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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G Hartmann. -V 2*1». Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme des Sonntags täglich Abends und ist durch alle Postanstalteu zu beziehen. Tonntag, den 2. November. Preis für da- Vierteljahr 1^ Thalrr. Insertions-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. 18S1 Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Da nach den in den k. k. österreichischen Staaten gel tenden paßpolizeilichen Vorschriften die Pässe der dieselben bereisenden Ausländer mit dem Visa einer k. k. Gesandt schaft versehen sein müssen, widrigenfalls den Inhabern der selben der Uebertrilt über die Grenze und daS Reisen im österreichischen Staatsgebiete nicht gestattet wird, so nimmt da« Ministerium des Innern von mehrer» neuerdings vor gekommenen Fällen, in welchen Reisende, deren Pässe jenem Erfordernisse nicht entsprachen, an der Grenze zurückgewiesen worden sind, Veranlassung, das reisende Publicum hierauf in seinem eigenen Interesse aufmerksam zu machen. Dresden, den 29. October 1851. Ministerium des Innern. v. Friesen. Eppendorf. Tagesgeschichte. 0 Dresden, 1. November. AuS Turin vernimmt man, daß II. KK. HH. Prinz und Prinzessin Johann daselbst im erwünschtesten Wohlsein angelangt sind (verql. Nr. 262 d. Bl.), sowie daß I. K. H. die Herzogin von Genua Sich gleichfalls des besten Befindens erfreut. Hiernach würde zugleich eine auch in die ,,Preuß. Z." übergegangene Nach richt der „N. M. A.", daß I. K. H. die Prinzessin Johann am 27. Oktober von München nach Dresden adgereist sei, zu berichtigen sein. — Wir sind gleichzeitig in den Stand gesetzt, eine in einigen sächsischen Blättern enthaltene Notiz, nach welcher ein dort näher bezeichneter bairischer Diplomat, unter welchem Niemand anders als Herr v. Wendland ge meint sein kann, zur Zeit hier verweile, als unsers Wissens völlig ««gegründet zu bezeichnen. — Dresden, 31. October. Nachstehendes ist der Wort laut des Handschreibens, welches der Präsident der königl. AusstellungScommission in London, Prinz Albert, an die bei der Industrieausstellung thatig gewesenen Herren Eommissare erlassen bat: „Mein Herr^ Ich. habe die Ehre als Prä sident der königl. Commission, Sie zu benachrichtigen, daß Ihrer Majestät Eommissare beschlossen haben, Ihnen eine Medaille mit dazu gehörigem Aeugniß (certilicste vt Service) ebenso die im Drucke erscheinenden Berichte deS Prüfungs ausschusses sobald wie möglich zugehen zu lassen, und habe Sie zu bitten, die Annahme als Andenken an die Ausstel lung und alö geringes Zeichen unserer Anerkennung Ihrer unS im Laufe derselben geleisteten Dienste, nicht zu ver weigern. Bei dieser Gelegenheit bringe ich Ihnen in meinem Namen sowohl als für meine College» unfern besten Dank für Ihre, rin Ziel mit unS verfolgende eifrige und geschickte Mnwirkung bei den Anordnungen im sächsischen Theile der Ausstellung. Wir fühlen und wissen, daß der thäligen Mitwirkung der fungirenden Eommissare kein geringer Theil des Erfolges der Ausstellung zuzuschreiben ist. Ich habe die Ehre zu sein Ihr wohlgewogener (Vvur ver§ suitktul) Albert, Präsident der königl. AusstellungScommission." U Leipzig, 31. Octobcr. Heute Vormittag sand die sonst regelmäßig alljährlich wiederkehrende, diesmal aber erst nach Ablauf zweier Jahre einkretende Feierlichkeit desRecto - ratswechsels bei der Universität in herkömmlicher Weise statt: das Rektorat ging von Herrn Prof. Ritter Vr. Bülau auf Herrn Domherrn Ür Schilling über. Wir Heden aus dem von dem abgehenden Rector erstatteten Berichte fol gende Angaben über die Veränderungen im Personalstandc der Lehrer und Studirenden während des zweijährigen Zeit raums vom Ende Oktober 1849 bis dahin 1851 hervor: Die Universität hat durch den Tod sieben Lehrer (Profes soren Pohl, E. Günther, Heimbach, Kunze, Vr. Danzel, Lektoren Schmidt und Rathgeber), durch Berufung auf auswärtige Universitäten drei (Oppolzer, Fricke, Wagner), durch