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Tagelgrfchichte. 0 Dresden, 10. November. Die „N Pr. Z." enthält Folgende-: „Da« officielle „Dresdner Journal" Hot unsere Mirtheilung, daß die königl. sächsische Negierung vortheil- koste Anerbietungen für den Fotl gemocht Hobe, daß die Bundesversammlung geneigt sei, noch Dresden überzusiedrln, für eine „Unwahrheit" erklärt. Wir hoben in der Thal nicht erwartet, daß ein RegierungSorgan über Verhandlun gen, welche noch in der Schweb, sind, sich ohne Rückhalt aussprechen werde, wie wir auch andererseits begreifen, daß manchem Verbündeten gegenüber die Publicität gewisser In tentionen zu früh kommt. Wir möchten nicht unterlassen, dar auf aufmerksam zu machen, daß unsererseits die ganze bezügliche Behauptung der „N. Pr. Z." als eine völlig unwahre be zeichnet worden ist; wenn die „N. Pr. Z." selbst diese Be zeichnung noch zu dem AuSbrucke einer „Unwahrheit" stei gert , so haben wir dazu nichts weiter zu bemerken. Die Sache selbst anlangend können wir unsere frühere Erklärung nur wiederholen und zwar mit dem Hinzufügen, daß seilen der sächsischen Regierung in keiner Weise irgend ein An erbieten oder auch nur eine entfernte Andeutung in Betreff des Wunsches, den Sitz der Bundesversammlung nach Dres den verlegt zu sehen, nach Frankfurt gelangt ist. Daher ist die gegenwärtige Insinuation von officiellem Rückhalt ebenso zu beurlheilen, wie die frühere Relation. Im Uebrigen aber müssen wir die wiederholten Versuche der „N. Pr. Z.", der sächsischen Negierung in der beregten Weise eine mit localen Interessen wenigstens scheinbar verknüpfte Ein mischung zu unterstellen, um so mehr bedauern, je voll ständiger wir sonst mit demjenigen übereinstimmen, was die „N. Pr. A." über die Unzuträglichkeit gewisser, in un mittelbarer Nähe der Bundesversammlung bestehender In stitutionen und Zustände wiederholt bemerkt hat. — In Bezug auf die weitere Bestreitung der von einem unserer Eorrespondenten früher gegebenen Nachricht, daß Preußen auf Zurückgabe des Betrags seiner Matricularbeiträge für Posen und Preußen verzichtet habe, konnten wir allerdings nicht der Besorgniß Raum geben, daß durch die Nachricht einer derartigen Verzichtleistung irgendwie zu nahe getreten werden würde, und bescheiden uns daher auch bei der des halb von der „N. Pr. Z." gegebenen Versicherung. 06 LLten, 7. November. Wir sind in der Lage, mit- zutheilen, daß der neue Zolltarif nach Vernehmung des ReichsrathcS bereits die Genehmigung Sr. Maj. des Kai sers erhalten hat. Der Zeitvunkt der Activirung wird, wie wir vernehmen, nachträglich festgestellt werden. Wir be grüßen diesen Schritt als einen der wichtigsten und erfolg reichsten in unserm Staatsleben, und müssen ihn doppelt bedeutsam finden in einem Augenblicke, wo die Verhältnisse des deutschen Zollvereins auf erneuerter Grundlage geregelt werden sollen. — (Ll.) Se. k. k. Hoheit der Herr Militär- und Ci- vilgouverneur von Ungarn, ErzherzogAlbrecht, ist heute aus Ungarn über Bruck a. d. Leitha hier eingelroffen. — Die feierliche Eröffnung der neu errichteten Real schulen in Wien wird den 12. und 13. November statt finden. — Se. Maj. der Kaiser hat die Organisirung der k. k. Pionirrcorpsschule in Tulln angeordnet. Dec Lehr- cursus wird auf die Dauer von 4 Jahren, die Zahl der Schü ler auf 200 festgesetzt und zwar 150 für den Schulstand und 50 aus den Pioniercompagnien. — Die Grundentlastuagsarbeiten für das Kronland Ungarn werden demnächst ihren Anfang nehmen. Im gegenwärtigen Augenblicke sind die hier weilenden Ver trauensmänner aus Ungarn beschäftigt, ihre Meinung und zweckdienliche Vorschläge zur Durchführung dieser wichtigen