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Dresdner Journal. LZerantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. .U 309. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme des Sonntags täglich Abends und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Sonntag, den 3«. November. Preis für das Vierteljahr 1^ Thaler. JnsertionS-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile l Reugroschen. 1851 Nachabonnement ans das „Dresdner Journal" für den Monat Deeember. Zum 1 Deeember d. I. sind die Stände deS Königreichs Sachsen zu einem ordentlichen Landtage einberufen. — Das „Dresdner Journal" wird an den SihungS- tagen der Kammern über deren Verhandlungen, wie früher, stets in dec Abends erscheinenden Nummer, und zwar möglichst ausführlich und auf die Landtagsactcn gestützt, berichten. Wenn es die Wichtigkeit deö Gegenstandes erfordert, wird der Raum des Blatteü durch Beilagen erweitert werden. Wir sehen uns deshalb veranlaßt, hiermit für Dresden auf unser „Journal" ein besonderes Abonnement für den Monat December zu eröffnen. Der Preis für diesen Monat beträgt SA Ngv., wofür das Blatt den Abonnenten Abends frei inS Haus gebracht wird. Bestellungen können nur in der Expedition angenommen werden. Die Erpedition -es Dresdner Journals. Tagesgeschichte. 0 Dresden, 29. November. Die ,,N- Pr. Z." v. 26. d. liefert einen neuen Beitrag zu ihrer seit einigen Monaten ange legten Sammlung Dresdner Nachrichten, mit welcher dieses Blatt (wir brauchen nur auf das neuliche Dementi von Karlsruhe hinzuweisen) bis jetzt geringe Ehre eingeerntet hat. Mit dem letzten Dresdner Artikel, überschrieben „Aoll- vereinsinlriguen", stellt sich die „N. Pr. A.", um noch ein mal einen ihrer Natur angemessenen Ausdruck zu gebrau chen, in die Reihe der Neuigkeilskrämer, welche lauten und nicht zusammenschlagcn hören. Wir werden inzwischen der „N. Pr. Z." nicht den Gefallen erweisen, durch ihren letz ten Angriff uns zu Mittheilungen verleiten zu lassen, welche hier ganz am unrechten Orte sein würden, zumal den Ver handlungen über di, allmälige deutsche Zoll- und Handels einigung ein der „N. Pc. Z." vielleicht noch unbekanntes Stadium in naher Zeit bevorsteht, welches die provocirten Erörterungen überflüssig machen dürfte. Wir begnügen uns, derselben die bestimmte Versicherung zu geben, daß zwischen der hiesigen und der k. bairischen Regierung im Hinblick auf die Verhandlungen wegen Erneuerung des Zollvereins die vollständigste Uebereinftimmung besteht und zwar um so mehr, als beide Regierungen die Erhaltung deS Zollvereins sich zur Aufgabe machen, wie denn auch ihrerseits kein Schritt zu dessen Auflösung geschehen ist. — Dresden, 29. November. Im Verlaufe der letz ten Wochen und aus Anlaß deS bevorstehenden Landtages fanden häufige Sitzungen deS Gesammtministeriums statt und zwar meist unter dem Vorsitze S. M. desKönig S. Soviel man vernimmt, werden auch S. M. der König den Landtag in Person eröffnen. f Dresden, 29. November. Den hiesigen Theilneh- mern an der am 6. April d. I. erfolgten feierlichen Er öffnung der Dresden - Prager - Staatseisenbahn wurde dieser Tage eine sehr angenehme Ucberraschung be reitet. Der Prager Handelsstand hat nämlich aus Ver anlassung jener feierlichen Bahneinweihung eine Denk münze prägen lassen, mit der Bestimmung, sie denjenigen Personen aus dem benachbarten Sachsen, welche damals Gäste der Stadt Prag waren, als ein Erinnerungszeichen dieses ihres Besuches zu weihen. Von dieser Denkmünze sind, außer einigen Exemplaren in Silber für die Allerhöch sten und Höchsten Gäste, 150 Stück in Bronrc nach Dres den gelangt und zwar die letzter» an Herrn Bürgermeister Pfotenhauer, der sie bereits mittelst Schreiben an die in der Namensliste verzeichneten Personen vertheilt und im Namen derselben dem Prager Handelsstande für dieses schöne Erinnerungszeichen den wärmsten Dank ausgesprochen hat. Die Denkmünze selbst ist etwas größer als ein Zwei- thalerftück und zeichnet sich durch ein ganz vorzügliches Ge präge auS. Die Vorderseite derselben zeigt in erhabener Arbeit die Figuren der Bohemia und Saxonia, sich die Hände reichend; im Hintergründe eine Lokomotive. Sie trägt die Umschrift: „2ur festlichen Lrögnung ck. ?rsß- Vrcsrlner Lisenirsbn um 0. ^prii 1651 (IV. 8eiU»n f.)