich will nicht . .. will nicht, wehrte sie sich verzweifelt gegen die heiß ausbrennende Glut ihre- Leibes. „Marlen", sagte die Stimme. Sie war so weich Und zärt lich wie in den Lagen, da sie ihr noch von Liebe gesprochen hatte, „willst du dich nicht zu mir umwenden, Marlen?" Nein, ich lvill nicht... ich kann nicht! Stummer, gequälter Ruf kam von ihren Lippen. Sie war gefangen. Hier gab es keine Flucht vor Herbert Heycken. Immer, jeden Tag würde sie ihm begegnen. Ihre Hände griffen nach einem Halt, fanden das kalte Eisen der Reling und klammerten sich daran fest. Da fiel ihr Blick auf den goldenen Reif an ihrem Finger. Als hätte der Ring den zwingenden Bann gelöst, die Verzau berung gebrochen, richtete sich die junge Frau auf. Mit einer heftigen Bewegung streifte sie die Hände des ManneS von ihren Schultern. Langsam wandte sie den Kopf und sah Heycken an. „Ich hatte nicht erwartet, Sie auch auf diesem Schiff zu finden, Herr Heycken", sagte sie und ihre Augen wichen ihni nicht aus. Heycken lachte. „Mein Gott, warum so förmlich, Mar len? Sind wir nicht alte Freunde?" „Ich habe eS vergessen und möchte auch nicht mehr daran erinnert werden. ES ist viele- anders geworden, Herr Heycken ... drüben in Medan erwartet mich mein Mann " , lFortsetzuüg folgt) gerichtet und den hiesigen Verhältnissen angepaßt. Vor allem ntereffierte mich die bakteriologische Station, deren Leitung ich übernehmen soll. Sie übertrifft meine Erwartungen, uno ich glaube, daß mir die Arbeit nach allem, was ich bisher nur lüchtig gesehen habe, zusagen und Freude machen wird. Das Völkergemisch in der Stadt ist unbeschreiblich. Man sieht Chi nesen, Javaner^ Inder, Schwarze und Malaien. Biele von hnen arbeiten in den Pflanzungen der verschiedenen hier an- ässigen Handelsgesellschaften. Von Europäern sind fast alle Nationen vertreten." Jeder Brief von Werner brachte Neues, nie Gehörtes. Es war eine ganz andere Welt, in der.ihr Mann jetzt lebte, und oft fühlte sich Marlene abseits stehend, fern der bunten Fülle, von der er ihr erzählte. Ruhig und in gewohnter Bahn glitt ihr Leben dahin, und doch war unmerklich ein Leuchten in ihre Lage gekommen, das auch in ihre Züge einen stillen Glanz wob. Aus der Ferne, aus der die vielen erlebnisreichen und , nach ihrer Nähe ver langenden Briefe kamen, hatte der Mann, dessen Namen sie trug, ihr Herz zu sich gezogen. Marlene war zu dem tief beglückenden Bewußtsein erwacht, Frau zu sein, und daß es einer der Besten und Zuverlässigsten war, der sie zu seinem Weibe erwählt hatte, machte sie stolz. * Von diesem Tage an wartete auch sie mit Ungeduld auf Werners Ruf. Sie war wie erlöst, als er endlich schrieb, daß das kleine Haus in Medan frei wäre und baß er es schon zu ihrem Empfang vollständig eingerichtet hätte. „Du wirst staunen. Lieb", teilte er ihr in seinem letzten Schreiben mit, „wie hübsch alles geworden ist. Auch die not wendigen Diener sind eingestellt. Aber solange Du nicht bei mir bist, fehlt das Beste. Wann kommst D»? „In vierzehn Tagen geht mein Schiff", antwortete Mar lene, „alles ist geordnet und vorbereitet. In fünf Wochen bin ich bei Dir." » -st Das schlanke, tveiße Schiff, das Marlene in die neue Hei mat tragen sollte, lag im Hasen von Genua. Müde von der langen Reise und nicht mehr fähig, neue Eindrücke in sich auf zunehmen, hatte sich die junge Frau frühzeitig an Bord be geben. Die Stewardeß war gekommen, hatte ihr beim Aus packen und Einräumen ihrer Sachen geholfen, und nun lag Marlene auf dem schmalen Bett in ihrer Kabine und versuchte zu schlafen. Zum erstenmal befqnd sie sich auf einem Schiff. In einigen Stunden würde es die Anker lichten und hinausfahren in die ferne Welt. Es war seltsam, die Heimat zu verlassen und einem unbekannten Lande entaegenzureisen. Tage- und wochenlang würde sie fahren und nicht wissen, was sie drüben erwartete. Doch . . . stand ihr Mann nicht am Ziel dieser Fahrt? Marlene lächelte, und cs war schon der nahende Schlaf, der ihr die Spannung aus den Gliedern nahm und ihr die Be ruhigung schenkte, daß alles, waS auch kommen mochte, nicht mehr allein getragen werden mutzte. Werner war da. Er wartete mit Sehnsucht auf ihr Kommen. Ihr kleines Saus stand bereit, und eS lag in einem Garten mit kremden, üppi gen Blumen und Bäumen. d Marlenes Kopf sank zur Seite. Sie atmete tief auf und schlief ein.
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