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i-W > Nr 98. Freitag Weißeritz-Zeitung Redaction, Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. 12. Perbr. 1851. Hnserate Em «« 8 Pf- Mr die Zette berechnet und in allen Expeditionen angenommen. Erscheint ' ' , Dienstags und Freitags. Zu < beziehen durch a llePostanstal« len. Preis pro Ouart.lONgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann Rockenstnben. Motto: Heisa, juchheisa, dudeldumdei, DaS geht ja lustig, bin auch dabei! Ist das eine Gesellschaft von Christen? (S. Wallensteins Lager v. Schiller.) Schon in einigen früheren Aussätzen in diesem Blatte wurde unter dem Titel „Erz und Schlacken" gegen das Unwesen der Rockenstubengesellschasten an gekämpft und vorzüglich die Zusammenkünfte junger Leute verschiedenen Geschlechtes, die hier ohne alle 's Aufsicht ihr Wesen treiben, enthüllt. Jeden soliden Menschen darf man nur in den Orten, wo solche Zu sammenkünfte abgehalten werden, sprechen, er wird mit Widerwillen davon reden. Spät Abends zusam- menlaufen, die Mädchen heimlich, die Bursche öffent lich, mit den Harmonika's, zehn Mann hoch auf der Straße marschirend und alle betreffenden Personen einladend, und wohl im Uebermuth den Begegnenden, wie es Einsendern geschah, ein freches: „Ausgewichcn!" zurufen, dann an dem Orte ihrer Bestimmung aller hand Allotria treiben, wohl auch an gewissen Abenden (Andreasabend u. a.) in Getränken und dergleichen Genüssen sich erlaben und ein Tänzchen und „freie Nacht" machen, um Mitternacht die ruhigen Schläfer in ihrer Ruhe stören, mit Schneeballen sich bombar« diren und kein Mensch da noch sicher ist vor ihren Spöttereien und bei Leibe kein Wort sagen darf — traun, da möchte man die Hände über'm Kopf zu sammenschlagen, daß Menschen, die kaum erst der Schule entwachsen sind, und kaum erst am Conftrma- tionstage gelobten, ein sittliches Leben zu führen, zu solchen Dingen fähig sind. Doch betrifft dies blos meist die Jugend, während wir die Zusammenkünfte älterer Personen nie tadelnswerth gesunden haben, die, wenn auch das Klatschorgan bisweilen figurirt, doch unschädlich und gemüthlich sind. Wir werden daher aufmerksam sein auf diese Rockengesellschaft und uns erdreisten, hier in diesem Blatte gewisse Zügellosig keiten öffentlich zu nennen, da wir eingesehen haben, daß weder von Seiten der Obrigkeit Aussicht geführt werden kann, noch von Seiten der Eltern und An gehörigen der jungen Heute Ueberwachung stattsindet. Darum hüte sich, wen es betrifft. Aus dem Vaterlande. Witterung am 8. December in Sibi rien. Schon würben wir eingewiegl in Winter, fchauer, schon bekannt gemacht mit den winterlichen Beschäftigungen unl> Freuden; schon ward der Geist der Ergebung in daS uneibmliche Schick,al unS ein- gehaucht; schon fühlten wir uns behaglich angeschnnegt au den einzigen Freund, den Ofen — da werden wir aufgescheuchl auö unserer süßen Ruhe, denn laue Lüste wehen, der Scvnee wird mager, und die liebe Sonne entsendet freundliche Strahlen. Dieses Aufgescheucbi- werden ist aber kein lästiges, kein schreckenerregendes, nein, ein wohlihuendeö und ein erfreuliches. Erfreu lich vorzüglich schon deSoalb, weil man eilt, zu schauen, ob die theure, traute Frucht, Kartoffel genannt, noch nicht von des Winters und FiosteS dämonischer Ge-.. walt occupirl sei, zu sehen, ob auch hier noch Hoff nung aus Nutzen sei. La wir eigentlich schon lüch. tig Winter ballen, so ist es doch seltsam, zu sagen: nach dem Winter auch Ernte. Am heutigen Tage, jetzt eben, sieht Einsender Hunderte auf das Feld eilen und vle genannte Frucht, sowie auch Kraut, wegm- holen, wenn letzteres Dtebe und anderes wildes Lieh nicht schon geholt Haden. Dle Kartoffeln sollen, zur Freude sei'S gesagt, noch nicht verdorben sein, sondern sich als völlig brauchbar gerirrn; ja, man behauptet, baß die Kartoffeln, die bis jetzt im Felde geblieben, sich besser halten sollen, als die im Keller, von denen viele schon ein Raab Per Fäulniß geworden sind. Gut für die Schwetnsülierung! Schlimm für die Wucherer, die schon hofften (?!), daß eine Kartoffeltheuerung ein treten würde. So wenig wir Schadeufreunde sind, so freuen wir uns doch von ganzem Herzen, wenn die Spekulationen dec hungrigen Wuchererseelen zerschmel zen, wie jetzt der Schnee. Ihr, die ihr nichts weiter zu ihuu wißt, alö euer Pferd anzuspanuen nnb Schlit ten zu fahre», und groß und dicke lhul, wenn ihr.die Leine in der Hand haben könnt, fpannt nur aus, Ivir freuen uns, und sucht euch auf andere Art die Zeil zu vertreiben, denn sonst möchtet ihr mit dem D.... bald nähere Bekanntschaft machen. Der Christmonat ist in jeder Beziehung ein lieber, herrlicher Monat; auch in der Natur zeigt er sich hold und stimmt unS zu freudig-frommen Gefühlen, baß wir mir Recht auS- rufen können: Christmond, du Zeit, die Gott gemacht. Zwar jede ist'S, doch die zumeist, Die jetzt die Christgemeinde preist. Als die, die ihr daS Heil gebracht; Du Mond, «inst in der Mitternacht, Al» in de» Himmels voller Pracht Erschienen ist daS Licht der Welt, DaS alle Finsterniß erhellt. Ditß ist der Mond, den Gott un» schenkt > Zum Zeugniß, daß er immer neu