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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaetenr: I. G Hartmann. .N 3«) I8SI Preis für da« Vierteljahr Thaler. ZasrrtionS-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile b Neugroschen. Diese« Blatt erscheint mit Ausnahme- des Sonntags täglich Abends und ist AleNÄlltl ökll 2. durch alle Postanstalten zu beziehen. O? Nachabonnement auf das „Dresdner Journal" für den Monat December. Zum 1. December d. I. sind die Stande des Königreichs Sachsen zu einem ordentlichen Landtage einberufen. — Das „Dresdner Journal" wird an den SihungS- tagen der Kammern über deren Verhandlungen, wie früher, stets in der Abends erscheinenden Nummer, und zwar möglichst ausführlich und auf die LandtagSactrn gestützt, berichten. Wenn eS die Wichtigkeit des Gegenstandes erforderr, wird der Raum des Blattes durch Beilagen erweitert werden. W'r sehen uns deSbalb veranlaßt, hiermit für DreSdcn auf unser „Journal" ein besonderes Abonnement für den Monat December zu eröffnen. Dec Preis für diesen Monat beträgt IA Ngr., wofür das Blatt den Abonnenten Abends frei ins Haus gebracht wird. Bestellungen können nur in der Expedition angenommen werden. Pie Erpedition -es Pres-ner Journals. Dresden, 1. December. Der siebente ordentliche Landtag, zu welchem der königlichen Berufung gemäß bereits heute die Abgeord neten sich eingefunden haben, wird in wenig Tagen eröffnet werden. Die verhältnißmaßig kurze Zeit, welche seit dem Schluffe der vorigen Ständeversammlung verflossen ist, hat keine wesentlichen Veränderungen in den inner» Zuständen deS Königreichs eintceten lassen: die gegenwärtige Vertre tung des Landes wird daher auch keine Veranlassung Ha den, eine andere Bahn ihrer Thätigkeit, als die vom vori gen Landtage betretene, einzuschlagen. Der Ausbau der Gesetzgebung auf dem wieder neu gefestigten Boden unserer Verfassung, die nach verschiedenen Seiten hin den Bedürf nissen des Volkes und der Zeit und den Anforderungen des wahren Rechts beider entsprechende Regulirung der vor handenen Zustände, die Geltendmachung der als recht er kannten Grundsätze auf der Grundlage der bestehenden Ver hältnisse — daS wird im Allgemeinen der Zielpunkt des Zusammenwirkens sein, zu welchem die Regierung den Stän den die Hand birken wird. Und man darf sich der zuversichtlichen Hoffnung hin geben, daß die neu berufenen Stände in diesem Zusammen wirken die für sie selbst befriedigendste, für das Land aber ersprießlichste Lösung ihrer Aufgabe erkennen werden. Es ist dem sächsischen Volke diesmal durch eine ansehnliche An zahl von Neuwahlen Gelegenheit gegeben gewesen, aus dem großen Kreise befähigter und patriotisch gesinnter Sachsen sich diejenigen auszuwählen, an welchen es diese Eigenschaf ten gerade in dem zu einem so wichtigen Berufe, wie der dar Vertretung ist, nölhigen Maße zu finden glaubte. Glauben wir daher die gegenwärtig versammelten Stände als die nach Wort und Geist unserer Verfassung gegenwärtig wahrsten Vertreter des sächsischen Volks an sehen zu können, so dürfen wir gerade von ihnen uns einer segensreichen Entfaltung ihrer Wirksamkeit in hohem Maße versichert halten. Möge der Geist wahren konstitutionellen Sinnes ihre Berathunqen durchwehen, das Bewußtsein treuesten Festhal tens an Sachsens und seines Königshauses Ehre und Ruhm sie stärken, und das Hochgefühl patriotischer Begeisterung sie dereinst beim Rückblicke auf ihr vollbrachtes Tagewerk eben so wohlthuend beseelen, wie es der Leitstern ihres gan zen Wirkens ward! Tagesgeschichte. Dresden, I. December' Von den Mitgliedern ^dcr zum 1. December einberufenen S tänd evec samml un g hatten sich bis heute Mittag 3 Uhr bei den Einweisungs- commissarien 22 Mitglieder der l. Kammer und 38 Mit glieder der ll. Kammer angemcldet. In der