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— 412 — durch Aufschütten um eine Elle und noch darüber er höht wird. Diese Arbeit ist schon den ganzen Som- «er über geführt worden, und sind wir der festen Meinung, daß die Straße, die jetzt nur vo« leichtem Fuhrwerk befahren wird, durch eine Reparatur recht schön hätte vorgerichtet werden können. ES befuhren früher Lastwagen mit 40—50 Centnern die Straße, und sie kamen fort darauf; — wozu jetzt dieser kost spielige Bau? Wie leicht können ohnedieß im Win ter die Fuhrleute auf der herauSgehobenen Stelle der Straße in Gefahr kommen, wenn der hohe Damm nicht mit Barrieren umgeben wird. Und doch giebt eS in unserer Nähe so viel nöthige Reparaturen: man gehe nur an den Bärensteiner Weg; dort wird man finden, daß eS wohl an der Zeit sei, sie vorzunehmen. Und sicherlich würde eS nicht so viel Geld kosten, als Baue, die kostspielig und vielleicht weniger nöthig sind. Chemnitz, 2. August. Heute Mittag fand ein von Oederan zurückkehrender Postillon, der einen mit 4 Pferden bespannten leichten Wagen, in welchem ein Soldat faß, durch den angeschwollenen Chemnitzfluß fuhr, um Pferde und Wagen zu reinigen, in dem Flusse nebst 2 Pferden seinen Tod. Der Soldat rettete sich durch Schwimmen, auch die beiden Vorderpferde wur- den gerettet; der Postillon aber und die Hinterpferbe waren todt, als sie den Fluthen entrissen wurden. Zwickau. Die Mulde hat bei uns in Folge der, in der Nacht zum 2. August eingetretenen gewaltigen Regengüsse einen so hohen Stand erreicht, wie man sich dessen bet Sommcrhochwässern seit langen Jahren nicht erinnern kann. Nach einigen umliegenden Dör fern ist die Eommunication unterbrochen. Schneeberg. Ein wokkenbruchähnlicher Regen guß am 1. August AbenbS und in der Nacht hat in hiesiger Gegend beträchtlichen Schaden an Häusern, Straßen, Feldern und Wiesen angerichtet. Bad Elster erfreut sich reichen Besuches. Di« Curlistc hatte bis Ende Juli 270 Personen verzeichnet, unter welchen einige auS weiter Ferne hergekommen waren. Politische Weltschan. Kassel, 2. Aug. Der am 28. und 30. Juli stattgefunvene Abzug der Baiern und Oester, reicher hat die Stadt und die übrigen Orte, wo Baiern lagen« vo» einer großen Last befreit. ES wer den Jahre vergehen, ehe sich die Betroffenen von dem Schaden erholen, der ihnen durch die lange Einquar. tierung verursacht worden ist. Für manche Einwoh ner hier beträgt die Anzahl der seit dem 2. Novbr. vorigen JahreS verpflegten Soldaten, auf einen Tag rrducin, 4000 Mann und darüber. Der Stadtkasse hat die BundcSereculion über 25,000 Thlr. gekostet, Wofür sie schwerlich jemals entschädigt werden wird, obgleich eine Entschädigung wohl begründet erscheinen Würde. Denn zu den Zwecken der BundeSexecution Wte der vierte Theil der Truppen, die das Land neun Monate lang hat ernähren müssen, vollkommen austzereicht. — DaS Verbot deS Frankfurter Jour- nalS, 4aS bekanntlich in Kurhessen sehr stark gelesen wwd, und in Stabt und Land zu einem Bedürfniß geworden ist, erregt ungemeines Aufsehen. Was dem Journal diese» verbot zugezogen hat, ist nicht wohl erklärlich, da eS eine entschiedene politische Richtung nicht hat, und auch die Artikel auS Kurheffen ge. mäßigt gehalten waren. Manche vermukhen nicht ganz ohne Grund, daß seine weite Verbreitung im Lande die eigentliche Ursache sein dürfte, indem man alle stark gelesenen Zeitungen anSschließen wolle, viel- leicht mit Rücksicht auf Vie Kasseler Zeitung. Heidelberg, 3. Aug. Heute Morgen trafen die Väter der Gesellschaft Jesu ganz in der Stille hier ein. Ein kurzes Geläute der Glocken verkündete um II Uhr ihre Anwesenheit. Nachmittags halb 3 Uhr werden sie die erste Predigt halten. Viele Ka tholiken haben sich vorgenommen, ihre Predigten nicht zu besuchen. Dagegen waren die protestantischen Kir chen heute Morgen nicht nur von den Gliedern der evangelischen Gemeinde, sondern auch von vielen Ka tholiken besucht und so voll, wie an den größten Feiertagen. Aus Hamburg vom 2. Aug. wird der Kölnischen Zeitung auS einer sehr „glaubwürdigen Quelle" mit. getheilt, daß der Kaiser von Oesterreich gedenke, im September seine im Norden stehenden Truppen zu besuchen. Stuttgart, I. Aug. Ein Wolkenbruch, wek- cher im Laufe der gestrigen Nacht unS überraschte, hat im Neckar- und den angrenzenden Thälern furcht bare Verheerungen angerichtet. Die Routen nach Heilbronn und Ulm sind großentheilS unter Wasser, letztere bloS bis in die Gegend von Plochingen fahrbar, da bei Reichenbach der Eisenbahndamm in einer Länge von 40 Schuh durchbrochen und Plochingen selbst gänzlich überschwemmt ist. In Kanstatt sind di» Bewohner deS rechten NeckaruferS geflüchtet. Die Ernte wird zum großen Theil vernichtet fein. München, 2. Aug. Infolge der heftigen Regen, güsse ist unsere Isar so bedeutend angeschwollen, daß der größte Theil der Vorstädte, sowie die am Flusse gelegenen Stadttheile unter Wasser sich befinden; das selbe hat eine solche Höhe binnen sechs Stunden er- reicht, wie eS seil dem Jahre 1833 nicht mehr harte. — Es ist nicht möglich, die traurigen und zahl- reichen Berichte über die Ueberschwemmungen in Süddeutschland sämmtlich aufzunehmen. Au- Stuttgart, Göppingen, Kanstatt, Heilbronn, Nagold, Kalw, Leonberg, Kirchheim, Tübingen, Ulm, Altenstein, Oberndorf, Rottenburg, Ebringen rc. wird darüber Miltheilung gemacht. Ueber die Uebcrschwemmung von München berichten bairische Blätter vom 2. August: Unsere Hauptstadt erlebte heute baS Schauspiel einer U berschwemmung, wie man eine ähnliche seit 70 Jahren hier nicht gesehen. Durch den anhalten den Regen der letzten Tage, welcher zumal seit 36 Stunden unausgesetzt in Strömen niedergießt, war die Isar längst sehr angeschwollen. Diesen Mittag kam noch ein im nahen Gebirge fich entleerender Wolkenbruch dazu, und so geschah es denn, daß in überraschender Schnelligkeit der reißende Strom sein Bett verließ und die ganze Au, den größten Theil der Isarvorstadt, sowie auch jene Theile der Stadt selbst, durch welche Kanäle der Isar laufen, über, schwemmte. Schon anfänglich sah man Trümmer von Häusern, Dachstühle, HauSgrräthe, Thiere, Breter und Balken, Brucbtheile von Mühlen auf den brau, senden Wogen einhertreiben, Die Praterbrücke und