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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. V 322 18SI Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme Preis für das Vierteljahr 1U Thaler. de« Sonntags täglich in 1 Bogen und ist ^4. Insertion--Gebühren für den Raum durch aNe Postanstalten zu beziehen. o einer grspastenen Zeile 1 Neugroschen. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Von der Regierung des Fürstenthumü Schwarzburg- Rudolstadt ist unter dem 30. Mai dieses Jahres das nachstehende Gesetz wegen Einziehung der jetzt im Um läufe befindlichen in Gemäßheit des Gesetzes vom 10. No vember 1848 emittirten und Ausgabe neuer Lassen> an Weisungen erlassen worden, was hierdurch wiederholt zur Kenntniß der Beiheiligten gebracht wird. Gegenwärtige Bekanntmachung ist in allen tz. 21 des Gesetzes vom 14. März 1851, die Angelegenheiten der Presse betreffend, bezeichneten Zeitschriften in Gemäßheit der dort ertheilten Vorschrift abzudrucken. Dresden, am 8. December 1851. Ministerium des Innern. v. Friesen. Demulh. Nr. XXII. Gesetz wegen Einziehung der jetzt im Umlauf befindlichen und Ausgabe neuer Cassenanweisungen, vom 30. Mai 1851. Wir Friedrich Günther, Fürst zu Schwarzburg rc., thun hiermit kund und zu wissen: Da es wiederholt vorgekommen, daß die zufolge des Gesetzes vom 10. November 1848 in Umlauf gesetzten hier ländischen Eassenbillets nachgemacht worden sind, so hat es zur Abwendung des durch solche falsche Eassenbillets für den Verkehr entstehenden Nachtheils nöthig geschienen, neue Cassenanweisungen anfertigen zu lassen, und verordnen Wir in dieser Beziehung unter der für diesen Fall im Voraus ertheilten Zustimmung des Landtags Nachstehendes. 1. Die in Gemäßheit des Gesetzes vom 10. November 1848 emittirten Eassenbillets sollen cingezogen werden, und es bleibt den Inhabern überlassen, ob sie dafür baares Geld oder andere neue Cassenanweisungen entgegcnnehmen wollen. 2. Von Publikation dieses Gesetzes an darf von keiner Fürstlichen Casse das zeitherige Papiergeld zu Zahlungen mehr verwendet werden, vielmehr soll, was davon bereits bei den Cassen befindlich ist oder demnächst eingeht, sofort in geeigneter Weise für den Umlauf untauglich gemacht werden, und wird seiner Zeit dessen völlige Vernichtung unter Leitung einer hierzu zu ernennenden Commission er folgen. 3. Die Summe der auszureichenden neuen Cassenanweisun- qen soll derjenigen der außer Umlauf gesetzten alten ent sprechen, so daß der Betrag sämmtlicher gleichzeitig im Um lauf befindlichen alten und neuen Cassenanweisungen die Summe von 200,000 Thlr. — 350,000 Fl. nicht über steigen darf. 4. Der Umtausch der alten Cassenanweisungen gegen neue oder gegen Metallgeld findet bei der Hauptlandescasse hier statt, doch soll auch das Rent- und Steueramt in Fran- kenhauscn durch Überlassung eines Vorraths neuer Cassen anweisungen in den Stand gesetzt werden, den Umtausch gegen alte dergleichen zu bewirken. 5. Die Einlösungsfrist für die im Jahre 1848 emittirten Eassenbillets läuft bis zum Schlüsse dieses Jahres, und können daher dieselben auch bis dahin zu allen Zahlungen an Fürstliche Cassen verwendet werden. Zugleich wird je ¬ doch hiermit der erste Januar des künftigen Jahres als Präclusivtermin unter der Verwarnung festgesetzt, daß un mittelbar mit Eintritt des gedachten 1. Januar 1852 alle Ansprüche an den Staat aus den im Jahre 1848 in Um lauf gesetzten hierländischen Eassenbillets erlöschen und die letzteren, wenn sie bis dahin noch nicht eingeliefert, alles Werthes verlustig sind. 6. Alle durch das gegenwärtige Gesetz nicht aufgehobenen oder abgeänderten Bestimmungen des Gesetzes vom 10. No vember 1848 finden auch auf die neuen Cassenanweisungen Anwendung. Urkundlich unter Unserer eigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Fürstlichen Jnsiegel. So geschehen Rudolstadt, den 30. Mai 1851. (1,. 