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sich bei hochfeiner auf 16 bis höchstens 17 Thlr., mittelfeiner 14 Thlr., mittler 12—12*/,, ordiNairer 10—10^, Thlr. Es haben sonach die hochfetns Sorte im Vergleich zu 1856 eine Minderüng von. circa 3 Thlr., mittelfeine 2 Thlr., mitile 1 Thlr. und geringere nur V- Thlr. per Stein im Preise erlitten. Politische Weltschau. Man schreibt der „Schlesischen Zeitung" aus Berlin: Während gegenwärtig auf dem Gebiete der Politik äußerlich die größte Stille herrscht, gehen die bedeutsamsten Dinge vor sich, da in Warschau und in Olmütz Beschlüsse gefaßt worden sind, welche sich nicht bloS auf die deutsch-dänische und auf die prcu- Hisch-österreichische Frage beziehen, sondern die euro päischen Verhältnisse und Zustände im Allgemeinen als Hauptaugenmerk zur Grundlage haben. Der geringste Sturm, welcher Europa erschüttern sollte, wird in Folge des in Warschau und Olmütz zwischen Rußland, Preu ßen und Oesterreich geschlossenen Schutz, und Trutz- dündnisseS die Aufstellung außerordentlicher Heeres- maffen von Seiten dieser drei Mächte veranlassen, welche den Zweck haben, dem Vorschreiten revolutionairer Be wegungen sofort zu wehren, insofern dieselben die Gren zen Deutschlands ober das Gebiet einer der genannten Mächte berühren. ES kann keinem Zweifel mehr un. rerltegen, daß seit Abschluß dieses Schutz- und Trutz« bündnisseS eine Machtcrweiterung Rußlands stattge« sundcn hat, welche eine so auSgebreiiete ist, daß sie bereits an den bekannten Spruch Napoleon's, wonach Europa entweder russisch oder republikanisch werden würde, erinnern dürfte. Wie groß der Einfluß Ruß« landS auf die beiden deutschen Großmächte ist, möchte schon daraus hinlänglich hervorgehen, daß eS dem Kaiser von Rußland binnen wenigen Tagen gelungen ist, die Erledigung der Streitfrage zwischen Preußen und Oesterreich bei aller bekannten Hartnäckigkeit und festen Beharrlichkeit des österreichischen Cabinets einst weilen gänzlich zu verschieben. Was Frankreich an- langt, so ist man hier nach der neuesten Wendung der Dinge in diesem Lande der Ansicht, daß eine Verlän- gerung der Präsidentschaft Ludwig Bonaparte s erfolgen werde, insofern derselbe nicht zu irgend einem gefähr lichen Staatsstreiche im imperialistischen Sinne sich verleiten lasse. In diesem Falle der Vermeidung eines jeden GewalrstreichS dürste auch das so gefürchtete Jahr 1852, bei dem entschieden hervortretenden Ver langen der französischen Nation nach Ruhe, ohne die besorgten Katastrophen vorübergehen. Eine Zusammen stellung aller Urtheile der öffentlichen Organe Frank reichs über den gegenwärtigen Präsidenten der Repu blik zeigt, daß die Mehrzahl günstig für Ludwig Bona, Parte ist, was derselbe allerdings der Macht der der- maligen Verhältnisse zu danken haben möchte. Mau giebt sich deshalb hier der Hoffnung hin, daß eine Ausstellung von HeereSmassen Seitens der durch ein Schutz- und Trutzbündniß verbundenen drei Großmächte por der Hand durch Frankreich nicht veranlaßt werden würde. Berlin, 12. Juni. Der Kaiser von Ruß. land ist in der Nacht vom 9. zum Iv. Juni von Warschau nach Petersburg abgereist. Nach getroffenen Dispositionen sollte die Kaiserin gestern Warschau ebenfalls verlassen, um