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Spanien, d»S Nachbarland, schickt ein Obser- vationScorpS an die Grenze; aber in seinem Innern steht eS gleichfalls nicht zum Besten. Catalonien ist bereit, beim ersten Signal sich zu erheben, wäh rend in der Hauptstadt Studenten und Polizei auf offener Straße handgemein werden. Nimmt man nun hierzu die traurigen Zustände in Frankreich, die gedrückte Stimmung in Italien, Währung in der Lombardei, Gährung in Rom, Zähneknirschen in Neapel, Händeballen in Florenz, — so bietet sich eine traurige Perspective für die Zu kunft. Nichts aber von den Vorgängen in allen die sen Ländern kann uns ganz unberührt lassen, uns, die wir eingeschlossen sind von diesen Kratern, die zwar noch nicht speien, aber in deren Innern man dumpfen Donner grollen hört. —r. Zusatz zu „Erz und Schlacken". „Hast Du gelesen, lieber Vetter, Die letzten Nummern dieser Blätter? Da ging eS tüchtig her! Denk' nach) Du wirst Dich schon besinnen. Nun sag, was las'st Du denn darinnen? Run? — Weißt Du gar Nichts mehr?" „„Potz Blitz, da gab eK Erz und Schlacken! — Das Ding hatt' seinen Schelm im Nacken — Ja, ich besinne mich! Die Rede war von Rockenstuben, Und 'S kämen nur auf Einen Buben Zwei Mädchen sicherlich."" „„ES wurde dann auch noch geschrieben — Der Appetit ist nach Belieben — Von Chocolad' und Punsch, Von Juchheisa und Federschleißen, — Doch Schad', zum Schnaps gab's Nichts zum Beißen, — DaS wär' noch so mein Wunsch!"" — „Hör', Vetter, keine schlechten Witze, — Ich weiß. Du bist oft Schofel-Fritze — Die Sache ist sehr ernst; D'rum muß man sie auch ernst behandeln, Nicht d'rüber witzeln oder tändeln, Mach', daß Du bald was lernst." Este Sage von Judenburg. (1312.) Bon Joh. B!nc. Sonntag. (Schluß.) Inzwischen waren die beiden Fremden am Ofen hinauSgegangen. Erhard aber ließ frisches Bier auf setzen und fuhr fort. Wir bewohnen eine Stabt, die ' mit vornehmen Freiheiten begabt ist: warum leiden wir die Juden hier? Warum lassen wir ihnen ihre Schätze? „Ja,"die Schätze, das Gold und Geld!" ,H-rt, liebe Nachbarn! Wir wollen uns zur Wehre fetzen, sobald sich die Juden noch einmal den geringsten U >fug erlauben!" „Wir wollen sie plündern, fortjagen oder todt- schlagen l" schrie der wüthende Haufe, der sich erst, als eS -u tagen begann, nach Hause begab. Und kaum waren die wüsten Schreier fort, so trat Arns, der Vertraute Erhard'S, ein. „Nun, wie geht eS?" forschte dieser. „Du gabst mir ja auch nur Fragmente; Hier ist das Blatt — lies bis zu Ende, Lies aber mit Verstand. — — Nun gut, Du hast es durchgelesen, Du kennst dies Treiben und dies Wesen, 'S ist Alles Dir bekannt.", „Nun sage offen, laut vor Allen, Wie Hal Dir denn das Ding gefallen? — Sprich nur und rede frei." — „„Nun, wenn sich das also verhielte. Dann wär' eS recht, wenn manchmal schielte Dorthin die Polizei."" „Ganz recht, Das muß man überwachen! Was werden soll aus solchen Sachen? — Daö liegt klar auf der Hand: Die Jugend wird total verderbet, Das Uebel immer weiter erbet, Es greift durch's ganze Land." „Ganz recht, die Polizei mag wachen; Acht geben stets auf solche Sachen, Doch auf die nicht allein. Schau' rechts und links, nach vorn und hinten, Und Erz und Schlacken wirst Du finden. Nur Acht! Es wird so sein." „Schau Dich nur um auf den Tanzsälen, Dort sind die Schlacken kaum zu zählen. Wo bleibt die Polizei? Kaum aus der Schule nur entlassen, Sieht man die Jugend unter Massen Mit toben, toll und frei." „Es steht in des Tanzzettels Spalten: Die Schulkinder sind fern zu hatten! Lenk' hin Dein Augenmerk! — Der Lehrer soll wohl spionircn? Die Kinder von den Sälen führen? Der treibt ein höh'res Werk!" — „Sieh, Vetter, wie Du ernst kannst werden, Wie höllisch eifrig Dich gebehrden. So, so gefällst Du mir!" ,,„J nu, es gäb' noch Viel zu sagen, Ich hätt' so Manches noch im Magen; Doch — Ende damit hier."" — „Gut, Meister," sprach der Welsche. „Ich ging zu Gabriel; er braute gerade Meth — auch war der Teig zu den Lebkuchen eingemengt. AlS er ein mal die Küche verließ, schlüpfte ich schnell hinein und warf Gift in den Kessel und in den Backtrog, wie Ihr mir geheißen habt. Nur ist eS mir sehr unan genehm, daß mich zwei Bürger, die zufällig deS WegeS kamen, aus Gabriel'S Garten steigen sahen, und mich beim Namen riefen. Ich aber sprang in die Gasse und bin nun hier!" „Seit unbesorgt," sprach Erhard, und bot ihm Wein. Nun kam auch der Schandgeselle Ambrogio zurück. „Habt Ihr Beute gemacht?" „O ja," sprach der Angekommcne. „Meine Leute haben Euren Gästen, während sie hier wacker zech ten, sieben Säuglinge gekapert. Morgen ist die Christ nacht, dann möget Ihr mit ihnen nach Eurem Be lieben verfahren!" „Gut gemacht, Ambrogio; doch Du weißt unsere Verabredung: erst dann erhältst Du fünfzig Pfund