." Die Rückseite enthält eine sehr gelungene Abbildung des Altstädter Brückenthurmes in Prag mit der Umschrift: „Oevviclmet vom kruger vereinten UanZelsstanZ." — Be durfte es auch für Diejenigen, welche das Glück hatten, dem schönen Feste der Bahneinweihung zwischen Dresden und Prag beizuwohnen, keines besondern Erinnerungszeichens, um diesen Tag und ganz besonders die ihnen damals in Prag zu Theil gewordene gastliche Aufnahme unver geßlich zu machen, so wird für sie die erhaltene Denkmünze doch einen um so höhern Werth erhalten, als sie nach der Ansicht ihrer Geber „zugleich das Sinnbild jener üngeheuchel- ten freundschaftlichen Gesinnungen sein soll, welche Böh men und Sachsen zu einander hegen und deren Band durch den neuen Schienenweg und die hierdurch erzielte Anbah- > nung engerer Handelsbeziehungen immer fester geknüpft werden wird." LÜurzen, 27. November. (Lpz. Z ) Das hiesige Colle- giatstist hat gestern Herrn Or. Eduard Friederici auf Gasch witz zu seinem Depulirten zur ersten Kammer bei dec be vorstehenden Ständeversammlung und Herrn AmtS- hauprmann Freiherrn v. Biedermann auf Niederforchheim zu dessen Stellvertreter gewählt. LtZien, 27. November. (W. Bl.) Die Steueradmini- stralion hat die Kundmachung, betreffend die Einbringung der Einkommensteuer für das künftige Jahr, heute cr- ! lassen. Die Bekenntnisse müssen bis Ende December über reicht sein. Die Zinsen und Renten werden nach dem Ver- mägensstande mit 31. v. M. berechnet. Den Bekenntnissen über daS Einkommen 1. Classe werden zur Ermittelung deS steuerbaren Durchschnittserträgnisses die Einnahmen und Ausgaben der Jahre 1849, 1850 und 1851 zu Grunde gelegt. Die stehenden Bezüge werden über jene Beträge berechnet, welche für die Zeit vom 1. November 1851 bis 31. Oktober 1852 entfallen. — Die „L. Z. C." schreibt: Die zur Berathung der neuen Börsenordnung zu sammengesetzte, aus mehrern hervorragenden Persönlichkeiten des Handels- und Finanzministeriums bestehende Eommission hat ihre Arbeiten vollendet. Die Grundzüge des neuen Entwurfs sind bekannt und dürften mit wenigen Abände- ' rungen bei Feststellung der gesetzlichen Bestimmungen bei- ! behalten werden. — Die „L. Z. C." will von einer hier § eingetroffenen Note deS sardinischen Eavinets wissen mit der Zusage, gegen die Flüchtlinge ernstliche Maßregeln zu ergreifen und ihnen jede Staalsunterstützung zu entziehen. Die für letztere in frühern Jahren ausgcworfen gewesene Summe ist aus dem Finanzvorschlage deS künftigen Jahres bereits gestrichen. Venedig, 23. November. Die „G. di Venezia" mel det in ihrem amtlichen Theile: Graf Luigi Tedeschi, aus Ve rona, 40 Jahre alt, ledig, katholisch, Gutsbesitzer, ist über wiesen und geständig, in einer Gesellschaft bei seinem Cousin in Sovizzo mehrere Flugblätter vorgewiesen zu haben, die ihm nach seiner Aussage vom Grafen Gio. Battista Mon tana« gegeben und von der revolutionären Partei in der Absicht, zu einer neuen Revolution anzureizen und sie vor zubereiten, verbreitet worden waren; Gio. Battista Graf Montanari, aus Verona, 45 Jahre alt, katholisch, ver- heiralhet, Vater zweier Kinder, Gutsbesitzer, ist beinzichtigt, oberwähnle Blätter dem Grafen Tedeschi übergeben zu haben; Antonio Pedrazza, aus Vicenza, 32 Jahre alt, ledig, katholisch, Sänger, ist theils durch eigenes Geständniß, theils durch die Umstände