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angrkinrmt. ES folgte ein Gebet, welchem sich das Hallelujah Händels, ebenfalls mit Begleitung der Or gel, anschloß. Auch während der Zug sich durch das Gebäude bewegte, ertönte die Musik der Orgeln. AlS die Königin, auf die Plattform zurückgekehrt, die Aus stellung für eröffnet erklärte, erscholl ein Trompeten tusch, und die Nationalhymne ward wiederholt. ' — 3. Mai. Die Ausstellung war bekanntlich gestern nur gegen ein Eintrittsgeld von 1 Pf. Sterl. und für die Besitzer von Seasonkarten zugänglich. Da nach der Bestimmung der königlichen Commission die Preise an die Arlikel nicht geheftet werden dürfen, har eine besondere Compagnie eine supplemenraire AllerweltauSstellung eröffnet, in welcher alle jene Gegenstände Platz finden sollen, welche in Hyvepark keine Unterkunft finden konnten. DaS Etablissement soll bis Mitternacht offen bleiben, um eö zu gleicher Zeit zu einem Abendspaziergange für Leute zu machen, die in den Tagesstunden an der großen Ausstellung nicht genug harten. Der Hauptzweck, wie eS scheint, ist, daS Ganze nach Art der vielen hier schon bestehen den BazarS einzurichten, da eS in der Anmeldung heißt, daß „vorzügliche" Kunst- und Jndustrieprobucte zum Berkaus angenommen werden sollen, wofür die Gesellschaft sich vom Einsender eine gewisse Provision berechnet. Eintrittspreis für NichtauSstcller und ihre Agenten 2 Schill. 6 P. wöchentlich, 10 Schill, per Monat. Von einem systematischen Beschauen der einzelnen Räume kann heute noch nicht die Rede sein. Man giebt sich vorerst dem allgemeinen Eindrücke hin, und betrachtet daS am Meisten ins Auge Fallende und Er götzliche: die wundervolle Gruppe von Kiß, die Appar- lements deö Wiener Tischlers Leistlcr, die indischen Diamanten und dgl. Damen umschwärmen gern die Wiener Prachtgemächer und finden eS sehr reizend, ihre Taschentücher in eine daselbst aufgestellte Eau Ve Co- logne-Fontaine eintauchen zu dürfen. Hin und wieder sieht man eine ernste Figur mit Maßstab und Brille an einer Maschine studiren, oder einen Reporter mit wild gesträubtem Haar durch die weilen Gänge rennen, offenbar unschlüssig, an welche Abtheilung sich seine Universalgelehrsamkeit zuerst wagen soll. Beinahe wäre eS am Anfänge interessanter, die lebenden als die tobten Gruppen im AuöstellungSgebäude zu beschreiben. — Die Königin hat am 3. Mai Morgens die Gewerbeauöstellung zum zweiten Male besucht. Eine sehr große Anzahl von Ausstellern, die sämmtlich bet dieser Gelegenheit Zutritt hatten, waren im AuSstel- lungSgebäude zugegen. An viele derselben richtete die Königin verschiedene Fragen über d,ie eingesandten Gegenstände und schien überhaupt ein sehr lebhaftes Interesse an den sie umgebenden Erzeugnissen deö GewerbfleißeS zu nehmen. New-Aork, 19. April. Ein Sturm in Boston richtete einen Schaden an, dec auf 500,000 Doll, geschätzt wird. — Nevada in Kalifornien war von «ißer Feuersbrunst heimgesucht worden, die 200 Häuser verbrannte und Eigenthum zum Betrage von I,MO,000 Doll, zerstörte. Vermis chteS. Im Jnvalidenhotel zu Paris start am 30. April ein 127 jähriger polnischer Veteran aus der Kaiserzeit. Der Bäcker Elliott in London hat einen Riesenkuchm von 920 Pfund gebacken, zu welchem dle Zuthaten auS den Ländern aller Nationen gekommen sind: Butter au» Holland, Eier au» Frankreich, Citronen au» Portugal, Gewürz aus Ceylon re. re. Der Kuchen ist aber auch ein Kunststück, denn er bildet ein ge naues Modell des AusstellungögebäudeS. Herr Elliott wird Ihn pfundweise verkaufen, wenn sich nicht ein Liebhaber für da» Ganze findet. InPrag brannte am 3. Mai die Schtck'sche Cattun« fabrik im Carolinenthal ab, wobei der grüßte Theil de» Walz- und Maschinendruckgebäudes, sowie ein beträchtlicher Theil von Cattunen zu Grunde gingen. Wie gut in Oesterreich dieGemeindepoltzei bestellt ist, lehrt folgender vom „Wanderer" erzählte Fall: Ein Bür germeister auf dem Lande hatte jüngst zwei ihm gelieferte paßlose Individuen in die nächste Gemeinde abzuschieben. Da eS an einem Polizeimanne fehlte, und zu diesem Geschäfte Niemand aufzutreiben war, so blieb dem Bürgermeister nichts Andere» übrig, als sich selbst dazu zu bequemen. Eine Zeit lang gingen die beiden Schüblinge ruhig vorwärts, der Bürgermeister hin tendrein. Plötzlich aber warfen sie die in aller Stille abge drehten Handschellen von sich, ergriffen den Bürgermeister, der, außer einem gewöhnlichen Reisestock, ganz unbewaffnet war, prügelten ihn wacker durch und machten sich unter den höhnend« sten Ausdrücken davon. (Bier in München.) An Sommerbier wurden von den 30 Brauern Münchens nach einer Correspondenz de» „Landboten" in diesem Jahre 339,033 Eimer, somit 28,000 Eimer mehr al» im Vorjahr« eingesotten; obenan steht der „Löwenbräu" allein mit 30,850 Eimern. Bei dieser Gele genheit wird auch erwähnt, daß jüngst eine bedeutende Sendung nach Konstantinopel abgegangen ist. Dem österreichischen Ministerium ist ein Projekt überreicht worden, in welchem die Erbauung eiserner, übermauerter G e« fängntß-Zellen, zur Verhütung des Durchbruchs großer Verbrecher, als sehr entsprechend und ausführbar geschildert wird. In Wien stand am 1. Mat ein Mann vor Gericht, dem «S in seinem Leben nicht an Schlagen gefehlt hatte. Derselbe (ein Schneidergeselle, Carl M., 38 Jahr alt) erhielt während seiner Militärdlenstzeit von 1838—1848 wegen verschiedener Vergehen: 6 Mal Gaffrnlaufen durch 300 Mann, 10 Mal Gassenlaufen durch 300 Mann, 15 Stockstreiche, 50 Stock streiche, 8 Tage Casernenarrep, 40 Stockstreiche, 8 Mal Gass senlaufen durch 300 Mann, 50 Stockstreiche, 9 Mal Gassen laufen durch 300 Mann, 70 Stockstreiche, 60 Stockstreiche, 9 Mal Gassenlaufen durch 300 Mann, 78 Stockstreiche, 8 Tage Stockhausarrest, 50 Stockstreiche, 48 Stunden Kurz schließen, 8 Tage Casernenarrest, 12 Stunden Kurzschlteßen, 40 Stockstreiche, wieder 40 Strockstretche, und 2 Tage Arrest! Er hat somit 12,600 Spießruthenhiehe und die Summe von 493 Stockstreiche» al» Strafe erhalten, ist häufig in Arrest gewesen und ist — «»gebessert gehlieben! Jetzt ist er wegen wiederholter Diebstähle, zu »jährigem schweren Kerker verurtheilt.