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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. . V SitL. Dieses Blatt erscheint mit AnSnahme de« Sonntag« täglich Abend« und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Mittwoch, -en L2. November. Preis sür da« Vierteljahr Thaler. Jnsrrti»n«-Grbührrn für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. 1851 Tagesgeschichte. D Wien, 9. November. In den höchsten Kreisen, von welchen die Entscheidungen ausgehen, halten sich zwei Parteien mit ziemlich gleich bemessenen Streitkräften die Waage. Bald scheint di» eine, bald die andere im Vortheil zu sein, und etwa« an Boden zu gewinnen; doch kann keine von sich rühmen, daß sie siegreich daS Feld behaupte. Dem lebhaften Kampfe zwischen dem Ministerium und den Alt- konservativen schien die Abreis, des Kaiser- nach Galizien rin Ziel stecken zu sollen ; dieselbe war so rasch und un versehens erfolgt, als habe er die Parteien gerade in einem Augenblick besonders heftigen Widerstreites sich selbst über lassen wollen. Wenn jedoch der Kaiser hoffte, bet seiner Rückkehr eine geschehene Ausgleichung anzulreffen, so ist diese Erwartung nicht gerechtfertigt worden; die Zwietracht lodert Heller empor, alS früher, und die kurze Waffenruhe ist nicht zur Versöhnung, sondern zur Sammlung der Kräfte benutzt worden. Wie die Entscheidung ausfallen wird, darüber vermulhende Berechnungen anzustellen,'gebührt unS in diesem Augenblicke nicht. Vor der Abreise deS Kaisers ließ daS Gerücht daS Ministerium erschüttert sein, und nach der Rückkehr Sr. Majestät kleiden sich die Wünsche der Alt- conservativen wiederum in das Gewand von Gerüchten. Jedenfalls können wir um so ruhiger den bevorstehenden Entwickelungen zusehen, als der Kaiser auf der galizischen Reise durch persönliche Anschauung abermals neue Erfah rungen gesammelt und den Schatz seiner Erkenntniß be reichert hat. Er wied, sobald es an der Zeit ist, die ent scheidende Wahl treffen. Wien, 8. November. (Ll.) Das Gouvernement von Siebenbürgen macht bekannt, daß mit dem Schlüsse des Militärjahrcs 1851 im Kronlande Siebenbürgen für 11,655 Bezugsberechtigte in 1761 Gemeinden die Summe von Achlmalhundert zweiundsechszigtausend einhundert vierund dreißig Gulden 34 kr. C. M. liquid befunden und bei den betreffenden k. k. Steuerrassen flüssig gemacht worden ist. — (kl.) Die Vorsteher der GrundentlastungSlandescom- missioncn werben im nächsten Monat, nach Wien berufen, um den Schlußberathungen über den Gesetzentwurf wegen Ablösung der Servituten, dessen Kundmachung sonach -«»vrsteht, deizowohnen. — (Ll.) DaS hohe Finanzministerium hat die durch Einführung deS neuen Zolltarifs bedingte Organisirung der Zollämter bereits eingeleitet. Es werden umfassende Erhebungen über den gegenwärtigen und bisherigen Verkehr der Zollämter gepflogen, wonach die Classification derselben nach den neuen Bestimmungen in Zollämter erster und zwei ter Class, erfolgen wird. Pesth, 6. November. (Pcsth. Z.) Die Regierung hat den durch die Ueberschwemmung Verunglückten zu Groß wardein neuerdings 4000 fl. C. M. zugeschickt, welche Summe sammt den von.Privaten eingeflossencn Beträgen am 26. Oktober in Gegenwart der hohen Geistlichkeit, wie der Militär- und Districtsbehörden vom städtischen Bür germeister an die Verunglückten, ohne Unterschied der Re ligion und Nationalität, veriheilt wurde. Berlin, 10. November. lPreuß. Z.) Gestern Vor mittag — als an dem dritten Jahrestage seiner Amtirung als Minister — wurde dem Herrn Ministerpräsidenten Frei herrn v. Manteuffel eine mit zahlreichen Unterschriften hie siger Einwohner aus allen Ständen bedeckte Adresse durch eine, auS dem wirklichen Geheimrath Grafen v. Rebern, dem Stadtältesten und Stadtrath Keibel, dem Geh. Ober hofbuchdrucker Decker, dem Stadtgerichtsrath Nörner und dem Bankier Hirschfeld bestehende Deputation überreicht, und auch außerdem gingen dem Herrn Ministerpräsidenten sowohl aus hiesiger Stadt, als auch aus andern Städten, theilS