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Dresdner Journal. Verantwortlicher Nedacteur: 2. G Hartmann. .V 287 Diese« Blatt erscheint mit Ausnahme Preis sür da« Vierteljahr I Thaler. de« Sonntag« täglich Abend« und ist Insertion« - Gebühren für den Raum durch alle Postanstalten zu beziehen. einer gespaltenen Zeile I Neugroschen. 1851 Tage-geschichte. 0(7 Wien. 12. November. Se. kaiserliche Hoheit der Großfürst Konstantin langte am 11. d. M. mit Se parattrain in Gratz an, übernachtete dort und setzte sodann seine Rei/e nach Laibach weiter fort. Derselbe wird — der „Oefl. Rz." zufolge — gelegentlich seiner Rückreise aus Italien, welche in die Pratersaison fällt, wieder Wien berühren und einige Wochen hier verweilen. — (06) Se. Maj. der Kaiser haben dem wegen des Verbrechens der Theilnahme am bewaffneten Aufruhr als erster Vicegespan de- Gömörer ComitatS zu 4jähriger Festungsstrafe verurtheilten Anton v. Szent-Miklossy den Rest seiner Strafe nachgesehen. — (Oest. Rz.) Gegen jene Individuen, welche aus dem Agiotiren ein Geschäft machen, sind sehr ernste polizei liche Maßregeln theilS ergriffen, theilö noch im Zuge. Gestern wurden einige Schlupfwinkel solcher Geldmäkler von der Sicherheitsbehörde in das Auge gefaßt, und meh rere derselben, namentlich solche, die durch Aurückhalten von Silbergeld und ander, vielverzweigte Machinationen auf der Börse zum allgemeinen Nachtheile zu wirken wußten, man sagt vierzig an der Zahl, sind bereits ring,zogen. — Die „Schlesische Zeitung" schreibt auS Wien vom 10. November: Die Nachricht von dem Tode des Vladika von Montenegro PetrovitS Negosch, traf hier einen Ver wandten desselben, Daniel PetrovitS, welcher, wie ich vernehme, auf der Durchreise nach Rußland eben in unse rer Stadt verweilte. Dieser, ein junger Mann von noch nicht 25 Jahren, ist vom Vladika zu seinem Nachfolger er nannt; di, Bestätigung dieser Würde steht, wenn ich mich recht erinnere, dem Kaiser von Rußland zu, der, obwohl daS Gebiet von Montenegro an die Grenzmarken unser« Dalmatien streift, Schutzherr - dieser halb weltlichen, halb geistlichen Herrschaft ist. Der verstorbene Vla dika war noch nicht 40 Jahre alt und genoß bei den Montenegrinern einen hohen Grad von Verehrung. Sein muthmaßlicher Nachfolger wird als ein Mann von geisti ger Begabung, ebenmäßigen GesichtSzügen und kräftigem Bau geschildert. Aus 11. November, meldet die „Gratz,r Arg ": Außer den Zerstörungen, welche von der Mur und mehrern Wildbächen besonders in Ober-Steiermark herbeigeführt wur den , ist eS insbesondere die Drau, welche ihrem ganzen Laufe entlang, vorzüglich aber im Peltauer Felde, außer- ocdeullichen Schaden angrrichtet hat. Venedig, 9. November. (Triest. Z.) Die Überschwem mung des Markusplatzes wiederholt sich regelmäßig täglich in den Vormittagsstunden, so daß die Kaffeehäuser und die Verkaufsgewölbe unter den alten Procuratien erst gegen di, Mittagsstunde geöffnet werden, was den Inhabern be trächtlichen Schaden bringt. Auf Anordnung Sr. Excellen; des Militärgouverneurs ist binnen 12 Stunden eine höl zerne bewegliche Brücke von der Kirche bis zum Residenz palais errichtet worden, wodurch die Communication sehr erleichtert ist. Auch die innern Canäle der Stadt sind wahrend der Fluch nicht befahrbar. Aus den Provinzial städten langen immer traurigere Nachrichten über die vom Elemente angerichtelen Verwüstungen an. (06) Au« Mantua, 7. November, wird uns berichtet: Der Priester Johann Grioli, Cooperator bei einer Pfarre, ward wegen des erwiesenen Versuchs, k. k. Militär durch Zurede und Geldspenden zum Desertiren zu verleiten und wegen des Besitzes von 18 revolutionären Druckschriften, welche vom September 1851 dalirt waren, kriegsrechtlich zum Tode verurtheilt und durch Pulver und Blei hinge- richtet. Berlin, 13. November. sPr. Z.) Dem Vernehmen nach werden Se. Königlich, Hoheit der Prinz von Preußen Sich in acht