I. Kammer ist zu morgen Vormittag 11 Uhr die erste vorbereitende Sitzung anberaumt; in derselben werden die drei Eandidaten für die Stelle deS Vicepräsidenten gewählt werden. Als Präsident der I. Kammer ist, wie uns aus guter Quelle versichert wird, von Sr. Majestät bereits der Rittmeister v. d. A. Herr v. Schönfels auf Reuth wiederum ernannt worden. Wien, 28. November. Die „Austria" macht heute den neuen Zolltarif zum Gegenstände der Besprechung und zeigt zuvörderst die Unbrauchbarkeit des alten, indem sie die seit Jahrzehnten stattgefundenen zahlreichen princip- losen Abänderungen hervorhedt, welche ihn selbst in for meller Hinsicht unbrauchbar machten, so daß aus diesen Gründen schon eine allgemeine Reform sich als dringend herausstellte. Dazu kamen noch andere Gründe, wie die Aufhebung der Zwischenzolllinie gegen Ungarn, Croatien, Slavonien und Siebenbürgen, ferner die Stellung zu Deutsch land und Italien. Der Hauptgrund der Reform blieb aber die volkswirthschaftliche Zweckmäßigkeit derselben, welche durch die Aeitverhältnisse noch verstärkt unp unterstützt wurde. Unter diesen begreift die „Austria" namentlich die Befreiung des bäuerlichen Grundeigenthums und di« dadurch erhöhte Verbrauchsfähigkeit des Landvolkes, die Ausdehnung der Eisenbahnen und anderer Verkehrsmittel, wodurch der Ab satz der inländischen Manufacturindustrie bedeutend erweitert wurde. Die auswärtigen Fabrikanten hatten überdies bei der Einfuhr ihrer Waaren noch mit der enrwertheten Lan desvaluta und dem ungünstigen Wechselcourse zu kämpfen, wenn sie nicht vorzogen, ihre diesseitigen Forderungen wie der durch Ankauf und Ausfuhr österreichischer Produkte zu decken und so mittelbar unsere Ausfuhr zu begünstigen. Weil überhaupt daS Silberagio und di« ungünstige Cours differenz die Tendenz hat, den Preis fremder Manufacte zu erhöhen, mithin für die inländische Fabrikation (besonders > soweit sie keiner fremden Roh- und HtlsSstoffe bedarf) nur ! einen, wenn sonst auch wenig ersprießlichen Schutz mehr bilden kann: darum hat auch bei der Frage über den schick- ! liehen Zeitpunkt für Durchführung der Tarifreform den ge genwärtigen Geldverhältnissen wenn irgend eine, so doch nur geringe Rücksicht getragen werden können. AuS allen jenen Gründen war mit Gewißheit anzunehmen, daß der allgemeine Uebergang auS dem Verbot- in das Schutzsystem, d. h. der Einfluß einer durch wohlbemessene Zölle qezüqel- den Milbewerbung des Auslandes, die heimische Industrie gerade unter den gegenwärtigen Verhältnissen am wenig sten erschüttern oder benachtheiligen werde. — In zweiter Linie war nach dem genannten Blatte das Bestreben mil bestimmend, eine geeignete Basis zu gewinnen, auf welcher die Verhandlungen der Deutschen Bundesstaaten zur Er leichterung des gegenseitigen Verkehrs und zur Anbahnung künftiger Einheit in Zoll und Handel, sowie die Zollvcr- handlungen mit den italienischen Staaten fortgefühct wer den können. Mit Bestimmtheit erklärt die „Austria", daß die Zollreform aus einem fiskalischen Interesse nicht unter nommen worden sei, wie man so häufig unterstellt habe, was übrigens auch aus der von uns schon vor einiger Zeit mitgetheilten Begründung des Tarifs deutlich hervorgeht. , Dennoch glaubt dieses Blatt eine Steigerung des bisherigen Zollerträgnisses von mehr als 10 Procent annehmen zu dürfen. Die vorübergehende Bestimmung, welche die Schutz- i zölle des neuen Tarifs für das erste Jahr seiner Geltung noch um 10 Procent erhöht, soll dazu dienen, den Ueber gang aus der Prohibition in das Schutzzollsystem zu erleich tern. Schließlich fügt die „Austria" hinzu, daß dem viel fachen Verlangen, daß der Einführung des Tarifs eine Verbesserung der Zollordnung und des Zollstrafgesetzes zur Seite gehen möge, wohl auch entsprochen werden wird, und dem Vernehmen nach