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Dresdner Journal. UertAtW-rtticher Nedaeteur: I. G. Hartmann. V:107 Diese» Blatt erscheint mit A»-nahme de« Sonnta-s täglich Abend« nnd ist durch »Nr Pvstanßalt«, zu beziehen. Freitag, den -8. November. ..... Preis für da- Vierteljahr 1^ Thaler. Insertion-- Gebühren für den Raum eiurr gespaltenen Zeile 1 Rrugroschen. 1851 Amtlicher »heil. Bekanntmachung. Nachdem Se. Könlgl. Majestät der Technischen Bil- dung-anstalt zu Dre-den »ine der damaligen wesentlich er weiterten Einrichtung dieser Anstalt entsprechende Bezeich nung deizulegen beschlossen und demgemäß derselben die Benennung: „Polytechnische Schule" verliehen haben, wird solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 23. November 1851. Ministerium des Innern. v. Friesen. Demuth. Tagesgeschichte. 0 Dresden, 27. November. Wie wir vernehmen, ist der Obrrbibliothekar Hofrath Dr. GerSdorf zu Leipzig von der diesseitigen Regierung auSersehen worden, um in An gelegenheiten der Presse an den demnächst beginnenden Be- rathungen der deshalb nach Frankfurt einbrrufenen Fach männer Theil zu nehmen. Eö rechtfertigt sich diese Wahl sowohl durch die allgemeine Befähigung deS vr. GerSdorf, als ganz besonders durch die bei ihm vorauSzusetzende ge naue Kenntniß der Verhältnisse deS Leipziger Buchhandels. * Prtstewttz, 26. November. Bei der heute Hierselbst stattgefundenen LandtagSwahl für den 11-bäuerlichen Wahlbezirk ist von den anwesenden 79 Wahlmännern in erster Abstimmung der Erblehnrichter Pietzsch zu Groß röhrsdorf (mit 43 Stimmen) zum Abgeordneten und der LehngulSbesitzer FirinuS zu Großnaundorf zu dessen Stell vertreter gewählt worden. Da der letztere die auf ihn gc- fallene Wahl ablehnte, so wurde vorbehaltlich höherer Ent scheidung eventuell an seine Stelle der Landrichter Sachse in Skemda gewählt. Wien, 25. November. Das heule erschienene Stück deS Reichsgesetzblattes enthält nachstehendes kaiserliche» Pa tent vom 6. November 1851: „Wir Franz Joseph der Erste, von GotkeS Gnaden Kaiser von Oesterreich, haben nach Vernehmung Unseres Ministerralhes und nach An hörung Unseres ReichSrathes Uns veranlaßt gefunden, der Einführung ein,» neuen allgemeinen österreichischen Zolltarifs für die Ein-, Aus- und Durchfuhr Unsere allerhöchste Genehmigung zu ertheilen und verordnen dem nach wie folgt: 1) Das gegenwärtige Gesetz hat vom 1. Februar 1852 an in allen Kronländcrn des Reiches, mit Ausnahme der ZollauSschlüsse, in Wirksamkeit zu treten. 2) Vom Tage deS Beginnes der Wirksamkeit des neuen Tarises angefangen, wird im ersten Jahre für die wichtig sten bisher dem Einfuhrsverbote unterworfenen Gegenstände, als: für die Webe- und Wirkwaaren, die Kleidungen und Putzwaaren, die Waaren aus unedlen und die Waaren aus edlen Metallen, die Bijouterien und die zusammengesetzten Waaren (TarifSclassen XVI, XIX, XXIV, XXV und XXVI) ein Zollzuschlag von 10 Proccnt des im Tarife angesetzten Betrages eingehoben werden. 3) Während der Dauer des ersten JahreS wird der Eingangszoll für rohe Baumwolle vom Zolleentner »porco mit 1 Gulden und jener für die rohen Baumwollgarne vom netto Zolleentner mit 8 Gulden be stimmt und erst nach Ablauf der einjährigen Frist werden die im Tarife enthaltenen Zollsätze eintretcn. 4) Unsere Minister der Finanzen und des Handels sind mit der Kund machung und Vollführung dieser Anordnungen beauftragt. — Dasselbe Stück deS Reichsgesehblattes enthält eine Verordnung des Ministers des Innern vom 16. November 1851 für alle Kronländer, belrefftnd daS Verbot der Ge nossenschaften de^sogenannten Lichlfreunde, Deutsch katholiken, fr^en Christen und ähnlicher Vereine, da die über den Ursprung, Bestand und die Tendenzen dersel ben gepflogenen Erhebungen zur Ueberzeugung geführt, daß die unter diesen oder ähnlichen Namen gebildeten Gesell schaften unter dem Deckmantel eines angeblich religiösen Bekenntnisses