sich nach Petersburg zu bege- den. Es zerfallen somit alle Gerüchte von einem hohen russischen Besuche am hiestgen Hof, auch die, welche die Kaiserin allein nach Berlin kommen ließen. IS. Juni. Das Gesetz wegen Anfertigung und Ausgabe neuer Kassenanweisungen ist nun veröffentlicht. ES sollen im Ganzen 30,842,347 Thlr. neue Kassenanweisungen angefertigr und in Umlauf gesetzt werden, und zwar für 7,500,000 Thlr. in AppointS zu 100 Thlrn., 7,500,000 Thlr. zu 50Thlrn., 5,000,000 Thlr. zu 10 Thlrn., 4,500,000 Thlr. zu 5 Thlrn. und 6,342,347 Thlr. zu I Thlr. — Die Redaction des „Militair-WochenblatteS" giebt zum bevorstehenden Jahrestage der Schlacht bei La Belle Alliance ihren Leiern ein Farsimile von fol gender Botschaft, welche Blücher unmittelbar nach erfochtenem Siege dem damaligen Generallieutenant v. d. Knebeseck schickte: „Mein Freund! Die schönste Schlacht ist geschlagen, der berrlichste Sieg ist erfoch, ten. DaS Detail wird erfolgen. Ich denke, die Bona- partesche Geschichte ist nun wohl ziemlich wieder zu Ende. La Belle Alliance, den 19. früh, ich kann nicht mehr schreiben, denn ich zittre an allen Gliedern, die Anstrengung war zu groß. Blücher." Frankfttrt a. M., 12. Juni. Fürst Metter nich ist aUf Johannisberg angekommen. Kassel, 9. Juni. Ueber die Entfernung der Bundestruppen herrscht noch ein geheimnißvolleS Dun kel. Preußen zog seine Truppen in der Voraussicht zurück, daß auch die Baiern das Land verlassen wer den. Der Kurfürst soll dies jedoch beim Bundestage vereitelt baben und deshalb neuerdings von Preußen die Erklärung eingegangen sein, preußische Truppen würden, wenn die Baiern nicht abmarschiren, sofort wieder einrücken. Hamburg, 12. Juni. In Folge der vom öster reichischen Generalcommando über die Vorstadt St.- Pauli, in welcher die traurigen Auftritte stattfanden, verhängten Zwangseinquartierung befanden sich daselbst gestern Mittag 1850 Mann, nämlich Infan terie vom Regimente Wellington, Windischgrätz- Dragoner und Artillerie. Auf den Nachmittag waren noch 500 Mann Jäger angesagt. Der Senat hat gegen die Maßregeln des österreichischen General kommandos Protest eingelegt und diesen, dem Ver nehmen nach, nach Berlin, Wien und Frankfurt a. M. gesendet. Es werden, wie eS heißt, auch Bevoll mächtigte dahin abgehen, um der irrigen, vermuthlich nur aus Unkenntniß mit den hiesigen Verhältnissen entsprungenen Ansicht, daß der zufällige Krawall zwi schen Civil- und Militärpersonen ein längst beabstch- tigleS Unternehmen gegen die österreichischen Truppen gewesen sei, durch Darstellung der wahren Thatsachen entgegen zu treten. Viele Bewohner St.-PauliS in der Gegend des Krawalls haben sich der verfolgten österreichischen Soldaten auf die menschenfreundlichste Weise angenommen und denselben mit eigener Auf opferung in ihren Wohnungen Schutz gewährt. » — Die Marr'sche Angelegenheit (s. Nr. 36 d. Bl.) verläuft im Sande. Die sechs Soldaten, welche den Neberfall gegen Marr auSgesührt haben, sagen auö, daß eine Personenverwechselung statkgefunden habe. Herr Marr und sein Anwalt verlangten Einsicht der deSfallsigen Acten, was aber von dem österreichischen Kriegsgericht verweigert wird. Am Sonnabend wurde Herrn Marr durch das hiesige Criminalaciuariat ein