8.) Fr. Günther, F. z. S. Röder. C. Schwartz. Scheidt. Dresden, 9. December. Se. Königliche Majestät haben zu genehmigen geruht, daß der Professor bei der hiesigen königlichen Kunstakademie Eduard Bendemann das von des Königs der Belgier Majestät ihm verliehene Ritterkreuz des Leopoldordens annehme und trage. Tagesgeschichte. 0 Dresden, 13. December. Die heutige Nummer der „S. C. Z." enthält unter der Ueberschrift: „Ist die gegen wärtige zweite Kammer legal zusammengesetzt?" einen län ger» Artikel, in welchem die bereits bei Ausschreibung der Ergänzungswahlen zu dem gegenwärtigen Landtage in An regung gebrachte Frage: ob der CensuS für die Wahlberech tigung und Wählbarkeit unter Berücksichtigung der aus geschriebenen außerordentlichen Steuern berechnet werden solle, neuerdings der Erörterung unterzogen wird. Der Ar tikel der ,,S. C. Z." erneuert bei dieser Gelegenheit die frühern, damals freilich von einer der „S. C. A." sehr ent gegengesetzten Seite her geäußerten Zweifel gegen die Ein rechnung der außerordentlichen Steuern, und die Redactiou der „S. C. Z." erklärt sich in einer Nachschrift, „wenn sie auch mit dem geehrten Verfasser nicht allenthalben ein verstanden ist", doch „in der Hauptsache" ihm beistimmend. Sie sagt: „Wenn wir recht unterrichtet sind, sitzen in der gegenwärtigen zweiten Kammer Mitglieder, die nach der diesjährigen faktischen Steuerentrichtung den Census nicht haben, jedenfalls aber solche, die von Wahlmännern gewählt sind, die, nach Maßgabe ihrer wirklich entrichteten Steuern, nicht dazu berechtigt waren", und fährt dann in ihrem eigenen Urtheile über die Sache fort: „Die Sache ist durch aus nicht so unbedenklich, als sie Manchem erscheinen möchte, und wir müssen die zweite Kammer ernstlich auf fordern, diese Angelegenheit vor allen Dingen in ernste Er wägung zu ziehen." Es wird von Interesse sein, zu vernehmen, wie sich die „S. C. Z." über denselben Gegenstand vor wenig mehr denn sieben Monaten geäußert hat. Sie wolle zu diesem Behufe sich des in ihrer Nr. 122 vom 23. Mai unter der Ueberschrift: „Die Landtagswahlen" befindlichen Artikels erinnern. Danach fand die „S. C. Z." die Zu rechnung der außerordentlichen Steuern bei Feststellung des Census für „völlig unbestreitbar"; sie begrüßte einen in Nr. 141 unseres Blattes befindlichen, derselben Ansicht huldigenden Artikel mit „großer Freude, nicht, weil sie an der Richtigkeit ihrer Ansicht gezweifelt hätte, sondern weil man nun einmal in einer Zeit lebe, wo sogar das Selbstverständliche mit Dank ausgenommen werden müsse." Wir wissen nicht, was die „S. C. A." zu einer so ent schiedenen Wandlung ihrer Ansichten, infolge deren sie heute „nicht so unbedenklich" findet, was ihr vor sieben Monaten „selbstverständlich" erschien, bewogen hat, ob es die trotz der am 23. Mai d. I. ergangenen Mahnung der „S. C. A." zu lebhafter Betheiligung an den Wahlen getäuschte Hoff nung eines „liberalen" Ausfalls der Wahlen oder was es sonst gewesen ist. Unsere Ansicht in der Sache ist noch heute dieselbe, wie sie in Nr. 141 d. Bl. ausgesprochen ist, und der „S. C. Z." gegenüber erachten wir eine nochmalige Darlegung der Gründe, weshalb wir jene Ansicht aufstellten, um so weniger am Platze, als wir ja damals — beiläufig gesagt ganz ohne unser Authun — in der „S. C. Z." eine so warme Verlheidigung derselben gefunden haben. Wir überlassen daher der „S. C. Z.", aus ihren damaligen Deduktionen ihre so plötzlich