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Dresdner Journal verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. .V:jiu Dtrse« Blatt erscheint mit «»«»ahme Preis für da« Bterteljahr Thaler. de-EonntagstMchtnIBogennndist DVVNtkvIltll, VkN 11 DtttMvkP. Insertion«-Gebühren für den Raum durch alle Poftaichalten zu beziehen. einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. 1851 Bon heute an wird bas „Dresdner Journal" wieder in der gewöhnlichen Weise, d. h. in Ausgabe und Abends tt Uhr erscheinen. Um jedoch die neuesten aus Paris eingehenden Nachrichten stets möglichst schnell ins Publicum zu bringen, werden wir vor der Land und bis auf Weiteres täglich Mittags 12 Uhr ein drucken, das den hiefigen Abonnenten unseres Blattes in unserer LxpeeLLtlttN (Am See Nr. a5) gratis verabfolgt, jedoch nicht besonders versandt wird. Der Inhalt der Extrablätter wird stets ln das Abends erscheinende Hauptblatt aufgenommrn werden. Dresden, den 10. December 1851. Die Redaction des Dresdner Journals. I — !.>!-_ Amtlicher Theil. Dresden, 5. December. Se. Königl. Majestät haben zu genehmigen geruht, daß der Regierungsralh 0r. Heinrich Wilhelm Schulz den ihm von deS Königs von Preußen Majestät verliehenen rvthen Adler-Orden dritter Class, annehme und trage. Tage-geschichte. Düien, 8. December. (Ll.) Der Herzog von Bordeaux ist heute sammt Gemahlin und Gefolge nach Prag abge reist, wo derselbe einige Wochen zu verweilen gedenkt. (-) Wien, 8. December. Die Theilnahme des großen PublicumS an den Ereignissen in Paris ist durch die blutigen Kämpfe, deren Ende für Frankreich nicht abzusehen ist, natürlich sehr gesteigert worden; es ist aber die bloße Theilnahme der Neugierde; jene fieberhafte Spannung, wie sie im verhängnißvollen Jahre 1848 allen Vorfällen ge spendet wurde, findet sich bei keiner Schicht der Bevöl kerung mehr vor. DaS Land will Ruhe und vor Allem Ordnung in seinen Geldverhältnissen; nicht ohne Ingrimm schaut daher der Bürger nach dem Westen, weil jeder Vor gang in dem fieberischen Frankreich einen harten Rückschlag auf unsere Finanzen hervorbringt. Man fürchtet nicht für den Kaiserstaat, davon ist man weit entfernt, aber jene kleine Leiden, welche die fortwährenden Schwankungen der Valuta erzeugt haben, beginnen durch die Länge der Zeit immer unerträglicher zu werden; und eS liegt nach den letz ten schweren Jahren doch «tnmal wicht t» de« eigenen Macht, diesem Uebelstande abzuhelfen. Unsere Börse, dieses Lob gebührt der in letzter Zeit so viel geschmähten, hält sich brav. — Die schleSwig-holsteinischen Angelegen heiten gehen nunmehr auch einer raschen Erledigung ent gegen; viel dürfte dazu der gegenwärtig hier anwesende dänische Gesandte, Graf Plessen, beigetragen haben. Es galt wohl vor Allem, manche mißliebige Erinnerung, die sich an eine außerordentliche Mission von Kopenhagen her anknüpfen mochte, zu verwischen; Oesterreich und seine Verbündeten werden jetzt den Widerstand, den ungegründete Eifersüchtelei erheben zu müssen vermeinte, vollends zu be seitigen wissen. Die Vorgänge in Paris weisen in ver ständlicher Sprache darauf hin, daß es an der Zeit ist aus zugleichen, was ausgeglichen werden kann, damit die Kraft des Eonservativismus sich ungetheilt und entschlossen denen entgegenzuwerfen vermag, mit welchen die Gesellschaft nie und nimmermehr wird Frieden schließen können. Magdeburg. Die „H. B- H." schreibt über das Re sultat der Verhandlungen der Elbschifffahrtscommis- sion: Nachdem hauptsächlich wegen des Widerspruchs der großherzoglich mecklenburgischen Regierung die von den übrigen Elbuferstaalen gewünschten Herabsetzungen des Elb- zoll es nicht durchgeführt werden konnten, wurde die