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Dresdner Journal. Verantwortlicher Nedactenr: I. S. Hartmann. . V Diese« Blatt erscheint mit Ausnahme de« Sonntag« täglich in I Bogen und ist durch alle Poftanstaltrn zu beziehen. Mittwoch, de« 31 December. Prei« für da« Vierteljahr Thaler. Insertion« - Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zelle b Reugrosche». 18S1 Amtlicher Theil. Dresden, 26. December. Se. Königl. Majestät haben geruht, dem Professor der Klinik und Direktor des königl. klinischen Institut- an der Universität Leipzig, vr. Karl August Wunderlich, den Charakter al- Geheimer Medt- cinalrarh in der dritten Elasse der Hofrangordnung bei- zulegen. Tagesgeschichte. j- Dresden, 30. December.' Sicherin Vernehmen nach hat sich der neugewählte Vertreter de« HochstiftS Meißen- Herr CabinetSminister Graf Detlev v. Einsiedel, durch Producirung seiner Vollmacht zum Eintritt in die erste Kammer angemcldct. — Auf allerhöchsten Befehl ist den hier anwesenden Mitgliedern der beiden hohen ständischen Kammern bekannt gemacht worden, daß Se. Maj. der Kö nig zugleich mit Ihrer Majestät der Königin die Glück- wünschung-cour am NeujahrStage 1852 Nachmittag- 1 Uhr anzunehmen geruhen wollen. Abends A auf 8 Uhr ist Assemblee in den Paradesälen der zweiten Etage des könig lichen Schlosse«. 00 Wien, 26. December. Auf verschiedenen Wegen gelangte gestern die übereinstimmende Nachricht hierher, daß Lord Palmerston aus dem königl. englischen Ministerium getreten und durch Lord Granville ersetzt worden ist. Die hohe Wichtigkeit derselben ist ohne weitere Erörterung Je dermann einleuchtend, der die politische Geschichte der letz ten Jahre mit einiger Aufmerksamkeit verfolgte. Lord Pal merston hatte das Vertrauen jener Regierungen, welche die innere Ruhe und Ordnung ihrer Staaten einerseits und den Frieden der Welt andererseits erhalten wollen, schon lange verloren; endlich mußte der Punkt erreicht werden, wo auch der öffentlichen Meinung Englands über den Werth jenes Staatsmanns, über den Gehalt und die Beschaffen heit seiner Absichten die rechte Aufklärung zukam. — Es giebt keinen Staat in Europa, der, sei er noch so hervor ragend und mächtig, über das heilige und unantastbare Gesetz der völkerrechtlichen Beziehungen sich hinauösetzen kann und darf. ES ist vielmehr die Pflicht einer jeden Regierung, Alles fern zu halten, was einer anderen Ver legenheit zu bereiten und die Zustände Ihres Landes zu ver wirren und zu gefährden geeignet erscheint. (In dieser Beziehung wollen wir uns gern der erfreulichen Hoffnung überlassen, Lord Palmerston'« Nachfolger, Lord Granville, wolle und werde seine Aufgabe richtig erfassen, und das gute Einverständniß zwischen England und den Mächten beS Eontincnts wiederherstellen und auf haltbarer Grund lage befestigen.) — Eine solche Politik liegt nicht blos im wohlverstandenen Vortheile der gejammten übrigen Welt, sondern Englands selbst, dessen Einfluß in den europäischen Angelegenheiten seit längerer Zeit fühlbar abgenommen hatte, und dessen Votum jedenfalls gewichtiger in die Wagschale der politischen Entscheidungen fallen wird, wenn es von einem Minister abgegeben wird, der die Gerechtigkeit und die internationale Verträglichkeit zum Grundsätze und zum Ausgangspunkte seiner Bestrebungen wählt, und den letz ten Schatten deS Zweifels beseitiget, als bestehe zwischen der Regierung des großen britischen Staates und den geschworenen Feinde der kontinentalen Ruhe irgend eine Solidarität, irgend eine noch so ferne Beziehung. DaS ist'-, was die Ruhe des WelttheilS, was die Würde Eng lands vor Allem gebieterisch heischt. — Schwerlich ist das große Ereigniß in Frankreich ohne Rückwirkung auf Eng land geblieben; die Macht der Verhältnisse und das höhere Gesetz, der Nothwendigkeiten geben da wie dort in gleicher Richtung den Au-schlag. Beide Lhatsachen zusammenge nommen, scheinen den Anfartg-punkt einer glücklichen Aera zu bilden, in