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Dresdner Journal. Berantwortlicher Redakteur. I. G. Hartmann. V 303 Diese- Blatt erscheint mit Ausnahme de- Sonntags täglich Abends und ist durch alle Postanstalten zu brztehen. Tonntag, -en 23. November. Preis für das Vierteljahr Thaler. Insertions-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Jelle l Neugroschcn. I8SI Amtlicher Theil. Dresden, 22. November. Wegen erfolgten Ablebens Sr. Majestät des Königs Ernst August von Han nover wird den 23. d. M. am Könlgl. Hofe auf drei Wochen Trauer angelegt. Tage-qefchichte. Dresden, 22. November. Nach einer heute aus Turin eingegangenen telegraphischen Depesche ist I. K. H. die Her zogin von Genua, geb. Prinzessin von Sachsen, am 20. d. M. von einer Prinzessin glücklich entbunden worden. 0 Dresden, 22. November. Der k. k. österreichische Feldmarschalllcutnant Fürst Lobkowitz ist durch Dresden ge gangen , um auS Anlaß des erfolgten Dahinscheidens des Königs Ernst August von Hannover die Beileidsbezeugungen deS kais. österreichischen HofeS dem jetztregierenden Könige Georg V. von Hannover zu überbringen, ingleichen denselben NamenS der kais. Familie wegen seines Regierungsantritts zu beglückwünschen. Wie wir vernehmen, ist von unserm Köniql. Hofe der wirkliche Geh. Rath und Präsident des OberappellationsgerichtS Vr. v. Langenn beauftragt, zw glei chem Zwecke sich nach Hannover zu begeben. Wien, 15. November. (C. Bl. a. B.) Gewöhnlich gut unterrichtete und angesehene Personen versichern, daß Se. Majestät der Kaiser an die Präsidenten des Minister- und des Reichsraths Handschreiben erlassen habe, in welchen denselben aufgetragen wird, die Arbeiten der Verfassungs revision größtmögiichst zu beschleunigen und sic ungesäumt zur allerhöchsten Vorlage zu bringen. — Infolge der aus Italien eingetroffenen Nachrichten ist der Erzherzog Albrecht vorgestern mit Instructio nen für den Marschall Radetzky nach Verona abgereist. Se. kaiserl. Hoheit bezieht sich, wie verlautet, sodann nach Florenz, um den Grcßherzog, welcher die Regierung nieder legen will, von diesem, wie eS scheint, ernst gefaßten Vor sätze abzubeingen. Der Erbprinz ist minderjährig, und eine Regentschaft unter den jetzigen Verhältnissen würde die Schwierigkeiten nur mehren und könnte unserer Regierung eine Kette von Verlegenheiten bereitrn. Im gestrigen Mi- nistrrrathe soll über die Verfassungsfrage abermals verhan delt worden sein. Vertin, 17. November. So viel jetzt vernehmbar ist, meldet die „Lithographirte Correspondenz", werden Se. Majestät die auf den 27. d. M. cinberufenen Kammern in Person eröffnen. — Der von seinem Posten als Eommissarius in Schleswig - Holstein beurlaubte General v. Thümen ist sehr leidend. — Unsere Position zu dem gegenwärtigen dänischen Cabinet hat sich noch immer nicht geändert und die unzweifelhaft auch von den außerdeutschen Mächten dem dänischen Ministerium gemachten Vorhaltun gen, die Dinge nicht auf die Spitze zu treiben, haben bis jetzt erkennbare Früchte nicht getragen. — Es kann wieder holt als vollständig unrichtig bezeichnet werden, daß im Ministerium des Auswärtigen oder an sonst betreffender Stelle eine Abberufung des Generals Grafen Nostiz von Hannover, oder auch nur beabsichtigt werde, demselben einen neuen Gesandtschaftsrach zu attachiren. Wenn einige Berichte Herrn v. Usedom als designirt für den hannover schen Gesandtschaftspostcn nennen, so dürfen sie um des halb nur noch weniger auf Glaubwürdigkeit Anspruch machen. Von Verlin wird den „Hamburger Nachrichten" ge schrieben, daß das Gutachten des Geheimraths Pernicc in der dänischen Er b fo l g e fr a g e bereit« gedruckt und der preußischen Diplomatie, mitgethcilt worden sei. Dasselbe erklärt, wie schon erwähnt, nach dem Erlöschen der ältcrn königlichen Familie die russische im großfürstlichen Thrile von Holstein für nächstberechtigt, dagegen sei weder die Augustenburger noch die Glücksburger Linie als erbberechtigt anzusehen wegen der in diesen Linien