überwiesen, in engen Beziehungen zum Grafen Tedeschi gestanden und eine geheime Correspondenz mit demselben behufs der Störung der öffentlichen Ordnung und Ruhe eingelcitet zu haben. Graf Luigi Tedeschi wurde demgemäß durch kriegsgerichtlichen Spruch wegen Hochver- rathS einstimmig zum Strange verurtheill, welche Strafe auf dem Gnadenwege von Sr. Erteilen; Herrn Feldmar schall Grafen Radetzky in zehnjährige Festungshaft umqewan- delt wurde; der gegen Grafen Montanari eingeleitete Pro- ceß wurde wegen Mangel an Beweisgründen suspenbirt. Antonio Pedrazza wurde zu fünfjähriger Zwangsarbeit in leichten Eisen vcrurtheilt und zu dreijähriger Festungshaft in Eisen begnadigt. * Berlin, 28. November. In der heutigen 2. Sitzung der ersten Kammer wurde der Abg. Brüggern ann mit 60 unter 115 Stimmen zum ersten, und Graf Jtzen- plitz mit 66 unter 121 Stimmen zum zweiten Viceprä sidenten erwählt; Abg. v. Bethmann-Hollweg hatte bei beiden Wahlen die nächstmeistcn, bei jener 52, bei dieser 44 Stimmen. — Die Mitglieder beider Kammern waren heute zu einem Diner im königl. Schlosse geladen, vor dessen Be ginne dem König die neugewählten Abgeordneten vorgestellt wurden. Berlin, 28. November. (N. Pr. A.) Se. Königl. Ho heit der Prinz von Preußen haben Sich von Mag deburg aus über Weimar nach dem Rhein zurückdegeben. Aus Berlin, 24. November, wird der „O.P.A.Z." ge schrieben, daß den gegenwärtigen Kammern ein Handels gesetzbuch noch nicht — wie anderwärts versichert ward — werde vorgelegt werden, daß aber dessen Abschluß nahe bevorsteht und es die Absicht ist, den Entwurf, sobald er vollendet ist, der Oeffentlichkeit zu übergeben, damit die Kritik der Rechtsgclehrten wie sachverständiger Kaufleute aus weiten Kreisen Beiträge zu Verbesserungen liefern könne. Dann soll derselbe, ebenso wie es mit dem Wechsclrecht geschehen ist, zum Gegenstand der Berathung mit Sachverständigen im Einzelnen gemacht werden, bevor er in schließlicher Re daktion zur Vorlage der Regierung bei den zur Theilnahme an der Gesetzgebung berufenen Faktoren bestimmt wird. Potsdam, 27. November. (Pr. St. A.) Se. Majestät der König sind von Hannover zurückgekehrt. GreifSwald, 26. November. Die „Osts. Z." schreibt von hier: Der hiesige Appellhof hat heute nach fünfstün diger Verhandlung, dem Anträge des Staatsanwalts Bur khard sich anschließend, den Bauinspector Steinbach, dessen Unschuld sich evident herausstellte, fceigesprochen, dagegen den kuchessischen Staatsminister Hassenpflug zu vierwöchent licher Gefängnißstrafe verurtheilt. Düsseldorf, 24. November. (O.P.A.Z.) Gestern Abend ereignete sich in unserer Nähe bei Grimlingshausen auf dem Dresden, 29. November. Am heutigen Tage eröffnete der Generalintendant Herr v. Lüttichau dem Kapellmeister Herrn C. G. Reissiger die zum heutigen JubiläumStage seines Dienst antritte- durch allerhöchstes Rescript gnädigst vollzogene förmliche Ernennung zum ersten königl. Hofkapellmeister. ES ist diese Er nennung in einem königl. Erlasse ausdrücklich als rin Zeichen der allerhöchsten Zufriedenheit mit der treuen Pflichterfüllung und denverdienstlichen und geschickten Leistungen hervorgehoben, die Herr Reissiger in seiner Stellung als Kapellmeister wahrend seiner nun vollendeten fünfundzwanzigjährigen Amtsführung dargelegt hat. Bei Mittheilung dieser königl. ehrenvollen Gnadenbezeigung mag nicht unterlassen werden, auch deö Verdienste- Herrn v. Lüttichau'S zu gedenken, indem er als Chef deS königl. Kapelleninstituis eine solche Anerkennung der zunächst unter seinen Augen geleisteten künstlerischen Thätigkeit auf eine edle Weise gewürdigt und vermittelt hat. Schon am 26. war der Herr Kapellmeister Reissiger von der königl. Kapelle in corpore feierlich beglückwünscht worden, und die Ueberreichung eines silbernen Taktstabes, in dem die Namen