welcher die Consolidirung der allgemeinen Ver hältnisse und da- Wach-thum der Prosperität die Völker, wie die Regierungen für die politischen und finanziellen Opfer der letztverflossenen Jahre reichlich entschädigen wird. — Ein neues Jahr rückt heran; wir begrüßen es in dieser Hoffnung al« da- erste des gesicherten und dauernden Welt frieden«. Wssen, M. December. Ueber die gestern gemeldete Ernennung de« Ritter v. Baumgartner zum Finanzminister spricht sich die „Oest. Corresp." folgendermaßen aus: Die Energie, die Regsamkeit und der umfassende Ueberblick, womit der Nachfolger des Freiherrn v. Krauß, der Herr Handel-ministcr v. Baumgartner, sein Ressort zu leiten wußte, werden allgemein anerkannt. In einem Mondente, wo Oesterreichs Zoll - e Handelspolitik ein wesentliche« Entwickelrmgsglied seine gesammten politischen Zustande bildet, ist^eS besonders bedeutungsvoll, die Leitung der Fi nanzen und der Handelsangelegenheiten vorläufig einer und derselben Hand anvertraut zu sehen, wodurch die Einheit aller demnächst zu erwartend«*» finanziell-ökonomischen Maß regeln vollends verbürgt wird. Die „Pr. A." schreibt aus Berlin vom 29. December: Heute hat im Ministerium der «auswärtigen Angelegenhei ten eine Conscrenz zwischen dem Herrn Ministerpräsidenten und dem hiesigen königlich belgischen Gesandten, Herrn Nothomb, stattgefunden, in welcher der neue Handels- und Schifffahrtsvertrag zwischen dem Zollverein und Belgien festgestellt worden ist. Die Zustimmung der übrigen Zoll- vcreinSstaaken dazu wird bereits eingeholt. Merseburg, 26. December. (N. Pr. Z ) Der Pastor Superintendent Braune, welcher während seines kurzen Hierseiirs stets einer zahlreichen Zuhörerschaft sich erfreute, wird uns binnen Kurzem verlassen, um einem Ruft nach Altenburg al« General-Superintendent zu folgen. München, 25. December. (B. Bl.) Wie man mit- theilt, wird ein Theil des jüngst von den Kammern be willigten EisenbahnanlehenS sofort rcalisirt werden, und zwar durch ein Annuitätenanlehen bei dec baierschen Hypo theken- und Wechselbank. Die desfaUS cingeleiteten Unter- Handlungen sollen bereits zum Ziele gelangt sein, und di« Anlehnsfumme 8 Millionen Gulden betragen, wornke Man im laufenden Baujahre nahezu au-reichen dürfte. — 27. December. (N. Pr. A.) Drei Gesetze erhiel ten die allerhöchste Sanction und wurden im Gesetzblatt pudlicirt. Dieselben betreffen den Credit von 42,547,000 Fl. zum Bau der Eisenbahnen in den nächsten 4 Jahren, dann das Darlehen an die Pfälzische Ludwigs-Eisenbahn- Gesellschaft von 500,000 Fl. aus dec Eisenbahn-Dotations-' caffe, und endlich die Ueberweisung der in der Pfalz zu viel erhobenen Steuern von 56,000 Fl. zum Bau einer KceiS-Jcren-Anstalt. Bezüglich de« Bedarfs zum Bau der Eisenbahnen wird mit Beginn des nächsten Jahres ein An lehen von 9,500,000 Fl. zu 5 pCt. eröffnet werden. Stuttgart, 23. December. (Schw. M ) Wie verlautet, hat die Kammer der Abgeordneten in ihrer gestrigen ge heimen Sitzung beschlossen, den ständischen Ausschuß zur Aufnahme eines Anlehens von 7,000,000 Fl. zum Bau dec Anschlußbahn an Baden und Baiern zu ermächtigen. Mannheim, 27. December. (M. I.) Nach höchster Ordre vom 24. d. M. haben sich Se. Königl. Hoheit der Großherzog bewogen gefunden, seinem Herrn Bruder, dcm Markgrafen Maximilian großherzogliche Hoheit, das Com- mando des Armeecorps zu übertragen. Nastatt, 24. December. (A. Z.) Ungeachtet der befrie digenden Nachrichten von der andern Seite des Stromes > sind di, Maßregeln zur Bewachung der Festung gleich ge blieben ; vor dem Karlsruher Thore ist noch ein Paliff.»be«- lhor errichtet worden. Doch sind die Gerückte von Verstär kung der Besatzung nur durch eine unbedeutende Vermeh rung des badischen Anlheil- einigermaßen bestätigt worden; das Armeecorps am Hberrhein besteht zur Zeit nur in der Einbildung. Von der Verlegung einer badischen Batterie hierher erhält sich da« Gerücht. Gotha, 26. December: (kpz. Z.) Durch die