sind die hierauf bezüglichen Arbeiten längst im Gange. Diese Maßregel konnte jedoch erst nach Einführung des Zolltarifs ins Leben gerufen werden. Die Ermäßigung der Zölle, die Aufhebung der Prohibitionen erst läßt auch von der neuen Regelung der Zollämter, der Ver einfachung der Aollbehandlung, der Verbesserung der Zoll strafgesetze und der Finanzwache, kurz von allen besondern Vorkehrungen zur Sicherung des gesetzlichen Verkehrs die gewünschten Ergebnisse hoffen. Tüten, 28. November. (W. Bl.) Periodisch taucht in den Zeitungen die Nachricht auf, daß das neue Orga- nisirungsstatut von der mit dem Entwürfe desselben betrauten Commission zur Vorlage an den Kaiser gediehen sei. Derlei Mitthcilungen kann mit Bestimmtheit dahin widersprochen werden, daß jeder weitern Verfügung eine Einigung des Ministeriums mit dem Reichscathe in der noch schwebenden, dem Abschlüsse nahe stehenden ungarischen Frage vorangehen wird. — Die „L. Z. C." schreibt: Ueber die bevorstehende Bankreform vernimmt man, daß die Ver hältnisse der Bank von allen Punkten durch die Staats verwaltung in Erwägung gezogen und auf Grundlage der selben die Anträge gestellt worden sind. Es handelt sich vor Allem, ein Uebercinkommen festzusetzeu üb«r die Moda litäten, unter welchem infolge deS Vertrages vom 6. De cember 1849 der Restbetrag der Bankforderung an den Staat getilgt werben soll. Weiters soll ein unüberschreit bares Verhältniß zwischen dem Bankcapitale und Münz- vorrathe normirt werden. Die Errichtung von Gewerbs banken befindet sich gleichfalls unter den Punkten, welche der Herr Finanzminister zur Erwägung vorgezeichnet hat; ebenso wird es sich um Bestimmungen bezüglich Vermeh rung des BankfondeS im Verhältnisse zu den Banknoten und Hinausgabe weiterer Bankaktien handeln. Eine Re gelung der innern Einrichtung des Institutes, sowie eine umfassende Revision der Statuten und der Privilegien ist bereits definitiv beschlossen. — Se. Maj. der Kaiser hat den Kurfürsten von Hessen-Kassel Friedrich Wilhelm l. zum Oberstinhaber des vacanten 8. Husaren regiments , seit 1828 Sachsen - Koburg - Gotha, ernannt, welches von nun an dessen Namen führen wird. — Zur Erleichterung der nach Oesterreich reisenden Fremden, deren Pässe daS Visum einer österreichischen Gesandtschaft nicht haben, ist gestaltet worden, daß solches, um jede Beanstän- digung an der Grenze zu beseitigen, bei jeder k- k. öster reichischen Gesandtschaft nachgesucht werden könne. — Werth- Heimers Geschäftsbericht schreibt: Man vernimmt, daß die Bank in der Restriktion ihrer Credite successive und nur in Ansehung von Häusern vorgehen will, die eine allzu große Ausdehnung erlangten. Zwischen rein rncrcaniilcn und industriellen Firmen soll nicht unterschieden werden. Hoftheater. Sonnabend, 29. November. Zum ersten Male: Schwarzer Peter. Schwank in einem Acte von C. A. Gürner. Hierauf zum ersten Male: Lin Abenteuer Karl's II. Komische Oper in einem Acte von 3. Hoven. Tert frei nach dem Französischen von S. H. Mosenthal. Wie der echie Dilettantismus unserer Literatur, der sich ganz besonders da- Theater zum Turnplatz seiner motionslüsternen Glieder gemacht Hal und in jedem kleinen drastischen Einfalle ein Reck erblick«, um daS er wie ein Turner von Geblüt zur Un bequemlichkeit seiner Mitmenschen eine Welle schlagen kann, so war eS auch dem Genius obbenannten Schriftstellers gar dehnend, renglich, dämisch und capriolsüchtig in Armen und Beinen. Er mußte etwas machen, und so schwankt denn jetzt sein Schwank zwischen Albernheiten und harmlosen Burlesken hin und her, bis er sich endlich hinsetzt und schwarzen Peter spielt, wobei denn natürlich das gutmülhig lächelnde Publicum zum Peter aus erkoren und ihm mit wenig Witz und viel Behagen ein statilicher Bart gemacht wird. DaS Ende des achtzehnten und der