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Der sächsische Erzähler : 09.01.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-194001095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19400109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19400109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-01
- Tag 1940-01-09
-
Monat
1940-01
-
Jahr
1940
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 09.01.1940
- Autor
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wir die längste Nachts und wenn «» recht »«VA oder triwe ist, so kann die Tageshelle nnr rÄht mühsam sich vehautztm. N«n Glücksumstand bedeutet eS in dieser Zeit für uns, dak Frau Holle die Erde mit einem schönen weihen Tuch »uaedälkt hat, da» etwas Licht verbreitet. Die Gewißheit de» »unneges der Tageszeit gibt uns jetzt wieder eine gewisse Beschwmgthett Wenn auch der Sonnenaufgang noch keinen Fortschritt gemacht vat, sondern bis jetzt noch 8.10 Uhr erfolgt, so kann Loch de» Abends eine Verlängerung de» Tage» um ünige Minuten fest» geteilt werden. Am iS. Januar ist die TageSlange um 23 und am 81. Januar um 80 Minuten gewachsen —* Worum hat die Saune Flecken? Seit Anfang voriger Woche kamt man, wie bereits gestern berichtet, auf der Hellen Gonnenscheibe zwei riesige dunkle Flecke beobachten, die sich bei klarer Sicht sogar mit dem blogen Auge erkennen lassen. E» ist dies eine zeitlich ungewöhnliche Erscheinung. Me di« Treptower Sternwarte hierzu mitteilt, handelt e» sich um ein Störungsgebiet, dessen Gesamtausdehnung einen etwa hundert« mol größeren Flächeninhalt hat als die Oberfläche unserer Erde. Es sind Gaswtrbel, die durch das Rotieren der Sonne entstehen. Die Flecke erscheinen lediglich au» dem Grunde dunkel, weil sie im Kontrast zu der übrigen Oberfläche der Sonne stehen Sie haben eine Temper rtur von mindesten» 4Ü0Ü Grad Celsius gegenüber der Sonnentsmperatur von 6000 Grad. Das Störungsgebiet wird noch vis Dienstag oder Mitt woch sichtbar bleiben. Dann verschwindet eS durch die Um drehung der Sonne um ihre eigene Achse und befindet sich aus der Rmkseitc. ES ist möglich, daß es am Mittwoch in 14 Tagen wieder am Ostrand der Sonne auftaucht. Im allgemeinen sind diese Störungserscheinungen jedoch ziemlich kumlebig und sehr starken Veränderungen unterworsen, so daß auch damit zu rech nen ist, daß es bei der abermaligen Umdrehung der Sonne nicht wieder erscheint. Die riesige Fleckenbildung ist zur Zeit insofern ungewöhnlich, als das Maximum der Sonnen fleckenperiode bereits überschritten ist. —* Cellophan-Wursthaut ist nicht» für Hunde «ud Hühner. Bel der Untersuchung in Mannheim eingeaangener Hunde und Kaden fand man in deren Magen dicke, zusammengeballte Knäuel von Cellophanstreifen, entstanden aus unverbaut ge- blicbenen künstlichen Wursthäuten, die Herrchen oder Frauchen ihren Lieblingen gegeben hatten, weil »noch was dran" war^ Usberhaupt wurde in neuerer Zeit an den Mannheimer Tier-, fchutzverein ein Klagen über »Vergiftung von Kunden und Katzen" herangetragen mit der Angabe, daß die Tiere langsam dm Appetit verloren hätten, nur noch Leckerbissen annahmen imd schließlich — völlig entkräftet — getötet werden mutzten. Mit der erwähnten Untersuchung ist man nun der eigentlichen Ursache auf den Grund gekommen. — Aus Halberstadt wird ein ähnlicher Fall berichtet: Dort sind einem Einwohner Hehn ertvolle Legehühner eingegangen. Er konnte sich die Ursache ''"S, ToheS der