heutige Nummer de« Regierungsblattes wird das schon unterm 12. Juli v. I. publicirte, bis jetzt aber infolge eines Land- tagsbeschluffeS noch nicht gütige neue Strafgesetzbuch ein geführt und tritt dasselbe vom 1. Jannac 1852 in gesetz liche Kraft. ** Pari-, 27. December. Der „Moniteur" enthält heute ein präsidentschaftliches Decket, durch welche- dir De partements und die Städte in Zukunft vermittelst durch die Erecutivgewalt erlassener Decrete ermächtigt werden sollen, die von ihnen votieren Steuern oder Anleihen In Ausfüh rung zu dringen. Nach den bestehenden Gesetzen gehört die Sanktion des gesetzgebenden Körpers dazu, um diesen Anleihen und Steuern Gesetzeskraft zv geben. — Die kon sultative Commission ist für heute und di, folgenden Tage zusammenderufen worden. — 500 ehemalige Sträfling», die den Bann gebrochen, sind nach der „Patrie" bereit« nach Brest adgeführt worden. — Die Verhaftungen in den Departements dauern immer noch fort. — Die Ehe d,S General« Cavaignac mit Fräulein Odier ist nach dem katho lischen und protestantischen Ritus ringesegnet worden, da Cavaignac Katholik und Fräulein Odier Protestantin ist. Der Erzbischof von Pari- versah bei dieser Gelegenheit den Gottesdienst in Notredame und Coquerel in dem protestan tischen Tempel, Oratoire St. Honorv. — Der Appellations hof von BourgeS hat eine Adresse an den Präsidenten der Republik gerichtet, in welcher er sich für den Präsidenten ausspricht. — Der französische Gesandte in Wien, Dela- cour, hat Depeschen eingesandt, denen zufolge die öster reichische Regierung mit den letzten Pariser Ereignissen voll kommen zufrieden ist. — Der Baarvorrath der Bank von Frankreich hat in Paris um 4L Million und in den Zweig banken um 1^ Million zugenommen. Der Di-conto hat beinahe um 3^ Million in Paris zugenommen und um etwa« mehr al- 1 Million in der Provinz abqenommen Der erstere beträgt 54,906,137 Ke., der letztere 72,289,990 Fe. Der Betrag der auf französische Staatspapiere vorgeschvsse- nen Gelder ist von 8,929,926 Fr. auf 12,062,876 Fr. ge stiegen. Die sich im Umlauf befindenden Banknoten haben sich in Pari« um 11^ Millionen vermehrt und sich in der Provinz um H Millionen verringert. Die laufende Rechnung de« Staatsschatzes, gegenwärtig 57,768,844 Fr. betragend, hat um 12A Millionen abgenommen. Der ganze Betrag de« Baarvorralhs beträgt 569^ Millionen, und di, sich im Um lauf befindenden Banknoten betragen 591^ Millionen. Paris, 27. December. Galignani's Messenger erklärt heute: „Die von englischen Zeitungen mitgetheilte Nachricht, wodurch Lord Normanby auf seinem Gesandtschaftsposten in Paris durch Sir Henry ersetzt werden solle, entbehrt jeder Begründung." Partö, 27. December, 6 Uhr Abends. (T. D. d. Pr. St. A.) Man zählt zur Stunde auf 83 Departements, wovon 63 vollständig, 6,710,000 Ja. — Das Dankfest in Notre-Dame für die Wahl Louis Napoleons ist definitiv auf den 2. Januar festgesetzt. Die Trauung Cavaignac's Kat in der Nacht vom Donnerstag auf den Freitag in Saint Roche stattgefunden. — 28. December. (Tel. Dep. d. Pr. Atg.) Die Abstimmungen aus 68 Departements ergeben definitiv Die neuen Nibelungen, oder: Der auferstandene Sieg fried, von Manin Reck en lob. Erstes Heft. Bremen bei Franz Schlovimann. I8Ö2. Unter diesem anziehenden Titel liegt der Anfang eines komischen Epos vor, das in harmlos naiver, aber treffender Weise mannichfache Bespiegelungen unserer Zeit enthält und die zweifel haften Fortschritte und Resultate unserer modernen Hypercultur parodirenv satirisirt. Aeußerst wohlthuend ist eS, daß dabei das künstliche, nach dem literarischen Laboratorium schmeckende Salz der Tendenz fern gehalten blieb. Siegfried, der kräftereiche Mann, da- schöne Siegelindenkind, ausersteht aus seinem geheimnißvollen Grabe bei Niederellenbach und durchwandert mit den Anschauungen seiner alten Heldenzeit die neue Welt, und geht, mannichsach mit ihren Sitten und Ge brauchen in Conflict gerathend, aus