Be- rathung der dritten Revisionskommission geschlossen und bis zum 1. Juli 1853 vertagt, vorbehältlich einer früheren Wiederaufnahme, falls sie dringender Umstände wegen von der königlich preußischen Regierung veranlaßt werden sollte. Inzwischen wurden bis auf Weiteres jene Erleichterungen eingeführt, worüber ein allseitiges Einverständniß zu erzie len war und welche nach erlangter Genehmigung der be züglichen Regierungen vom 1. Januar 1852 an in Wirk samkeit zu treten haben, nämlich: auf die Hälfte des NormalsatzeS: Baumwolle, Eisenwaaren und Maschinen« theile in der Auffahrt, Häute und Felle, feine Holzwaaren und hölzerne Spielwaaren, chromsaures Kali, Krapp, Krapp wurzeln und Garancine, Papier in der Ausfahrt, Porzellan in der Auffahrt, ReiS, Rüb«, Lein- und Mohnöl, Schellack, Schmälte und Aaffern, trockene Südfrüchte, Terpentin, Terpentinöl, Terra catcchu und japonica, Weinstein und Cremortartari; auf ein Viertel deS NormalsatzeS: Arsenik, Baumöl, Bettfedern, Brot, Butter in Holzgedinden, Dividivi, Druk- kerschwärze, Eisenwaaren und Maschinentheile in der Nie derfahrt, Farbeholz und Quercilron, Federweiß, gepökeltes und geräuchertes Fleisch, rohes Fischbein, Hanföl, Harze und Gummen aller Art, Karden, Kartoffelmehl, Kupfer und Messing, Leinen, reine und gemischte, einschließlich Pack- und Sackleinen in der Niederfahrt, Mahagony und andere fremde Nutzhölzer, auch Korkhol; und rohe Stöcke, Palm und Kokusöl, Papier in der Niederfahrt, Porzellan in der Niederfahrt, Radix alcannae, Salpeter- und Salzsäure, Schwefelsäure (Vilriolöl), Spiegel in Rahmen, Stärke, Sumach; auf ein Fünftel deS NormalsatzeS: Blei zucker, Knochenkohle (Beinschwarz), Oelkuchen, Pottasche, Schwefel, Soda, Thran ; auf ein Zehntel deS Normal satzes: Caput mortuum, Erdfarben und Farbenerde, Gra phit, Heringe, Runkelrübenstzxop, Südsecsalpcter; auf ein ' Zwanzigstel deS Normalsatze»: Asphalt. München, 5. December. In der heutigen 55. Sitzung der zweiten Kammer beantragt der Referent vr. Rud- hart im Namen deS Ausschusses, dem Anträge deS Adg. Schnizlein beizustimmen, nämlich „Abstellung der Deflora- tions- und Alimentationsklagen". Es sind deren allein bei den bairischen Untergerichten 8000 anhängig. Aschaffenburg, 7. December. (Fr. I.) Nach einer uns zugekommenen Berichtigung (meldet heute die hiesige Zei tung) wäre die Einberufung der beurlaubten Mannschaft des hiesigen königl. 3. Jägerbataillons bis zu 100 Mann per Compagnie (Nr. 318) nicht infolge der jüngsten Er eignisse in Frankreich, sondern aus andern Motiven erfolgt. Hannover, 7. December. (Hann. A.) Se. Maj. der König und Ihre Maj. die Königin haben zur Entgegen nahme der Bezeugung der Condolenz wegen des Ablebens des hochseligen Königs Ernst August, welche von Seiten der königl. Hof- und Civilbienerschaft, von dem Militär, den Mitgliedern der allgemeinen Ständeversammlung, den landschaftlichen Corporationen und den städtischen Magi straten beabsichtigt wird, Sonnabend, den 20. December d. I. zu bestimmen geruht. Stuttgart, 6. December. (A. Z.) Die gestrige 66. Sitzung der Abgeordnetenkammer war ohne eigent lichen Belang. Von Ministern waren anwesend die Departementschefs der Finanzen und der Justiz. Zuerst kam der Finanzcommissionsbericht über den Antrag des Ab geordneten Stockmayer zur Berathung, der dahin geht, den §. 