sonst munteren Tiere nicht erklären Und bat nun ? nige der Tiere geöffnet. Dabei mußte er feststellen, baß die kühner Wurstzipfel mit Cellophanpelle gefressen hatten, die sich in den Därmen festgesetzt haben, so baß die Tiere sämtlich ein- k-"hen mußten. —* Vergeht unsere geflederten Freund« «ich« In diesen Lagen, kä eine tiefe Schneedecke Straßen, Felder und Fluren bedeckt, durste "r angebracht sein, an die Not unserer gefiederten Sänger z» erinnern die «s von Natur aus nun einmal an sich haben, auch im Winter bei uns zu bleiben. Buchfinken und Meisen suchen die Küchenfenster au? i.'tch haben es gor bald heraus, ob sie hier gern gesehene Gäste find, für die immer regelmäßig der Tisch gedeckt wird. Bolksgenossm, denkt daran! —* Das Vollkornbrot ist das nahrhafteste. Seit längerer Zeit bereits läuft in Sachsen eine Aktion zur stärkeren Verbreitung des Vollkornbrotes. Die Erkenntnis, daß das Vollkornbrot viel nahrhafter als unser gewöhnliches Roggen- oder gar Wekzsnbrot ist und Bestand teile enthält, die unentbehrlich zUr Verhütung verschiedener Krankheits erscheinungen sind, ist immer mehr Allgemeingut des deutschen Volkes geworden. Nachdem es durch lange Versuche, u. a. auch in der DAF.» Fächschule für Bäcker >n Dresden, gelungen war, Methoden zu ent wickeln, ein Vollkornbrot herzustellen, das nabrhaft, schmackhaft und nicht teurer als das übliche Brot ist, wär der Weg für die allgemeine Verbreitung des Vollkornbrotes frei. Jetzt mußten die Bäcker für die ses Brot Interessiert und mit seiner Herstellung vertraut gemacht wer den. Das geschah zunächst einzig und allein im Gau Sachsen, wo in zahlreichen Versammlungen und vielen praktischen Lehrgängen einige ausgebildet wurde«. weite« guten Erfas ausgedehnt «erden, st» der 1. veMss dieser VW- der aesam- d des Reichw en.' Zu diesem Zweck sinket «ir Zeit (ab 8. Januar) , ^fachAM« der in L«»om em Lehr gang für Lehrkräfte dervollkornbrotherstellung statt, n ihmnehmen Berk«ter von Itz deutschen Sauen ten, die dami in ihren eten ihr Wisse» «eitertzeben und wettere »Ücker in der Herstellung des vollkornbrote» ausbslden sollen, da» vom Amt für Voltsgesundheit geprüft und anrrkannt worden ist. Ab 15. Januar wieder llrünch Die Abgeltung der atterr Urlaubs, ansprüche Berlin. 8. Januar. Mit Beginn der nächste» Loche kann wieder Urlaub genommen werde», nachdem der Neichearbettsminlltep dt» Ur- laubslperr« ab IS. Januar wi««r aufgehoben hat. Im Vordergrund steht dabei setzt dl« Abaeltung der au» dem Jahr« 1VSS noch oorhandeeenurlaubsansprüch«. Im R«lch»arb«tt»- blatt verSjfeutlicht Swglerungsrat Dr. Sprich vom Reichsorbettsmini sterium einen Kommentar zur Wiedereinführung de» Urlaub», der neben der grundsätzlichen Sette auch zahlreich« Einzel fragen behandelt. Von der Anrechnung auf die Urlaub,ansprüche ist di« Freizeit ausgeschlossen, di« in außerordentlichen Fällen auf Grund tariflicher Regelung der ArbeitsversSumnis gewährleistet ist. vor der Sperre erteilter urlaub ist dagegen ebenso änzurechnen, wie ein Urlaub, der etwa unter verstoß gegen da, Urlaubsverbot gewährt sein sollte. Selbstverständlich ist bei der Wahl der Lrlmjbrzeit ein« vermehrt« Rücksicht auf die Betrt«b»rag« «rsbrderllch. Di« MöAich- kett der Abaeltung de» alten Urlaub» ganz oder teilweise in Geld war deshalb notwendig, well di« Befriedigung von zwei nebenein ander bestehenden Urlaub»ansprüch«n «ine» Gefolgschaft-Mitgliedes unter Umstand«» Schwirrigwiten bereitet. La