Operation abzugeben. — (Schl. A.) Uebcr wiederholte Vorstellungen hat daS höbe Finanzministerium Erhebungen eingeleitet, welche eine Erleichterung des Einfuhrzolles auf Ge t r e i d e von der See seite zur Folge haben dürften. Man will dadurch die Zu fuhr russischen Getreides in dieser Richtung begünstigen, zugleich aber auch eine theilweise Ermäßigung der Getreide preise im Allgemeinen herbeiführen. — Die „Wiener Zeitung" bringt eine t.legr. Dep. aus Zara vom 5. November, nach welcher der Vladika von Montenegro, Pieter Petrovich Gueguß, am 31. October d. I. Vormittags 9 Uhr in Eetligne mit Tode abgegangen ist. Ueber die von ihm getroffenen Verfügungen hinsicht lich seiner Nachfolge ist noch nichts bekannt. — Die Nachrichten über die W a sservcr heer u n g e n in den südlichen Theilen der Monarchie lauten fortwährend sehr b, rübend. Der hochangeschwollen» Mediabach hat den Eisenbahndamm bei Sagor zwischen Steinbrück und Liltai durchrissen. Die Eommunicationen in Krain sind größten- theilS gesperrt. Die Fluchen der Drau und der Mur ha ben infolge der im salzburgisch - kärnthn,rischen Hochland« nicdergegangenen Wolkenbrüche am 3. November einen seit Jahrzehnten nicht gesehenen Wasserstand erreicht und allent halben bekiagenswerthe Verheerungen angerichtet. Der un tere Theil der Stadt Pettau, sowie die ganz, rechte Vor stadtgemeinde Raun waren dergestalt überschwemmt, daß fast die meisten Häuser tief unter Wasser standen. Mehrere Menschenleben sind zu beklagen, so fanden in Raun bei dem Einstürze eincS HauseS allein 7 Menschen ihren Tod. Im Venetianischen ist daS Uebel besonders arg; die Brücke über den Tagliamenlo ward weggerissen und die Eisenbahn station von Vicenza gänzlich überschwemmt, glücklicher weise sind die Wässer im Fallen begriffen, dem anhalten den Regen ist Schneefall gefolgt und so dürste Hoffnung vorhanden sein, daß die Verlegenheiten n^Mgstens keinen höhern Grad mehr erreichen werden. (D LLten, 7. November. Zu Ehren Sr. kaiserk. Hoheit dcs hier anwesenden Großfürsten Konstantin fand heute Vormittag auf Befehl Sr. Majestät deS Kaisers vor dem FranzenSthore am Glacis eine große militärische Pa rade statt, zu welcher 23 Infanterie-, Jäger- und Grenz bataillone, 29 Escadronen Eavallerie und 8 Batterien aus rückten. Se. kaiserl. Hoheit der Großfürst Konstantin er schien in der Oberstenuniform des mit ausgerückten k. k. Infanterieregiments, dessen Inhaber er ist, an der Seite des Kaisers, in dessen Suite sich die hier anwesenden Erz herzöge und sämmtliche dienstfrei, Generale befanden. Die durchlauchtigste Gemahlin des Großfürsten wohnte mit der Frau Erzherzogin Sophie dem großartigen militärischen Schauspiele zu Wagen bei. Ein großer Theil der Bevöl kerung strömte nach dem Waffenplatze und bildete einen dichten Kranz um die Truppen, welche zum Schluffe vor dem Monarchen und seinem hohen Gaste defilirten. Den auSgerücktcn Truppen hat der Kaiser eine dreitägige GratiS- löhnung auszahlen lassen. Gestern begaben sich der Kaiser und der Großfürst Konstantin in Begleitung der sämmt- lichen hier anwesenden Herren Erzherzoge nach Aspern, um die dortigen Schlachtfelder zu besichtigen. Aus Altenburg sind der Erbprinz Ernst und Prinz Moritz eingetroffen, um die Frau Großfürstin Alexandra vor ihrer Abreise hier zu begrüßen. (Die Großfürstin ist bekanntlich die Tochter des Herzogs Joseph von Sachsen-Altenburg.) — Wie cs heißt, wird der Großfürst mit Gemahlin am 11. November nach Venedig abreisen. Pesth, 8. Novemb.r (Ll.) Graf Adam Teleky, wel cher in letzterer Zeit zurückgezogen auf seinen Gütern in Ungarn lebte, ist am 3. d. M. auf seinem Landgute Szi- rük im Neograder Eomitate