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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redacterr: I. G. Hartmann. /i lii .V 304 18S1 Diese« Blatt erscheint mit Ausnahme , PrrlS für LaS Vtrrteijahr Thaler. de« Sonntags täglich Abends und ist , 28» Insertion« - Gebühren für den Raum durch alle Postanstalten zu beziehen. " , einer gespaltenen Zeil« t Reugroschen. Tagesgeschichte. Leipzig, 22. November. Der akademische Senat hat vorgestern Herrn Professor Ritter Dr. Bülau zum Abgeordneten der Universität für die erste Kammer er wählt. Derselbe erhielt im ersten Wahlgange relative, im zweiten absolute Stimmenmehrheit. Wermsdorf, 22. November. Bei der heute hier stattgefundenen Landtagswahl für den fünften bäuerli chen Wahlbezirk waren 48 Wahlmänner erschienen, von denen im ersten Wahlgange mit 29 Stimmen als Abge ordneter der bisherige Abgeordnete BrauschänkgutSbesiher Christian Traugott Oehmichen zu Kiebitz wiedergewählt wurde; als Stellvertreter ging der Mühlengutsbesitzer Karl August Hertzsch zu Nemt, ebenfalls im ersten Scruti- nium und mit 26 Stimmen aus der Wahl hervor. 06 Wien, 19. November. Ihre Majestät die Kaise rin-Mutter Karoline Auguste ist gestern von Salzburg hier eingetroffen. —(Oest. R.) Der Generaladjutant Sr. Majestät des Kaiser- ist heute auS Kroatien zurückgekehrt. Die Summe, welche derselbe im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers an die durch Ueberschwemmung Verunglückten verlheilt hat, be trägt, soviel bis jetzt bekannt wurde, nahe bei 50,000 st. C.-M. — Dem österreichisch-deutschen Postvereine steht eine große Zukunft bevor; denn eben vernimmt man, daß auch mit Spanien über eine Annäherung an die Vereins satzungen Verhandlungen schwebend sind, die ein günstiges Resultat ergeben dürften. — AuS Wien vom 19. November wird in der A. Z., im Gegensätze zu den Angaben österreichischer Blätter (Nr. 303), versichert: von dem Entschlüsse der Abdankung, welcher dem Großherzoge von Toscana untergelegt worden, ist, wie wir aus zuverlässiger Quelle wissen, hier auch nicht ein Wort zur Kennlniß gelangt, und der Erzherzog Albrecht ist nicht nach Florenz gereist. Wien, 20. November. (Oester. Rz.) Se. Hoheit der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Hessen ist gestern Abends 8 Uhr hier eingetroffen und in der k. k. Hofburg abge stiegen. Die Gemahlin des Herrn Kurfürsten, Frau Gräfin Gertrude von Schaumburg, trifft heute in Brünn ein und wird die Reise von dort ohne Aufenthalt hierher antreten. Im Hotel Munsch werden die Appartements für dieselbe heute bereit gehalten. — Se. Hoheit der Kurfürst von Hessen stattete heute früh 11 Uhr bei Sr. Majestät dem Kaiser und allerhöchst dessen durchlauchtigsten Eltern Besuche ab. Se. Majestät der Kaiser hat sich noch gestern Abends, als ihm die Ankunft gemeldet wurde, in die Appartements des Herrn Kurfürsten begeben, um ihn als seinen Gast zu be grüßen. — (Oester. Rz.) Wie wir hören, wird der k. britische Gesandte am kaiserlichen Hofe, Graf v. Westmoceland, gleich nach der Abreise des Agitators Kossuth vom englischen Ge biete zur Ueberreichung seiner Creditive um eine Audienz bei Sr. Majestät dem Kaiser ansuchen. — (Oester. Rz.) Der zwischen Oesterreich und Baiern geschlossene Gren zregulir un gSvert rag hat die aller höchste Sanktion bereits erhalten. Nach dem Inhalte desselben bildet der Thalweg des DonaustromeS die Grenz scheibepunkte. — (Oester. Rz) Zwischen dem österreichischen und dem türkischen Cabinete findet in neuester Zeit ein sehr lebhafter Depeschenwechsel statt, welcher sich, wie man hört, auf die alten Verträge von Passarowitz bezieht, die Oester ¬ reich ihrem vollen Gehalte nach zur Geltung gebracht wissen will. Dadurch würden, abgesehen von den bereits gemach ten Zugeständnissen, neue Vortheile für die österreichischen Grenzbewohner erwachsen. ' — (Oester. Rz.) Die