sich die Abgeltungs möglichkeit nicht auf den Urlaub für 1940 erstreckt, bleibt dem Sefolq- schaswmttglird imm«rhin «In Anspruch auf bezahlte Freizeit erhalten. Di« Ausnahme der Abgeltung in Geld beschrsnkt sich allerdings nur auf di« Fälle, in denen die Unmöglichkeit Mer Freistellung von der Arbeit auf die Krieg-Verhältnisse zurückzuführen ist. Auch die Urlaubsvorschrift«, de» Iuäendschutzg «s« tzes find wieder in Kraft. Da die Jett der Urla»b»sperre bei der ver«ch» kiung der Wartezeit, die für Jugendlich« drei Monat« beträgt, vor dem Erwerb des neuen Urlaub-anspruche» nicht berücksichtigt wird, erhal ten auch Jugendliche, die in der Zett vom 4. September, dem Beginn der Urlaud»fverre, bi» Ende September erstmalig in ein Lehr- oder Arbeit-verhältnis eftwetreten sind, nachträglich für 19SS noch «inen Erholungsurlaub. Ist da» Lehr- oder Arheitsverhältni» am 1. Oft oder später begonnen worden, so kommt dagegen für 1V3S «in Urlaub nicht mehr in Betracht, Jetzt wieder- Winterurlaub mit „Kraft durch Zreude" Nachdem nun ab IS. Januar in allen Betrieben wieder Urlaub grwährt werden kann und soll, hat auch die Abteilung Reisen. Wan dern und Urlaub in der NS.-Semeinschaft .Kraft durch Freude" sofort ihr« Tätigkeit wieder ausgenommen. In der Erkenntnis, daß gerade der Winter die beste Geleaenhett bietet, die Gesundheit zu stärken und Freud« zu finden, hat die NS.-Gemeinschast „Kraft durch Freude" Frau Weiß erzähltes der , / ' »M ganzen Nachbarschaft.. wje elnfach jetzt da» SLMern der fettigenund schmierigen Ar- M M IM beitsjacken.HosenundSchürzen ist. Ob Schlosser-, Schmied-, W Monteur- oder andere Werk- stattkleiduug - in heißer «dkl - Lösung einweichen und mit ibti nachkochen, so sagt sie. Und wer es erprob ^bestätigt, - daß es nicht nur eine einfache, sondern vor allem anch billige Methode ist, die jede richttgeHandwerkerfrau kennen sollte! trotz de» Kriege« «in» größer« Anzahl etuwöchiger Wtutersotzrtm oGv> bereitet, dl» nach Altenberg-Geising nach Ob»rüst»s«nchal, »ach IP- hanngeorgenstadt und nach vberschreiberhau führen. St» sind nicht auf einzelne Kreil« beschränkt, sondern an ihnen können Urlauber au» dem gesamten Gebiet Sachsen teilnihmen. Dazu gesellen sich «lnwöchige Skikurse im Ferienheim derDAF. in Holzbau sLr-geb ), an denen auch Ansänger teilnebmeu kTmwm Schließlich werden auch noch Skihüttensahrten nach Tirol dmckgeführt, zu denen nur geübte Skiläufer zugekaffen «erden, di» Teilnehmer vo» KdF.-Sportkursen sind. Reustadt, 9. Jan. Tchuvpenbrand. Sonntag früh geapt SL0 Uhr brach Bahnhofstraße 18 im GasthauOsüraer-arM" Feuer au». Ein Holzschuppen brannte vollkommen nieder. Mit Hilfe der Nachbarn und der Feuerwehr gelang es, den Br«id zu löschen, der auf benachbarte Gebäude überzugretsm drokste. Die Ursache de» Brande» konnte noch nicht geklärt werd«. wrf dle Dr naeworfen Gohlaud (Spree), 9. Jan. wiithrige zM 84 Ure«kel. Di älteste Einwohnerin von Sohlanb, FrauWilhelmine Schmidt beging «nn Montag ihren 93. Geburtstag. Ihre Nachkommm- schaft umfaßt acht noch lebende Kinder, si Enkelkinder, 84 Um enkel und 2 Ururenkel. Zittau, 9. Jan. Schwerer «»fall bei« S Bauer Erwin Schmidt im benachbarten Ullei maschine in Gang gesetzt und die erste Garbe te, wurden auf noch nicht geklärte Weise vom Drrschkopf fast sämtliche Zacken loSgerissen. Eine davon traf den Bauern.oHr» ä»lb deS^linken Auge» und drang ihm in die Stirn. Der Schwerverletzte fand Aufnahme im