Anfang deS neunzehnten Jahrhunderts waren reich an derartigen Stückchen, in welchen sich um den Mittelpunkt irgend einer derben Anekdote ober grotesk komischen Situation sehr markirte Späßchen und 3>npromptuS anreihten und dem Schauspieler zu einer ausgelassenen idyllischen Heiterkeit Veranlassung gaben. ES ist zu bedauern, daß dieses Genre von Lückenbüßern immer mehr verschwindet vor dem pretiösen Ernste unser- anspruchsvollen Zeitgeistes, der sparsam ist mit seinem Lächeln und eS verlernt hat, sich auf eine wohlfeile Weise ohne viel Unkosten von Geist mächtig zu amufiren. Aller- Feuilleton. dingS muß als unerläßliche Bedingung festgehalien werden, daß solche Arabesken eine kraftvolle Originalität und ein frisches Individuum haben und sich treu und genrebildlich an den un erschöpflichen Humor des deutschen Volkselemeiiis und Privat lebens anknüpfen. Die Darstellung durch Frau Heese, Herrn Winger und Herrn Kramer war leicht, belebt und natürlich und machte die Wirkung des Stückes zu einer erträglichen. Ueberhaupt ist der menschliche Geist viel mehr gewillt, sich, wenn eS einmal sein muß, der zudringlichen Wirkung einer faden Drollerie und schwachen, aber immeihin gemüthlichen Komik als der Ansprache matter Gedankenwitze und abstracier, satyrischer oder ironischer Bemerkungen hinzugeben. Dies ist der Grund, weshalb schlechte Possen und Schwänke jedesmal den Sieg über schlechte Conversationslustspiele davontragen Für die 3nscenirung der kleinen einaktigen Operette: „Ein Abenteuer Karl's ll." hat sich die Regie der Oper jedenfalls mehr Dank erworben, als neulich die Regisseure des Schauspiels, indem sie uns durch ihre Protection einer Komödie bewiesen, daß in der Kunst „nicht jede Liebe Liebe sei". Hoven'S Operette hat in Wien, Berlin und München wieder holte Aufführungen erfahren. Der Tert ist im Ganzen nett und gewandt behandelt, indem er eine uninteressante Anekdote auS dem Leben Karl'S II. durch anständige Scherze und Späßchen zu appretiren und pikant zu machen sucht. Der Dichter Mosenihal würde sein kleines Verdienst noch erhöht und dem Publicum einen Gefallen gethan haben, wenn er dem Pächter Turial mehr komisches Element gegeben hätte. Dieser Mangel an humoristischen Pointen veranlaßt eine etwas schleppende gequälte Länge des Ganzen, welche eine leichte ansprechende Musik nicht zu verdecken vermag. Denn das geschickte Machwerk der Musik vergißt über dem Bestreben, allgemein gefällig zu erscheinen, ein wenig zu sehr den Wunsch nach frischer und originaler Erfindung zu befriedigen. Doch ist die Instrumentation musikalisch interessant und pikant gearbeitet. Abgesehen vom Gesang« ist nur in derartigen Spielopern zu bedauern, daß sich die Darstellung nicht über denjenigen Grad conveniioneller, nothwcndiger Erträglichkeit erhebt, welchen man so gern ganz allein den Bemühungen und Probeinstructionen der Regie zuschreibcn möchte, ohne bei dieser Rechnung noch für die einzelnen Künstler einen Rest eigener spiritueller Zuihaten übrig zu behalten. O. Aler. Banck. Die musikalische Soiroe des Herrn Kammermusikus Fr. Seel man:« (am 29. November) erwies einen recht strebsamen und anerkennenSwerchen Fortschritt deS ConcertgeberS, der namentlich ein höchst schwieriges Eoncert- ftück DieuriempS' mit fertiger Technik sehr brav vortrug. Herr Seelmann zeichnet sich unter den jungen Violinisten der k. Kapelle durch sein Talent aus und spielt mit spirituellen, Feuer und musikalischem Verständniß, obwohl ihm hinsichtlich einer tadel losen Intonation und eine- veredelter» TonS noch bedeutende weitere Studien vorliegen. Zur Unterstützung für solche Ton bildung sei ihm der Besitz eines vorzüglicher«, Instruments ge wünscht. Fräulein Marie Wieck unterstützte die Soiree durch die schöne Ausführung deS Beethovrn'schen v-ckur-Trio, vp. 7v,