aus Uxgzrrn berufenen Ver trauensmänner, welche die haben, der hohen Regierung über die Durchführung der Grundentlastung in Ungarn gutachtliche Vorschläge zu erstatten, versammeln sich täglich zur Berathung. Die Verfassung des dtrSfälligen Entwurfes ist bei den eigenthümlichen UnterthänigfritS- und GrundobrigkeitSverhältnissen Ungarn- mit doppelten Schwie rigkeiten verbunden; doch naht Arbeit, wie man ver nimmt, ihrem Ende; sie dürfte jedenfalls noch in diesem Jahre zum Abschlüsse kommen. — (Oester. Rz.) Die Einzahkingen der zweiten Rate auf das neue Staatsanlehen sind, wie man vernimmt, sehr regelmäßig erfolgt. — Ailmälig lernt man au- den verschiedenen Aus weisen über Consumplion, Ein- und Ansfuhr, Aolleinuahmen u. dergl. die unmittelbare Wirkung der Ausstellung auf einzelne Handelsartikel in England kennen. Gegen alle Vermuthung stellt es sich jetzt heraus, daß kir den ersten neun Monaten d. I. weniger Meine in England eingeführt wurden als in der correspendiren^rn Epoche des vorigen Jahres. Damals betrug die Einfuhr derselben (für den Hausverbrauch von England, Irland und Schottland) .5,063,818 Gallonen und in diesem Jahre bloS 5,011,117 Gall., d. h. 52,701 Gall, weniger. Tabak ist derjenige Artikel, dessen Consumption während der Ausstellung am sichtbarsten zugenommen hat. — Als Gesammtergebniß d« durch die Wasser flu- then in Kärnthen angerichteten Verheerungen kann man, wie der Tr. Ztg. geschrieben wird, annehmen, daß der Schaden an zerstörten Gebäuden und verdorbenen Grund stücken auf mehrere Millionen Guldvn sich belaufe, und daß ein paar Ortschaften, darunter der Markt Greifenburg, von dessen 100 Häusern nur noch 12 bestehen, bleibender Ver ödung preisgegeben sind. Die Auzahl der Tobten über steigt bereits die Zahl 20. * Triest, 19. November. Nachdem wir uns noch vor wenigen Tagen des mildesten HerbstwetterS erfreuten, ist eS seit gestern in Hagelwetter und Kcklve übergegangen. Ob wohl in der Stadt selbst kein Schnee gefallen ist, so sind doch die nächsten Berge mit solchem reichlich bedeckt, und ist dies um so empfindlicher, als man hier an solche rauhe Witterung nicht gewöhnt und wenig dagegen geschützt ist. Lemberg, 15. November.« Laut des von der heutigen „Lemberger Zeitung" veröffentlichten Protokolls der Sitzung des Gemeindeausschusses am 9. v. Mts. wurde in derselben, um das Andenken der Anwesenheit Sc. Majestät in Lem berg zu verewigen, der Beschluß gefaßt, statt eines zu ver anstaltenden Bürgerballes einen Gewecbevorschußfond zur Unterstützung dürftiger und angehender Gewerbsleute zu gründen und für selben den Namen A. h. Sr. Majestät zu erbitten. Berlin, 21. November. Die „N. Pr. Z." sagt: Die Mittheilung der „Hamburger Nachrichten" (Nr. 303), „daß in Kopenhagen der Graf Karl Moltke zum Minister für Schleswig ernannt sei, und zwar enthoben der Verantwort lichkeit gegen den dänischen Reichstag, sowie daß der Be schluß gefaßt worden, die Ständeversammlungen der Her zogtümer Schleswig und Holstein des ehesten zusammen treten zu lassen", — ist in sofern unrichtig, als dies Alles noch nicht erfolgt ist, sondern nur mit Eifer von der Mi norität im dänischen Ministerium erstrebt wird. Die Ministerkrisis in Kopenhagen dauert dieserhalb fort. Doch sprechen auch wir wiederholt die Hoffnung auö, eS werde dir Entscheidung im Sinne der Minorität erfolgen. — (N. Pr. Z.) Der Prinz Adalbert von Baiern K. H. hat Veranlassung gefunden, seinen Aufenthalt am königlichen Hoflager zu verlängern. — Der General Graf Nostiz Hal Sr- Majestät dem König Georg V. bereits seine Crrbtli», al- außerordentlicher Gesandter am hannoverschen Hof, überreicht. A Berlin, 22. November. Die Nachricht von der erfolgten Verlobung Sr. K. H. des Prinzen Adal bert von Baiern mit Prinzessin Louise, Tochter Sr. K. H. d<S Prinzen Karl, können wir als begründet be zeichnen. St. Goar, 