Volltext Seite (XML)
welche den Kinderwagen, wie die tägliche Erfahrung gelehrt, gleich in der Mitte der Straße stehen lassen und, ihre wichtige Pflicht außer Augen lassend, abseits sich mit andern ihres Gelichters aufhalten, oder wohl gar LirbeSunterhaltungen ««knüpfen. Vor Allem aber steckt der genannte Vorfall den, jenigen Müttern eine Warnungstafel heraus, die, ihrer Kinder ost überdrüssig, dieselben geradezu auS dem Hause auf die offene Heerstraße treiben, um sorglos ihren Ge- schäften nachzugehen und die Kinder sich selbst über lassen. Da findet man öfters, wenn schon die Däm merung angebrochen, und das ist namentlich auf der von Dresden nach Teplitz führenden Straße der Fall, ganze Rudel von Kindern, die mitten auf der Straße, und im glücklichem Falle doch wenigstens ganz daneben, lustig und guter Dinge sind, ohne die Gefahr zu ahnen, die ost über ihren Häuptern schwebt. Bedenkt dieses wohl, ihr Eltern, namentlich ihr Mütter, die ihr, wäh- rend der Mann draußen Brod erwirbt, daheim das HauS hüten sollt, welchen Gefahren ihr eure Kinder dadurch auSsetzt! Beherziget dieses, ihr Eliern, die ihr oftmals auf eure Gänse mehr Acht habt, als auf die Pfänder eurer Liebe, für die ihr an jenem großen Richtertage verantwortlich werdet! — Müßt ihr eurem kleinen Engel, den die kalte Hand des unerbittlichen Todes ergreift, das gebrochene Auge zudrücken, so thut es Euch gewiß in der Seele wehe, allein der Gedanke, daß eS der Himmel wieder zu sich genommen, der es euch anvertraut hat, erhebt euch wieder! Doch euer Herz muß eS zerreißen, wenn eins eurer Kinder durch eure eigne Fahrlässigkeit den frühen Tod fand. — Wendet eure Augen nicht von dieser Warnungs. täfel, leset ihre Warnungen mehrmals und beherzigt sie, damit nicht zu spate Reue euch bittere Gewissens bisse mache! — Nehmt eS auch aber auch ack oolam, ihr Diener der Polizei, die ihr doch zur Aufrechthal- tung der guten Ordnung angestellt seid! Dudet nicht solche Ungesetzlichkeiten und säubert, wenn insbesondere bei einbrechender Nacht sich die Jugend noch wild herumtummelt, einige Male dir Straßen — und eS wird sicher bald Furcht hineinkommen! DaS gebe der Himmel!!! — Aus dem Vaterlande. Dresden. Mit der Reactivirung der Dres dener Communalgarde scheint eS sehr eilig zu gehen: der Stadtrath har das OffizierscorpS zur Commanbantenwahl dringend eingeladen, und wurde Obellirulenant Neumann mit 48 Stimmen dazu ge wählt. — Eine heftige Debatte entspann sich in der Stadtverordnetensitzung über die Uni form irung der Dresdner Polizeibeamten. Herr Wigard, der darin eine Beeinträchtigung beS Polizeibeamten-Per, . sonals sah, begnügte sich jedoch mit der Erklärung, baß die Beamten ihre Uniformirung selbst gewünscht. Die Const. Zeitung behauptet jedoch, daß dies unrichtig sei und der Befehl zur Uniformirung von der Regierung ausgegangen sei. — — Im Ministerium des Innern werden Sitzun gen gehalten über die Zusammenlegung der Dresdner Bahnhöfe, und sind die Chefs mehre, rer hiesiger Handelshäuser zur Berathung gezogen worden. Aus Dresden wird berichtet, baß von dort der Sprachlehrer Senning und der Gelbgießer Oehme 372 — Beide wegen Bethciligung an den Ma iereig Nissen, Ersterer zu IO Jahren Arbeitshaus, Letzterer zu 20 Jahren Zuchthaus ersten Grades verurtheilt, an die bestimmten Straforte abgeführt worden seien. — IN Dresden wurde am 10. Juli ein Jude Egger verhaftet, den man in Verdacht hat, ein Emissär der Revolutionspropaganda zu sein. ES wur, den bei ihm, der sich für einen Münzhändler auSgab, Kossuthmünzen und Kossuthnoten gefunden. Chemnitz, 10. Juli. Gestern ist hier in der Person eines österreichischen Deserteurs, welcher sich unter falscher Legitimation hier aufhielt und in einer Maschinenfabrik arbeitete, ein Falschmünzer ent, deckt worden; doch sind nur wenige falsche Münzen gefertigt und aUSgegeben, die auch sehr leicht zu er kennen sind, da sie aus weißer Masse gegossen sind. Politische Weltfchau. Nürnberg, 7. Juli. Vor einigen Tagen kam ein Schauspieler, geborener Ungar, hierher, um Enga- gement zu suchen; da er seinen Zweck aber nicht er, reichen konnte, begab er sich Behufs der Visirung sei nes Passes auf daö Stadtcommissariat, wo er dem mit diesem Geschäfte betrauten Officianten denselben überreichte und die Brieftasche, in welche er dies der, zeit jedem Deutschen so unentbehrliche Aktenstück zu legen pflegte, in der Hand behielt. Der Officiant riß ihm sogleich die Brieftasche auS der Hand mit dem Bemerken, er müsse deren Inhalt kennen lernen. Da sich nun einige FrciheitSliedcr vorfanden, so wurde der Mann „als der Ruhe und Ordnung gefährlich" in sichern Verwahrsam gebracht und erst nach etlichen Tagen wieder sreigelaffen, jedoch ihm bedeutet, er solle sich alsobald von Nürnberg entfernen. (Fr. I.) Köln, 8. Juli. Heute wurde die Anklage gegen den Reichstagsabgeordneten Franz Raveaur vor dem hiesigen Schwurgerichte verhandelt. Da der An geklagte nicht erschienen war, hatten eine Beweisauf nahme und ein Wahrspruch der Jury nicht statlzufinden. Der königl. Oberprocuraror, Herr v. Seckendorf, ent wickelte die Anklage — I) Beiheiligung am Aufstande in Baden, und 2) Theilnahme an einem Complot durch Eintritt in die Reichsregentschaft vom 6. Juni 1849 — und der Gerichtshof sprach hierauf (in con tumaciam) so eben daS Todesurtheil gegen den Angeklagten aus. Königsberg, 7. Juli. Zur Beobachtung der am 28. Juli bevorstehenden totalen Sonn en finstern iß haben sich bei dem Director der hiesigen Sternwarte, vr. Busch, bereits 14 namhafte Astronomen, darunter zwei Amerikaner, gemeldet. Wien, 8. Juli. Die heutigen Wiener Blätter enthalten wieder ein Verzeichniß der wegen Erceß und dergl. vom Kriegsgericht Bestraften. Bei dieser Ge legenheit wurden wieder I4L Stockstreiche auögetheilt und an zwei hübsche Dienstmädchen die üblichen Ru- ihenstreiche verabreicht. — In der hiesigen Handels, weit verbreitet sich daS bedeutungsvolle Gerücht, daß von Seite Würtembergs die Kündigung des Zollvereines bereits beschlossen sei, und daß die kaiserliche Regierung bereits eine diesfällige Mit theilung erhalten habe. Wien, 10 Juli. Heute ist die neue, vorläufige Preßverordnung erschienen. Ihre wesentlichsten