politische Parteibestrebungrn verfolgen und daher als vorwaltend politische Vxeine anzusehen und zu behandeln sind, und da eine genauere Prüfung des Zweckes und der bisherigen Wirksamkeit dieser Genossenschaften ihre gefährliche, auf Untergrabung der sittlichen Grundlagen der Gesellschaft und deS Staates adzielende Richtung außer Zweifel gestellt hat. Zugleich wird verfügt, daß vorkommende Beerdigungen von Anhängern eines solchen Vereines unter Aufsicht der Sicherheitsbekörde ohne Zulassung eines Leichen gepränges in der Stille vorzunehmen sind, bei einer unter lassenen Taufhandlung aber von den Behörden die Ein- schrcitung des Ortsseelsorgers jener Kirche oder Confession, welchem deren Vornahme mit Rücksicht auf das Religions- bekennrniß, dem die Eltern nach Ausweis des Taufactes oder eines in gesetzlicher Weise erfolgten Uebertrittes an gehören, nach den bestehenden Gesetzen zusteht, in Anspruch zu nehmen, und wegen Sicherstellung der Erziehung der Kinder den bestehenden Gesetzen gemäß das Amt zu han deln ist. z — ^lr „O. C " bemerkt zu dem Patente wegen des Zoll tarifs^ Für rohe Baumwolle ward auf die Dauer eines Jahres ein Zoll von 1 fl. C. M. für den Sporcocentner verordnet, während nach Ablauf desselben ein Zollsatz von nur etlichen Kreuzern für diese»» Artikel Platz greifen wird. Diese Bestimmung dürfte vorzugsweise deshalb erflossen sein, um jenen Spekulanten, welche große Vorräthe in Baumwolle liegen haben, nicht im Augenblicke einen all- zuempsindlichen Veilust zuzuführen. Bei dem frühern Zoll sätze von 1 fl. 40 kr. für den Sporcocentner hatte der Ein- suhrszoll in diesem Artikel durchschnittlich im Jahre einen Zollertrag von etwa 700,000 fl. abgeworfen. Die Speku lation wird während deü nächsten Jahres den Import roher Baumwolle jedenfalls nur auf do« Nothwendigste beschrän ken. Die vorhandenen Vorräthe werden allmälig aufgezehrl werden, ohne daß deren Eigentümer sich über Schaden zu beklagen Ursache finden werden. — (W. Bl.) Heute ist zu Ehren des Kurfürsten von Hessen große Familientafel des allerhöchsten Hofes. Mor gen tritt der Herr Kurfürst, wenn die Communication, wie man erwartet, hergestellt sein wird, die Rückreise an. — Se. kais. königl. Hoheit Erzherzog Albrecht ist heute früh 5 Uhr von seinem nach Tirol, Triest und Ve nedig gemachten Ausfluge zurückgekehrt. — Nach mehrjäh rigen Verhandlungen ist zwischen Oesterreich und Preußen ein Vertrag zu Stande gekommen, der eine Grenzregu- lirung betrifft, die sich auf die Grenzpunkte zwischen Schle sien, der mährischen Grenze bis Braunau erstreckt. Der Vertrag wurde nach den Bestimmungen des Friedensschlusses vom Jahre 1742, der bekanntlich für Oesterreich eine Grenz erleichterung festsetzt, entworfen und zur Ratification vor bereitet. — Die „L. A. C." schreibt: Der Vortrag, welcher in Folge der zu Wien gehaltenen deutsch-österreichischen Telegraphenconferenz gehalten wurde, ist von den detheiligtcn Regierungen zur Ratification, welche binnen sechs Wochen erfolgen muß, übernommen worden. Erfolgt diese, so treten die neuen Bestimmungen mit Neujahr in Wirksamkeit. Doch kört man, daß Preußen zur vollstän digen Oeffnung der Grenze seine Zusage verweigere, da gegen aber die Zusage machen wolle, bis spätestens I.Juli künftigen Jahres eine direkte Correspondenz zwischen den Hauptstädten der VerrinSregierungen allein herzustellen. Koblenz, 22. November. (Kobl. Z.) Die Prinzessin Louise von Preußen ist zu ihrer Mutter, der Frau Prinzes sin von Preußen, nach Baden-Baden gereist. Ende der künftigen Woche wird die ganze erlauchte Family wieder hier vereinigt sein. München, 25. November. (L. C. B.) Wegen d,S von der Kammer des ReichSrathes gefaßten Beschlusses ist von Seilen der Regierung daS Notariatsgesetz zurückgezogen worden. Neue Entwürfe wurden vorgelegt, wodurch die Gerichtsorganisation noch möglich gemacht wird, indem das SiegelmäßigkeitSrecht