von Vereinen, theilö von Privatpersonen, eine große Anzahl von Zuschriften zu, in denen di« aufrichtigste An erkennung der dem Dienste deS Königs und deS Vater landes geweihten Bestrebung^ de- Herrn Ministerpräsiden ten einen Ausdruck fand. Sigmaringen, 7. November. (N Pr. A.) Nach einem soeben hier ringegangenen Schreiben Sr. Hoheit des Für sten Karl Anton von Hohenzollern - Sigmaringen hat der Herr Fürst die auf ihn gefallen« Wahl als Abgeordneter der hohenzollernschen Lande für di, erste Kammer (Nr. 275) abgelehnt. Die Neuwahl wird am 20. d. M. zu Gammer tingen stattfinden. Unter den neuen Wahlcandidalen möch ten Se- Durchlaucht, der Herr Fürst Karl Egon v. Für stenberg, Besitzer der hiesigen Standesherrschaften Trochtel fingen und Jungnau und derzeitiges Mitglied dec tnrdischen ersten Kammer, die meiste Aussicht haben, gewählt zu werden. AuS Süddeutschland wird über politische Emis säre im „Allg. Polizeianzeiger" unter Andern; gesagt: Die in neuester Zeit sowohl in Paris und Straßburg, als auch in verschiedenen Städten Deutschlands in Beschlag genom menen Originalcorrespondcnzen mehrerer Führer und Mit glieder des CommunistenbundeS beweisen auf das klarste, daß in den einzelnen Clubs politischer Flüchtlinge in Lon don eine höchst gefährliche Banditen- und Mörderbrut her- angebildet UPd daselbst zu den schwersten Verbrechen auf gestachelt wird. Diese fanatisirten Auserwählten des Bun des scheinen, nachdem sie sich von allem Kuchenband loS- gesagt haben, zu jeder blutigen Thal die Hände zu bieten und in der Ermordung ihrer vermeintlichen Gegner das Mittel zur Herbeiführung einer bessern Zukunft zu erblicken. Viele von solchen Aposteln der Freiheit sind auf der Rück kehr auS England und Frankreich nach Deutschland begrif fen, um ihre verderblichen Lehren und Grundsätze instructions mäßig in den Herbergen und wo sich ihnen sonst hierzu Gelegenheit dardietet, weiter zu verbreiten. Solche Emissäre Iführen ihre schriftlichen Aufträge rr. entweder in Hahlen iStöcken, oder in ihren Kopfbedeckungen und Kleidern ein genäht bei sich, und sind außerdem auch zum Lheit. mit verborge«,« Waffen versehen,"und werden daher wegen ihrer allgemeinen Gefährlichkeit der sorgfältigsten Ueberwachung empfohlen, mit dem Bemerken, daß unlängst ein aus Frank reich kommender Handwcrksdursche in Heidelberg angehallen i worden ist, weil derselbe einen dreischneibigen Dolch in seinem Pfeif,nrohlk bei sich geführt haue. München, 7. November. Zur Verstärkung des zweiten Ausschusses der Kammer der Abgeordneten zur Prü fung des Antrags auf 3jährige Finanzperiode wurden nach der „N. M. Z." im 0. Sccutinium noch gewählt die Herren BooS mit 70, Wiesend mit 63, Gschwendner mit 58, Dirn- derger mit 52 Stimmen. Stuttgart, 7. November. (O.P.A.Z.) Bei dem Etat für die landständische SustentationScasse beantragte in der Kammer der Abgeordneten heute Freiherr v. Horn stein, daß die 1 Ducaten betragenden Diäten auf 3 fl und bei den ohnedies in Stuttgart Wohnenden auf 1 fl. 30 kr. herabgesetzt würben. Notter wollte 4 fl. 30 kr. Seefried verlangte, daß diejenigen Abgeordneten, welche StaatSdiencc seien oder Pensionen oder Quiescenzgehalte beziehen, auf deren Genuß während des Mandats verzichten sollten, wogegen der Staat die Kosten der Amtsverweserei zu bestreiten hätte. Die staatsrechtliche Commission wurde beauftragt, über diese Anträge zu berichten. Bei der Gcundstocksverwallung entspann sich ein hitziger Streit darüber, daß ein dem königlichen Kam mergute gehöriger Wald an einen Privaten zur Arrondirung eines Rittergutes unter der früher» Verwaltung veräußert worden war. Die Mehrheit der Kammer erblickte in diesem Verfahren des betreffenden Finanzministers einen Eingriff in die Verfassung und beschloß, ihre Mißbilligung darüber auszusprechen. Bei der Festsetzung des ElatS ist die Dauer d,S gegenwärtigen Landtag- zusammen auf ein halbes Jahr angenommen. Karlsruhe, 7. November. <N M. Z.) Die bis jetzt eingelaufenen Nachrichten