Volltext Seite (XML)
2»14 der Angeklagten am meisten angrschwrllt haben, die soge nannten politischen; nächst ihnen haben aber auch die Ver brechen des Mordes und schwerer Körperverletzungen eine weit größere Zahl Angeklagter, als 1846 und 1847, vor dir Assisen geführt, und noch betrübender ist die Beobach tung, daß die durch Unsittlichkeit herdeigeführlen Verbrechen, Nothzucht und Angriffe auf die Schamhaftigkeit, — die seit 1826 überhaupt sich mehr als verdreifacht haben, — von 106,000 Mann, um die Plünderung von Paris zu verhindern. Die Diebe auf den Hauptstraßen, die Fälscher, di, Bankerottirer, die Beutelschneider hatten ihre ehrrnwerthe Industrie eingestellt; aber dafür wurden sie auf Kosten des öffentlichen Schatzes verpflegt. DaS Budget der Gefäng nisse und der Bagnos war erleichtert; aber e« existirte eine Eioilliste von 20 Millionen für die Nativnalwerkstätten. DaS ist die traurige Lehre, welche uns die Criminal- auch gerade in dec neuen politischen Aera nichts weniger als sich gemindert haben; 1847 gab es 176 solcher Ver gehen gegen Erwachsene und 381 solcher gegen Kinder Angeklagte, und 1849 finden wir deren 269 jener, 478 dieser Kategorie! Es ließen sich noch eine Reihe interessanter Ergebnisse aus der Vergleichung der statistischen Berichte dieser drei Jahr, entnehmen. Wir würden aber damit zu weit in ein für deutsche Leser weniger ansprechendes Detail gc- rathen. Fassen wir «statt dessen das Hauptresultat dieser Vergleichung nach Anleitung des „Journal deS De'balS" zusammen. Nimmt man zur Grundlage dieser Vergleichung zwischen beiden politischen Epochen — vor und nach dem 24. Febr. — die Zahl der Verbrechen, so sind allerdings die beiden Jahre 1848 und 1849 weniger als ihre Vorjahre mit solchen belastet; nimmt man aber — waS eigentlich das Entscheidende ist — die Zahl der Angeklagten, so stellt sich heraus, daß die beiden Jahre 1848 und 1L49, obwohl weniger belastet, als das Vorjahr mir seiner traurigen Ealamität, doch höhere Ziffern als mehrere andere Jahre der nämlichen Periode aufzuweisen haben. Berücksichtigt man ferner die besondere Beschaffenheit der Verbrechen, so stehl fest, daß zwar die Angriffe auf bas Eigenlhum sich verringert, die auf die Person sich aber dergestalt vermehrt haben, daß sie niemals zahlreicher als im Jahre 1849 gewesen sind. Und zieht man endlich den Gang der Strafrechtspflege in Betracht, so wird man zu der Annahme geführt, daß ihr einziger Vorzug vielmehr in der Verminderung der Zahl der Pcocesse und der Vcr- urtheilungen, als der der wirklich begangenen Verbrechen bestehe. Wollte man also in jener Abnahme der Gesammt- zahl der Verbrechen sowohl, als insbesondere einiger Elassen der Verbrechen einen Ruhm für die republikanische Re gierung erblicken, so würde man mit demselben Rechte den sichtlichen Zuwachs in der Gesammtzahl der Angeklagten, und insbesondere auch in der, gewisser Elassen von Ver brechen Angeklagter, der Republik zur Last legen müssen. Wir wollen nicht in eine so ungerechte und kleinliche Be schuldigung verfallen. Der Kern des Ganzen ist, daß diese Schwankungen und Verschiedenheiten, sowohl nach der gu ten als nach der schlimmen Seite, die natürliche Folge einer konvulsivischen Lage, das vorübergehende Resultat der revo lutionären Erhebung sind. Die politischen Bewegungen können den Lauf der Leidenschaften, die der socialen Ord nung feindlich sind, verändern, sie können aber dieselben niemals ausrokten. Ist die Fluch vorüber, so nehmen sie ihre gewöhnliche Richtung wieder an. statistik der zwei ersten Jahre der neuen politischen Aera giebt. Die, welche auf dem Sprunge stehen, Republikaner zu werden, und die, welche es von Geburt sind, können darod triumphiren, wenn eS ihnen