aufgesiiegenen Zweifel und Be denken sich selbst berichtigen zu wollen. * Dresden, 13. December. Die „Freimüthige Sach senzeitung" enthält in ihrem heutigen Blatte einen Artikel, nach welchem man sich jetzt von der sicher bevorstehenden Freisprechung deS früheren Hauptstaatscassenvorstehers Ju- deich unterhalten soll, und es wird dabei hinzugefügt, es wäre sehr zu wünschen, daß diese Angelegenheit, auf welche interessante Streiflichter bei der Untersuchung gefallen sein sollten, dauernd nicht der Oeffentlichkeit vorenthalten würde. — Soviel uns bekannt, liegt die betreffende Untersuchung allerdings gegenwärtig dem hiesigen AppellationSgericht zum Verspruch vor. Allein wie dieser Verspcuch ausfallen werde, das kann wohl eigentlich, so lange das Erkenntniß nicht publicirt ist, im Publikum auch Niemand wissen. — Da gegen theilen wir vollständig den Wunsch, daß diese Ange legenheit dauernd der Oeffentlichkeit nicht möge vorenthalten bleiben. In der Thal, wenn die Schuld, ihr Resultat verzögert zu haben, irgendwem wirklich zur Last fallen sollte, so dürfte dieser sich den Vorwurf zu machen haben, daß durch dieses sein Verschulden das Vertrauen des Publikums vielleicht hin und wieder erschüttert worden ist. Unbedingt verbürgen aber können wir, daß jene Veröffentlichung der Sache nur im Interesse und darum auch in dem Wunsche unserer Finanzverwaltung liegt, die ebendeshalb der Frei- müthigen Sachsenzeitung schon dafür sehr dankbar sein müßte, wenn es der letzteren selbst gefällig sein wollte, we nigstens Dasjenige zu veröffentlichen, was ihr von den in teressanten Streiflichtern bekannt worden, die ihrer Angabe nach bei der Untersuchung auf diese Angelegenheit gefallen sein sollen. Und wir dürfen hoffen, daß die Freimüthige Sachsenzeitung dieser Aufforderung genügen werde, denn das unbegründete Hinwerfen solcher Aeußerungen könnte außerdem nur ihr selbst nachtheilig sein. 2Lien, 11. December. (W. Bl.) Se. Hoheit Herzog August von Sachsen-Koburg ist heute früh sammt Ge mahlin und Familie nach Sachsen-Koburg abgereist. — Auf Grund der preußisch-sächsischen Uebereinkunfc vom 31. De cember 1850 wegen gegenseitiger Uebernahme von Aus gewiesenen ist zwischen Oesterreich und der überwiegenden Mehrzahl der deutschen Staaten ein auf Gegenseitigkeit beruhendes Uebereinkommen abgeschlossen worden, dessen Ver öffentlichung bevorsteht. Berlin, 12. December. (N. Pr. Z.) Aus dem den Kammern vorgelegten Staatshaushaltsetat pro 1852 entlehnen wir folgende Notizen: Die Gesammteinnahme beträgt mit Hinzurechnung der Rückstände — 97,345,199 Thlr., also um 4,050,240 mehr als der Etat pro 1851. Die Ausgabe ist mit Einschluß der Rückstände auf 96,153,933 Kunst. Von der R. Weigel'schen Kunsthandlung in Leipzig, vir mit so trefflicher und zuverlässiger Kenntniß als wahrhaftem Kunststreben geleitet wird, ist die 23. Folge ihres KunstkatalogS mit brigefügten Preisen auSgegeben. Die Be achtung deS darin verzeichneten reichen Vorraths der die Kunst- literarur jeden Zweiges berührenden neuern und älter« Bücher, seltener Holzschnittwerke, Handzeichnungen, Kupferstiche, Ra dirungen berühmter Meister darf den Kunstfreunden und Sammlern bestens empfohlen werden. Von den vielen besonder- seltenen illustrinen Büchern sei hier beispielsweise nur die be rühmte Kölnische (Niedersächsische) Bibel mit Holzschnitten (t746), Holbein'S Bibel (1538), daS Wittenberger Heil igthumSbuch mit den L. Cranach' scheu Holzschnitten, dir Schriften Geiler von Kaisers berg'-erwähnt, unter den neuen Holzschnittwerken aber die bei Weigel selbst in Lieferungen erscheinende Sammlung der „Holzschnitte berühmter Meister" in treuen und vorzüglich gearbeiteten