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patriotische Energie zuschreiben dürfen, alle in den Weg sich stellende Hindernisse zu besiegen, und das für recht Erkannte trotz allerSchwierig- keiten mit Ernst und Nachdruck durchzuführen. Pflichtmäßig und ehrerbietig fügen wir die Versicherung hinzu, Herr Minister, soviel an uns ist, Ihren auf uns zu setzenden Erwartungen getreulich und mit Fleiß entsprechen zu wollen.'" Der Minister drückte der Deputazion seine Freude und seinen Dank aus für ihr Erscheinen. — Zn dem schweren Berufe, den er in so schwerer Zeit übernommen habe, sei ihm jede Zusicherung von Sympathie und Beistand von hohem Werth, ganz besonder- aber wenn sie, wie hier, von Standesgenossen komme. Mit Liebe habe er immer dem Handelsstande angehört und gedenke in denselben zu- rückzukehren, sobald ein Fähigerer und Würdigerer für sein jetziges ho hes Amt gefunden sein werde. Daß übrigen-, ganz abgesehen von der Person, ein Mitglied de- Handelsstandes, des Stande-, der bei Begründung unserer Verfassung einen schwachen Antheil an der Ver tretung in der zweiten Kammer nur erlangt habe, weil man sich über einige offene Plätze sonst nicht habe vereinigen können, in die höchste Verwaltung jetzt berufen sei, müsse gewiß als ein namentlich für den Handelsstand erfreulicher Fortschritt betrachtet werden. — Es sei eine alte Erfahrung, daß die nächsten Folgen großer politischer Bewegungen ftr Handel und Gewerbe nicht erfreulich wären, es entstünden in der Regel kommerzielle Krisen, und wir befänden unS auch bereit- in einer solchen. Um so mehr sei es anzuerkennen, daß der Dresdner Han delsstand in seiner Adresse das Erfreuliche der eingetretenen politischen Bewegung voranstelle; — es würde traurig sein, wenn man anneh men wolle, daß das Gedeihen von Handel und Gewerbe sich mit po litischer Freiheit nicht vertrage. Das sei gewiß nicht der Fall — Sicherheit und Ruhe wären aber allerdings erforderlich. Wo diese augenblicklich gestört wären, würden sie sicher bald zurückkehren, und dann auch der deutsche Handelsstand die Früchte ernten von der auf größere Vereinigung und Gemeinsamkeit hinstrebenden Umgestaltung von Deutschland. Man werde nicht erwarten, daß er, der Minister, im Augenblick auf da- Einzelne der Adresse eingehe, — im Allgemei nen könne er seine volle Uebereinstimmung mit den ausgesprochenen Ansichten und Wünschen auSsprecheu. Er sei sich seiner Aufgabe voll ständig bewußt und rechne bei deren Lösung auch auf die Mitwirkung und den Rath der geehrten Mitglieder deS Dresdner Handelsstandes, denen er immer nahe zu stehen wünsche. Die nächste unter den vielen Aufgaben der Finanzverwaltung würden einige Umgestaltungen in den Abgabenverhältnissen sein; — es gälte die ärmern Klassen überhaupt zu erleichtern, ihnen zunächst über den Druck der gegenwärtigen Zeit hinwegzuhelfen und den Ausfall durch eine Einkommensteuer zu er setzen. Mit den nüthigen Vorbereitungen hierzu sei man jetzt beschäf tigt, und eS sei zu hoffen, daß die bemittelten Klassen der Gesellschaft willig diejenigen Opfer bringen würden, welche Zeit und Verhältnisse dringend geböten. Der Minister bat schließlich die Mitglieder des Dresdner Handelsstandes, die Ueberzeugung mitzunehmen, daß das Wohl de- Handels und speziell der Dresdner Handelsverhältnisse ihm immer am Herzen liegen werde. Nach einer weitern Unterhaltung de- Ministers mit den Einzel nen beurlaubte sich die Deputazion, um dem Minister Oberländer die Aufwartung zu machen, hat Die- aber, da dieser soeben in der.königl. KreiSdirekzion war, um deren Mitgliedern sich verstellen zu lassen, ebenso wie die Aufwartung bei dem verreist gewesenen Ministerpräsi denten Braunauf einen andern Tag verschoben. § Zschopau, 31. März. Auch bei uns und in der Umgegend herrscht Aufregung und eS hat sogar eine Demonstrazion gegen die unschuldigen Fenster eines geehrten Mannes hier stattgefunden. Ebenso sind mehrere Volksversammlungen hier abgehalten worden. Vorzüglich hat man es auf die derzeitigen Inhaber der geistlichen Stellen abgesehen, deren Einkommen man verkürzt wissen will. Es thut wirklich Noth, daß energische Maßregeln zur Beseitigung dieser überall sich hier kund gebenden Aufregung getroffen werden, nament lich daß sich aus den sämmtlich