beliebt. Wir überlassen dem gewissenhaften Leser, nach dieser Probe sowohl die Ver brechen der Monarchie als dir Tugenden der Republik ab zuschätzen. Landtagsvcrhandlungen. Dresden, 9. December 18LI. Lweite Kammer. Erste öffentliche Sitzung. Dieselbe begann kurz nach 10 Uhr in Anwesenheit des Herrn StaakSministerS v. Friesen. Herr Präsident Ur. Haase eröffnete die Sitzung mit nachstehender Rede: „Meine Herren! Der letzte ordentliche Landtag wurde am 12. April dieses Jahres geschlossen, und schon vor we nigen Tagen ist ein solcher wieder eröffnet worden. Es ist dies in unserm Vaterlande etwas Außergewöhnliches, unver kennbar aber die Folge der jüngst verflossenen Jahre. Die außerordentlichen beklagcnswerthen Ereignisse, welche sie uns brachten, wirkten störend und verderblich, wie auf die bürgerlichen Zustande, so auch auf unsere staatlichen Ein richtungen. Mit Gottes Hilfe ist durch die Kraft der Re gierung und durch den Beistand der Kammern am letzten Landtage die gesetzliche Ordnung im Lande wieder hergestellt worden. Der gegenwärtige Landtag giebt davon Zeugniß. Jetzt ist die Aufgabe der Stände, kräftigst und mit allen ihnen durch die Verfassung gegebenen Mitteln dahin mit- zuwirken, daß diese Ordnung erhalten und immer mehr befestigt werde. Aber um dieses hohe Ziel zu erreichen, um diese Ordnung lebendig zu machen, auf daß sie Frucht trage und Segen schaffe im Lande, bedarf es noch der thätiqsten Mitwirkung aller Einzelnen im Staate, der Familie. Denn diese ist der Grund, welcher den Staat trägt. Nur wenn in ihr Moral und Sitte, Gesetzlichkeit, treue Hingebung an König und Vaterland, vor allem aber echt religiöser Sinn heimisch sind, kann die öffentliche und bürgerliche Ord nung gedeihen. Darum hat auch uns Alle die Mittheilung dec hohen Staatsregierung bei der feierlichen Eröffnung dieses Landtags mit der innigsten Freude erfüllt, daß daS kirchliche Leben wieder angefangen hat, einen erfreulichen Aufschwung zu nehmen, und daß der religiöse Sinn, durch welchen das sächsische Volk von jeher sich ausgezeichnet, in allen Thcilen des Landes mit neuer Frische hervorgetreten ist. Wir finden darin eine neue Bürgschaft für daS Ge lingen unserer Arbeit. Wenn eS bedenklich ist und gefahr bringend, in bewegten Tagen nicht alle Kräfte anzustrengen, Gut, — wird man sagen, — mag auch die Statistik bezeugen, daß unter den Stürmen, welche Staat und Ge sellschaft durchwühlt haben, selbst das Böse die Formen sei ner Entstehung geändert habe, hat der Geist des Bösen und der Unordnung dabei verloren? Er hat vielleicht nur zu viel — gewonnen. In den beiden ersten Jahren der Republik respectirte man zwar daS Eigenthum mehr als unter der Monarchie, aber man stellte dafür den Grundsatz auf: „Eigenthum ist Diebstahl". Man liess fremdes Gut unangetastet; aber man wartete nur auf den Augenblick, um es zu theilen oder für Gemeingut zu erklären. Der Socialismus hatte den Einbruch, daS Einstei- qen, die Nachschlüssel entthront. Unsere Börsen und Schlösser hatten fast gar keine Feinde mehr; aber die Armeen des Aufruhrs liefen Sturm gegen die Gesellschaft, um ihr viertägige Schlachten zu liefern und zehn Generale zu tödten. Die Assisenhöfe und die Zuchtpolizeigerichte hat ten Ferien; aber tie politische Justiz und die Kriegsgerichte waren in Permanenz. Die Zakl der Verurtheilungen nahm ab, aber man transporlirte 10,000 Streiter aus der so- cialistischen Armee auf die Pontons. Die Municipalpolizei hatte nichts mehr zu thun; aber cs bedurfte einer Armee die bestehende Ordnung aufrecht zu erhalten, so ist cs jeden falls nützlich, ja nothwendig, sobald der Sturm vorüber, den wirklichen Bedürfnissen des Volkes und der Zeit Rech nung zu tragen und innerhalb der Grenzen des Grund