Kopien. Dies Werk, von welchem fünf Lieferungen bereits vollendet, ist durch Wahl und Ausführung historisch und künstlerisch gleich aus gezeichnet, und wir werden darauf noch ausführlicher zurück kommen. AuS der Menge neuer Architektur- und Ornament werke sei H ittorf'S I'Xrckitecture ?oi^cbrüme ober le, 6recs (?sris, 1851) und die von Kreutz mit höchstem Fleiß, gearbeiteten Ansichten der Mosaiken, Ornamente rc. der St. MarcuSkirche in Venedig hervorgehoben. — Unter den Kupferstichen finden wir A. Dürer'S Apostel, einen einzig seltenen Par: „dir Geburt Jesu Christi" (^iello), ein Unikum von Rembrandt: „Clement de Jonge, der Kunst- Feuilleton. Verleger", rin desgleichen von C. duJardin, einen seltenen A. v. Everdingen, M. Rodermont; unter den Schwarz kunstblättern Raritäten von LH. C. Baron v. Fürsten berg und Sir Christ. Wren. — Für die historische und kritische Zuverlässigkeit des Katalogs bürgt die bewährte Fachkenntniß des Herrn R. Weigel. — Zn Prag hat der Bildhauer Joh. Mar den Entwurf zu einem Monument de- Helden Grafen Radetzky vollende», welches in Erz auf dem Hradschin ausgestellt werden soll. Die Figur deS Feldherr,, steht auf einem Schilde, den im Kreise acht Repräsentanten der verschiedenen Volksstämme und Waffen gattungen emporhalten, welche dessen Siege erkämpfen halsen. Ein Granitsockel mit der Inschrift „Viribus unitis" wird daS Ganze tragen. Jene acht Repräsentanten sind ein Tiroler, ein Croate, ein Artillerist, ein ungarischer Husar, ein Italiener (als Matrose), ein Zäger, ein Ulane und ein Grenadier. Die Auf gabe, die Figuren so zu stellen, daß sie zugleich charakteristisch er scheinen und gleichmäßig und real an der Arbeit deS Tragen- theilnehmen, ist — wie »in Korrespondent deS „Leipziger Kunst blattes" berichtet — glücklich gelöst. Die Zdee aber deS Einher- tragen- auf dem Schilde Hal so viel dramatisch Bewegtes, mehr Malerisches, wie eS zu einem Siandbilde, dem daS Gefühl der Ruhe und Festigkeit inwohnen soll, wenig geeignet erscheint. Theater. Nachdem in BraunschweigGriepenkerl'S „Girondisten" zur Aufführung gekommen, deren Erfolg den au» der Vorlesung de» Werkes gewonnenen Anschauungen ent sprechend erscheint, hat der Verfasser seine Wanderung als Vor leser fortgesetzt und daS Stück zuletzt in Bremen vorgeiragen. Eine norwegische Bauernherberge. Wir fanden — so erzählt der Reisende PancritiuS — in Dale bei einem Bauern Ole Torgersen gastliche Aufnahme. Ole Torgersen war eine ziemlich hohe, etwas nach vorn gebeugte Gestalt. DaS Gesicht war verbrannt, und mehr die Mühen als die Jahre des Lebens hatten es gefurcht. Mir kam es so vor, als wenn die norwegischen Gebirgsbauern mehr sehnig als muskulös wären, und das Klettern in den Bergen im Sommer, vielleicht auch daS Skillaufen im Winter, giebt ihnen eine etwas gekrümmte Haltung. Ole's älteste Tochter Aagott war trotz der geschmack losen Tracht ein hübsche- frisches Mädchen. Man hieß u„S allerseits willkommen und brachte unS Speise und Trank. Ole hatte zu Gunsten der auswärtigen Gäste ein gutes, festes haus backenes Brot besorgt, da» unS wohl behagte. Mir fielen rin paar starke eiserne Ketten auf, die neben der mächtigen Bettstatt deS Alten an der Stnbendecke befestigt waren. Ich wollte von Aagott wissen, waS die Einrichtung bedeute. Sie lachte verschämt und lief davon. Man pflegt an solche Ketten die Wiegen der Kinder zu hängen. Die Ellern können dann mit einem leichten Stoß die Wiege in eine lang auSschaukrlnde Bewegung setzen. Nach dem Abendessen wälzte ich mir einen Stuhl vor die HauSthür, um in Ruhr daS Thal anznsehen. Einen Stuhl, wie man sie hier oft steht, wird kein Herkules mit einer Hand über dir