Abenteuer auS. Zwei junge Recken, Heidelberger Studenten, haben sich von ungefähr zu ihm gesellt und begleiten ihn mit derjenigen Romantik und poetischen Stimmung, welche wegen der schönen Lage Heidelbergs allen dortigen Studenten als unvermeidliches Nebel eigen zu sein pflegt. Nachdem Siegfried die störenden Wirkungen einer Pfälzer Studiosuscigarre in Wein ertränkt hat, kaufen ihm die Gefährten für die Juwelen seine« Degengriffes Rosse und Garderobe von den Handelöjnden in der Stadt und die Avanturen beginnen. Der Held der lobebäre will mit den Burgherren der Rheinschlösser kämpfen, da er aber zarte, freundliche Herren in Frack und Manschetten findet, hält er solche Turniere seiner unwürdig und findet sich mit einem Frühstück ab. Im Brand,lungenhort, in Berlin nämlich, ficht er in einer Parade „gewappnete Leute ans- Feuilleton. marschirt". „Ich will mit den Mannen reiten und pflegen Ritterschaft! Oder will sie selber bestreiten mit meiner starken Kraft!" ruft der Zwergentödicr mit echter altdeutscher Begeisterung auö, wie bei unfern Urahnen, denen bei jeder neuen Begegnung zuerst die Hoffnung auf eine recht baldige und gründliche Schlägerei erblühte. Hier aber kann Siegfried'S Wunsch aber mals nicht befriedigt werden, und der Anblick der Soldaten giebt von Seiten seiner Gefährten zu heitern, ungezwungenen Er klärungen Anlaß. Endlich kommt es in der Brandelungen-Stadt zu einem Zweikampf. Rappo ist dort, und obgleich ihm das Siegelindenkind an Kraft weit überlegen ist, so wirft ihn Rappo doch, denn Rappo: „Wie eine Katze sprang er umher mit krummem Rücken, eS blitzten seine Augen, ich wahne, von schlimmen Tücken!" Mit diesem Falle, der charakteristisch und vortrefflich beschrieben ist, schließt daS erste Bändchen, und das unbefangene Lesepublicum wird mit Vergnügen den Fortsetzungen entgegensetzen. Die Verse, fast im alten Nibelungenmaße, sind so leicht, klangvoll und anziehend, daß man auf ein Dichterialent bedeu tenden Ranges schließen und den Namen „Reckenlob" für pseudo nym halten muß. Sollte nicht hinter diesem alten angenommenen Wappenschilde nach „tausend und einem Tage" ein Poet hervor treten, der dem abendländischen Freunde und Uebersetzer deS Mirza-Schaffp so ähnlich sähe wie Friedrich Bodenstevt? Warten wir ab, waS die Tarnkappe der neuen Nibelungen offenbaren wird. O. Aler. Banck, Literatur. Zn Wien ist aus der Staatsdruckerei ein seltenes Prachtwerk hervorgegangen, die: ,.^ntissueä»<tes pvrnsnss" von Rivero und Tschudi. Die Reisen der Normannen und Skandinavier nach Amerika vor dessen Ent deckung durch Columbus, die Hypothese der Bevölkerung Ame rikas durch die Israeliten, die Untersuchungen über die Ver wandtschaft des altperuanischen Kultus mit dem Buddhaismus, die Geschichte Perus von seinen Urbewohnern bis zum Inka reich und dessen Regierungsform, Religion und Kunst der Peruaner, endlich sprachliche Forschungen führen unS in einer Reihe von Betrachtungen und Ergebnissen die Vergangenheit eines Volkes vor, daS entgegen der mehrfach verbreiteten An nahme auf einer bedeutenden Stufe der Kultur gestanden. Während Rivero durch dankenswerthen Aufwand pecuniärer Mittel die außerordentlich ausgestattete Herausgabe deS Wer kes ermöglichte, ist Tschudi der eigentliche Verfasser desselben, und die Resultate seiner vieljährigen und gewissenhaften Stu dien sind das Vollständigste und Umfassendste, was bis jetzt über jene Völkerstämme eristirt. Der zur Erklärung de- Tertes beigegebene Atlaö enthält vorzüglich auSgeführte Abbil dungen nach Originalzeichn,ingen, die sämmtlich nach der Na tur gemacht wurden. — Don Humboldts „Ko8mu8" ist die zweite Ab- theilung deS dritten BandeS jetzt edirt, welche den uranalogi schen Lheil der physischen Weltbeschreibung schließt, in dcm sie die Abtheilung über den Firsternhimmel mit dem Abschnitt über die Nebelflecken endet und dann zu der Betrachtung der Sonne, der Planeten, Kometen, deö ThierkreiSlichtS, der Stern