Tagen nach dem Rhrin zurückbegeben. — Nach einer heute Nachmittag eingegangenen telegraphischen Depesche halten Se. Majestät der König von Hanno ver eine ziemlich ruhig, Nacht gehabt. Im Uebrigen ist eine weitere Abnahme der Kräfte bemerkt worden. — (N. Pr. I.) Die Regierung hat xuerdtngS in Er wägung gezogen, wie der Ausfall i» der Staatseinnahme, der durch die frühere Aufhebung des Aeitunqsstempels und de- Jnsertionszwanges entstanden, anderweitig wieder gedeckt werden könne. Dieselbe ist im Allgemeinen darin einverstanden, daß diese Stempelsteuer wieder herzustellen sei. Von der einen Seite wird nun jvorgeschlagen, die Steuer, die früher nur 1 Thlr. pro Zeitungsexemplar be trug, jetzt auf 2 Thlr. festzustcllcn; von der andern wird, und zwar mit Recht, gellend gemacht, daß der Satz von 1 Thlr. hoch genug sei, falls eö sich nur darum handle, den erlittenen Ausfall zu decken. ES wizd dabei bemerkt, daß nicht nur seither die Zahl der Zeitungen sich fast ver doppelt, sondern auch die Abonnentenzahl der Zeitungen im Allgemeinen bei jedem Blatt sich vermehrt habe. Posen, 8. November. Die Liga PolSka ist in diesen Tagen polizeilich geschlossen worden. Verschiedene BeweiS- , stücke für eine seitens derselben geführte Cvrrespondenz mit England und Frankreich sind bei dem Borfitzenden vorgefun den und der Staatsanwaltschaft zur Einleitung der Unter suchung übergeben worden. München, 9. November. Vergangene Woche waren sieben Artillerieoffiziere der spanischen Arme« hier; dieselben haben besonders unser» Militäranstalten große Aufmerk- samkeit zugewendet. Sie wurden am Freitag von Sr. Maj. dem König in einer Privataudienz empfangen und I haben gestern München wieder verlassen. — Die „N. M. A." schreibt: Nach einer statistischen i Uebersicht über die Auswanderung aus Baiern nach Amerika belheiligen sich die Provinzen Ober- und Nieder- baiern sammt Schwaben nur wenig; mehr schon die Ober- ! Pfalz; darauf folgen mit bereit- bedeutenden Zahlen die Provinzen Oder- und Mittelfrauken, mit noch bedeuteaderu die Provinz Unterfranken und endlich die Pfalz, wo die Auswanderung fast Procent der Bevölkerung beträgt! — 11. November. (A. Z.) Herr v. Kleinschrod hat wegen anhaltender Unpäßlichkeit sein Portefeuille wieder abgegeben, und die Verwesung deS Justizministeriums wurde wieder dem StaatSrath v. Pelkhoven übertragen. Die Specialetats deS Kriegsbudget- wurden gestern dem Finanzausschuß unserer Abgeordnetenkammer mitgetheilt. Die Summen sind unverändert geblieben und betragen im Ganzen 10,020,000 fl., darunter 8>^ Mill- für die aclive Armee. »s» München, 11. November. Dem Ritter v. Maffei ist vom Centralverwaltungsausschuß des polytechnischen Ver eins sür daS Königreich Baiern die goldene Vereinsmedaillc mit einem Huldigungsschreiben überreicht worden, eine seltene Auszeichnung, die seit dem 36jährigen Bestehen des Vereins nur außerdem viermal und zuletzt im Jahre 1832 zuerkannt worden ist. Schon vorher waren die Anstände, welche Herr v. Maffei bezüglich der Auszahlung des Preises für die Locomotive Bavaria erfahren hatte, gehoben. Herr v. Maffei hat den Preis bereits in Empfang genommen. Hannover. Die Untersuchung gegen den Pastor Dulon ist zu Hoya zum Schlüsse gelangt und die Acten darüber sind an die hiesige Justizkanzlei eingesendet worden. Noch vor Dresden, 13. November. DaS Conecrt der fran zösischen Brrgsä nger, die schon früher auf ihren musikali schen Wanderzügen DreSven berührt haben, erschreckte gleich beim ersten Gesänge durch eine unmäßig unreine, tonwühlerische Intonation, die sich indeß in den folgenden Piecen, namentlich den in Modulation und Satz einfacher», viel befriedigender gestaltete, so daß wenigstens die nationale Originalität der Gesänge und ihre- Vertrags eindrucksvoll genug zu Gehör kamen, um rin besondere« Interesse zu erregen. Der letztere hat sich auch die Wirkung einiger schönen und