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Die Sectirerei, . - scheint wirklich eine Art Krankheit unftrer Zeit zu sein; wenn wir diese Unzahl von Seelen und Par teien betrachten, so steht zu fürchten, daß sich jeder selbst noch zerspalten wird. Auch in Wien hat sich neulich eine neue Seele gebildet, unter dent Namen der „neuen evangelischen Kirche?' oder die „Sala- mlten". -Die Mitglieder hielten geheime Versamm lungen-,-die wieder aufgehoben wurden. Aus Anlaß der Verhandlungen darüber entschied das Kultusmini sterium, die Salamiten nicht zu den anerkannten Re- ligionSgeseflschaften zu zählen- da sie über ihr Glau- benöbekeNNtniß noch nicht im Klarerr sind und nichts festsetzen. Auch in Hessen hat sich in Folge bekann ter politischer Ereignisse ein sogenannter TreUbund gebildet, der nach seinen Statuten nichts Anderes will, als die konstitutionelle Staatsordnung, vom monar chischen Standpunkt aufrecht erhalten^ Ob nun aber dieß allein der Zweck des Bundes sei, das läßt sich dermalen nicht entscheiden, obwohl die allgesneine Stim mung der bessern und entschieden treuen Kurhessen sich in bedenklicher Weise zu äußern qnfängt. Dem sei, wie ihm wolle, so ist es bcklagenswerth und wird diese Parteinahme um so bedenklicher, als sich Stim men aus dem Treubunde selbst erhoben haben, die nur als Erzeugnis« des widerwärtigsten religiös-poli tischen Fanatismus gelten können. Was ist z B. zu solchen Sätzen zu sagen: „das ganze Volk, als sol ches, hängt von dem Fürsten, dem Inhaber der gan zen Staatsgewalt, ab, von ihm allein lebt es, von ihm allein empfängt es Licht, Leben, Frieden?' Oder: „Diejenigen, welche das politische Leben oder das Verhältnis zwischen Fürst und Volk anders aufsassen und behandeln, als der Treubund, können keinen Ort in der dermaligen Ge meinde der Christen finden." Welcher unsin nige Patriotismus, welche Verdrehung der religiösen Lehren! j- Vermischtes. Vor einigen Tagen wurde den Zuger Regenten ein ori gineller Streich gespielt, der dieselben der Zürich'schen Regierung gegenüber in arge Verlegenheit verseht haben würde, wenn er vollständig gelungen wäre. Ein Züricher, Namens Christ. Boß- Hard, der auS dem Seiden-Diebstahl ein förmliches Gewerbe gemacht, wurde zu einer Konfrontation von Zürich nach Zug geschickt. Daselbst im vierten Stockwerke des Rathhauses ein gesperrt, durchbrach er in der Nacht das Gitter; aber, o weh! das aus den zerschnittenen Bettgeräthschaften verfertigte Seil war viel zu kurz und zu schwach, als daßJnhäftat sein kostbares Leben demselben hätte anvertrauen mögen. Doch schnell be sonnen, hält er dessen ungeachtet daS Seil in'S offene Fenster, verkriecht sich unter das Belt und harrt mit Herzklopfen der Dinge, die da kommen sollen. Wie er erwartet, so geschah es: Als der Gefangcnwärter am Morgen beim Eröffnen der Zelle daS leere Zimmer und das offene Fenster erblickt, eilt er bestürzt von dannen, ohne die Thür wieder zu verschließen, um die Be hörden herbeizuholen. Der Gauner folgt ihm natürlich auf dem Fuße, steht und hört von einem sicheren Verstecke aus die langen Ohren und verlegenen Redensarten der Zuger Väter des Vaterlandes und begiebt sich bald darauf auf die Weiterreise. Doch außerhalb deS Hauses muß ihn sein behender Witz ver lassen haben: die nach allen Seiten hin auSgesandten Landjäger waren so glücklich, ihn am folgenden Tage wieder zu erwischen und damit die Obrigkeit der peinlichsten Verlegenheit zu