gestorben. Triest, 7. November. (T. D. d. W. Z ) Se. Kaiserliche Hoheit der Erzherzog Ferdinand Max ist heute Abend 8 Uhr von hier nach Wien abgereist. Mailand, 3. November. Die ,,G. di Milano" bringt ein abermaliges Verzeichniß von 62 Individuen, welche we gen politischer Vergehen zu einer die Frist eines Jahres nicht übersteigenden Gefängnißstrafe in den venetianischen Provinzen Venedig, Vicenza, Padua, Verona, Treviso, Udine verurtheilt, infolge des von Sr. Maj. dem Kaiser erlasse nen GnadenacteS in Freiheit gesetzt worden sind. Venedig, 4. November. Die Veröffentlichung der hie sigen politischen Zeitung: „Jl Lombards - Veneto" wurde auf unbestimmte Zeit untersagt. Berlin, 8. November. (Pr. Z) Se. königl. Hoheit der Prinz Friedrich von Preußen und höchstdessen Sohn, Prinz Georg königl. Hoheit, sind nach Berlin zurück gekehrt und waren heute in Sanssouci bei der königlichen Tafel. — 9. November. Der heutige „Pr. Staatsanzeiger" enthält eine Eircularverfügung des Ministeriums der geist lichen , Unterrichts - und Medicinalangelegenheitcn vom 9. October, nach welcher jugendliche Arbeiter, denen die im Regulativ vom 9. März bestimmte Schulbildung fehlt, nur dann in Fabriken beschäftigt werden dürfen, wenn in denselben zur Ergänzung der mangelhaften Schul bildung geeignete Schulen bestehen. — Wie die „N. Pr.Z." vernimmt, wird Se. Majestät der König die Kammern am 27. d. M. in Person er öffnen. — (M.C.) Von Seiten des Ministeriums des Innern war bei den letzten Budgctberathungen auf eine Verstärkung der Executivpolizei durch 350 Gensd'armen angetragen I worden. Man Hal sich d»m Beim,hm,n nach im Minister rath, dahin g»»inigt, diese Verstärkung nicht auf einmal, sondern allmälig »orzunehmen und daS Executive Personal vorläufig durch 50 GenSd'armen zu vermehren. 0 Berlin, 9. November. Es scheint nunm.hr be schlossen zu sein, daß eine einfache Kündigung de« Zoll vereins von hier au« erfolgen wird und dem Vernehmen nach liegen die bezüglichen Notificationsschreiden zum Ab gang, bereit. Die entweder gleichzeitig ober später zu er lassende Einladung zu einer außerordentlichen Zollconferenz dürste einen spätern Termin, der etwa in die ersten Monate de« nächsten JahreS fallen würde, aller Wahrscheinlichkeit nach ansetzen. — In Bezug auf die freie Einfuhr de« Getreide«, sowie anderer Nahrungsmittel, versichert die „Pr.Z.", daß die Regierung diesen Gegenstand bereits vor längerer Zeit der umfassenosten Erwägung unterzogen und die nothwen- digen Einleitungen bereits getroffen hat. i München, 7. November. (N. M. A ) In der gestrigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde der Gesetzentwurf: die Bewilligung eine« Darlehns von 500,000 Gulden aus der Eisenbahndotationscasse an die pfälzische Ludwigs-Eisenbahngefellschaft einstimmig angenommen. — Heute hat die Wahl behufs der Verstärkung deS zweiten Ausschusses zur Prüfung deS Antrag« auf 3jähriHe Finanz perioden staltgefunden. — (A. Z ) Der Herr Justizminister v. Klein sch rod ist seit der Rückkehr von seiner Reise beständig unwohl. Die Aerzte Haden ihm die größte Ruhe anempfohlen und jede aufregende Thäligkeit vorläufig ganz untersagt. DaS Notarialsgesetz wird in der ReichsrathSkammer durch den Minister v. d. Pfordten vertreten werden. — Die Berichte verschiedener Blätter über die bevorstehende Aufstellung eine« Armeecorps in der Pfalz glaube ich aufs bestimmteste als unbegründet bezeichnen zu können. Zweibrücken, 2. November. (Pfälz. Z) Am 31. v. M. hat daS k. Assisengericht nach Verhandlungen, die un mittelbar nach Entlassung der Geschwornen ihren Anfang genommen und in Vor- und Nachmittagssitzungen fortge setzt wurden, weitere Urtheile gegen