vorgekommenen Mesalliancen. Aus Westfalen, 15. November. Aus glaubwürdiger Quelle erhält der „Wests. M."'die Mittheilung, daß nach erfolgter Ratifiripung des hannoverisch-preußischen Zollver trags folgender Eisenbahnvertrag zwischen Hannover und Preußen abgeschlossen ist:' Hannover baut von Osna brück über Melle nach Löhne, sowie von Emden auf Rheine und übernimmt den Weiterbau eventuell nach Holland über Ohne, sowie auch den Betrieb dieser Bahnen. Die Linien von Enschede auf Münster, Brackwebe nach Paderborn, sowie Lingen nach Osnabrück sind aufgegeben. Nach einer Correspondenz der „D. A. Z." aus Mün chen, 17. November, unterliegt die Ernennung des Herrn v. Schrenk zum CultuSminister und des Herrn von Ringel mann zum Justizminister keinem Zweifel mehr. — In den höhern Kreisen der Gesellschaft wird eine andere Ernennung besprochen, wodurch eine ursprünglich bürgerliche Familie in die unmittelbare Nähe des Königs gebracht wurde. Herr v. Wendland, Baiern« Gesandter bei der französischen Republik, ist nämlich zum königl. Kammerherrn, seine Frau zur Palastdame der Königin und sein Vater, ein protestan tischer Pastor in Norddcutschland, zum Hofprcdiger der Kö nigin Marie ernannt worden. Herr v. Wendland ist übrigens schon vor der Zeit, als der König zur Regierung gelangte, ein persönlicher Freund desselben gewesen, ein Verhältnis, dem er auch die hohe Stellung zu danken hat, die er als Gesandter des Königreichs in Paris einnimmt. Münclren, 19. November. Wie die ,,A. Z." schreibt, ist es entschieden, daß Freiherr v. Schrenk den General Lylander in Frankfurt ersetzen wird. Hannover, 19. November. Die „Hannoversche Zei tung" nimmt Folgendes auS dem „Hamburger Corrcspon- dent" auf: Herbeigerufen von dem Ministerpräsidenten v. Münchhausen ist heute der Freiherr v. Schele von Frank furt hier angekommcn. Wahrscheinlich werden noch andere gewichtige Männer von Herrn v. Münchhausen herbeigc- rufeo, um Rath über dk-gsgeowärtige Situation zu er- lheilen. Man glaubt, daß auch Herr Stüve von Herrn v. Münchhausen consultirt werden wird. — (H. Z.) Der Prinz Friedrich von Preußen ist von Berlin hicrselbst eingetroffen. — Eine hohe Verordnung vom 19. ordnet für alle öffentlichen Diener geistlichen und weltlichen Standes die Vollziehung eines Huldigungsreverses an, worin in folge der für solchen Fall bereits früher geleisteten Huldi gung die Anerkennung des gegenwärtig regierenden Königs Majestät für den rechtmäßigen angebornen Landesherrn aus gesprochen und gelobt wird, Allerhöchstdcmselben treu, hold, gewärtig und unterthan zu sein, Allerhöchstdessen und des gesummten Königreichs Wohlfahrt nach bestem Wissen und Gewissen zu fördern, Schaden aber nach bestem Vermögen abzuwcnden. — Nach der „W. A." hat der König Ernst August einen sehr langen harten Todeskampf zu bestehen gehabt, der von Abends 8 Uhr bis zur Todesstunde nur durch sehr kurze Momente der Ruhe unterbrochen wurde. Die hohe Leiche ist en parncke ausgestellt. Aus Hannover wird dem ,,H. E." geschrieben: Es ist eine heute hier allgemein bekannte Thatsache, daß vom ehe maligen Ministerium B enni g se n - S t ü v e wirklich vor einigen Tagen (am 14.) ein neues Concilium in Biele feld abgehalten wurde. Doch waren nur vier Mitglieder des weiland Ministeriums Stüve dort, nämlich Graf Ben ¬ nigsen, StaalSrath Stüve, Schahrath Lechzen und Cabinets rath Braun. General Pcott und Oberappellationspräsidenl v. Düring, bekanntlich die Gemäßigten im ehemaligen März Ministerium und von der Wahrheit durchdrungen, daß man März 1848 nicht perennirend feiern könne, haben eS vor gezogen, nicht auch noch nach dem Ministertode moralisch eine Fortsetzung der Herrschaft affecticen zu wollen: sie waren auf keinem der Bielefelder Convente. Bei dem dies maligen Ministertage in Bielefeld — schließt der „H. C." spöttisch — sollen folgende äußerst wichtige, auf daS Schick sal von Europa höchst einflußreiche Beschlüsse gefaßt wor den sein: Erstens, vorläufig bei der gegenwärtigen Sach lage nichts zu