21. November. Herr v. Bethmann - Hollweg ist heute hier von den Wählern der Kreise Kob lenz (linke Rheinseite), St. Goar, Kreuznach und Timmern zum Abgeordneten für die erste Kammer gewählt worden. Aus den bohenzollernschen Landen, 17 November (O. P-A. A.) In einem Artikel datirt „aus dem Bergischen, 5. November.", der in mehreren, namentlich sächsischen Journalen (auch in Nr. 295 d. Bl.) eine Vervielfältigung gefunden, hat die „Elberfelder Zeitung", bei Gelegenheit der durch den rheinischen Centralverein für innere Mission zum Zweck der Erforschung der Verhältnisse der in Hohenzollern ansässigen Evangelischen veranlaßten Absendung deS Reise predigers Arelsen nach diesen Landen, die Behauptung aus gestellt, daß die daselbst wohnenden Evangelischen, 700 See len an der Zahl, ohne Gottesdienst sich befänden. Wir sind in der Lage, dieser Behauptung geradezu widersprechen zu können. Vorab beträgt die Anzahl der evangelischen Be wohner Hohenzollerns nicht 700, sondern nur 350 Personen, deren Seelsorge von drei Geistlichen verwaltet wird. Den Evangelischen zu Sigmaringen ist bereits seit 16 Jahren eine Kapelle im fürstlichen Schloß selbst durch die Munifi- cenz Sr. Hoheit des Fürsten Karl Anton eingeräumt. Es dürfte hier am Platze sein, des guten Einverständnisse- zu gedenken, in welchem Katholiken und Evangelische von jeher in Hohenzollern leben. Hohenzollern, 17. November. (D. V. Bl.) Durch die von dem Abvocaten Bürkle abgelehnte Wahl ist eine neue zur zweiten Kammer nothwendig geworden. Mit 89 von 92 Stimmen ist dieselbe aus den Regierungspräsidenten v. Sallwürk gefallen. München. DaS Regierungsblatt vom 19. November enthält eine allerhöchste Verordnung, die Verwaltung und den Betrieb der k. Verkehrsanstalten betreffend, welche, nachdem schon früher die Bildung einer Generaldirection dec k. Verkehrsanstalten als Sektion deS k. Staatsministeriumö deS Handels und der öffentlichen Arbeiten erfolgt ist, nun mehr die künftige Formation dieser Stelle und zunächst der ihr untergeordneten Behörden regelt. — Die „Neue Münchner Zeitung" erklärt die in mchrcrn Blättern enthaltenen (vgl. Nr. 302) Gerüchte von Mini sterverän der unqen für aus der Luft gegriffen. Herrn v. Kleinschrod's Gesundheitszustand habe sich nicht nur nicht verschlimmert, im Gegentheile so gebessert, daß er bereits am 18. wieder zu einigen Arbeiten schreiten konnte; Freiherr v. Schrenk sei nicht durch den Telegraphen hierher berufen worden, und alle daran noch weiter sich knüpfenden Angaben fallen sonach von selbst zusammen. — Der „A. A." wird aus München, 21. November ge schrieben, daß die Ernennung des Herrn v. Schrenk zum Bundestagsgesandten in Frankfurt eine ausgemachte Sache war, daß jedoch von Seite des Ernannten einige Bedenken erhoben wurden, die, wie es scheint, noch nicht vollständig be seitigt sind. Hoftheater. Sonntag, 23. November. Macbeth. Trauerspiel in fünf Arien von Shakespeare. Nach Uebersetzungen von Schiller und Voß für die k. Hofbühne eingerichtet von Eduard Devrien». (Die Ouvertüre und da- Melodrama deS ersten Actes ist vom Kapellmeister Reisflger, daS deS vierten Acte- von Rastrelli.) E» bestätigte sich auch nach dieser Aufführung der großen SchicksaiStragödie im Allgemeinen ganz der Eindruck, welchen schon die früher» Darstellungen zurückließ,n. Dieser Eindruck schwankt zwischen Anerkennung und Mißvergnügen, bis er sich endlich ganz dem letzter» zuneigt. Es bleibt eine beachtrnSwerthe und strebsam verdienstliche Idee unserer Direktion, den „Macbeth", der in Deutschland eine Seltenheit ist, dem Repertoir zuzusühren, leider nur kann man der Ar», wie die» geschah, seine Zustimmung nicht geben. Dir mangelhafte Bearbeitung, daS Streichen einiger Scenen, besonder» der Familienscene mit Macduff und Fife, die Neber- ladunq durch Mufik, die erkünstelten melodramatischen Effecte und endlich