die flüchtigen Angeklagten im Hochverralhsproceffe erlassen, durch welche über 100 der selben für schuldig erkannt und zur Todesstrafe, sowie soli darisch zu den Kosten verurtheilt worden. Ueber eine An klage ist nicht erkannt worden, weil der Angeklagte Konrad Kötz von Limbach sich während der Verhandlung gestellt hat. Zwei Angeklagte sind in Uebereinstimmung mit dem Anträge der k. Staatsbehörde freigesprochen worden. Hannover, 8. November. (Hanno». Z.) Se. Majestät der König haben eine ruhigere Nacht gehabt, und ist das Befinden besser wie gestern. Kassel, 5. November. (O.P.A.Z.) Es freut mich, eine Thatsache berichten zu können, welche hinlänglich bekunbrt, daß die in so vielen öffentlichen Blättern mit einem be sonder Eifer verbreiteten Darstellungen von einer rauhen und ungewöhnlich strengen Behandlung der Staats gefangenen auf der Bergveste Spangenberg entweder unbegründet gewesen, oder daß nunmehr eine durchaus ent gegengesetzte Behandlung angeordnet worden ist. Obrist d'Orville hat nämlich die Eilaubniß erhalten, seine Fa milie, welche, um in seiner Nähe zu sein, nach dem am Fuß der Veste liegenden gleichnamigen Städtchen gezogen ist, täglich besuchen zu dürfen. Bekanntlich aber ist dieser Offizier gerade derjenige, welcher von allen zur Untersuchung gezogenen Staatssienern den Gerichten am allergravirendsten erschien; denn die über ihn verhängte fünfjährige Festungs strafe übersteigt das bei den andern zur Anwendung ge kommene Strafmaß um das Zehnfach, und darüber. — 6. November. (Fr. I.) Gestern wurde dem Bürger meister Henkel und dem Polizeicommissar Hornstein das Uriheil des Generalauditorats in zweiter Instanz eröffnet. Der gegen Henkel ausgesprochene l'^jährige FestungSarrest ist auf einen elfmonatlichen ermäßigt und gegen Hornstein statt der kriegsgerichtlichen 4 Wochen Gefängniß 3 Wochen Festung erkannt worden. Der Stadtrath beabsichtigt, dem Vernehmen nach, eine Sistirung der UrtheilSvollzichung gegen Henkel bis zu dem Zeitpunkt nachzusuchen, wo der auf der Festung Spangenberg einen dreimonatlichen Festungs arrest verbüßende Oberbürgermeister Hartwig wieder in Freiheit gesetzt sein wird. § Frankfurt, 7. November. WaS ich Ihnen gestern als im Laufe deS Tages bevorstehend angezeigt, ist einge- treten. Der handelspolitische Ausschuß und der technische Beirath hielten eine Sitzung, in welcher die Be- rathungen über daS Dresdner Material zu Ende gebracht neue Lustspiele, die in Bezug auf ihre Persehltheit fast sämmtlich Komödien der Irrungen sind, ersetzen. O. Aler. Banck. Wissenschaft. Ein Patriot aus Fiume hat der „Gesell schaft für südsl.ivische Geschichte" zu Agram die Mitiheilung gemacht, daß er für die beste Verfassung einer „Geschichte der Menschheit mit besonderer Rücksicht auf daS Slaventhum, und namentlich die Illirier", eine Piamie von hundert Kaiserduralen bestimmt und bei der kroatisch-slavonischen Sparkasse teponiren werde. Die erwähnte Gesellschaft hat die Lösung dieser Aufgabe übernommen und bereits Schritte gethan, um einerseits die Be nutzung der in Konstantinopel befindlichen Alterihümer zu be wirken, andererseits auch die Ereignisse der Jahre 1848 und 1849 und alle- darauf Bezugnehmende ausführlich und im wahren Lichte zusammenzufussen. Literatur. Nekrolog. Am L. Nov. verschied in Breölau in einem Alter von 62 Jahre» der königliche OberregicrungSrath k)r. Friedrich August v. Heyden. Er war 1789 zu Rarsten in Ostpreußen geboren. In Göttingen auf der Universität erwachte im Umgänge mit VillerS und Benjamin Konstant sein lebendiger Sinn für Poesie, und die Neigung, selbst zu produeiren, verließ ihn nicht wieder, obgleich er nach den Freiheitskriegen, an