gesetzes und des wahren Rechtes die aufgefundencn Mängel deü Bestehenden zu beseitigen und die vorhandenen Lücken auszufüllen, so das Alte zu verjüngen und das Neue mit dem Alten zu vereinigen, und auf diese Weise die von der Gegenwart gegebenen Zustände im Volke den Satzungen und dem Geiste der Verfassung entsprechend zu ordnen und zu verbessern. Zu solchem Vorschritt wollen wir Alle bereit sein, Keiner von uns wird Zurückbleiben. Auf diesem , Wege treuer ständischer Pflichterfüllung werden uns alle echte Söhne des Vaterlandes begleiten, und auch die We niger», welche dem Bestehenden abhold, werden versöhnt sich an uns anschließcn. Mil großer Freude sehen wir die bewährten Männer wieder an der Spitze der Regierung, welche jüngst das Schiff des Staates mit Kraft und Talent durch Brandung und Klippen in den sichern Hafen glücklich geleitet haben. Wir reichen ihnen vertrauungSvoll die Hände. Diese nächste Vergangenheit giebt uns die Zuver sicht, daß sie mit uns auf diesem Landtage das wahre Wohl des Landes fördern werden. Se. Königl. Majestät hat allergnädigst geruht, mir die Leitung der Verhandlungen in dieser Kammer zu übertragen. Ich werde mich bemühen, dieses Allerhöchsten Vertrauens, sowie Ihre- Vertrauens, meine Herren, mich würdig zu machen, welches Sie dadurch ausgesprochen, daß Sie mich unter di, Candidaten zu diesem ehrenvollen Amt, aufg,nommen haben. Sind auch meine Kräfte, wie ich wohl weiß, dazu unzureichend, so hoff, ich doch den an das Präsidium der Kammer zu machenden Ansprüchen dann einigermaßen zu genügen, wenn Sie mich bei meiner Amtsführung wohlwollend unterstützen. Ich bitte Sie Alle darum, insonderheit auch Sie, meine Herren Eollegen im Direktorium, und verbinde damit im Voraus die Versicherung meiner aufrichtigen Dankbarkeit." Nach der Verpflichtung mehrerer heute eintretender Ab geordneten wurden die Eingänge der Registrande vorge- tragen. Es befanden sich unter denselben außer den Ab schriften der gestern bei der 1. Kammer eingegangenen Al lerhöchsten Vorlagen noch drei anderweit, königliche Decrete, enthaltend die Budgetvorlage für die Finanzperiode 1852/54 (inclusive deö außerordentlichen Staatsbudgets und des Entwurfs des FinanzgeseheS) , einen Gesetzentwurf über die Schlachtsteuer (Vereinfachung der Regie), «inen Gesetzentwurf über einige Abänderungen bei der Gewerbe- und Personalsteuer, welche Vorlagen sämmtlich der heute noch zu wählenden zweiten Deputation überwiesen werden. Ein königliches Decrel vom 6. December, einen in geheimer Sitzung zu berathenden Gegenstand betreffend, soll nach der Bestimmung des Direktoriums nach der heu tigen öffentlichen Sitzung in Berathung genommen werden. Von dem Abg. des 15. städtischen Wahlbezirks, Herrn Fa brikanten Webendörfer in Crimmitzschau, war ein Gesuch eingegangen, ihn vom Eintritt in die Kammer zu entbin den. Ueber dasselbe wird in einer der nächsten Sitzungen das Direktorium Vortrag erstatten und die Kammer Be schluß zu fassen haben. In Bezug auf das Allerhöchste Decrel, die LandtagS- ordnung betreffend, beschließt di« Kammer einstimmig, dem Beschlüsse der l. Kammer, die provisorische Landtags ordnung vom Jahre 1833 auch für den gegenwärtigen Landtag als Richtschnur anzunehmen — deizutreten. Auf Antrag des Herrn Abg. Rittner wird zugleich einstimmig von der Kammer beschlossen, die durch die bisherige Praxis in der Landtagsordnung vom Jahre 1833 herbeigeführten Abänderungen wieder in Kraft treten zu lassen, mithin die Landtagsordnung in derselben Ausdehnung gelten zu lassen, die sie bei dem letzten Landtage hatte. Hierauf wurde der Tagesordnung gemäß zur Wahl der ordentlichen Deputationen geschritten. In die erste De putation (für Verfassungs- und Gesetzgebungsangelegen