3 des Staatsschuldenstatuts im Wege der Gesetzgebung abzuändern, und zwar in der Weise, daß in Beziehung auf die sogenannte nichtkündbare Schuld ein Tilgungsfond für die nächste Zeit nicht ausgeworfen, für die übrigen Schul den dagegen dieser Tilgungsfonds in der Weise beibehalten würde, wie er schon in dem, von dem Landesausschuß ent worfenen, von der Regierung gebilligten und von der zwei ten Landesversammlung angenommenen Tilgungsplan ent halten ist. Staatsrath v. Knapp widersetzte sich einer Ab änderung deS Staatsschuldenstatuts, indem dieselbe den Crc- dit des Landes erschüttern könnte, dagegen könne der Zweck des Antragstellers durch Umwandlung der nichtkündbaren Schuld in eine Rente, die später ablösbar sei, erreicht wer den. Dieser Ansicht widersprach aber Mohl, während der Antragsteller an seinem Anträge festhielt, was eine längere Discussion herbeiführte. Der dem Antragsteller günstige Antrag der Commission wurde angenommen. — Heute hielt die Kammer der Standesherren ihre 23. Sitzung. Zuerst wurde die Zusammenstellung der über den Haupt- finanzelal, soweit er von der zweiten Kammer herüberge kommen ist, gefaßten Beschlüsse genehmigt und hierauf dem Beschlüsse der zweiten Kammer über die Ablehnung deö Zusatzgesetzes zu dem Bürgerwehrgesetze und die Bitte an die Regierung, das Gesetz vom 3. October 1849 ganz auf zuheben, beigetreten. Zuletzt beschloß die hohe Kammer noch auf den Antrag des Generals v. Baur eine Bitte an die Regierung um Abänderung der neuen Pensionsgesetze in der Weise zu richten, daß die CivilstaatSoiener und Offi ziere durch Vorrücken in eine höhere Besoldungsclasse an ihren bereits erworbenen Pensionsansprüchen keinen Nach theil erleiden. Karlsruhe, 5. December. Sichern» Vernehmen nach, schreibt die „Bad. Landeszeitung", sind die am 1. Oktober Beurlaubten durch Ordre deS großh. Krieg-Ministeriums wieder einberufen worden. Die Infanterie wird auf 600 Mann per Bataillon gebracht, die Reiterei ruft 30 bis 35 Mann per Schwadron ein. § Frankfurt a. M., 8. December. Mit den» heuti ge»» Tage läuft der vierwöchentliche Termin ab, welchen die Bundesversammlung für die Abgabe der Erklärungen der Regierungen über den superrevidirten Vertragsentwurf in Handels- und Verkchrsanqelegenheiten am 7. verflossenen Monats stellte. Noch har zu dem Zwecke dcr Entgegen nahme dieser Erklärungen keine Bundcstagssitzung stattge funden. Doch vernimmt man schon, daß bereits Erklärun gen eingelangt sind. Von derjenigen Oesterreichs vernimmt man insbesondere, daß sie zu stimmend laute. Wohl wie derholte Oesterreich seinen frühern Wunsch nach größerer Ausdehnung der Verkehrsfreiheiten, insbesondere was den von ihm gewünschten freien Aus- und Eingang von Ge- treibe betreffe, doch sei es bereit, von der Erfüllung dieses seines Wunsches abzustehen, wenn die Erhebung des Ent wurfs zu einem Vertrage ein solches Abstehcn von seiner Seite bedingte. An verschiedene der benachbarte»» Höfe hat Preußen, wie ich heute vernehme, durch seine Geschäfts träger schon erklären lassen, daß cs den Wiener Zollcon- greß nicht beschicken werde. — Man erzählt sich heute, die Weber: Polonaise (ks-ckur), Onruevsl Oe Venise nach Paganini von Schulhoff bearbeitet — zeichnete sich namentlich die Aus führung der beiden ersten durch eine trefflich charaktensirende musikalische Einfachheit der Ausführung und Naivetät deö Aus drucks auS, während der Karneval sich mit allen Feinheiten moderner, virtuoser Eleganz zierte, und cs ist die Wahrnehmung interessant, wie Paganini in einem geist- und geschmackvollen Auf wande pikanter Koketterie und modern coiffirter Grazie der Gegenwart als frühzeitiger Prophet fast zwanzig Jahre voraus« geeilt war. R. Schum ann'S Quintett, ein unbestritten geistreiches und trefflich gearbeitetes Werk, würde bei näherer Betrachtung deS Standpunktes deS Componisten zu sehr speciell musikalischen Erörterungen hinleiten, für die hier der Raun» gebricht. Die Andeutung wenigsten- sei ausgesprochen, daß die neuromant'sche Musik offenbar bei der klassischen Form borgen gegangen ist ; aber eS fehlt bei ihrem rein reflectirenden Elemente die Kraft gestaltender und naiver Erfindung, jene FormG« mit freiem breiten Schwünge der Gedanken und deS Ausdrucks und in einem schön gegliederten selbstständigen Organismus auszufüllen. Fräulein Genast unterstützte die Soiröe durch die Decla- mation deS „RosenliedeS" von Saphir und Herr Reichs rt durch seinen zart ausdrucksvollen und süß graziösen Vortrag mehrerer Lieder, der selbst sehr unbedeutende Compositionen, wie die von Hölzel und Jäger, dem allgemeinen Geschmack ansprechend erscheinen läßt. ES ist durchaus zu wünschen, daß beim Ausgange deS ConrrrtS, soll da» Mißvergnügen über die Mühen desselben nicht Zweite musikalische Soiree, gegeben von Marie Wieck. (Am 9. December.) Die durch eine seltene Beherrschung musikalisch technischer Schwierigkeit und durch die Auffassung phantastisch großartiger Form künstlerisch bedeutendste und hervorragendste Leistung der Concertgeberin in dieser Soiree war unstreitig der Vortrag des ersten Satzes der großen Sonate Beethoven'S op. 106. Die sublime Aufgabe dieses Werkes für eine so gelungene und in schönen Verhältnissen mit klarem Verständnisse eindnngende reproduktive Belebung wird durch daS Gefühl, wie die Mittel deS Instruments hinter dem gigantischen symphonistischen Gedanken» fluge mit ihrer schwachen Tonsprache ungenügend zurückbleiben, sehr wesentlich erhöht. Die besten Virtuosen, steiS mehr bedacht auf den Effect ihrer selbst, al» auf die künstlerische Aufgabe, den Componisten in dem letzten wunderbaren Aufschwünge seiner poetischen Tongebilde dem allgemeinen Verständnisse näher zu bringen, haben die» Musikstück von ihrem Repertoir möglichst fern gehalten, uin nicht ihre Achillesferse zu zeigen. Jedenfalls hat eine Dame »inen öffentlichen Vortrag desselben weder je gewagt, noch so bewundernSwerth durchgeführt, waS um so mehr An« erkennung verdient, al» Meister Beethoven sich darin mit so genialem und absonderlichem Fluge ergebt, daß er unter den Hörern natürlicherweise noch weit mehr bedenklich geschüttelte Köpfe als nachfolgende und miterhobene Herzen und Geister finde». Unter den Stücken historischer Folge — I. S. Bach: Präludium und Fuge (Qs-clur), I. Haydn: Menuett, C. M. v. 1 t I 1 I Der schwedische Dichter Bellmann. (Fortsetzung.) Ich will hier noch einige Eharakierzüge aus dem Leben anderer nordischer Volksdichter hersetzen, die eben durch Verschiedenheit Bellmann'S Wesen ins rechte Licht stellen. Der Schwede Lindner, fast ein Zeitgenosse Bellmann'S, von ähnlichem großen Talente und mehr Form, versank leider zu früh in der Wüste deS Lebens. Er starb 34 Jahre alt an den Folgen eine» wild aus schweifenden Leben», mit sich und der Welt tief zerfallen. — Der Däne Ewald, rin begabter Mensch, dessen Poesien zum Theis länger dauern als der Genuß des ConcertS, mehrere Thüren des Saales geöffnet werden. C. Ban ck. Wanderungen durch das sächsische Erzgebirge. Siu belehrendes und unterhaltendes Lesebuch von Gebauer. Dies in Dresden im Verlage von Woldemar Türk er schienene Werkchen zeichnet sich vor sehr vielen andern durch eine geschickte Wahl deö Stoffes und eine für die Jugend höchst an ziehende Einkleidung desselben aus. Ein Gebirge mit seinen geheimnißvollen Wundern, seinen Naturerscheinungen, Sitter» und Gebräuchen, seinem Bergbau und Hüttenwesen eignet sich gar vortrefflich zu einer Reise mit wißbegierigen Kindern und giebt die mannichfachsten Gelegenheiten zu interessanten und belehrenden Gesprächen und Betrachtungen. So finden wir denn auch die selben auf das ansprechendste in diesem elegant ausgestaiteten Büchlein niedergelegt und empfehlen dasselbe ganz besonders als eine paffende WeihnachtSgabe.