denen er als Freiwilliger theilnahm, in den Staatsdienst trat und mit Geschäften reichlich gesegnet wurde. So hat er sich in seinen Mußestunden mit einigem Glücke fast in allen Zweigen der Literatur versucht, wovon sein Drama: „Renate", die Erzählung: „Der Schuster von JSpahan", und zwei Epen: „Reginald" und „Die Gallion,", Zeugniß geben. — DaS vom österreichischen Lloyd h,rau-gegeben, „Jllu- strirte Famili,nbuch" liegt unS bereits in seinem ersten Jahrgange, bestehend auS zwölf Heften, vor, und eS zeichnet sich durch seine passend gewählten Stahlstiche, welche die Werke neuerer Künstler verbreiten, mehr aber noch durch seine literarischen Beiträge als eine hervorragende Unternehmung auS. Unter den letzter» findet sich in den jüngsten Heften eine Nachlese von AnaflasiuS Grün z» seinen „Volksliedern auS Krain", eine Novelle von Lorin und eine originelle Dorfgeschichte von Perger, dle humoristisch erzählt ist. Die Gedichte auS der Jugend von Bauernfeld gewähren die Süßigkeit eine- angenehmen trivialen Fonds. Wenig kann man sich dagegen mit der Novellen- preiSauSschrril ung deS „Familienbuches" einverstanden erklären, weil der Erfolg noch immer bewiesen hat, daß sich an solchem Ringelstechen nur Talente dritten Range- bethriligen. Kunst. Im Locale de- sächsischen KunstvereinS zu Dresden findet ein Bilv von Raden Saleh: „Ein Kampf mit einem Löwen in Indien", vielen Beifall. ES ist in der bekannten effektvollen Manier deS Künstlers gehalten und stellt seinen abriiteuerlichen Gegenstand mit Lebhaftigkeit und Keckheit dar. Wir müssen dabei bemerken, daß man eine höhere poetische Jvee in dem Thirrkreise Raven Saleh'scher Anschauungen nicht zu suchen hat und eS dem talentvollen Künstler namentlich auf die frische Wirkung veS rein Stofflichen ankommt. Theater. „Da« Gefängniß" von Roderich Benedir ist im Bnrqtheater zu Wien bereit« aufgeführt, und man nennt daS Stück einen entschiedenen GlnckSwurf deö Verfasser«. Ohne Neuheit der Erfindung soll e« die Lebendigkeit gut geschürzter Situationen und natürliche Eharaktere enthalten. Hoffentlich wird auch die Dreötiier Bühne diese Novität nickt al» werden lassen, und eS ist zn wünschen, daß sich da« oft sehr sanfte Wiener Unheil bestätigt. — Am dortigen Hofoperniheater wird deS Kapellmeister« Randhartinger neue Oper „Snzio" ein« sturirt. * Ein junges fünfzehnjähriges Mädchen an« Otahaili, die sich jetzt in Pari« befindet, ist da« erste Anzeichen einer Eon» rnrrenz, welche die europäische Sängerzunf» durch die Talente anderer Weltiheile allmälig zu erwarten hat. Demoseille Orea, Tochter eines kleinen Oiahaiiier Häuptlings, hat in einer fran zösischen Schulanstalt jener Insel ihre vorläufige musikalisch» Bildung erhalten, in den Hosconcerten der Königin Pomare bereit- gesungen und ist jetzt zu weiterer Ausbildung auf daS Pariser Couservatorium gesandt. Sie macht in den künstlerischen Kreisen Aussehen; ihre Sopranstimme soll außerordentlich schön sein und ihre Naiionallieder soll ste mit hinreißendem AuSdrucke singen. * Die römische Regierung läßt gegenwärtig nördlich vom Flavischen Amphitheater Nachgrabungen anstelle», in jenem Bezirk», der zu den Zeiten deS alten Rom der Ist« und dem Serapi« geheiligt war und in welchem sich Nrro'S Palast und die Therincn de« Kaiser- !itu- befanden. Da« Terrain, rin Wein berg , gehört dem Herzog» Marino Massimo und ist von diesem ohne Anspruch auf irgend eine Entschädigung zur Verfügung gestellt. Jedenfalls dürften hier unter dem Schutte der goldenen Häuser deS Nero noch die meisten griechischen Sculpturrn zu finden sein, vorausgesetzt, daß die Arbeiter mit nordischem und nicht mit römischem Hleiße bewaffnet werden.