eigenthünilichen Klangeffecte noch ertzefiten, z. B. da« verschwimmende und tonverwcbende Ver hallen der Schlußharmonien, und mit Verwunderung hört man einen Loloienor — wahrscheinlich de» Dirigenten deS ChorS —, ein, prächtig kras,volle, umfangreiche und gebildete Stimme mit energischem AnSrrncke, sich erheben, der auf den Bretern der großen Oper in Pari« am besten zu Hause sein würde. Hin sichtlich der mangelhaften Jnionatiov deS Chors hat mau die schwierigen Verhältnisse, welche die stete Wanderschaft und die wechselnden Stimmen der Knaben für die Produktionen der Gesellschaft bieten, wohl mit einiger Nachsicht zu berücksichtigen. Fand nun auch ein Musikfreund, der seine Musik mit voll kommenster Tonqastronomie nur im richtigen Klang und Zusammentlang der Töne sucht, leine-wegS ein vollkommenr- Ergötzen, so ergaben diese Gesänge für ein tiefer gehende« und poetisch musikalisches Interesse und für die Forschung de» Volks- qesanqeS mannichfach VeachienSwertheS und Anregende«. Denn die Ausführung zeigt zwar eine Mischung volkSthümlicher Art und Weise mit Kunßbearbeitnng, aber die letztere ist so locker Feuilleton. gehalten, daß dadurch daS Charakteristische und national Be sondere durchaus nicht verloren geht und, verbunden mit dem eigenthümlichen Vorirage, sich noch in genügender llngebundenheit und Selbstständigkeit geltend macht. So sei nur die in den ernsten Liedern auffallende Ver mischung de» weltlich nationalen Elements mit den Anklängen anS den musikalischcn Weisen und Formen deS katholischen Cultuö berührt. Sie erscheint nicht bloS in dem harmonischen, sondern auch in dem melodischen Gange und in den Phrasen der Vor sänger, während sich in andern Liedern in dem Zuruf und Wiederruf Einzelner nur die Natur der Bergbewohner offenbart, die von Berg zu Berg und zum 4halt hinab ihren Wechselgesang anstimmen. ES deutet diese Einigung der kirchlichen und nationalen Elemente auch aus eine harmonische Einigung beider im Leben, während wir zum Beispiel in einem andern Berglande „Tirol" nicht eine Spur kirchlicher Anklänge in den Volksliedern finken; denn dort hat die Geistlichkeit seit lange einen bigotten Kamps gegen daS Volkslied und manche fröhliche VolkSsitie er öffnet und da» erstere in Südtirol fast schon erlöschen gemacht. Zn Italien führt der musikalische Ursprung der römischen Volks lieder wieder fast nur auf die ältesten Kirchenmusiken und «Heil weise auf de» katholischen CultuS selbst als Quelle zurück, während in Unteritalien sich nur in den modernen kirchliche An klänge und religiöser Inhalt vorfinden, der ältere BolkSgesang aber viHuehr nur weltlichen Ursprungs ist und namentlich auf griechisM, sarazenische und spanische hinweist. Diese Andeu tungen sollen nur die Bemerkung begründen, wie bedeutungsvoll für die Culturgeschichie der Völker Forschungen auch im Bereiche Ablauf diese« Jahres dürfte derselbe vor dem Schwurge richte erscheinen. Ulm, 7. November. (U. Z.) In den Laboratorien der Festung beider Ufer bemerkt man seit einiger Zeil eine außergewöhnliche Thätigkeit. Die Armirung geht nicht minder ihren raschen Gang, und bald sieht man auf allen Punkten die erforderlichen Geschütze aufgestellt, um für möglich, Eventualitäten gesichert zu sein. In den Kanz lei«« unserer Regimenter ist gleichfalls Vorsorge getroffen, indem alle Ausschreiben an die Oberämter bez. Schult- heißer,ien parat liegen. Die übrige Ausrüstung ist voll ständig. Karlsruhe, 10. November. (B. L 3 ) Durch Erlaß des hohen Kriegsministeriums ist dem großherzogtichen Armee corps von heute an die Ablegung der deutschen Kokarde von den Helmen anbefohlen worden. Hanau, 11. November. (O.P.A Z.) Das Ministerium hat durch Verfügung vom 31. v. M., in Gemäßheit des tz. 100 der Gemeindeordnung, den gejammten aus 48 Bür gern bestehenden hiesigen städtischen Ausschuß aufgelöst, die Wiedererwählung von 35 seiner Mitglieder für die Dauer von 