Krankenhaus. G-oßschS-au, 9. Jan. Schützt das Wild vor Kmb«! S» der vergangenen Woche wurden allein im Hofebusch-Steiuberg- «vier bret verendete Rehe aufgefunden, die von Hunden am rissen worden waren. An die Bescher von Hunden eracht HL» halb die dringende Mahnung, die Tie« in den Rachtstunb« nicht '''ei Herumlaufen zu lassen. Reichsdeutsche »Uichtttnge aus dem Ausland erhalten Belhilse»! Die Zentralstelle für auslandsdeutsche FMchtlinge t» de» Leitung der Auslanbs-Organtsation der NSDAP, in Berlin teilt mit: Durch eine Vereinbarung zwischen dem Reichssinaich- Ministerium und der Auslands-Organisation der NSDAP. Rin nen hilfsbedürftige Ausländsdeutsche nunmchr regelmäßig unterstützt werden. Durch die Verein- baruna werben folgende Personenkreise erfaßt: ») Angehörige der im feindlichen Ausland Internierten oder in dauernder Ueberwachung stehenden Reichsdeutsche»; d) Reichsdeutsche, die aus Anlaß dä Krieges aus dem feind« lichen Ausland in das Inland zurückgewhrt sind; o) Reichsdeutsche, die aus dem neutralen Ausland in daßJft- land zurückgekehrt sind und an ihren Wohnort Im neu tralen Ausland nicht zurückkehren können. Außer einer angemessenen Beihilfe für den Lebensunterhalt können gewährt werben: ») Mietbeihilfen für den Wohnbedarf bis zur tatsächlich« Höhe der Miete; b) Krankenhilfe: o) bei Mircherjährigen da» Schulgeld, sdweit keine Schulgeld« befreiung erreicht wurde, sowie Beihilfen zur Fortsetzung von begonnenen Studien; ä) Sonderbeihilfen zur Deckung des UnterhaltSbedarfs, so« weit der Unterstützungssatz zur Deckung von etwa auftree tendem Sonderbedarf nicht auSreicht« Mit der Auszahlung der Beihilfen sind dis Zweigstellen des Rückwanderer-Amte» her Aus« lands-Orgänisation der NSDÄP. beauftragt. Die einer Bei hilfe Bedürftigen müssen sich mit der für ihren WohnM zusmn- digen Zweigstelle' in Verbindung setzem Die Zweigstelle für die Gaue Subetenland, Sachsen und Thüringen befindet sich in Aussig, Gärbergaffe 6. > .. Surslandsbeutsche, welche die Beihilfe in AnsprUch nehmsU wollen, müffen im Besitze des k'-Ausweises der Zentralstelle für auslandsdeutsche Flüchtlinge in der Leitung der AuSlandS-Orga- nisation der NSDAP., Berlin-Wilmersdorf 1, WestMische Str. 1—3, sein. Der Ausweis ist bei genannter Dienststelle auf An« trag erhälllich. ^»<eliglon müssen wir in unS, nicht außer uns suchen. Kant (14. Fortsetzung., (Nachdruck verboten.) Ihre Augen wurden groß und erstaunt. Sie faßte ihn mit einer Hand am Rockzipfel und sagte: , „Oh, Peter, das ist nicht wahr! Daran bist du selbst schuld, daß..." Er siel ihr ins Wort: „Weißt du, Ilse, ich wollte immer eine Schwester haben — auch meine Brüder wollten dies alle, doch wir bekamen keine! Hatten wir eine Schwester bekommen, sie wäre von uns auf den Händen getragen worden. Dann hatten wir dich! Wir hatten dich alle gern. Doch du warst keine Schwester — für eine Auto fahrt verkauftest du uns . . ." In ihren Hellen Augen brannte die Flamme des Wider spruchs. „Ich konnte nur deine Wut über die KrauertS nicht be greifen. Und du warst es, der mich kaum noch grüßte! Ja, und dann setzte ich den Kopf auf. Es tat mir leid genug." „Die Krauerts waren dir lieber — sie haben viel Geld und Autos. Ich habe doch gesehen, wie schön du mit Philipp tatest..." „Nee, das ist gelogen!" Sie faßte ihn wieder am Jacken zipfel und fuhr eifrig fort: „In Wirklichkeit ist euer Ernst mir lieber als zehn von den Krauerts — und du mir lieber als zwanzig