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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. V 328. 18Sl Prel« für da- Vierteljahr 1^ Thaler. Insertion-«Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile L Neugroschen. Diese- Blatt erscheint mit Su-nahme dk, Sonntag-täglich in 1 Bogen Md ist Tonnttta, den 21. Deeemver durch aNe Postanstalteu zu beziehen. " TageSgeschichte. 0 Dresden, 2V. Decembrr. Mehrere Blätter bemühen sich, eine angeblich vom „Dresdner Journal" ausgestellte Behauptung zu widerlegen, welcher zufolge die deutschen Regierungen an Ludwig Napoleon in Bezug auf dessen neueste Schritte BilligungSzuschriften erlassen hätten. Wir müssen bemerken, daß dies keine von uns ausgegangene Behaup. tung, sondern nur eine von einem unserer Frankfurter Cor- respondenken als „in dortigen diplomatischen Kreisen cur- sirendr Angabe" bezeichnete Nachricht (Nr. 323) ist. Wie schon durch diesen ausdrücklichen Beisah derselben alle Po- sitivität einer „Behauptung" entgeht, so müssen wir über haupt unö dagegen verwahren, Versicherungen unserer Cor- respondenten als von uns selbst auSgegangen zu bezeichnen. UebrigenS sind wir auch jetzt entfernt zu behaupten, daß osficielle Billigungsschreiben feiten der deutschen Regierun gen nach Paris ergangen sind. — Bei dieser Gelegenheit können wir die in der neuesten Nummer der „Freimüthi- gen Sachsenzeitung" enthaltene Bemerkung über unfern vorgestrigen Artikel wegen der Pariser Ereignisse nicht un erwähnt lassen, eine Bemerkung, die weniger diesem Artikel galt, als der unlängst unsererseits rr/olgten Aufnahme eines Artikels der „Neuen Preußischen Zeitung". Dieser letztere hatte sich im Wesentlichen dadurch bemerkbar ge macht, baß er für den Fall einer kriegerischen Krisis die Identität der Interessen Oesterreichs und Preußens auf daS unumwundenste anerkannte. Der bekannte Standpunkt des „Dresdner Journals" und die bisherige Polemik der „Neuen Preußischen Zeitung" mußten «cs Jedermann begreiflich er scheinen lassen, warum gerade dieser Artikel nicht allein als deachrenSwerth, sondern auch als anerkennungswerth vom „Dresdner Journal" hervorgehoben worden war, und es gehört in der That rin sehr beschränkter Gesichtskreis dazu, um aus der Aufnahme und dem Lobe dieses Artikels zu folgern, daß die königlich sächsische Regierung mit Besorg nissen und Mißtrauen den französischen Vorgängen gegen über erfüllt sei. — Dresden, 20. Dccember. Der k. k. Ministerial- rath Or. Hock ist auf der Durchreise von Frankfurt gestern bier angekommen und wird heute Abend nach Wien weiter gehen. Wien, 18. Decembrr. (W. Bl.) Die Zeit, welche zur Ratification deS bei der Telegraphenconferenz entworfenen Vertrages festgesetzt war, ist bereits verstrichen. Man glaubt, daß die neuen Bestimmungen, bevor sie in Wirksamkeit treten, einer neuerlichen Berathung unterzogen werden sol len. — Se. Majestät der König von Württemberg hat, wie man hört, in Venedig eine Villa gemiethet, um auch im künftigen Jahre einen Theil des Sommers daselbst zu- zudringen. — Aus Frohsdorf wird geschrieben, daß Se. Ho heit der Herzog von Bordeaur zuverlässig mit Anfang des kommenden MonatS daselbst eintrcffen, nach kurzem Auf enthalte aber die Reise nach Venedig antreten werbe. Aus Wien, 14. Dccember, schreibt man der „A. A.": Hier sind, wie es scheint, geheime Clubs entdeckt, und in folge dessen bereits viele Verhaftungen vorqenommen worden. Pestb, 16. Deccmder. (W Z.) Die Pesth-Ofner Han dels- und Gewerbekammer har sich durch die allerhöchste Genehmigung des allgemeinen österreichischen Zolltarifcs ver anlaßt gefunden, eine Dankadresse Sr. K. K. Majestät ehr furchtsvoll zu überreichen. Berlin, 18. Dccember. Se. Maj. der König geben heute im Schlosse zu Charlottenbura zu Ehren des Namens tage« Sr. Maj. des Kaisers von Rußland ein großes Diner. — 10. Dccember. In der gestrigen Sitzung der ersten Kammer wurde eine Reihe von verschiedenen