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tp Redaction, Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Freitag. Erscheint Dienstag» und Freitag». Zu beziehen durch allePostanflal- ten. Preis pro Quart.IvNgr. Ar. S2 Weißeritz-Zeitung. Ei» imterh-Itend-s Wochenblatt für bm Bürger mid, ««itiaaizi. ^7 ^ 21. «o»t,r. 18S1. Inserate «erden «tt > 8 Pf. für die Zeile berechnet ^ ..1»nd ch» all,« Expeditione» angenommen. Winters Anfang. Obgleich der Kalender den Anfang des Winters erst den 22. December beginnen läßt, so scheint sich doch diese Angabe keineswegs für die Gegend Alten berg, Zinnwald, Georgenfeld, Geising rc. zu verwirklichen, oder sich doch schon vor der ange gebenen Zeit verwirklicht zu haben. Denn schon in den letzten Tagen des Oktobers hat sich das winter liche Gewand ausgebreitet über unsere Gegend., Ja nicht blos für diese, sondern eS ist auch, vorzüglich den 3. und 4. Novbr., Schnee bis in die niedere Ge gend gefallen. Wenn wir auch nichts Anderes mehr zu erwarten haben, so gestehen wir doch zu, daß, nach menschlicher Berechnung, dieser Gast sich etwas zeitig eingestellt hat, zumal da auf den Fluren noch man ches zu thun ist. Doch wir können ihn eben so we nig verscheuchen, als die so lange anhaltende Som mernäffe. Man ergebe sich daher ruhig darein! Man suche daher auch hier, wie im ganzen menschlichen Le ben, die Gegenwart für sich fruchtbar und lehrreich zu machen. Von den bisherigen Beschäftigun gen wenden wir uns auf die kommenden, die für Manchen eine ganz andere sein wird, als die ver gangene war, und doch immer Fortsetzung der vori gen und Vorbereitung der künftigen ist; von dem Wogen der Saat und der Regsamkeit der Mäher und Ackerleute zu dem Drescherschlag und Schnurren deS Spinnrades, von dem Rauschen des Wassers zu dem Prasseln deS Eiseö, von der, Schweiß drm An gesicht entlockenden Bewegung, zu einer Ruhe. Der Mensch gleichet auch hier der Erde, die, ob sie gleich unter Winters Decke ruhig bleibt, doch nur scheinbar ruht, während ihre Thätigkeit sich fortentwickelt. Von den bisherigen Freuden wenden wir uns zu anderen. Es sind nicht mehr die Freuden, die uns auf grünender Wiese, im schattigen Hain, auf roman tischen Punkten, oder in des Gartens lieblicher Win dung, im freundlichen Sommerabendlicht zu Theil werden; es, ist nicht der Schall des Gesanges, der in den Thalgründen tausendfaches Echo wiedergiebt, nicht die Freuden auf Wasserfahrten, oder auf dMWergen, auf Reisen, oder bei'm jubelreichen Volksfest; nein, auch in dieser Beziehung lconcentrirt der Winter uns und umgiebt die Freuden mit einem andern Kleide, nemlich der Ruhe, ja selbst des Ernstes. Die ganze Zeit haucht, wenigstens den edleren Naturen, die, sen Ernst ein, der von dem kirchlichen religiösen Ge biet auf das ganze Verhalten in dieser Zeit sich er gießt; die Zeit vom WeihnachtSmorgen bis zum Oster- "ü. kann nur für flache, sinnliche, geistlose Geschöpfe gleichgültig sein. Und diese hehre Zeit ist mit so mancher Freude gewürzt. Wohl nur dem, der iste findet; es sind die Gruppen guter, einiger Familien, die sich selbst genügen; es sind die Kreise würdiger Geselligkeit, die bei dem traulichen Gespräch, oder un schuldigen, unschädlichen, leidenschaftslosen Spiel sich unterhält; cs ist der Musik froher Schall, die, wenn sie nicht zum Feldgeschrei rasender Tanzwuth und wilder Lust ausartet, das Herz fröhlich erhält, wenn'S draußen stürmt; eS ist der Flug auf den Schlitten bahnen, ein Vergnügen, das uns der prächtigste Som mertag nicht ersetzt; es ist der Genuß der reinen Him- melöluft, die Geist und Leben stärkt; es ist die edle Lektüre am Winterabend; es ist das Vorgefühl und der Nachklang deS schönen Christfestes — alles Dinge, die den Winter weihen und seine Beschwerden, die er mit sich bringt, mildern und übersehen lassen. Möchte sie verstreichen, diese Winterzeit, heiter, ungetrübt und würdig der heiligen Zeit, in welche sic fällt, damit wir, wenn die Frühlingssonne wieder glänzt, wir auf ihn zurückblicken mögen, wie auf einen lieben Freund und Gast, der von uns geschieben. Möchte er, so lange er bei uns bleibt, auch für die leidende Menschheit manche Erquickung, Ruhe und Tröstung bringen; möchte sich jeder des leidenden Freundes annehmen und erbarmen, ihm die trübe, lange Zeit verkürzen und erträglich machen. Möchte er auch des Armen Noth erleichtern und ihm manche Freudenfrucht gewähren und das Weihnachtslicht Strah len auch in seine sorgenvolle Seele werfen! Dresden, 18. Nov. Gewiß für viele Ihrer Leser muß es interessant sein, zu kören, daß eS jetzt eine sehr dankenswerthe Anstalt unserer Siabt, eigent lich unseres Sachsens, zu einer ehrenwerthen Stellung und Anerkennung gekracht hat, die ihr nach den Be mühungen und Verdiensten nm die Bildung der Frauen in echt deutschem Sinne, d. h. um Sitte, Anstand, Häuslichkeit und Frömmigkeit (beiWeilest, nichtFröm- melet!) auf alle Weise gebührt. ES ist dies die „An- stakt zum Frauenschutze". Anfangs sollte eS eine Zufluchtsstätte für arme, verwaiste Mädchen, die sich gern nützlich machen wollten, nach der Confirmation zur Fortbildung in nöthigen Kenntnissen und der Haus« wirthschafl für seh, we.nig E in za h l u n g sein. Den Gründern der Anstalt schien eS aber bald, als die Zog- lingSzahl wuchs, daß denn doch ein Wichtiges: Uebung in der Kindererziehung, fehle. Zu diesem Zwecke bil dete sich bald ein Mäbcheninstitut, in welchem ältere Mädchen, zum Tbeil frühere Zöglinge und durch Kennt nisse und Geschick ausgezeichnet als Lehrerinnen, mit« wirkten; auch ein Kindergarten wurde errichtet und obige „Schwestern" sind auch hier belehrend und es.