davon!" Jetzt stieg ihm auf einmal wieder der Druck in den Hals. Und die Tränen wollten ihm kommen. Er löste ihre Hand von seinem Rock und stieß sie zurück. „Laß mich, Ilse", bat er leise. „Ich muß jetzt nach Hause." Doch ihre kleine Hand krallte sich von neuem in seinem Rocke fest. „Erft sollst du mir sagen, yb du mir noch böse bist!" „Nein — gar nicht", erwiderte er gegualt. „Ich kann dir im Herzen nicht böse sein, Ilse." Seine Augen wurden feucht. ,Dielleicht so nach außen — aber innen nie. Nein!" „So »vollen wir uns wieder gut sein, Peter. Ganz gut!" „Ja — ganz gut", wiederholte er schwach, kaum hörbar. „So gib mir die Hand, Peter!" Er reichte sie ihr. Und er wunderte sich darüber, daß seine Hand kalt und feucht war. Märst du früher einmal so zu mir gekommen, Ilse!" „Ich war dumm, Peter! Und du warst eS auch!" „Ach Gott!" „Man soll ja eigentlich über Tote nichts sagen, Peter, — doch den Philipp konnte ich auch nicht mehr recht leiben. Er war so anmaßend und dünkelhaft und protzte so gerne. Einmal habe ich mich richtig mit ihm gezankt. DaS kam deshalb, weil ich euch, besonders den Karl und den Ernst, rühmte — und er wollte dies nicht hören. Da sagte ich ihm glätt vor dm Kops, daß er ein Drückeberger gewesen sei, daß sein Vater ihn mit Mühe und Not reklamiert habe. Er wurde gar nicht zornig darüber, sondern lachte mich aus und sagte: „Haben sie mehr verdient als wir, die Reift? — Die Reist sind auf den Hund gekommen, und wir sind gemachte Leute! — Ich bin klug und mein Vater ist klug, doch die Reist sind alle schwere Dummköpfe, denen dauert es immer zu lärme, bis rnam ihnen die Knochen kaputtschoß .. ." Da habe ich ihm aber meine Meinung gesagt, Peter, daS kannst du mir glauvml" Peters Gesicht war weißgrau geworden, als Ilse die Worte Philipps wiederholte. „Also er sagte zu dir, meine Brüder seien Dummköpfe?" „Jä, das sagte er!" La versetzte er langsam und stockend: „Ich mußte das nämlich auch au» seinem Munde hören. Und es trägt viel Schuld daran, daß alle- — geschah .. ." Ihre Blicke flogen scheu in sein Gesicht. „Wieso daS, — Peter?" Er schwieg und sah an ihr vorbei. „Ist denn sonst noch waS geschehen?" Es war ihm plötzlich alles gleichgültig. Einmal mußte die Ilse ja doch die Wahrheit erfahre« Mr Schmied kannte sie schon. Morgen sprachen alle Leute davon. Weshalb sollte eS die Ilse nicht aus seinem Munde hören? — „Weißt du denn noch nicht genüg. Ilse, ist eS noch nicht furchtbar genug?" Des Mädchens Körper durchlief ein Zittern. „Peter, weißt — du — denn ...?" Da sagte er dumpf, wahrend sein Kopf sich auf die Brust senkte: „Ich weiß eS, weil ich eS — tat!" JlseS Mund öffnete sich weit. Dann stieß sie rasch die Fin ger in den Mund, preßte die Zähne darauf und erstickte so den Schrei, der auS der getroffenen Brust drängte. „Ja, ich habe ihn erschossen!" katü es Lebend über seine Lippen. Er sah die Ilse nicht aü — e» war so, älS ob er eS zu einer anderen sagte. „Peter!!" Me sah ihn mit entsetzten Augen au. Die Häckbe hatte sie ineinander verschlungen vor der Brust. Er drückte sich an dem Zaun empor, seine Stimme blieb zitternd: - — „Auch du trägst etwa- Schuld, Ilse!* „Peter!!