Anträgen auf Aenderung einzelner Bestimmungen der Verfassung an Commissionen verwiesen. Die Kammer wird sich, nachdem noch morgen der Septembervertrag in Berathung gekom men, bis 5. Januar k. I. vertagen. Aus Hannover, 17. December, dementirt die „Weser zeitung" die Nachricht mehrerer Blätter von der Sendung des abgetretenen KriegSministers Generalmajor Jacobi nach Frankfurt (Nr. 320). — 18. December. Die heutige „Hannoversche Zeitung" enthält das Programm zum Ceremoniell der Condolenzcour am 20. d. M. und ein königlich,« Dankschreiben an den Landdrvst v. Dachcnhausen für die von den Bewohnern der Vorstadt Hannover am Abend des 25. November veranstal tete Begleitung des königl. Leichenconducts. Hannover, 18. Dccember. Sichern, Vernehmen nach wird Generaldirektor Albrecht von hier aus zu den Wiener Zollconferenzen abgesendet werben. Auch draun- schweigischerseits werden di,selben, wie wir .hören, be schickt werden. — Aus Hannover erfährt die „Preuß. 3", daß der Kanzleidirector Bot hm er zum k. hannover'schen Bundes tagsgesandten ernannt worden sei. — (N. Pr. Ar.) In heutiger Sitzung hat die erste Kammer dem bekannten Anträge zweiter Kammer auf Vor legung der in der provinziallandschaftlichen Frage ergange nen Aktenstücke beizutreten beschlossen und das zu ihrem Vertagungsbeschlusse in zweiter Kammer gestellte Amende ment adoptirt. — In zweiter Kammer ward heute aus den Verhandlungen der für di« Frage der Verwaltungs organisation gewählten verstärkten Conferenz referirt, daß der vorige Confercnzbeschluß: „mit Aufgabe deS Beschlusses zweiter Kammer dem Beschlüsse deS andern Hauses beizu treten," wiederholt worden sei. Nach einer länger» De batte über den Conferenzdeschluß wurde derselbe endlich von der zweiten Kammer angenommen, jedoch nur mit 2 Stim men Majorität. Hiermit sind keine Differenzen zwischen beiden Häusern in Betreff der Regierungsvorlagen vom 2. Dccember, dir Organisationen der Gerichtsverfassung und der Verwaltung betreffend, mehr vorhanden. Stuttgart, 16. December. (Fis. I.) DK erste K«m-* mer hielt heute die für das ganze Land so wichtige Sitzung, worin der Bericht ihrer staatsrechtlichen Commission über die königl. Verordnung vom 5. October d. I., betreffend den Bundesbeschluß vom 23. August d. I. über di« Gil- tigkkitder Grundrechte, zur Berathung kam. Der Berichterstatter, Prinz Karl zu Oettingen-Wallerstein, war, bekanntlich in dieser Sache jüngst selbst in Frankfurt, da sich die SlanbeSherren dadurch für beschwert erachteten, daß der obige BundcSbeschluß in Württemberg blos in seinem ersten allgemeinen Theile publicirt worden war, nicht aber in seinem zweiten officiellen Theile, der so lautet: „Die Regierungen der Staaten, in denen Bestimmungen der Grundrechte durch besondere Gesetze ins Leben gerufen sind, sind verpflichtet, sofort die erforderlichen Einleitungen zu treffen, um diese Bestimmungen außer Wirksamkeit zu setzen, insofern sie mit den Bundesgesetzen oder den ausgesprochenen Bundeszwecken im Widerspruche stehen." Es ward deshalb im Berichte der Antrag gestellt: 1) die königl. Verordnung vom 5. Oktober l. I. sei bezüglich des bereits publicirten TheileS des Bundesbeschlusses von der hohen Kammer nicht zu beanstanden; 2) dagegen sei, unter Vorlage dieses Berich te«, die Aufmerksamkeit der königl. Staatsregierung auf die Nothwendigkeit einer Vervollständigung der Publikation zu lenken, und an Se. königl. Majestät die Bitte zu rich ten, Allerhöchstdieselben mögen allcrgnädigst geruhen, diese Vervollständigung in Balde eintreten zu lassen; 3) der Be schluß der hohen Kammer sei der Kammer der Abgeordneten mitzutheilen. — Der zweite Antrag wurde vom Minister tische au« bekämpft. Alle drei Anträge wurden angenommen. Aüle-baden, 15. December. (N. A. A.) Die zeitweilige Uebertragung der Residenz von Biebrich nach Wiesbaden ist nun erfolgt. Se. Hoheit der Herzog begiebt sich morgen nach Weilburg, um dort einige Tage zu