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Md« 8. Dercmber 1851. Weißerih-Zeitung Mit « m sü>? r,c Zeile Lertchn., 4> u. in alle» Sr- pedilivnen an- getwmMe«. Freitag Erschein« ,Dlcnstags.«nd yrcttag». g» beziehen d„rch «lle Postachkal- ten. Preltzi pro Qua«. lONge. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Lcrantwortlicher Ncdacteur:. Car Do» DaLÄomoro Dspar^ero, bisheriger Präsident deS spanischen CabinetS. Während der größere Theil deS nun bald abgelau- fenen Jahres unsere Blick« an den Orient gefesselt hat. ist in der letzteren Zeit unsere Aufmerksamkeit zugleich auf die gewichtigen Borgänge im Occident, nämlich in Spa nien, gelenkt worden. Die Geschicke dieses Landes aber ruhten bisher, und ruhen vielleicht auch ferner noch, vor zugsweise in den Händln deS gefeierten Espartero. Je wichtiger nun die Stellung dieses ManneS in der Gegenwart, und je merkwürdiger seine Vergangenheit ist, um so willkommener, glauben wir, wird nvsern Lesern eine gedrängte Uebersicht der Hauptercignisse seines Le bens sein. Wie eS bei ausgezeichneten Männern der Geschichte schon oft geschehen ist, daß sie, die mächtig wirksam in der Nähe des Thrones standen, aus armselige* Hütte her vorgingen, so auch bei dem ruhmwürdigen Staatsmann Espartero. In dem kleine» spanischen Dorfe Gra- «atula gesellte sich im Jahre 17S3 zu den acht Kin dern ein'er armen,Zim.ucrmannSfamilie das nennte. ES war unser als Kind so kleiner und schwächlicher Baldo wer o. Wegen zu schwächlicher Körperbeschi'.ffenheit konnte der Knabe nicht an den harten Arbeiten seines Vaters Theil nehmen und ward daher frühzeitig für den geist lichen Stand bestimmt. Als aber Napoleon seine Angriffe auf Spanien richtete, warf der sechzehnjährige Priester-, zögling seinen Chorrock weg, nahm eine Muskete und trat tn daS sogenannte „heilige", von jungen Theologen ge bildete, Bataillon ein. Der kurze Feldzug hatte den jungen Baldomero seinen neuen Stand lieb gewinnen lassen, »nd so trat er dirrch die Vermittelung einer angesehenen Familie in die auf der Insel Leon errichtete Militairschnle ei«. Hier verweilte er bis zu seinem 23. Lebensjahre. AlS nämlich im I. 1816 eine Expedition nach Chili vor bereitet wurde, bat der mit den Epaulette» eines Unter- lieutenantS geschmückte ESpartero den General Morillo um die Vergünstigung, ihn nach Amerika begleiten zu dürfen. Sie ward, da der junge Mann dem General gefiel, gewährt, und dieser nahm ihn während der Uebcr- fahrt in seinen Stab auf, indem er ihn zu seinem Sccretär machte. In dem achijährigeu Kriegt in Peru schwang sich ESpartero durch seine Tapferkeit und Unerschrockenheit, die ihm manche schwere Verwundung zuzog, bald zum Obristlieutenant, zum Oberst und zuletzt zum Brigadier empor. Außer seinen Lorbeeren und einigen eroberten Fahnen brachte ESpartero aus Peru noch etwas Glän- zendeS mit, — viel Geld. In Amerika war nämlich die Gpielwuth über ihn gekommen, und er hatte fast immer mit überraschendem Glücke gespielt. Indem er jedoch sei l Jehne in Dippoldiswalde. SS» «en Kameraden ihr Geld abgewann, gewann er zugleich ihre Freundschaft. War diesen nämlich endlich daS Geld auSgegangey, so spielte er mit ihnen auf, Kredit, mochte es um noch so enorme phantastische Sätze gehen, und be- grrügte sich zuletzt damit, das gewonnene baare Geld »in- zusteckcn, während er über alle Spielschulden einen Strich des Be geffenS machte. Als Brigadier kam ESpartero nach Logrono in Garnison, wo er sein Herz an die rit zende Tochter eines reichen Kaufmanns verlor, die «t bald darauf ehelichte. Später ward er in die Garnison von Palma gesandt, wo er bis zum Tode Ferdinands Vtl. verblieb. - - r . > i . L .Ä'„7. ' AlS Isabella den Thron bestieg, erklärte sich ES- pnrtero sogleich für die junge Königin, und als er beim Ausbruch des Bürgerkrieges in der Nordarmet dienen zu dürfen verlangte, ward er mit der Würde eines Gt- mraleommandanten der Provinz BiScaya betrauk. schon drei- oder viermal von Zumataearttguh geschlagen, stieg er doch zum Marechal de Camp und zum Ge»eral- lirutcnant empor, ja iln I. 1836 ward er durch -«S Decret vom 17. Sept, zum Vieekönig von Navaga, Generalcapitain der baskischen Provinzen und Obertom- Mandanten der Nordarmee ernannt. Durch di« glänzende Waffenthat, daß er die Carlisten von den Höhen von Lü« chana verjagte und Bilbao befreite, erhielt er den' Titel eines „Grafen von Luchana". Im I. t838 zeich net« er sich durch den Sieg über den carlistischen General Negrt bei Burgos (27. April) aus, durch welchen er dt« Auflösung der carlistischen.Armee vorbereitete. Durch die schönen Erfolge, welche ESpartero im Mai 18LV über die Carlisten errang, gewann er die Würde eines Grande« erster Classe sowie den Titel „SiegeSherzog k. Nach der Abdankung der Königin Christine Iw Ok tober 1840 ward d.r Herzog Espartero zum Regen ten deS Landes ernannt. Als solcher war er bemüht, die Wohlfahrt ter Nation zu, begründen. Insbesondere vollzog er eine neue Organisation deS Heerwesens auf einem billigeren Fuße, um dem Staatsschätze Ersparnisse zu bereiten, die Finanzen zil ordnen, den öffentlichen Kre dit zu heben und für den Aufschwung wichtiger National interessen. die Marine, den Siraßeubau, die Waldcultitr u. a., Mittel zu gewinnen. Der Natipnalmiliz, al- Ge währ gesetzlicher Freiheit, wendete er seine ganze Aufmerk samkeit zu. Ganz besonders bemühte er sich, die inne» ProductionSkraf« der Nation zu entwickeln, und, während er den Schmuggel und Zollbetrug thunlichst untörkrücktr» hütete er sich, dem Einfluß Frankreichs und Englands widerstehend, irgend Jemandem einseitige HanbelSvortheilr zu bewilligen. Doch durch diese patriotischen Bestrebungen verletzte er manche Interessen, einheimische und fremde, insbesondere französische. Die Presse, welche in PariS ihren Hebel hatte, reizte die Erbitterten immer mehr u«»