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«r. SS. Weißerih-Ieitung Redaction, Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. 8. August 1851. Inserat« werden mit 8 Pf. für die Zeile berechnet und in allen Expeditionen angenommen. Freitag. Erscheint Dienstag» und Freitags. Zu beziehen Lurch «llePostanstal- ten. Preis pro Quart.tONgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Aus dem Vaterlands. Aus Altenberg. ES scheint, als ob die hiesige Correspondenz für kle Weißeritz-Zlg. adgeschnilteii wor den sei, denn schon seit einigen Wochen har man nichts von hier gelesen. Um einigermaßen diese Lücke aus- zufüllen, nahm ich mir vor, auch einmal etwas zu re« seriren; aber du lieber Himmel, man kommt dabei wirk lich in Verlegenheit, waö man berichten soll, da hier Alles seinen allen gewohnten Gang geht. Der Ge schäftsbetrieb und die HaupinahrungSquellen in hiesi ger Etadt sind bereits sattsam besprochen worden, und dürfte ein Weiteres hierüber als Ueberfluß erscheinen. Leider scheint sowohl mit dem Absatz deS ZinneS als auch des SlrohgeflechteS einiges Stocken einge. treten zu sein; denn man hört hier und da große La- mentation, daß den Bergleuten ihr Lohn nicht zu rich tiger Zeit ausgezahlt werden kann, sowie auch, daß die Strohgeflechthändler ihre Flechterinnen bisweilen sehr drücken müßten, was beides auf den hiesigen Geschäftsverkehr einen bedeutenden Einfluß hat. Er stere verweist man gewöhnlich auf das LooS ihrer Ka. meradcn auf den Feldgebäuden, welche ja öfters ein ganzes Quartal warten müssen, ehe sie einen Groschen Lohn zu sehen' bekommen, wobei eS bisweilen recht schmale Bissen und magere Kost setzen mag, und letz teren räth man an, das Geflechte lieber hinzulegen, bis eS wieder mehr gesucht würde und einen hohem Preis erhielt; leider kann dieser Rath nur von sehr Wenigen benutzt werden, da seh: öfters die Familie, so zu sagen, mit dem Munde darauf wartet. DaS Stocken VeS StrohgeflechlS liegt jedoch wohl mehr in der alljährlich wiederkehrenden Zeilperiode, und richtet sich mehr nach dem Bedarf auf den Messen. Ich glaube jedoch, eS könnte dieser Artikel noch so sehr stocken, so würden sich dennoch die Klagen der hiesigen Oeconoinielreibenden über Mangel an hinlänglich zu erlangenden Arbeitskräften in jetziger Hcuerndte nicht mindern, weil die an andere Arbeit nicht gewöhnten Flechtmädchen lieber bei trocknen« Brode in der heißen Stube, schwitzen, als einen Rechen in die Hand neh men, und doch wäre denselben dann und wann eine Bewegung in frstjer Lufr höchst nöthig, da selbige hin ter dem Flechtbrttchen öfters geistig und körperlich ver krüppeln. Um nochmals aus den Bergbau zurückzukommen, so ist zu bemerken, daß daö Stocken desselben nur le diglich darin liegt, weil daS Zinn zu einer Zeit mehr, als zur andern gesucht wird, ja öfters auch die Zinn- Händler durch eine lauere Nachfrage Vie Preise herab« zudrücken beabsichtigen mögen. Deshalb können je doch nicht gleich Arbeiter abgelegt und die Grubenbaue schwächer betrieben oder die Versuchsbaue eingestellt werden. In Bezug auf Letzteres ist sogar das Gegen- theil gescheben, denn man hat in »euerer Zett einen neuen Stölln mitten in der Stadt außer den Maßen angelegt, welcher, wie man sagt, Stadt oder Stallstolln*) genannt werden soll, woraus be reits eine ziemlich große Halbe herauSgeschafft worden ist. Nur har eS den Anschein, als ob man über den Gehalt derselben noch nicht so im Reinen wäre, und wird man jedenfalls erst Proben machen, welches Me tall das vorherrschende darin ist, bevor man diese Halde wegschaffen läßt. Bereits hat die hiesige städtische Straßenbau-Commission Beschwerde deshalb führen wollen, weil diese Halde einen erst kürzlich fahrbar her gestellten Bier-Communicationöseitenweg dermaßen ver engert hat, daß nicht einmal ein Schiebböcker, viel weniger ein Fuhrwerk, da vorbei passiren-kann. Ob eine Beschwerde deswegen, sowie darüber, daß man anfängt, unfern Marktplatz in einen Holzhof zu ver wandeln, bald eingebracht werden und nützen wird? Nun, eine Einfriedigung der Halde oder nächtliche B leuchtung derselben wird unsere Polizei gewiß er, möglichen. Wie leicht kann sich deS Nachts ein Bier revisor oder ein Biertrinker die Nase daran zerschlagen! ') Eine seit dem Ursprung de» hiesigen Bergbau«» »och im Gange befindliche Grube hat ja auch den elgenlhüinllche» Namen: „der Sa »stall." X Altenberg, 3. August. Zu den Verdiensten unseres jetz gen Jahrhunderts gehört unstreitig auch die Anlegung neuer Chausssen. B denkt man, wie eS hinsichtlich deö Straßenbaues vor einigen Jahr« zehrnden stand, nnv welche unwegsamcn Gegenden na mentlich auch unser armes Gebirge anfzuwelsen hatte, so fühlt man sich gar herzlich wohl, daß diese Zeil überstanden ist, unb weidet sich an den Prachtstraßen, die hier unb da mit unverkennbarem Fleiß und Ge schick gebaut worden sind. Auch unsere Stadt hat sich einer schönen Chaussse, der von Dresden nach Teplitz führenden, zu erfreuen, die eine herrliche Com- munication zwischen diesen beiden Städten hergestellt hat. Nun ist zwar nicht zu verkennen, daß bet dem Bau obiger Chaussse einige Opfer von unserer Stadt gefordert wurden; doch haben wir dafür wieder an unfern CommunicationSwegen gewonnen, die wir jetzt nur noch zu repariren nöthig haben. Es nimmt uns daher Wunder, daß man die alte Dresdner Straße neuervingS insofern ungemein- berücksichtig«, als mau an derselben geld- und zeit, raubende Baue vornimmt, die sich kostspieliger al- Neubaue Herausstellen müssen, da, wie man mit Ver, wunderung sieht, eine ziemliche Strecke der Straße