9 Jahren untersagt und die hiernach erforderliche ge setzliche Wahl eines andern Gemeindeausschusses angeordnet. Die Motive dieser Verfügung sind beiläufig folgende: „Das die Gesammtverfassunq des Staats tragende monarchisch- constitutionelle Princip müsse auch in allen Organen des öffentlichen Lebens seinen Ausdruck finden, also auch in den Gemeindebehörden, deren Beihilfe die Staatsregierung in vielen Fällen nothwendig habe und die namentlich auch aus sich den BrzirkSrath mit zu wählen hätten, dem eine so wichtige Mitwirkung in der Verwaltung angewiesen sei. In dem Gemeindeausschuß in Hanau befände sich aber eine Reihe von Individuen, die mit in unserm monar chischen Staate für verbrecherisch zu haltenden republika nischen und anarchischen Bestrebungen offen hervorgetreten seien, und die solche noch besonder« dadurch bewährt hätten, daß sie einen Träger jener Bestrebungen (den ObergerichtS- anwalt Cöster) zum Ausschußvorstand wählten. Durch die verfügte Auflösung wolle man nun hiesiger Stadt Ver anlassung geben, Vertreter zu wählen, die eine gedeihliche, mit dem monarchischen Princip übereinstimmende Richtung haben." Im Laufe einiger Wochen wird nun die Neu wahl vorgenommen werden und «st es der Wunsch aller mit ihrer Vaterstadt eS wahrhaft wohlmeinenden Bürger, daß die Wahl auf ruhige, besonnene, geschäftskundige und dem blinden Parteigetriebe fern stehende Männer fallen möge. <5amberg, 6. November. (N. A. Z.) Herr Präsident Voll Pracht, welcher, wie man hört, entweder zur Aus arbeitung neuer Gesetzentwürfe oder zur Revision der noch bestehenden Märzgesetze seither von allen Dicnstgeschäften entbunden war, hat, äußerm Vernehmen nach, seit einigen Tagen die Präsidialgeschäste bei dem herzoglichen Finanz ministerium übernommen. Aus Mecklenburg-Schwerin, 9. November, wird der „Wes. Z." geschrieben: Die Auswanderung nimmt noch fortwährend bei uns zu, und trotz der schon vorgerückten Jahreszeit verlassen noch allwöchentlich mehrere Familen die alte Heimalh, um sich jenseits des Oceans eine neue zu suchen. Ein großer Theil dieser Auswanderer sind kräf tige junge Leute, theils Handwerker, theils Arbeitsleute vom Lande. Schwerin, 11. November. (H. C.) Zu diesseitigen Landtagscommissarien sind, dem Vernehmen nach, der Mi nisterpräsident Graf v. Bülow und der Schloßhauptmann v. Lühow ernannt worden. — Die gestern hier stattgesun ¬ der Musik der Volkslieder sind, und wie wünschenSwerth jede Bereicherung an Material und Beobachtungen für die poetische und musikalische Geschichte deS Volksliedes der verschiedenen Nationen ist. Eine Eigenthüinlichkeit des Volksgesanges der romanischen und südlichen Völker mag auf Veranlassung res Vortrags der „Bergsanger" hier noch erwähnt werden: der mehr oder weniger vorherrschend näselnde Klang der Stimmen, der freilich bei den Männern, vereinigt mit einem Hochlreiben der Stimmlage, die Eigenschaft einer sehr weiten in die Ferne tragenden Resonanz des TonS am besten entwickelt. In ganz Italien findet man riesen Stimmklang; völlig vorherrschend schon in Rom und seiner Umgegend, wenn der römische Campagna- bauer oder Hirt seine Riiornello improvisier oder seine Madonnen lieder absingt. Es steigert sich diese Slimmblldung immer mehr nach Süden zu, und ich hörte nie stärkere und höhere näselnde Tenorklänge, als von den Maulihiertreibern, die mich in Sieilien geleiteten, und über die myrihenbewachsenen Sirandflächen hin und die oleandcrbewachsenen blüthenreichen Ihäler entlang in wkithallenrem, durchdringendem Gesänge das Lob ibrer Maulthiere und ihrer Liebchen erschallen ließen. C. Banck. Literatur. Ein für die historische Forschung interessantes, in Wien evirteS Werk ist: „Lmelc Habsica" (die Geschichte der Judenverfolgungen), von Or. M. Lette riS, dessen Ueberreichung Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich vom Verfasser mit gnädigster Anerkennung ausgenommen hat.