freiwilligen Rücktritt inS Privatleben einen (Niedner) verloren, während bekanntlich drei andere Professoren durch ministerielle Verfügung von ihren Lehrstühlen entfernt wur den. Dagegen wurden in der theologischen Facultät zwei (Kahnis und Liebner), in der juristischen einer (Osterloh), in der medicinischen einer (Wunderlich) zu ordentlichen Pro fessuren berufen, ein außerordentlicher Professor (Klotz) wurde zum ordentlichen, ein anderer (Tischendorf) zum Honorar professor, zwei Privaldocenten (Jacobi und Petermann) zu außerordentlichen Professoren ernannt. Außerdem habilitir- ten sich in der juristischen Facultät 1, in der medicinischen 4 und in der philosophischen Facultät 4 Privaldocenten. Die Zahl der Studirenden, welche im Jahre 1850 auf circa 900, zu Ostern 1851 sogar bis auf 826 gefallen war, ist jetzt wieder auf 922 gestiegen, und zwar sind in dem Universitätsjahre 18^ 20 mehr inscribirt worden (324) als abgegangen (304), während im vorhergehenden Jahre 48 mehr (344) abgingen als inscribirt wurden (296). Gewiß ein erfreuliches Zeugniß für die nach den letzten trüben Jahren wieder sich entfaltende Blüthe der Univer sität und für den segensreichen Erfolg der Bemühungen ihrer Lehrer und der Fürsorge der Regierung, die sich na mentlich auch durch die Verleihung der neuen Universitäts verfassung, durch die Errichtung der Witwen- und Waisen- casse und durch die Erhöhung deS Etats mehrerer akade mischer Institute bekundet hat. Wien, 29. Oktober. (Oest. ReichSz.) Se. Majestät der Kaiser hat verflossenen Donnerstag Czernowitz verlassen und sich nach Kolomea begeben, von wo nach kurzem Auf enthalte die Rückreise über Strp angetreten wird. Die ganze Reise war von dem schönsten Herbstwetter begünstigt; allenthalben wurde der Monarch mit Ausdrücken treu er gebener Unterthanenliebe und lautestem Volksjubel begrüßt. Der Herr Statthalter Graf v. Goluchowsky und der Herr Militärkommandant Fürst v. Schwarzenberg befanden sich auf der ganzen Reise an der Sei» de« Monarchen. Die Armen wurden von Se. Majestät «'n allen Orten reichlichst bedacht. — (Ll.) Infolge der neuesten Anordnungen Sr. Maj. des Kaisers, die Reducirung de« Armeestandes betreffend, haben die Beurlaubungen bereit« begonnen, so daß die Mannschaften schon mit Ende diese« Monat« außer Ver pflegung kommen und die Ersparung mit 1. November be ginnt. — (Pr. Z.) Gestern wurde im Finanzministerium in Betreff des zu erlassenden neuen B örse n gesetzt- eine Vorbesprechung gehalten. Da der Entwurf in den Haupt punkten bereits festgestellt ist. dürfte die Veröffentlichung dieses Gesetzes nahe bevorstehen. In dem Entwürfe ist zwischen Börsengeschäften und Bötsensperulationen eine strenge Scheidelinie gezogen; letztere sollen, ebenso wie Personen, welche solche als Erwerb betreiben, von der Börse mit aller Strenge entfernt gehalten werden. — (Oest. Rz.) Heute sind bireits einige Tage über ein Jahr verflossen, daß die Zollschranken zwischen Ungarn und den übrigen Kronländern fielen. Der Verkehr über die frühere Awischenzolllinie war seitdem ein äußerst lebhafter; ein Sinken der Preise, dem man hier für manchen Be- zugsartikel entgegen sah, ist nicht wahrgenommen worden; man klagt in mancher Beziehung über da« Gegentheil. — 30. Oktober (Oest. Rz.) Se. Maj. der Kaiser hat die Errichtung mehrerer k. k. nautischen Schulen in Dal matien angcordnet. Wien, 31. October. (T. D. d. C. B.) Die „O.sterreichi- sche Correspondenz" und „Reichszeitung" versichern: Lord Palmerston habe, Im Betreff des „Kossuthsch windel«" in England, eine entschuldigende Note nach Wien gesandt, nach welcher die Agenten der englischen Regierung sich keines falls bei dem Empfange betheiligt hätten. In derselben werden auch Maßnahmen zugesagt, durch welche der „Schwin del" ein baldiges Ende erreichen soll. Troppau, 28. Oktober. (W. Z.) Se. kaiserl. Hoheit der Herr Erzherzog Maximilian Hoch- und Deutschmeister ist - heute hier anqelangt. Berlin, 30. October. (N. Pr. Z.) Se. Maj. der König trafen heute