über den Ausfall der Wahlen ! der Wahlmänner in verschiedenen Wahlbezirken lauten gün- ! stig; entschieden konservative Männer sind gewählt, so daß sich auch ein gutes Ergcbniß der Abgeordnetenwahl selbst erwarten läßt. Kassel, 4. November. Von hier meldet die ,,Deutsche Volkshalle": Unsere Regierung Hal an die Regierungen ! derjenigen Staaten, deren katholische Bevölkerungen gemein schaftlich mit den von Kurhessen den Inbegriff der „ober- ! rheinischen Kirchenprovinz" bilden, die Einladung i ergehen lassen, Commissare nach Kassel zu senden, um eine gemeinschaftliche Berathung über diejenigen Punkte zu er öffnen , welche die Bischöfe dieser Kirchenprovinz in einer I besonder« Denkschrift ihren respectiven Regierungen als einer anderweitigen Regulirung bedürftig bezeichnet haben. Darmstadt, 6. November. Die schon in Nr. 287 nach der „Pr. Z." gemeldete morganatische Ehe des Prinzen Alexander von Hessen (Bruder des GroßherzogS), wird von der „Oacmst. Z." bestätigt und zugleich daselbst bemerkt, daß die Gräfin Julie v. Hauke die längste Toch ter des verstorbenen kaiserlich russischen Generals der Ar tillerie und königlich polnischen Kriegsministers Grafen Mo ritz v. Hauke ist und daß der Großherzog der nunmehrigen Gemahlin des Prinzen Alexander Titel und Wappen einer Gräfin von Battenberg mit dem Präoicate „Erlaucht" bei- zulegen und dabei ferner zu bestimmen geruht hat, daß die Kin der, welche aus dieser eingegangenen morganatischen Vrr- ! bindung entstehen, ebenfalls den Titel als Grafen und Grä finnen von Battenberg mit dem angegebenen Wappen und Prädicate führen sollen. Dessau, 8. November. Soeben erscheint hier folgende ' Herzog!. Verordnung, die Aufhebung der Verfas sung betreffend: Wir, Leopold Friedrich, von Golres Gni- ' den ältestregierender Herzog zu Anhalt rc. rc. rc. fügen hier mit für Unser Herzogthum zu wissen, wie folgt: Als Wir die Verfassungsurkunde für Unser Herzogthum vom 29. Okto ber 1848 veröffentlichten, herrschte die allgemeine Voraus setzung vor, daß die damals in Aussicht stehende Neuge staltung der innern politlschen Verhältnisse und staatlichen Organisationen sämmllichcr deutscher Länder auf einer im i Wesentlichen gleichen Grundlage verwirklicht werden würde, wie diejenige, auf welcher die gedachte Verfassung errichtet worden ist. Die Wendung der politischen Angelegenheiten ! in Deutschland im Laufe des vorigen und dieses Jahres hat jedoch diese Voraussetzung, unter welcher die Verfassung des Herzogthums allein Bestand haben konnte, nicht ein treten lassen. Vielmehr ist das frühere Bundesrecht, da i eine Einigung über die erstrebte Neugestaltung Deutsch lands nicht stattgefunden, in voller Geltung bestehen ge blieben, und die deutschen Regierungen haben demzufolge durch die unterm heutigen Tage von Uns in Gemäßheit Unserer bundesfürstlichen Pflicht publicirten Bundesbcschlüsse vom 23. August d. I. nicht nur die sogenannten deutschen Grundrechte, soweit sic mit den Bundesgesetzen oder Bun- deszweckcn im Widerspruch stehen, aufgehoben, sondern auch festgesetzt, daß die den BundcSgrundgesetzen zuwiderlaufen- den, namentlich seit dem Jahre 1848 getroffenen staat lichen Einrichtungen und gesetzlichen Bestimmungen mit den Bundesgesetzen wieder in Einklang zu bringen seien. Da nun die Verfassung vom 29. Oktober 1848 sammt ihren Leipzig. Zum Besten der Hinterlassenen deS verstorbenen Schauspielers Berthold, der auf der hiesigen Bühne so viele Jahre hindurch mit seinem gemüihlichen frischen Humor so ergötz» lichen unv zugleich künstlerischen Genuß l ot, war am 8. November rin Conrert im Saale des Gewandhauses veranstaltet worden. Die Pietät dankbarer Erinnerung hatte ein sehr zahlreiches Publikum versammelt, und die besten Kräfte deS Theaters und deS Orchesters hatten sich vereinigt, um durch rin reiches und trefflich auSgefübrteS Repertoir die Zuhörer zu fesseln. Auch Herr Professor MoschcleS wirkte mit und trug sein Pastoral- concert für Pianosorie mit bekannter Meisterschaft