verweilen. Atel, 18. December. (H C.) Wir vernehmen, daß der PrinzFriedrich von SchleSwig-Holstein-Sonderburg-Augusten- burg den Winter in Altona zubringen werde. Nicht min der heißt eS, daß auch der Herzog nebst Familie nach eini gen Wochen nach Nienstädken zurückkehren werde. Frankfurt, 16. December. (N. Pr. Z ) Gestern und heute sind die Papiere, die Acten, die schwarz,oihgoldenen Fahnen, die „Germania" rc. auf executorischem Wege durch die Polizei dem Commissar de« Bundestags übergeben worben. l)r. Jucho hat einen Protest zu Protokoll gegeben, daß er sich nur der Gewalt füge. Alles zusammen ward in das Bundespalais gebracht. * Frankfurt, 18. December. Die heutige „O.P A.Z." enthält die Verhandlungen der Bundesversammlung vom 7. November, betreffend die Vorstellungen wegen Wahrung der Rechte der ehemaligen schlcswig - holsteinischen Armee aus dem Pensionsgesehc vom 15. Februar 1?50 und die Beschwerden hannoverscher Ritter- und Landschaften gegen die dortige Sraalscegierung wegen VecfassungSvcr- letzung. Auf die letzter» Eingaben wurde, wie be kannt , und in Uebereinstimmung mit dem Beschlüsse vom 3. October beschlossen: die königl. hannoversche Regierung zu ersuchen, ihre Erklärung abzugeben, und, ohne daß dadurch den in der Sache in Betracht kommenden formellen und materiellen Verträgen irgendwie präjudicirt werden solle, , mit Gesehen und Verfügungen gegen die bestehenden Pco- vinzialverfassunqen vorerst einzukalten, und endlich von diesem Beschlüsse die Beschwerdeführer in Kenntniß zu setzen. Eine Gegenvorstellung der auf dem Provinziallandtage des Fürstenthums Lüneburg vertretenen Städte, die Reorgani sation der Provinziallandschaften des Königreichs Hannover betreffend, wurde, weil alle Gründe, welche in dieser Ge genvorstellung vorgedracht, in der hohen Bundesversamm lung nicht ohne Erwägung geblieben seien, auch bei der demnächstigen Prüfung der Sache zum Zwecke ihrer end lichen Erledigung alle Beanstandungen, auf welche die Ge genvorstellung gestützt werde, bei dec Erörterung sich von selbst reproduciren, vorläufig zu den Acten zu nehmen be schlossen. — In Betreff des ersterwähnten Punktes aber wurde die Eingabe des Generalmajors a. D. v. d. Horst wegen Wahrung der bezeichneten Rechte der ehemaligen schleswig-holsteinischen Armee aus formellen Gründen zu rückgewiesen, da ein Einschreiten der Bundesversammlung auf den Grund ihrer verfassungsmäßigen Competenz aus geschlossen sei, zu einer Verwendung sich aber der Fall schon deshalb nicht als geeignet darstelle, weil eS zunächst S iche der in Holstein weilenden Bundesrommissarien gewesen sein würde, begründete Ansprüche der schleSwig-hoisteinischen Armee wahrzunehmen. Hieibei wurde von einigen Gesandten das Bedauern darüber ausgesprochen, daß formelle Gründe dessen Gewährung entqegenständen. In Betreff des eigenen Pensionsanspruchs deS Genannten aber wurde beschlossen, demselben zu eröffnen, daß die Bundesversammlung nicht ermächtigt sei, über die gegen die gegenwärtige Regierung des HerzogthumS Holstein wegen angeblicher Vernichtung eines Privatrechtes (Nichtigerklärung einer von der Statt halterschaft ihm zur Sicheiheit seiner Pension übergebenen Pfandverschreibung auf Staatsländereien, wofür ihm bei seiner Verabschiedung nur eine Abfindung zu Tkeil gewor den) erhobene Klage zu entscheiden und sich zu Vertretung Geschichte der Königin Maria Stuart von Mignet. Leipzig bei Lorck. 1851. Geschichte von Spanien nach AScargorta, Leipzig bei Ldrck. 1851. Der Hansabund von Gustav Gallois. Leipzig bei Lorck. 1851.