* - „Du weißt ja gar nicht, Ilse, wie gern ich dich hatte! Ich habe keine Mutter, keine Schwester — die» alle- warst du mir!! Ich glaubte immer, du wärest ganz unS! Und als du mich küß test — damals auf dem Westerwald, da hätte ich alle- für dich hingegeben. Du warst mir daS Teuerste und Liebste geworden, was eS auf der Welt gibt! ... Und dann kam dieser Philipp Krauert — er lachte mit dir, er durfte sich neben dich setzen in» Auto, er ging in euer HauSl — Wär'S noch ein anderer ge wesen! — Den Philipp haßte ich ja vorbei: schon . . .! Hattest du auch nur einmal, so mit mir gesprochen wie heute, dann wäre mein Haß nicht so furchtbar geworden!... Dann belei digte er meine Brüder auch noch! . . . Herrgott, ich wußte ja nicht mehr, WaS ich tun sollte! .. . Und als er aus mich schoß, da wat'» nur der Haß. der auch mich schießen Netz. Meln Hatz traf ihn!" i . . Sre stand vor ihm, wie gelähmt durch seine Worte; sie rührte sich nicht, nur die Lippen zuckten und ihre Augen Ware» weit ausgerrssen. „Petertt' Er wandte sich von ihr ab und versetzte rauh: „So, nun weißt du's, Ilse! Nun sage eS schnell deiner Mutter — den Krauerts — allen!. . ." Doch gleich hob er di« Hände hoch und Lat ... „Nein, verrate mich noch nicht, JNe, bitte nicht! — Ich gehe ja morgen selbst auf» Gericht. Vater Kugel will ich gehen! Warte bis morgen, Ilse!" Er füll te sich an den Kopf und stöhnte: „Ich werde noch wahnsinnig!!* Er Kes davon. Zwei Augen, von Schreck und Entsetzen weit gerundet, sahen ihm nach r. . 11. Der Entschluß, sich dem Gericht zu stellen, Wuttw wankmtz, als er seinen Vater sah, der so verhärmt und sorgenschwer herging. Die Tat des jüngsten Sohnes wird ihm von all« Unglücksschläaen, die ihn trafen, der furchtbarste sei». DaS wurde dem Peter zur qualvollen Gewißheit. Und als er «nt dem Vater am Abend bei Tisch saß, da wanderten seine Blicke' ost voll Angst zu dem alten Manne hin, der in letzter Zeit so schweigsam geworden war. MS Peter nicht» aß, fr.igte der Vater leise: Meter, warum ißt du nicht?" Lch — ich hab gar keinen Hunger, Vater." Meder bohrte sich ein Schme» In des Knaben Brust. MM fühlte er erst jetzt, wie heiß, wie heiß und innig er dm Bat« Er schlief die ganze Nacht nicht. Und am Morgen «Hoss er sich in aller Frühe. Doch er verließ sein Zimmer nicht. Arle« rend und zitternd stand er an einem Fenster seines Schlaf- gemaches, noch immer um Entschlüsse kämpfend. GS wa« doch nicht soleicht, sich dem Gericht zu stellen. Und sei« Gedanken wurden immer qualvoll, wenn sie den Vater berührten. Vater Neist tappte endlich zu ihm herauf. Peter wunderte sich darüber, denn sonst tat die» der Vater nie. Ob er schme etwas erfahren hat? Vielleicht hat Bater Kugel gesprochen — ober die Ilse ... „Willst du nicht zur Schule, Peter?" „Nein, Vaters „Bist du krank?* „Ja, ich bin krank, Vater!" „Wo fehlt'S dir denn, mein Junge?" Der Knabe stierte durch da» Fenster auf da» kable Gerank der Bäume im Garten. Sollte er ihm sagen, wa» ihm fehl«? All sein Inneres wehrte sich dagegen und verneinte die Frage. Nein, jetzt noch nicht — eS kam iwäloch früh genug - - - Habe scheußliche Kopfschmerzen< vettetzt« er un- sicher. Er hatte wahrlich nicht gelogen, denn er fühlte ein dump fes Stechen im Kopse. Sein Gehirn schmerzte nach all dm mrchwachten und durchkämpftm Nachten. . DeS Vaters Mienen wurden besorgt. „Du wirst Grippe Haven, Peter, — man sieht eS dir auch an. Die Grippe geht ja wieder um in der Gegend. Lea dich inS Bett, Peter!* „Im Bett spüre ich die Schmerzen noch mehr .. . „So gehe doch wenigstens hinunter in die warme Stube! Die Bärbel kann dir einen Äjee brauen . . . Soll ich dm Doktor nicht ntfm lassen?" (Fortsetzung foltzv
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