thun; zweitens die Organisationen nicht für i solche Maßregeln zu erklären, welche in ihrer gegenwärtigen > Gestalt ausführbar wären. Die „H. N." melden über das ! oben erwähnte „Concilium": Den spcciellen Zweck dieses Congresses anlangend, so scheint uns die Version im All gemeinen zutreffend, wonach angenommen wird, daß die Frage über die bei der Thronverändcrung seitens der Par tei cinzunchmende Stellung gegen das Ministerium Münch- ! Hausen, cventuell wegen Herstellung eines Ministeriums I Stüvc-Bennigsen zur Erörterung und Entscheidung gebracht ist. Diese Annahme ist um so wahrscheinlicher, als cs, ab gesehen von derselben, schwer werden möchte, eine genügende Veranlassung für jene Versammlung, deren Wahl in An sehung der Zeit nicht wohl als eine Zufälligkeit betrachtet werden kann, aufzusinden. Sie gewinnt aber noch erheb lich an Consistenz durch die Thatsache, daß die Beziehungen Slüve'S zum kronprinzlichen Hofe sich trotz seines Rück- i tritts nicht nur erhielten, sondern fortwährend erweiterten. Stuttgart, 18. November. (Fr. I.) In der52.Sitzung " der Kammer der Abgeordneten wurde eine längere ! Discussion durch die von Mohl angeregte Frage herbei- ! geführt wegen einer vom Finanzministerium erlassenen Vcr- > fügung, wodurch ein Commissar ausgestellt ist, der die mit ! „Dienstsache" bezeichneten amtlichen Schreiben und' Post sendungen, welche Postportofreiheit genießen sollen, zu er öffnen und zu untersuchen berechtigt ist. Mohl will diese Verfügung zurückgenommen wissen, weil er darin einen Eingriff in das Briefgeheimnis und den Anfang zu einem Ouhinet nuir erkennen will, der sich auch weiter auSdehneu ! könne. Die Staatsräthe v. Linden und v. Knapp verthei- digen jedoch die Regierungsmafiregel damit, daß eine Con- ! trolc über die alle Grenzen überschreitenden Mißbräuche mit der Portofreiheit amtlicher Stellen geübt werden müsse, und dies nicht auf andere Weise geschehen könne. Ein Eingriff in das Briefgeheimniß sei dies aber in keinem , Fall, denn es handle sich ja nur um amtliche mit „Dienst sache" bezeichnete Schreiben und Sendungen, die als Akten stücke untergeordneter Behörden von der obersten Staats behörde controlirt, untersucht, jederzeit in Einsicht genom men werden können, da sie ja Eigenthum des Staates sind. Die Einsichtnahme der Acten des Staates könne man doch dem Ministerium nicht bestreiten und der Commissar sei i ein zu lebenslänglichem Schweigen beeidigter Commissar des Ministeriums, der obersten Staatsbehörde. Die Privat briefe bleiben durch diese Verfügung völlig unberührt. Die > Sache wird der staatsrechtlichen Commission zur weitern ! Berichterstattung überwiesen. — 19. November. (O.P.A Z.) In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wird als Reinertrag der Staatseisenbahnen sür 1850/51 die Summe von 720,000 fl., für 1851/52 die Summe von 750,000 fl. in den Etat ausgenommen, was nahezu eine 3procentige Ver zinsung des Anlagekapitals ausmacht. Auf Notter's An trag drückte die ganze Kammer durch Erhebung von den Sitzen dem Departementschef, StaatSrath v. Knapp, ihre Dramatische Vorlesung des Herrn Prof. Griepenkerl: i „Die Girondisten". CS ist außerordcnilich, mit welcher Lebendigkeit und Frischt sich Herr Griepenkerl in die großartige Geschichte der .Revolutionszeit hineingedacht hat, und seine bisherigen drama tischen Versuche, „Robespicrre" und „Die Girondisten", zeigen den bedeutungsvollen Plan des Dichters, daß es ihm darauf an kommt, unS eine Reihenfolge farbenreicher dramatischer Gemälde auS jener Periode darzustellen. Diese Tableanr mögen dann im Ganzen erst jenes heroische Geschichtsdrama versinnlichen, dessen crster Act an die verlebte Idylle des AristokraiiSmuS anknüpfte, während der fünfte, müde, entkräftet und toriwund durch daS Nachjage» einer idealen Freiheit, wie sie weder eristirt in der realen Welt, noch durch Blut und Rache geboren werden kann, in daS langweilige pragmatische Kamiliendrama derRestauraticnS- epoche hinübergeleiiet hat. Diese