*) Wir können als Deutsche nicht ohne einen gewissen Neid auf die bedeutenden Geschichtschreiber der Engländer und Franzosen blicken, da wir uns dabei im Stillen gestehen müssen, daß unsere Literatur in diesem Gebiete ähnliche Klassiker zur Zeit noch ent behrt. Unfern deutschen Historikern hat, die besten mitgerechnet, dis jetzt noch immer ein gewisser Grad von höherer Schulmeisterei angeklebt, und nur einzelnen ist eö in einzelnen Werken und Ab schnitten gelungen, sich von einem didaktischen Kathederton oder einer inS Idealistische hinein phaniasirenden Reflexion und per sönlichen Tendenz frei zu machen. Ein Mangel objektiver Dar stellung und natürlicher Charakteristik, verbunden mit gewalt samen, subjektiv gefärbten Zwischenbelrachtungen, verkleinert den deutschen Schriftstellern ihre GeschichiSwerke, da sie zu leicht Partei für ihr« Helden nehmen und da» Herz da hinstellen, wo Allein der Verstand herrschen sollte. DaS letztere Nebel ist dasselbe, welches nie müde wird, unser historische- Drama zu einem bürgcrlichen Familienschauspiel umzuwandeln. Mignet ist über diese Mängel erhaben und mit Recht in ganz Europa als ein Historiker ersten Range- zu betrachten. Seine *) Sämmtliche Werke in Dresden in der Arnold'schen Duch- bandlnng. Feuilleton. Geschichte der Königin Maria Stuart hat in England und Frankreich großes Aufsehen gemacht und verdient in ihrer tüchtigen und fließenden Uebersetzung dem deutschen Publicum ganz besonders empfohlen zu werken. Sie gründet sich auf die umfassendsten Studien, ist frei von jedem Voruriheil und in Styl und Gesammtdarstellung von dem höchsten dramatischen Interesse. Mignet stellt hierdurch, sowie durch die Allseitigkeit seiner An schauungen und Erwägungen seine bedeutenden Vorgänger Hallam, Lingard und Fürst Labanoff in Schatten. Manche bedeutende Dichterwerke verlieren aber auch durch diese Geschichte ihre inner» Motive, indem ein moralisches Schuldig über die unglückliche Königin inS Licht tritt, daS allerdings anS den Schicksalen ihres Leben-, ihrer haltlosen, vergnügung-lüsternen Jugenderziehung, fanatischen Erregtheit und verworfenen Umgebung in einer gesunkenen, demoralisirten Zeit mannichfach motwirt und von der erhabenen Hingabe in ihr Loos und Großheit ihres Sterben- ver söhnt und wieder durch die Schuld und ungesetzliche Frechheit der Gegenpartei poetisch glorifirirt wirr. In der Geschichte Spanien-, gleichfalls sehr gut übersetzt, er blicken wir einen geschickten AuSzug aus dem vor länger» Jahren herauSgekommenen Werke AScargorta'S, und wenn auch der neuesten Zeit dabei nicht Rechnung getragen wurde, so ent schädigt die frische Entfaltung der mittelalterlichen Perioden für diesen Mangel. Die Geschichte deS HansabundeS muß für unS um so fesselnder sein, al» wir darin zugleich eine Geschichte de« deutschen StädtewesenS und Handels erblicken. Man muß in diesem will kommenen Werke besonder- die Ueberflcht und Oekonomir loben, mit welcher der Verfasser seinen reichen, beinahe ein halbe- Jahr tausend umfassenden Stoff eingeiheilt und in seine« wichtigsten Momenten und Ueberganqspunkteu entsprechend bedacht hat. Die Benutzung der Quellen ei scheint viels, itig und verständig. Schließlich ist noch dem gewöhnlichen, so überaus iheuern Bnch- händlcrpreise gegenüber ans die große Billigkeit aller drei Werke hinzuweisen, deren jereS mit einem Ponrait nach einem glaub würdigen historischen Gemälde auSgrstatiet ist. O. A l er. Ba nck. Wissenschaft. Die kaiserlich österreichische Negierung hat der geographischen Societät in London ein höchst werib- volles Geschenk gemacht, bestehend aus der zur großen Industrie ausstellung eingesandten Reihe von Karten und Piänen deü kaiserlich militärisch-geographischen Jnstiuus zu Wien. Das Geschenk geschah zunächst aus Verwendung deS Feldiuarschall- leutnants v. SchönbalS. Als Kunstwerke finden inest Karlen, von denen einigt bis 8 Fuß hoch und 6 Fuß breit, kaum ihres- gleichen. Theater. Aus München berichtet man über eine sehr rege Thäligkeit am Hoftheater. Nach Lucile Grahn werden L. Löwe aus Wien, Madam« Son tag, auch Fräulein Wil beimi zu Gastrollen erwartet, nnv unter den Opern« Neuigkeiten werden Gretry'S „Richard Löwenherz" und Grisar'S „Gute Nacht Herr Pantalon" vorbereitet. Die Intendanz richtet jetzt ihr Augenmerk auf die Vermehrung de«