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besonnen —) vor die.Wqschirwnnqgelstrhrjk der Herren Zimmermann und Leinbrock in Elterlein, zogen sich aber, als sie die dortigen Arbeiter und auch EtterleinerlMrsirr zur Bertbewiqung der Maschinen und Aufrechthaltuyg der Ordnung bereit und gerüstet sahen, bald wieder zurück. Vormittags 9 Ubr kehrten sie wieder, fanden zum Wider stände der Arbeiter nur Wenige noch, Bürger aber gar nicht bereit, bemächtigten sich d,S Fabrikgebäudes und zertrümmerten und zerstörten alle Maschinen, zerschlugen di- Vorrache, zerrissen die Handlungsbücher. Bei der Stärkung und Erquickung, die sie nach dieser Heldenchat nun in Branntwein zu sich nahmen, erklärten sie, wie sie alsbald der Maschinennagelfabrik des Herrn Gustav Zahn in Mitweide einen ähnlichen Besuch abstatten würden. Das hatte Herr Jahn schon früher befürchtet und deshalb noch am 28. spät Abends dem Schwarzenberger KreiSamte die nöthigen Mittheilunqen machen lassen, um Herbeirufen militärischer Hilfe gebeten und fein Eigenchum unter den Schutz des Staates gestellt. Bereits da waren einige seiner Schwarzenberger Freunde und eine Anzahl Arbeiter aus dem N estler-Breitfekd'schen Eisenhüttenwerke in Erla ihm zu Hilfe geeitt.— Die Vormittagsstunden vergingen, und die Meuterer, welche Jahn mit seinen Freunden und Arbeitern gerüstet erwartete, erschienen nicht, aber immer bedenklicher lauteten die Nachrichten über das stete Wachsen ihrer Zahl und ihrer tobenden Wuth. Daß die Vertheidiger deS Jahn'schen Eigenthums eine schwierige Stellung einnehmen würden, sagten sie selbst, zumal da die verlangte mili tärische Hilfe erst spät eintreffen konnte, von der Gemeinde Mitwekde aber — mit Ausnahme Einzelner— garNickts geschah, um das Eigenthum ihres Mitbürgers zu schützen, der zu jeder Zeit, insbesorrdere aber im letzten Hungerjahre, sowohl gegen seine Arbeiter, als auch im Allgemeinen (er war Mitglied des Schwarzenberger HilfSvereinS) die aufopferndste Wohlthätigkeit bewährt hatte. Trotz alledem hatten die Vertheidiger des Jahn'schen Eigenthums sich verabredet, von der Srfiußwaffe nur im äußersten Falle Gebrauch zu machen. Gegen Ahr kam die Nachricht, daß die Tumultuanten im Anzug« seien. Zu gleicher Zeit kam aus Schwarzenberg eine Hilfsschaar, meist aus Freiwilligen, zum geringsten Theile aus dortigen Schützen und Jägern bestehend, an. Bald darauf erfolgte unter unbeschreiblichem Toben und Schreien Seiten der Ruhestörer der erste Anlauf, den man mit Bayonnetten und Sensen zurück- zuhaiten suchte. Einzelne der Tollkühnsten drangen trotzdem herein, wurden aber alsbald überwältigt und gefesselt. Schon jetzt hatten die Meuterer mehrmals geschossen. — Sie zogen sich zurück. Doch war ihre Wiederkehr in größerer Masse und gesteigerter Wuth zu erwarten, darum hofften die Vertheidiger deS Jahn'schen Eigenthums und der gesetzlichen Ordnung auf Unterstützung aus dem benachbarten Scheibenberg mit gespannter Erwartung. Dem KreiSamtmann Wieland, der sich dorthin bageben hatte, war es auch bereits gelungen, einen Theil der dortigen Bürgerschützen unter dgs Gewehr und zur Aufrechthaltung des Gesetzes zu rufen; da trat ihm — wie wir aus glaubwürdiger Quelle wissen — der dortige Advokat Keller mann entgegen und brachte durch die Aeußerung, eS sei Bürgerblut geflossen, das müsse eher gerächt werden, als daßman Hilfe leist«, die Scheibenberger von ihrem Entschluss« ab. Der zweite Angriff der Tumultuanten war unterdessen ebenfalls zurück geschlagen worden. Der dritte Angriff