vor. Literatur. Professor Gruppt in Berlin hat unter dem Titel: „Die kosmischen Systeme der Griechen", eine historische Entwickelung der allen KoSmostheorien zusammengestell», wobei Platon besonders zu Ehren kommt. Demselben wird darin nämlich auS einer Stelle seiner „T.eger" der Glaube an die Arendrehung der Erde und ihrer planetarischen Bewegung dedurirt, also ein Bekenniniß zum Kopernikanischem Systeme. — Von einem Sagend» che der bairischen Lande, gesammelt und herauSgegeben von A. Schöppner, ist (München, Rieger) eine erste Lieferung erschienen. DaS Werk versprich» sehr reichhaltig und erschöpfend zu werden und bezweckt vorläufig eine Sammlung de- Materials im Coder vater ländischer Sagen anfznstellen. Allerdings ist die letzte Frist an« gebrochen, die Sammlungen der deutschen Sagen, diesen Fond echter BolkSpoefle, zu vervollständigen, denn die sich auSbreitende Kultur, der steigende allgemeine Verkehr, die mit den Heerstraßen Feuilleton. und Eisenbahnen alle Lande mehr und mehr durchziehen, ver scheuchen immer mehr die volkSthümliche Sagenwelt, und leider läßt die moderne Aufklärung auch daS Volk an seinem GemülhS- und Gefühlsleben verarmen, wenn nicht durch den VolkS- unterricht auf die Bewahrung desselben gegenüber der dürren VerstanteSkuliur und rem egoistischen Materialismus hingewiikt wird. Die Beachtung ureigener Sitte und Herkommen-, und namentlich die Bewahrung heimathlicher Geschichte unv Sage, soweit in ihnen ein poetischer und ethischer Werth vorhanden, wird in dieser Hinsicht kein unbedeutende- Moment wahrhafter Volksbildung sein. — Adolf Böttgrr in Leipzig hat ein größere- Gedicht: „PausaniaS" vollendet, welches in freier epischer Form da- Antike und Moderne verschmelzen soll. Kunst. In Bologna hat die päpstliche Akademie der schönen Künste für da- Jahr 1862 gut und mit praktischer Berücksichtigung de- Bedürfnisses gewählte Preisaufgaben aus geschrieben, um welche sich zu bewerben Künstlern aller Nationen sreistebt. Baukunst. Plan zu einem Theater für eine Stadt von 8V OVO Einwohnern, in welchem zur Nach«, und Tage-zeit gespielt werden kann; Preis: 720 Fr. Historienmalerei. Episode au» den Kreuzzügen: Die ersten Kreuzsahrer, Durst leidend, Oelbild; PreiS: 960 Kr. Handzeichnung. Astolfo, den rasenden Roland heilend; Preis: SOO Kr. Kupferstich. Such nach einem bisher noch nicht genügend nachgestochenen Ge mälde eine- bedeutenden Künstlers; Preis (ohne EigenlhumS- rrwerbung): 300 Fr. Plastische Kunst. Modell einer Fon taine für einen fürstlichen Garten; Preis: 240 Fr. Ter letzte EinlieferungStermin für die Preisaufgaben, deren speciell.re Be stimmungen in österreichischen Blättern verzeichnet, ist der 30. Juni 1862. — Der Düsseldorfer Maler Professor Degen ist nach der Burg Stolzenfels berufen worden, um in der Kapelle derselben großartige Wandmalereien auSzusühren. So ließe denn die künstlerische Ausschmückung dieses ritterlich mittelalterlichen Spiegelbildes nichts mehr zu wünschen übrig. — In Rom arbeitet Crawsord, ein amerikanischer Bild hauer, für die Regierung der Vereinigten Staaten eine kolossale Gruppe von Staiuen. Es sollen Reilerstatueii von 12 Fuß Höhe sein, darunter Washington, Petrick Henry und Jefferson. Die ganze Gruppe von sieben Standbildern soll in der Münchner Gießerei in Bronre gegossen werden. — In Paris Hai Delakroir bei» großes Deckengemälde: „Apoll, der die Schlange Python lödiel", für den Plafond der Apollo-Galerie im Louvre vollende». ES wird allgemein für eine seiner besten Arbeiten gehalten. Theater. Was eine Bühne an Thätigkeit zu leisten vermag, ersteht man in einem eklatanten Beispiele aus emem Dant- sagungSschreiben deS Wiener TheaterbireeiorS Carl an die Mitglieder seine- Theater-. An demselben wurden nämlich während Düring's Gastspiel innerhalb dreißig Tagen nicht weniger al- vierzehn Stücke einstudirt und zum ersten Male aufgeführt, größtcntheilS Stücke, welche den Abend au-süllten. Außer diesen wurden innerhalb dieser Frist noch „Dir Räuber",