Nachmittag gegen 1 Uhr von Sanssouci hier ein, begaben Allerhöchstsich unverzüglich nach Bellevue, nah men darauf um 3 Uhr auf dem Stettiner Bahnhofe das auf dem Marsche von Königsberg nach Köln befindliche 33. Infanterieregiment in Augenschein und ließen die Mann schaften bewirthen. — (N. Pr. A.) Ihre königl. Hoheit die Frau Herzo gin von Cambridge sind mit Höchstihrer Tochter, Prin zessin Marie, nach Neu-Strelitz von hier abgereist. — 31. Oktober. (N. Pr. Z.) Se. Maj. der König tra fen heute Vormittag nach ^11 Uhr von Sanssouci hier ein und begaben Allerhöchstsich nach Bellevue, wo eine Sitzung deS SlaatsministeriumS stattfand. Gegenstand der Bera- thung dürften die Etat« für da« Budget pro 1852 gewesen sein. Se. Majestät begaben Allerhöchstsich nach 1 Uhr mit telst Extrazugs nach Potsdam zurück. — (N-Pr. A.) Die Reorganisation deS Militär- medicinalwesens ist vollendet. Nach derselben stehen die sämmtlichen Stellen der Regimentsärzte auf dem Aus sterbeetat, die Stellung eines Oberarztes bei den Artillerie regimentern geht ein und eö wird per Compagnie oder Bat terie rin Assistenzarzt anqestellt. In Stelle der eingehenden Regimcntsärzte bei der Infanterie, welche die beiden Mus- ketierbataillone eine« jeden Infanterieregiments zu versehen hatten, werden Oberstabsärzte mit einem Gehalt von 800 bi« 1000 Thlrn. angestellt, die Cavallerieregimenter erhalten in Zukunft statt der RegimentSärzte nur Stabsärzte mit einem Gehalt« »on 69k Thlrn. und den übrigen Co«vpetenzen. Die Stellen der Stabsärzte in der Pepiniöre gehen ein und werden durch Assistenzärzte versehen, welche nur das Gehalt ihrer Charge und keine weitern Emolumente beziehen. Da« Gehalt der Assistenzärzte bei den Truppen ist dem Gehalte des Serondeleutnants der Artillerie gleichgestellt, auch er halten sie die übrigen Competenzen dieser Charge. Der einschlagende Etat eines Infanterieregiment- stellt sich wie folgt: 1 Oberstabsarzt, 1 BataillonSarzt und 6 Assistenz ärzte, da ein Assist,«zart zwei Compagnien ärztlich zu über wachen hat; rin Cavalkerieregiment hat am ärztlichen Per sonal einen Stabsarzt und zwei Asflstenzärte, da auch hier rin Assistenzarzt zwei Schwadronen ärztlich behandelt. Hat ein Regiment Cavallrrie oder Infanterie 3 oder 4 Garni sonorte, so erhält dasselbe noch einen Assistenzarzt mehr auf den Etat. Mü«ch->, 29. Oktober. (A.A.) Vom Fürsten v. Wal- lerstein ist rin Antrag auf zweijährige, vom Präfioentrn Weis einer auf dreijährige Finanzperioden an die Kammer gebracht worden; ein dritter Antrag von vr. Schmidt in Würzburg ist auf eine Mirfisteranklage gestellt. Der Klage punkt betrifft „wiederholte Störungen in dem Bezug der zu Nürnberg erscheinenden Zeitung „Fränkischer Courier", dessen Abonnent der Antragsteller ist, d. h. die öftere Con- fi-cation jene« Blattes auf der hiesigen Post. — (N. Pr. A.) Unser Preßgesetz enthält Bestrafun gen gegen Beleidigungen des Oberhaupts eine« auswärti gen Staates, der bei dem königl. Hofe beglaubigten Ge- Hoftheater. Donnerstag, 30. Oktober. Zum ersten Mai«: Ve, Teufel, Antheit. Komische Oper in drei Arten nach dem Französischen deS Scribe. Musik von Auber. DaS Zurückgreifen nach diesrr äliern, aber in Dresden un gegeben gebliebenen Oper der Firma Scribr-Auber war kein Mißgriff, wenn überhaupt die Absicht der Opernregie vorliegt, der vernachlässigten komischen Oper einen wünsch,nSwerthen Theil am Repenoir zu gewinnen, während jetzt die große Oper nicht mit dem bescheidenen „TrufelS-Antheil" daran: „der Hälfte", sich befriedigte, sondern am liebsten daS Ganz, in Beschlag nahm. Ist aber diese Absicht ernstlich, so wnd man mit dem Entschlüsse be ginnen müssen, sich von der allgemein bekannten Wahrheit, daß den deutschen Sängern und Sängerinnen Spiel und gute Dialogführung für diese Opern fehlt, nicht abschrecken zu lassen. Und statt sich den Folgen derselben bedauerlich zu beugen, wird der Versuch nölhig sein, mit beharrlicher Thätigkeit sich einer möglichsten Verbesserung jener Thatsache zuzuwenden