dir ungenügende Besetzung der Hauptrollen lassen daS phantastische Element diese» Werke» nicht zur Wirkung kommen «nv vernichten den Eindruck psychologischer Wahrheit. Da man durch Weglassungen in ShakeSpeare'schen Stücken fast immer den organischen Zusammenhang zerschneidet, so ist der hierbei heraus- kommende Gewinn: möglichste Einheit de» Orte», der Zeit und Vermeidung eine» zu reichen Scenenwechsel», ein Kleinkrämer profit, der nur unfern engherzigen modernen Bühnenbegriffen eine Schmeichelei macht, während er die Phantasie de- Zu schauer» in Schach erklärt und ihr dir größtmöglichsten Grob- Feuilleton. heilen sagt. Es wird dabei außerdem vergessen, daß Shakespeare sein Drama durchaus nicht auf unsere neuern halb aristotelischen Grundsätze basirt hat. Wir wollen bei seinen Werken daS Theater von Abenteuerlichkeiten, Greuelscenen und unnatürlichen Erscheinungen säubern, wollen aber zugleich die Wirkungen genießen, welche der Dichter mit auf diese romantischen, wilden, dämonischen Elemente gegründet hat. AuS Furcht, breitere Actionen, Schlachten rc. nicht so famo» und täuschend auf die Breter bringen zu können, daß sie über daS Lächeln von Stroh köpfen und Schafsgesichtern erhaben sind, läßt man diese Momente, welche bei Shakespeare allemal dramatische wichtige Entwickelungen repräsentiren, ohne weitere- fort. Dadurch tritt die Handlung hinter die Scene und dir malte Erzählung der Handlung, daS sbakeSpearefeindlichste Wesen, breitet sich auf der Buhne au-, macht die lhatkräfligen Helden (wie unter Anverm im „Coriolan") zu prahlerischen Declamatoren und muthet der Einbildungskraft der Zuschauer mehr zu, als dies der Scenen- wechsel gelhan haben würde. Indem man hier also beim Shakespeare'schrn, ja überhaupt klassischen Drama al» organische LebenSglieder wegläßt, was der Dichter wünschte und wa» für den poetisch-psychologischen Zusammenhang der Composttion nöthig war, ist man sehr gewillt, auf der andern Seite von den neuern Errungenschaften der Oper, deS BalleiS, der ivdien Dekoration und Maschinerie anzubringen, waS nur Irgend möglich ist. Goethe'S „Vgmont" und „Faust", in denen manche Stellen, und zwar oft die entscheidendsten, von der Musik ganz getövtet werden, haben sich hierüber zu beschweren, sowie denn auch die Phantasteschwingen de» „Sommernacht». traumS" oft mehr von den überreichen Tonwellen gelähmt als getragen werden. Aber auch „Macbeth" leidet unter diesem gutgemeinten Miß verständnisse, und wir müssen darüber unsere frühere Klage wiederholen. Die Erscheinung der Heren und ihre Einwirkung auf „Macbeth" ist der großartige geheimnißvoll-dämonische Hinter grund. In seinem Lüstern Dunkel, auf dein die Schatten der Versuchung, der Bosheit, der Heuchelei und deS Wahnsinns hin und wieder schweben, verlieren sich dir ersten und letzten Fäden der Handlung. Und in der Handlung dieser kühnsten und raschesten Tragödie ShakeSpearr'S werden die bedeutendsten Vor- gänge in der Menschenseele ohne große Bereitungen und Ent schlüsse kürzer denn je «»gedeutet, die Ihaten mehr durch Thaien als Entschlüsse und die Entschlüsse selbst fast immer nur durch fieberhafte geheimnißvolle Stimmungen monvirt, so daß der Gang der Handlung unaufhaltsam und unerwartet wie da» Abbrennen rincS Feuerwerks fortschreitet, Lessen erste Rakete, ein böse» Zauber spiel de» Zufalls, die Flamme rer ehrgeizigen Hercnprophezeiung angezünde» hat. Daher muß aus die Darstellung der Herenscene ein Haupt- gewicht gelegt werden. Nur die ersten Künstlerinnen sollten windig befunden werden, diese osstanische», riesigen N belgestalien, so gut eS ihr Talent vermag, mit schwacher menschlicher Kraft zu verwirklichen. Vor Allem aber vernichtet eine reich angebrachte Musik, sei sie so schön sie wolle, und daS Melodramatische die einfache er schütternde Elementarwirkung dieser Scenen, reißt au» der Illusion