folgte in berechneter Ord nung und ward mit so dichtem und anhaltendem Steinhagel ertzffmt, daß auf dem Gehöfte zu bleibe« eine Unmöglichkeit war. Die Vertheidiger zogen sich in die Fabrikgebäude zurück, von den Schüssen der Angreifer verfolgt. Nun ward auch Seiten der Ver- theidizer von der Schußwaffe Gebrauch gemacht, was Herr Jahn bis hieher immer zu verhüten gewußt. Bald aber machte er selbst dem Kampfe ein Ende dadurch, daß er an der Spitze der Vertheidiger abzog, verfolgt von der wüthend-n Rotte. Doch gelang eS ihm und allen klebri gen, zu entkommen. Verwundungen sind viele vorgefallen, zumTheil lebensgefährliche. Von Gelödteten ist uns bis jetzt noch Nichts bekannt. Als die Rotte Herr des Kampfplatzes war, entfaltete sie eine Tä tigkeit, die Kannibalen zur Ehre gereichen würde. Alles ward zerstört! Nicht blos die Maschinen nnd alle Vorräthe wurden ver nichtet alle Thüren der Wohn- und Fabrikgebäude wurden zertrüm mert, alle Fenster und Fensterkreuze zerschlagen, kein Möbel blieb unversehrt, von einem Fortepiano buchstäblich nicht Eine Laste ganz! Nichts entging der Vandalenwuth, die im gesprengten Weinkeller sich mehr und mehr entzündete! Selbst die Wände der Gebäude sind theilweise durchbrochen! .Wie viel dabei gestohlen ward, ist bis jetzt nicht zu erörtern. Manches ist indeß wieder er langt worden, meist aber in beschädigtem Zustande. Ein Kästchen mit Schmuck und ein Theil des Inhaltes einer Schatulle sind ge rettet. Jahn's Arbeiter und Diener bewährten selbst hier noch, wo sie den rohesten Mißhandlungen ausgesetzt waren, ihre Treue auf das trefflichste, insbesondere ein Dienstmädchen, Namens Weber. Gegen 7 Uhr Abends war eineAbtheilung Militär im Nachbardorse eingetroffen. Das späte Eintreffen kann ihm nicht zur Last gelegt werden. Man hielt für gut< daß es dort übernachte. Am 30. früh rückte es auf den Platz des Kampfes und der Verwüstung, und das Einziehen der Rädelsführer begann, die sofort nach Zwickau transportirl wurden. — Wir haben den Kampf als betheiligter Augenzeuge geschildert, haben auch den Gräuel der Verwüstung gesehen. Wie viel anders wäre Alles gekommen, bestünde in Sach sen das Gesetz, das in Baden besteht und jede Gemeinde für den Schaden, den eins ihrer Glieder durch ähnliche Gewaltthätigkeiten , erleidet, verantwortlich macht. Die Gemeinde Mitweida hätte sich dann nicht als müßige Zuschauerin geriet. Seit gestern langen immer mehr Truppen an, da man anderwärts ähnliche Exzesse be furchter. In Grünhain haben gestern Abend ähnliche Nagel- schmidldemonstrazionen ftattgefunden, sind aber bald durch das Mi litär gedämpft und hie Rädelsführer abgeführt worden. — In Elterlein liegen Reiter aus Marienberg und eine halbe Kom pagnie Infanterie. Scheibenberg soll sich entschieden gegen die Einnahme von Militär erklärt haben. — Der Major von Gutbier hat vom Mitweidaer Kampf, und Verwüstungsplatze aus an die Bewohner Schneebergs die Bitte gerichtet, die Gelder, die man dort gesammelt, um dem Militär eine festliche Erinnerung an die am 20. erfolgte Vereidung zu gewähren, vorläufig den arbeit- und brotlosen Jahn'schen Arbeitern zukommen zu lassen. Sollten an derwärts sächsische Mitbürger gleiches Mitleiden bethätigen wollen, so wird die Redakzion die Beiträge uns gütigst zusenden, und wir über die in Gemeinschaft mit einigen Andern vorzunehmende Ver- theilung Rechenschaft abzulegen nicht verfehlen. Bis heute Mittag 12 Uhr ist eine Ruhestörung nicht vorgekommen. (Die Redakzion erklärt sich zur Annahme von Beiträgen bereit.)