entreißen. AM I. Juli fand beiHo tha die Hauptversammlung des lZustav-Adolph-VertlnS statt. Nach dem vorgelegten Berichte besteht der Gesammtvereln auS 44 Haupt- und 77 Zweig vereinen und hatte im Rechnungsjahr 1848—49 eine Einnahme von 45,833 Thlr., welche ein Plus von I1,000 Thlr. gegen das frühere Jahr ergab. Von dieser Einnahme stnd ISS Ge meinden (darunter 100 deutsche) mkt 26,959 Thlr. unterstützt worden. Von ausländischen unterstützten Kirchen und Schlflen sind die Kirchen zu Pätivarz in Ungarn, Wels in Oesttrr'ekch, Goldenstedt, so wie die Schule zu Efferdingzu.neunen. Auch wurde angeführt, daß sich bedrängte GlaÄönSbrüder aus Schle sien, Posen ('wo 151,400 Thlr, nöthlg seien), Mähren, Kärn- then, Steiermark, Böhmen, Ungarn, Sardinien, Portugal, Frankreich, Belgien, ja auS Afrika und Amerika mit Unter stützungsgesuchen an den Gustav-Adolph-Verein gewendet hätten. Die nächste Generalversammlung der deutschen Gustav- Adolph - Vereine wird am 22., 23. und 24. September d, I. in Hamburg abgehalten werden. Im Mai d. I. wurden mittelst der österreichischen Tele- grpphe« 2031 Staatsdepeschen von 91,314 Worten befördert. An telegraphischen Privatdepeschen kamen in diesem Monate 2352 Dep. von 51,111 Worten zur Beförderung, wofür 12,625 st. 5,7 k;, an Gebühren eingehoben wurden. Diese« Ergebniß ist däs namhaft günstigste seit dem JnSlebentreten des östr.-deutschen Telcgraphenvertrages (Oet. 1850). Bei dem jüngsten Gesangsfeste in Passau kreiste ein bronzener Pokal, welcher eine Kopie des vordersten Gliedes des kleinen Fingers am Riesenstandbilde der Bavaria auf hiesigem Sendlinger Hügel zunächst der Ruhmeöhalle ist und drei bai rische Maß enthält. Ein eigenthümlicher Gedanke, die Größe BavartaS nach und mit Bier zu messen. Ucber einen Fund der alten Hansenkasse in dem Hause deS OberamtSgerichtSraths Hach zu Lübeck wird in der Lübecker Zeitung geschrieben: Man fand ihn in einem Kasten in einer dunkel« Ecke eines der Böden. Es ist die im Jahre 162S gewesene letzte Hansenkasse. Sie enthält an Obligationen der Städte Lübeck, Lüneburg, Rostock, Braunschweig, Antwer pen, Magdeburg, Hildesheim, Älten-Stettin 37,950 MI., da runter 12,000 Mk. voü Rostock; fast alle aus den ersten Jah ren des 17. Jahrhundert». In mehren Papierdüten, welche neben Obligationen lagen, fanden sich höchst interessante Mün zen; z, B. alte Goldgülden, AlbertSthaler, Doppelschtllinge, Schillinge und SechSlinge der Städte Lübeck, Hamburg, Lüne burg, WiSmar, , Rostock, Stade, ferner dänische- holsteinische, schaumburgische Schillinge, zwei Groschen deS AbtS^ zuKorvei- polnische Groschen. Der Fund geschah am 4. Juli, die.Hstji«- zen sind an die Stadtbibliothek, dir Documente dem Archivar übergebe». Vor einigen Tagen fand man in Gießen dte Ävbert- BlumS-Linde, die bald nach der Erschießung Robert BlurpS mit feierlichem Aufzuge der Bürgergarde, aller demokratischen Bick- eine und Gesinnungsgenossen mit Vorantragung d!s BildeS von Robert Blum, feierlichen Reden u. s. w. auf einem der schönsten Hügel, die diese Stadt umgeben, gepflanzt worden und sehr herr lich herangewachsen war, gänzlich durchgesägt. Da die Linde mit einein sehr starken, etwa 24 Fuß hohen Geflechte, umgeben war, ist an Absichtlichkeit nicht zu zweifeln. ' In Erfurt ist ein Einwohner mit seiner Ehefrau gefäng lich eingczogen worden, weil Beide dringend verdächtig find, ihren 5 Wochen alten Pflegling dem Hungertode Preis gegeben zu haben.