sämmilicher Kapellmitglieder eingravirt sind, zeigte dem verehrten Meister die freundliche Anerkennung und die Hochschatzung der Kapelle und mag zugleich ein schöne- harmonisch geeinigtes Forttvirken de- königl. Institut- im Reiche der Töne verkünden. B. Literatur. Ueber eine neu erschienene „Geschickte der Musik" von F. Brendel enthält das „Literarische Central blatt" eine Kritik, der kaum etwa- hinzuzufügen bleibt. ES Feuilleton. wird in derselben nachgewiesen, daß an eine historische Forschung nicht zu denken sei, weil die Kenntniß des Verfassers sich nicht einmal auf den bekannten und allgemein zugänglichen Kreis von Mnsikalieu auödehut, und ebensowenig au eine geschickte und brauchbare Compilation, weil die musikalische und allgemeine Bildung des Verfassers nicht so weit reicht, um die benutzten Hilfsmittel zu verstehen. Auch die „Grenzboten" adoptiren diesen AuSspruch und fügen hinzu, daß man fast auf jeder Seite jenen hohlen Dilettantismus wiederfindet, der alles Mögliche sagt, nur nicht das, was zur Sache gehört, und der daher nur durch einen Zufall verhindert werden kann, in handgreifliche Ungereimtheiten zu verfallen. Wenn auch diese sich genugsam vorfindcn, so ver schwinden sie dock fast gegen den traurigen Eindruck der Leere in diesen ewigen geistreich sein sollenden Antithesen und Parallelen, an dir man schon durch hundert ähnliche Schriften gewöhnt ist und die sich als das bequemste Mittel darbieten, mit Esprit und Pathos um sich zu werfen, ohne irgend eine Einsicht in die Sache und Förderung derselben. Sehr richtig bemerken dabei die „Grenzboten", daß in keiner Kunst der Dilettantismus so weit über seine Grenzen hinausgeht, als in der Musik, und sich den Anschein eine- Verständnisses giebt, daS er nicht hat, sogar mit kunstphilosophischen Phrasen seine Doktrinen der Oessenilichkeit vorirägt uns daS Uriheil verwirrt. — Ein anderer Beitrag zur Musikgeschichte, obwohl nur der Gegenwart^ ist ein Buch Franz Liszt'S über R. Wagner's „Lohengrin" und „Tannhäuser" in französischer Sprache. Eine kritische Beuriheilnng und Auf fassung dieser Opern sucht man aber in demselben vergebens. Statt der Kritik bringt Liszt nur persönlichen Emhnsia-muS. Sein überschwenglicher Styl — sagt die „A. Allg. Ztg." sehr wahr — gemahnt an die musikalische Schreibart deS Clavicr- virtuosen, der mit seinen Riesenfingern lieber eine Decime als eine Oktave greift. Theater. Wien, 27. November. Man kann dem Burg theater mir vollem Rechte die Anerkennung nachsagen, daß eS nie seine Stellung als Kunstinstitul verkannte, und was früher durch die Macht der Verhältnisse dem Geiste abgebrochen wurde, suchte die Kunst bedeutender Schauspieler zu ersetzen. Ihm gebührt aber noch d»S größere Lob, den Forderungen der neuen Zeit sowohl mit Erkenntniß als Maß nachgekommen zu sein. Ein neues geistiges Leben weht jetzt durch seine Räume und Laube'S rühm liche Leitung versteht dem neuen Zeitgeiste zum Frommen der Kunst nachzukommen, und sie kennt dabei wohl Rücksichten, aber keinen Zwang. Laube hat in den anderthalb Jahren seiner Direktion das durch veraltete Kräfte damals erlahmte Institut zu einer unglaublichen Höhe gebracht, und seine Verdienste werde» jetzt von Jedermann, auch von seinen Feinden anerkannt. Wer die Verhältnisse kannte, unter denen er die Führung übernahm, wird von den unendlichen Schwierigkeiten, die sich ihm rntg-gen setzten, einigermaßen eine Vorstellung haben: kaum aber wird man sich an andern Bühnen von der Energie und rastlosen Thätigkeit, welche er entwickelte und wodurch er daS ganze Institut neu zu beleben wußte, einen Begriff machen. Bei diesem Diri genten tritt der fast nie erhörte Fall ein, daß man ihm weit eher eine übereilte Taktik zum Vorwurf machen könnte, al- Lässigkeit und Unordnung. Nicht abznleugnende Mißgriffe werden aber