Volltext Seite (XML)
Dres« Wan » s,, Ir«i« für erscheint täglich Tiertellah, beziehe». Zeile « Pf.'' Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redigirt von Karl Biedermann. Inhalt. 3n Sachen Schleswig-Holstein«. — An die Wähler der Deputirten zur deutschen Nazionalversammlung in Frankfurt. — Tagrsgeschichtr: Dresden: Entlassung; Stadtrath; Ministerium; Vaterlandsverein. Freiberg: Lehrerversammlung. Waldenburg: Land- gemeiodenberathung; Joseph. Berlin. Frankfurt. AuS dem Badischen. Freiburg. Stuttgart. München. Gießen. Wien. Prag. Pesth. Schweiz. Paris. Toulon. Lombardei. — Kunst und Literatur: Vorläufige Anzeige. — Feuilleton. — Eingesendetei. — Ortskalender. — Angekommene Reisende. — Anzeigen. In Sachen Schleswig-Holsteins. Es ist ein trauriges Zeichen von dem noch immerfort in Deutschland sich wohlbefindenden Filisterthum, daß so viele der schleswig-holsteinschen Sache mißliebige Stimmen sich in öffent lichen Blättern vernehmen lassen, ja, daß man sich nicht ent- blödet, Artikel aus den dänischen Zeitungen in deutschen abzu- drucken, um dem kaum sich kund gebenden Enthusiasmus nach Kräften entgegen zu arbeiten. Warum denn auf einmal diese gewissenhafte Ueberlegung, ob nicht Dänemark doch mehr Recht auf Schleswig habe, als Deutschland; warum dieses Bemühen, aus vergilbten Urkunden nachweisen zu wollen, daß der erste Krieg, den das erwachte Deutschland führt, ein ungerechter sei? Die Antwort ist leider nicht schwer. Eben weil es das Volk ist, welches die Sache Schleswig-Holsteins zu der sei- nigen macht, weil nicht Se. Durchlaucht der Fürst Metternich dem alten Bundestage befohlen, Deutschland solle das Schwert ziehen, sondern die 56er zum energischen Handeln aufgefordert haben. — Daher der blaffe Zweifel unserer politischen Dunkel männer. Schon längst flammte in jedes ächten Deutschen Brust das Gefühl des Unwillens über die Schmach, welche dem — wenn einig — so mächtigen deutschen Volke von einer Handvoll über mütiger Dänen angethan wurde. Wir aber mußten uns mit Toasten begnügen! Man sah scheel dazu, wenn „ Schleswig- Holsteins Lied', gesungen wurde; wir durften kein Herz für unsere Brüder haben. ES gilt mir gleich, ob die Cimbern und Leutonenin Schleswig gewohnt haben, ob wir von ihnen oder aus spätem Zeiten unsere Rechte auf Schleswig herleiten können. Aber es steht fest, daß Schleswig und Holstein nicht ge trennt werden sollen; es steht fest, daß das deutsche Element in Schleswig überwiegend ist; es steht endlich fest, daß der Kö nig-Herzog die Verfassung und Rechte Schleswigs und Holsteins tausendfach verletzt und mit Füßen getreten hat. - Man hat vergebens gebeten; vergebens die Unterdrückung von Rechten, die schreiende Willkür der dänischen Uebergriffe dem Könige vorgeftellt. — Der Däne hatte kein Ohr für die Klage» seiner deut sch en Landeskinder! — So blieb denn nur übrig, die Waffen zu ergreifen und das erwachte Deutschland aufzufordern, daß es sich vereine zum Kampfe gegen die Unterdrücker der deut schen Sache. Und wahrend die Fürsten noch unschlüssig zögerten, während von den Hunderttausenden von Söldnern, welche Deutschland sofort — d. h. auf dem Papiere — ins Feld schicken kann, nur wenige Brigaden entsendet wurden, verblutete bereits ein Theil der enthusiastischen Jugend, deren warmes Her- für deutsche Sache sie unter dem schwarz-roth-goldenen Banner versammelt hatte. Schmach über euch, ihr Verknöcherten, die ihr in diesen Regungen'unserer Jugend nur einen Zug abenteuerlicher Thor- heit zu erblicken im Stande seid; die ihr über die Beweise von Theilnahme die Achseln zuckt, welche der lebensfrischere Theil von Dresdens Bewohnern vor wenig Lagen einem Häuflein dar brachte, das aus Böhmen herbeigezogen kam, um in Schleswig zu kämpfen! Es waren ja nur 17 oder 20, sagt ihr; — viel Lärm um Nichts; — aber die Zahl thut hier gar Nichts zur Sache. —- Wir haben gejubelt, weil wir sahen, daß es nach einer Periode des engherzigsten Egoismus noch Männer giebt, welche zur Verwirklichung einer Idee in den Tod zu gehen entschlossen sind; wir haben jene kleine Schaar doppelt freudig begrüßt, weil sie, eine Bürgschaft deutscher Lheilnahme, aus dem Ezechenlande daheckam. Und darum danken wir den Offizieren der Dresdner Bürgerwehr für den Empfang, welchen sie jenen Freiwilligen bereiteten. Seltsam ist es übrigens, daß dieselben Menschen, welche ihre Simpathien für Dänemark nicht verläugnen können imd den angeblichen historischen Rechtsboden breittreten, in der posenschen Frage entschieden für Aufrechthaltung des deutschen Elements sind. — Scheinbar eine großartige Inkonsequenz;— aber nur scheinbar!! denn dort soll ein übermüthig er Fürst zurecht gewiesen werden, die Polen aber sind nur ein seit 76 Jahren mit Füßen getretenes Volk!