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G§tra - Glatt des Dresdner Journals. Ausgegeben am 10. December 1851, Mittags 12 Uhr. Straßburg, 6. December. (O.P.A.A.) Heute gegen Mittag bildete sich eine ungeheuere Zusammenrottung von Menschen vor der Artilleriekaserne am Austerlitzer Thore. Man bemerkte unter derselben mehrere Männer in National gardenuniform und eine Fahne mit der Inschrift: „Con stitution". ES hieß, daß die Artilleristen mit dem Volke fraternisiren würden. Aber dir Soldaten standen regungs los unter Waffen im Hofe der Kaserne, deren Eisengitter geschlossen war. Gegen 2 Uhr Nachmittags rückte plötzlich eine Schwadron Artilleristen von der Seite der Kaserne hervor, während die Behörden mit Kürassieren, GenSd'armen und Linientruppen von der Stadtseite herbeieilten. In ihrer Milte befanden sich der General und der Präfect ju Pferde. Eine Cavalleriecharge wurde gemacht und die Menge auSeinandergesprrngt. Einige Verhaftungen wurden vor genommen. Bald darauf wurde der Kriegszustand verkün det und eine Bekanntmachung angeschlagen, welche „erwägend, daß Zusammenrottungen sich auf der öffentlichen Straße gebildet, daß mehrere Individuen das Gewand der Natlonal- garde angekleidet haben, obgleich diese Miliz nicht mehr in Straßburg besteht; erwägend, daß das Interesse der öffent lichen Ruhe die Vereinigung der Streitkräfte und der Autorität erfordert", den Platz von Straßburg in Be lagerungszustand erklärt. Dieses Document ist Abends an geschlagen worden. Truppen halten in diesem Augenblicke den Platz und die AuSgänge der Austerlitzer Straße, sowie die KaufhauSgasse besetzt; auf dem Theaterplahe stehen Ar- lilleriedetachementS zu Fuß und zu Pferd. Di, Hauptplätze der Stadt sind militärisch besetzt und Patrouillen ziehen durch die Straßen. — 10 Uhr Abends. Die Stadt ist in der größten Ruhe. Die öffentlichen Anstalten sind geöffnet, wie gewöhnlich. — 7. Decbr. (Fr. I.) Ruhe und Ordnung sind seit gestern nicht im geringsten gestört worden. Hätten die drohenden Zu sammenrottungen nicht stattgefunden, so wär, wahrschein lich der Belagerungszustand nicht über uns verfügt worden. Diese Maßregel ist nun ergriffen und diejenigen, welche sie hervorgerufen, haben sich die Folgen selbst zuzuschreiben. Es wurden seit gestern mehrere Verhaftungen vorgenommen. Straßburg, 7. December, Mittags '^1 Uhr. (Fr. I.) Hier herrscht wieder vollkommene Ruhe und man fürchtet keine weitern Störungen. Orleans, 3. December, 7 Uhr 40 Min. (Els.) Die demagogische Partei, aufgereizt durch ihre Rädelsführer, hak versucht, die Mairie einzunehmen; sie wurde energisch durch die Nationalgarde und die mit ihr vereinten Truppen zu rückgedrängt. Man Hal ungefähr 45 der hauptsächlichsten Anstifter festgehalten, u. A. die Repräsentanten Martin Michot, Tavernirr und Pereira. Diese Unterdrückung hatte einen guten Erfolg auf den öffentlichen Geist hervorgebracht. Nancy, 4. December. (Mannh. I.) Gestern Nacht ist ein Aufstand versucht worden. Auf dem Place du Peuple wurden zwei Schüsse auf die GenSd'armerie abgefeuert. Der Gensd'armeriecommandant wurde an der Schulter ge quetscht und einem GenSd'armen eine Kugel durch den Hut geschossen. Man hat: „Zu den Waffen!" gerufen. Der Platz wurde sogleich von den Truppen bedeckt und die Zu sammenrottungen zerstreut. Man sagt, daß 7 oder 8 Ver haftungen in der Nacht gemacht wurden. Karlsruhe, 5. December. Sichern, Vernehmen nach, schreibt die „Bad. LandeSzeirung", sind dir am 1. Oktober Beurlaubten durch Ordre des großh. KriegSministeriumS wieder einberufen worden. Die Infanterie wird auf 600 Mann per Bataillon gebracht, die Reiterei ruft 30 dis 3L Mann per Schwadron ein. < Aschaffenburg, 7. December. (Fr. I.) Nach einer uns zugekommenen Berichtigung (meldet heut, die hiesige Zei tung) wär, di, Einberufung der beurlaubten Mannschaft d,S hiesigen königl. 3. JägerbataillonS bi« zu 100 Mann per Compagnie (Nr. 318) nicht infolge der jüngsten Er eignisse in Frankreich, sondern auS andern Motiven erfolgt. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. — Druck von B. G. Teubner in Dresden. Eommtsfioneverlag von Fr. Brandstetter tn Leipzig.