episodische Reihenfolge mag denn auch dazu geführt haben, daß der talentbegabte Autor die geschloffene Kunftform dcS DramaS, das eine Welt für sich bilden soll, verlassen hat und un» in den Girondisten noch mehr als im NobeSpierre vorzugsweise einzelne Charakierzüge und Handlungen mit drastischer Phantasie schildert, wobei allerdings neben kernhasten Gedanken und liefen leidenschaftlichen Empfindungen viel äußerliche Pointen drücken und Phrasen zur Schmückung deS brillanten ebenso theatralischen al« dramatischen Stoffe- sich eingefnnden haben. Außerdem hat da- Stück bei diesem Mangel innerer poelischer Entwickelung und Handlung, der keineswegs, wie e« wohl sein sollte, auf dem Hintergründe der Geschick»,, ein Helle- dramatische- Feuilleton. Gebilde von Ursachen und Wirkungen mit einer aussteigenden und abfallenden Linie der Katastrophe beleuchtet, nicht die Kraft, den mit der Geschichte wenig Bekannten in seine Illusion hinüber- zuziehcn. Dem engern mit der Revolutionszeit speciell bekannten Z heile deS Publikums muß aber diese geistvolle Dialogisiiung der Historie, zu der noch oft eine scharfe Charakteristik der Personen und markirte Malerei der Zustände und Verhältnisse tritt, höchst interessant sein, und es war sehr zu bedauern, daß sich nur ein sehr kleines Auditorium durch Schnee und Unwetter hinaus- gewagt hatte. Da wir noch Gelegenheit haben werden, von den Vorträgen dcö Dichters Weitere- zu hören, so sei nur noch diesen An« denlungkn hinzugrfügt, daß „Die Girondisten" einen zerrissenern, weniger plastischen und gesunden Eindruck machen, als „RobeS- pierre", und nicht so viel Gedanken und erschütternde Momente darbieien. Außerdem entbehren die VoltSscenen gegen die früher» deS genrebildbchcn Humors, und die enthusiastische rege Phantasie hat den Autor in seinen Zeichnungen hier und da zu ercenrrischen onlririen Linien und abenteuerlich forcirten Schlagschatten gedrängt. Als hohes Lob muß aber noch erwähnt werden, daß die Dichtung keiner Tendenz ein Opfer bringt. Die Darstellung ist historisch, und wo davon abgewichen wird, geschieht ,S nicht znm Vortheil politischer oder soeialer Ansichten und Liebhabereien. Man muß diese Objectivität, welche allein schon Griepenkerl über eine große Zahl neuester Dramatiker erhebt, als ein Erleichterungs mittel sür mögliche Aufführungen besonders in Anschlag bringen. Und endlich bleib» eS ein erhebende- Beispiel, doch einmal unter den blöden bescheidenen Deutschen einen Autor zu sehen, der mit vollster Ueberzeugung für sein Werk dasselbe persönlich zu ver breiten und anständig zu vcrwerihcn den »Muth bat. O. AI er. Banck. Ueber den R Iliila c>stattete Herr Hofrach Reichenbach ciner im Dresdner An zeiger gemachten Meldung zufolge am 7. November in der Ver sammlung der Sektion sür Botanik der Gesellschaft Isis Bericht. Hier, wo die in Dresden lebenden Botaniker und die größere Zahl der für die Fortschritte der Pslanzencultur sich lebhafter inter« essircnden Gärtner unmittelbar am botanischen Garten, monatlich über die neuen Ergebnisse ihrer Wissenschaft und Kunst sich be sprechen, hatte sich auch an diesem Abende ein zahlreicher Kreis von »Mitgliedern und Gästen versammelt. Der botanische Gärtner Herr Krause hatte wieder zwanzig größtentheilS neuere und schönblühende Gewächse zusammengestellt, welche den Anwesenden durch Nachweisung über deren Vaterland, Entdecker, Eigenschaften und Cultur näher geführt wurden. Dasselbe geschah durch einen weitern Vortrag des Vorsitzenden, in Beziehung auf die neuesten Acguistiionen der Gärten in England, durch Abbildungen und MiNheilung der Erfahrungen der Engländer crläutert, wobei auch in diesem Monate durch »Mr. Fortune von seiner Reise in China mitgebrachie Auen als Prachtpflanzen sich vorzüglich empfahlen. — Der l^llulc wurde «Heils als DNucur tulrervru», »Heils alS Kvu5«inßaulti» knsolloickes neuerlich als Surrogat der Kartoffeln empfohlen, und darum ist es noihwendiq, beide Ge wächse genauer kennen zu lernen. Schon Aime Bonpland