heiten) wurden bei 68 eingegangenen Stimmzetteln im ersten Wahlgange gewählt: Herr Vicepräsidcnt v. Erle gern mit 65, Herr Gerichtsdirector Anton mit 65, Herr Secretär Scheibner mit 63 und Herr Bürgermeister und Gerichtsdirector Lehmann mit 48 Stimmen, — im zwei ten Wahlgange: Herr Stadtrath vr. Hertel mit 46 und Herr Gutsbesitzer Huth mit 43 Stimmen, — im drit ten Wahlgange: bei relativer Stimmenmehrheit Herr v. Abend roth auf Kössern mit 32 Stimmen. Bei der Wahl zur zweiten (Finanz-) Deputation erhielten absolute Stimmenmehrheit im ersten Scrutinium: die Herren Abgeordneten Edler v. d. Planitz auf Naun dorf mit 66, Kramermeister Poppe mit 64, Staatsmini- ster a. D. Georgi mit 57, Handlungsdeputirtcr Wün- ning mit 54 und Bürgermeister Haberkorn mit 44 Stimmen, — im zweiten Wahlgange: Herr Abg. Ritt ner auf Merzdorf mit 41 Stimmen, und im dritten Scrutinium Herr Abg. Kleeberg mit 34 Stimmen re lative Stimmenmehrheit. Es wurde hierbei die öffentliche Sitzung gegen H2 Uhr geschlossen und die Wahl der drit ten und vierten Deputation für die morgen früh 10 Uhr stattfindende Sitzung anberaumt. Der öffentlichen Sitzung folgte noch eine geheime. In unserm gestrigen Berichte über die Sitzung der ersten Kammer ist unter den Mitgliedern der vierten Deputation Herr v. Erdmannsdorf aufzufükren über sehen worden. Ortskalender und Inserate. Gewinn Anzeige. In der I. Elasse 41. K. S. LandeSlotterie erhielt ich in meine Eollection folgende Gewinne: Nr. «1 LOO Thlr. 1404 4« LL4LO 40 L4O4S 40 ÄS4OS 40 Nr. 2385 30 Thlr. Nr. 15133 30 Thlr. . 8009 30 . 28620 30 - . 9103 30 - . 32415 30 - Rr. M85 :!» Thlr. (Gewinne ü 2V Thaler: Nr. 14. 84. 85. 91. 202. 240. 459. 506. 521. 1706. 2396 5511. 5512. 5524. 5531. 5543. 5557. 5562. 5579. 8010. 9118. 9N9. 9349. 9575. 9682. 10352. 11014. 11036 11136. 11407. 12941. 12981. 12982. 14949. 15119 I5I42. 17320. 18468. 18470. 18801. 18878. 19390 22079. 22087. 22517. 22535 22539. 22550. 28614. 29211. 30149. 30164. 30258 32428. 32452. 32455. 32476. 32480. 32494. 33259. 33261. Zur 2. Elasse, deren Ziehung den 12. Januar 1852 geschieht, cmpfehle ich Kaufloose in '/i, 'ä und hier mit bestens. Dresden, den 9. December 1851. ZLn»I»vIoeI», Comptoir: Wilsdruffer Gaffe Nr. 28. Zwei fein meublirte Zimmer, zusammen oder getheilt, sind von jetzt an zu vermiethen. Näheres innere Pirnaische Gasse Nr. 2 parterre rechts. MvMLtkMilituren uock Liuninvvl'8kt/«I' in verschiedenen Preisen und Größen empfehlen Schloßqasse, Hotel de Pologne. Theater. Mittwoch, brn w. December.', Königliches Hoftheater. Der Weltnmsegler wider Willen. Abenteuerliche Posse in vier Bildern, mit Gelängen und Tänzen, nach dem Französischen des Theaulon und Decourcy, frei bearbeitet von G- Räder. Musik von A. M. Canthal und Andern. Vierte Abthrilung: Die Industrieausstellung in London. Anfang um 6 Uhr. Ende ^10 Uhr. Wasserstand der Elbe Dienstag Mittag: 1" 12" über 0. Familien Nachrichten. Geborenr Hrn. vr. Joh. Wilh. Schäfer in Leipzig ein Sohn. Verlobt r Hr. Ernst PaSqus in Darmstadt und Fräul. Pauline RieSbrrg in Leipzig. Gestorben r Hrn. Joh. Wolf in Dresden ein Sohn. — Fräul. MarieRenlsch in Dresden. — Hr. Kfm. Karl Hrinr. Wilh Morgen stern in Leipzig. — Hr. Glasermstr. Friede-Gustav Hds«l in Leipzig. — Frau Joh. Karol. Sone. Kreyßel in Leipzig. — Hrn. S. LH. Ad. Purfürst in Leipzig «in Sohn. — Hr. I. Echlick in Leipzig. Commissionsverlag von Fr. Brandstetter in Leipzig. — AuSgegeben in der Erpedition des Dresdner Journals in Dresden, Am See Nr. 3S— Druck der Teubner'schen Officin. Täglich Mittags H2 Uhr erscheint für Dresden ein des Dresdner Journals, das den hiefigen Abonnenten in der Cxpedition unseres Blattes gratis verabfolgt wird, jedoch dort abge holt werden mutz.