aufhören soll. Hannover, 25. November. Ueber die den Minister wechsel zunächst bedingenden Vorgänge heißt es in der „Hannov. Z.": Der König forderte in seiner strengen Ge wissenhaftigkeit, daß die Kammern binnen 14 Tagen ver sammelt werden. Die zurückgetretenen Minister erklärten — und sie waren überzeugt nicht anders zu können — daß sie vor den Kammern nicht zu erscheinen vermöchten, ohne in den Stand gesetzt zu sein, die königliche Voll ziehung der Organisationen vorzulegen. Der König seiner seits glaubte die geforderten Unterschriften nicht oder doch nicht sofort und ohne genauere Ueberlegung geben zu können, gegenüber den Bedenken und Schwierigkeiten, welche da wider sich erhoben, theilS auS dem Inhalt der Organi sationen, theils auS den innen» Verhältnissen, theils aus den auswärtigen Beziehungen des Landes. Das war die Verwickelung und der Knoten konnte nur durch Bildung eines neuen Ministeriums gelöst werden. — Nach der „N. Pr. Z." wird der Vertrag vom 7. Sep tember von den am 2. k. M. hier zusammentretenden Kam mern berathen werden, „falls nicht etwa eine Kammer auflösung einträte." Stuttgart, 22. November. (Schw. M.) Se. königliche Hoheit der Prinz August, von Württemberg ist nach einem mehrwöchigen Besuche bei der königl. Familie gestern von hier wieder abgereist. — In der heutigen Sitzung der Kammer der Slan- desherren ward, den Beschlüssen der zweiten Kammer entgegen, die Erhöhung der GesandschaftSgehalte zu Wien und München, sowie der Gehalt für einen Geschäftsträger in Karlsruhe genehmigt. Kassel, 23. November. (Kass. A.) Die Frau Gräfin v. Schaumburg, Gemahlin des Kurfürsten, ist gestern Abend von Dresden wieder hier eingetroffen (nicht nach Wien ge reist, wie irrig Wiener Blätter berichteten). AuS Thüringen, 25. November. (Pr. Z.) Die Idee einer gemeinsamen Gerichtsorganisation in de»» höhern In stanzen für die einzelnen thüringischen Länder ist jetzt wie der einen Schritt weiter gediehen. Auch Gotha wird zu dem bereits für Weimar und die schwarzburgischcn Fürsten- thümer bestehenden gemeinsamen Appellhof in Eisenach tre ten. Die desfallsigen Unterhandlungen zwischen den Re gierungen sind bereits dem Abschlüsse nahe und wird der selbe auch von den Landtagen bereitwilligst genehmigt wer den. — Man spricht davon, daß Koburg, Meiningen, Al tenburg und die reußischcn Lande ebenfalls einen gemein samen Appellhof unter sich errichten würden. — In Eise nach bcrathel jetzt eine Commission von höheren Justizbe- amten einen von dem Geh. Justizrath Harbart daselbst be arbeiteten Entwurf über die Reform des Civilprocesses, der diejenige Umgestaltung erfahren soll, welche in Preußen Hiit demselben vorgenommen worden ist. Hamburg, 25. November. (H. A.) Dec Gcoßherzog von Mecklenburg-Schwerin ist heute auf seiner Reise nach Hannover, wo Se. Königliche Hoheit morgen dem Neue Beiträge zu dem Geist in der Natur von Oersted». Zweiter Band. Nachlaß deS Verfassers. Leipzig, Verlag von Lorck. 1851. Die Erde, die Pflanze und der Mensch, populäre Naiur- schiloerungen von Joakim Frederik Schouw. Aus dein Dänischen untcr Miiwirkung des Verfassers von Zeise. Leipzig, Verlag von Lorck. 1851.*) Der Genius unserer Zeitliteratur kann im Felde productiver und poetischer Schöpfungm eben keine großen Ansprüche aus Be deutung und Unsterblichkeit machen, viel Günstigeres aber hat er im Gebiete dir Wissenschaften, in der zahlreichen Rubrik der Sammelwerke auszuweisen. Hier zeigen sich die segensreichen Eonsequenzen allgemeiner Bildung, welche dazu beigeiragen hat, die Bildung deö einzelnen Fachstudiums noch besonders hinauf- zutreiben, auf der andern Seite aber auch dahin wirkte, dieselbe zu verlebendigen, klarer, freier, zugänglicher — zopfloser zu machen. Gerade dieses Element, diese allgemeine Intelligenz, welche un» in der producirenden Literatur, in der Dichtkunst, daS Unglück der Vielschreibern und deS DilniantiSmuS