und rin für diese« Operngrnre theilweise ungeübte» Spielpersonal durch fleißige und ernst betriebene Uebung und gescheidte Regie- , Unterweisung z» bilden. Einigermaßen befriedigende unv er- träsfliche Resultate wird man dadurch erzielen können, den» Talent oder guter Wille werden dabei zu Hilfe kommen; ein .rasche» lebendige» Zusammenspiel fällt nicht au» den Sofsiten herab und Gutsprechen für di» Bühne lernt man nicht von der Amme: wer aber in der komischen Oper den Dialog nicht richtig und sinngemäß sprechen kann, wird sich auch mit einer sehr bescheidenen Wirkung seine« GefangSvortrag« begnügen müssen. Für solchen Plan aber genügt e» nicht, bi-weil en eine komische Feuilleton. Oper kinzustudiren, an deren Studium «an sich mit verborgenem Behagen acht bi» zehn Wochen gütlich »Hut, wie dir Hamster am ein getragenen Winterkorn. Die Sache muß rascher und leicht beweglicher und doch gediegener un, mit trsti«mter« Zweck von der Opernregie angegriffen werden, und nur eine guigrwählir, mit schnellkr Folge und taktvoller seenischer Leitung einstudirte größere Reihe komischer Opern kann für die Leistungen de« Personal» und somit auch für de» Erfolg der Darstellungen fördernd und lohnend werden. Der Tert zum „Teufel» AntheU" ist ein von Scrib, aller liebst erfundene» und behandelte« Lustspiel: eine Hofintrigue und rin ergötzlichkö Hui pro czuo, da« Htrngespinnst eine» jungen spanischen Hidalgo, der im naivste« Teufelsglauben noch den gelehrtesten Kapuziner seiner Zeit übertrifft. Beide Theile der Handlung sind mit dem oft lksprochenen st,nischen Geschick Scribe'S und seiner spielend geistvollen feinen Gewandtheit ver flochten und greifen zu den Hauptpointen mit sich steigernder Komik »reffend ineinander, fs? daß wir dem Scherz, der sogar einigemale — aber nur zum Spaß and wegen der Bühnen wirksamkeit — ei« ernste MaSke »ormmmt, gern solgen; nur der erste erponirende Aci leidet etwa« zu auffällig an jener dem Marionettenspiel ergebenen Willkür, welche un» wie auf Commanto erst die Rerruien verführt, mit draen sie manöveriren will. Auber's Musik ist schon «i» jeaer Zeit, in welOer der rüstige Tonsetzer die Darstellui^en seiner früher« Opern fleißig zu besuchen begann, um hübsche Moli»- daraus zu d«n neuen Parti- turrn zn Hause zu tragen. Doch wenn auch un Originalität und Erfindung geschwächt, besitzt sie E«prit, frische Bewegung, koketten Reiz und Eleganz der Melodie, dazu geschmackvolle Form und eine fein« interessante Gliederung namentlich einiger En semble«, genüge u« ua« geistvoll z» amustrrn und dem unter haltenden Sujet hinzugeben. Ein» nur ist schwierig: dir Haupt rolle d,S Carlo Bro«chi verlangt eigentlich eine Sängerin, die wie die Alboni fingt, aber weit besser al« diese spielt. Fräulein Schmidt, obwohl sie die Reste ihrer Stimme nicht wie sie wünscht beherrscht, »hat ihr Möglichste« für den Vortrag der Partie diese« jungen Caffarelli und stattete wenigsten« den muih- willigen Stellvertreter de« Teufel«, der zugleich Scribe'S Com- pagnon für die Handlung de» Stücke» ist, nut einem keck beweglichen und belebenden Spiel au», obwohl nur der ober flächlichsten Auffassung der Rolle entsprechend. Von Vortheil würde es jedenfalls sein, wenn Fränlei« Schmidt versuchte, die etwa» manirrirt gezierte Haltung mit einer natürlicher!», eiu- sachern zu vertauschen. Herr Reichart bemühte sich, dem TeufelSbeschwörer „Rafael" Naivetät und leichtblütigen Humor zu geben; aber dem Humor fehlte die Liebenswürdigkeit und dem jungen Edelmann Noblesse und feine Manieren. Denn Rafael ist Cavalirr, er weiß sein Geld wandern zu machen und läßt Andere für sich handeln, und wär'« auch der Teufel. Auch würde der übrigen« mustkalisch guten Verwendung der Stimmmittel ein» noch besser pointirt« Deklamation Gewinn bring««. Fräulein Bury hat zunächst die interessckut« Aufgab», ihrrr Gesangiristung in diesem Operngenre durch fleißige und systematisch betriebene Dialogstuvien Unter stützung zu verschaffen. Von den übrigen Rollen treten nur noch