Gutgesinnten eine Schutzwache zur Aufrechthaltung der Ruhe bildet. Unser Oberforstmeister v. Man teuffel hier, Besitzer des in der Nahe liegenden Rittergutes Krumm- hermerSdorf, soll seinen Unterthanen auf deren Bitten ohne weiteres mehrere Lasten für immer erlassen haben. Berlin, 30. März. Eine Akziengesellschaft zur Herausgabe ei ner Nazionalzeitung hat sich hier gebildet, 200 Akzien » 25 Thlr. wurden bereit- gezeichnet, vr. Ru senb erg ist die Redakzion über tragen. — Man will hier wissen, daß in Russisch-Polen schon 13,000 Insurgenten zur Befreiung Polens sich unter den Waffen befänden; auch ist die polnische Legion schon von Berlin aufgebrochen. — 31. März. Camphausen ist vom Könige zum Vorsitzen den des Staatsministeriums ernannt. — Alle Anträge und Verfas sungsangelegenheiten werden vom Könige an das verantwortliche Mi nisterium gewiesen, welches zum Bescheid darauf ermächtigt ist. — 30. März. Das 24. Regiment ist wieder eingezogen und einige Demonstrazionen dagegen wurden auf friedlichem Wege in Zu stimmung umgewandelt. Das Militär ist von den Bürgern feierlichst eingeholt, und Soldaten und Bürger fraternisirten. — Ein polnisches Bureau ist errichtet, worin Deutsche für die polnische Armee gegen Rußland angeworben werden. Nicht Uv- aus Begeisterung, sondern auch aus Noth melden sich viele. Man zahlt dem Angeworbenen 20 Tblr. Reisekosten nach Posen und täg lich 15 Sgr. — Aus Posen dagegen kommen viele flüchtige Familien an. — Die Stadtverordneten haben eine Einkommensteuer nach Selbstschähung vorläufig auf ein Zahr beschlossen. Jeder Einzelne von 300 Thlr. Einkommen an und zwei Personen zusammen mit 500 Thlr. Einkommen zahlen als Steuer 1 Prozent des Gesammt- einkommens. Von der Weichsel. Eine Meinung in Betreff der Kon- stituzionellen ist hier bemerkenSwerth. Niemand will das Zweikam mersystem. Seine Beibehaltung wäre der Sturz des Ministeriums. Westphalen, 27. März. Es verlautet, daß der Münster'sche Adel die Vereinbarung treffen wolle, auf den Adel und AlleS,waS daran klebt, zu verzichten. Mecklenburg-Schwerin. Man hat in Schwerin die ge währten Zusicherungen des Großherzogs mit einerDankdemonstrazion erwidert. Bremerhaven, 28. März. Heute Nachmittag ist zum ersten Male ein (deutsches)Bremer Schiff(Magnet), mit demSymbol deutscher Einheit, der schwarz-roth-goldnen Flagge, unter Segel gegangen. t», Rendsburg, 29. März. Unausgesetzt brechen Truppenabthei- lungen nach dem nördlichen Schleswig auf, und neue Freischaaren or» ganisiren sich fortwährend; ein blutiger Zusammenstoß mit den Dänen wird täglich erwartet. Die Insel Alsen ist von dänischen Schiffen mit Truppen umstellt, welche besonder- beabsichtigen, die dänisch ge sinnten Bewohner derselben nach dem Festland auf den Kampfplatz zu befördern. — 30. März. Eine dänische Vorhut von 1500 Mann ist in Nordschleswig und Hadersleben, wo sich noch keine Schles wiger Besatzung befand, eingerückt. In Apenrade dagegen sollen schon die Schleswig-Holsteiner Truppen stehen. Der bell» ist da, und die Nachricht ist nach Berlin und Hannover abgegangen. Die Dänen sind auf der Insel Alsen gelandet und diese hat sich für Dänemark erklärt. " München. Eine Adresse der Bürger, bezüglich der politischen Manifestazion des Königs von Preußen, mit 9000 Unterschriften bin nen einem Tage, wurde vom Könige freundlichst entgegmgenommen. Wien, 30. März Man schenkt dem Ministerium, da- noch Fetzen der alten Jacke zeigt, kein Vertrauen, verlangt ein bestimmtes Programm und unverweilten festen Anschluß an Deutschland. — 29. März. Im Ministerrath wurde beschlossen, da- ganze kaiserliche Heer, mit Einschluß aller ersten Landwehrbataillone der 35 deutschen Jnfanterieregimenter, auf den Kriegsfuß zu stellen und die disponiblen Truppen so schnell als möglich nach Italien zu senden. Frankreich. Die allgemeinen Wahlen sind bis auf den 23. April vertagtund der Zusammentritt der Nazionalversammlung ist auf den 4. Mai festgesetzt. Venedig. Hier hat sich ein eigne- Verwaltungsministerium gebildet. Die östreichische Seemacht, die Vorräthe des Arsenals sind in Venedigs Besitz geblieben. Friaul hat sich Venedig ange schloffen. Am 22. Marz war Padua noch im Besitz der Oesterreicher; diese scheinen sich in den Festungen konzentriren zu wollen.