herausbeschwor, daS größte Unglück, welches Deutschland seit 1806 erlebt hat, und durch daS eS bis zum Rande deS Verderbens geführt werden wird, dasselbe Element, diese allseitige Regsamkeit de» Studium» machte die Wissenschaft flüssig. Besonder» ist dir Naturkunde, dieser hoffnungsvolle Messias unserer Zukunft, die reichste Fundgrube ter Forschung geworden, denn man kann nur erstaunen über die Anzahl neuerer Werke in *) Dresden, Arnold'sche Buchhandlung. Feuilleton. diesem Fache, aus dessen fruchtbarem Kern für die Gesammtcultur deS Volkes einst deS Lebens grüner Baum emporblühen muß. Es wird sich Hand in Hand mit der Menschengeschichte auf dem ewigen lebenSwarmen Grunde dieser Wissenschaft eine Bildung und Weltanschauung gründen, die an inncrm Frieden, Wahrheit und schöpferischem Gehalt diejenige bei weitem übertrifft, welche bis jetzt aufphilologische und philosophische abstrakte Studien bastrt war. Alle Völker der neuen Welt feiern in der Naturkunde eine nach dem Höchsten strebende, voruriheilsfreir, parteilose Vereinigung ihre- Geiste- und werden sich ihrer Menschcnwürte durch das gemein same Ringen nach einem Ziele freudig bewußt. Der große Hörsal der Naturkunde mit seinem grünen Teppich, seinem lebendigen Felskaiheder und seinem blauen Baldachin ist der einzige Tempel der Wissenschaft, auS welchem die echten Schüler der Religion, des KoSmopolitiSmuö und der Humanität als Apostel der neuen Intelligenz hervorgehen. Sie vergessen eS, ob sie Deutsche, Engländer oder Franzose» sind und verwandeln den engherzigen Nationalstolz in daS erhebende Gefühl groß artiger Weliangehörigkei». So segensreich eS ist, diese» Nationalgefühl erweitert und veredelt zu sehen, so nützlich hingegen wirken wieder die Einflüsse der Nationalitäten und Völkerstände auf die naturwissenschaftlichen Studien rin. Während der immer im Werden und im Problem begriffene Deutsche sich in dieser Sphäre hauptsächlich auf Forschen und Ideale» schaffendes, lichigebende» Hypothetisirrn und Philo- sophiren einläßt, finden wir bei dem ruhigen nationalen Sicher- heitsgefühle des Engländers dessen Streben mehr auf genaue, breite roncretr Beobachtungen, mehr auf den Fonds der Empirie, auf die historische Außenseite der Natur gerichtet. Der spirituelle und doch wieder ebenso mit lebendiger sinnlicher Frische in die reale Stofflichkeit blickende Franzose aber, der aufden hellsten Licht punkten der Naturwissenschaft stehl, hat sich ganz besonders daS mathematisch-physikalische und chemische Feld, und das Gebiet der entdeckenden Expeditionen Vorbehalten. Eine sehr zweckmäßige Wirkung aber Hai endlich die Kleinheit Dänemarks auf die dortigen Naturgelehrten ausgeübi. Da nämlich in Dänemark das Publicum der durchaus Gebildeten verhältnißmaßig zu andern Ländern nur rin sehr geringes sein kann, so war eS nöihig, naturwissenschaftliche Werke so ein- zurichten, daß sie auch für den KreiS deS großen halbgebildeten PublicumS verständlich blieben. Diese Nochwendigkeit und dies Streben haben den Werken von Oerstedt und von Schouw, diesen beiden dänischen Forschern, von denen freilich der erste hoch über dem zweiten steht, eben jene Popularität und leichte Faßlich keit gegeben, durch welche sie national und allgemein segens reich wirkend geworden sind und der beglückenden Wissenschaft der Naturkunde viel Freunde erworben haben. Dle beiden obengenannten Werke wollen besonders von dieser Seite her betrachtet sein, denn wer sie in wissenschafilicher Be ziehung von absolutem Standpunkte auS ansähe, würde sich über die Masse von längst bekannten Elementarbegriffen degouiirt fühlen. Um aber stufenweise aufwärts zu klimmen, müssen auch die ersten Schritte mit dem Unkundigen, begleitend, geihan sein. Sehr interessant und lichtgebend ist in dem Werke Schouw's ein Aufsatz über ..die pompejanischen Pflanzen". Von Oerstedt empfangen wir nur einen Nachtrag, der aller»