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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartman«. — 18S1 Preis für da« Vierteljahr 1 Thaler. DoNllepHjtM, 30. DtkVVEk. 2-sertion«-Gebühren für den Raum E» einer gespaltenen Zeile L Neugroschen. "M/M Diese« Blatt erscheint mit 8u«nahme /MA /D de« Sonntag« täglich Abend« und ist E' «n " durch alle Poftanftalten zu beziehen. Amtlicher Theil. Dresden, 20. October. Se. König!. Majestät haben dem Schullehrer zu Rauschwitz, Gotthelf 8,brecht Noack, auf Anlaß dessen fünfzigjährigen AmtSjudiläum«, die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gold zu verleihen geruht. LageSgeschichte. Dresden, 29. Oktober. Da« gestern auSgegebene «.Stück de« Gesetz- und Verordnungsblattes ent hält: 1) Verordnung des Ministeriums dcS Innern, die Erweiterung de« PaßkartenraponS betr., vom 29. Septem ber; 8) Verordnung vom 1. October, die Additionalconven- tion vom 20. Mai 1651 zu dem Handels- und Schiff- fahrt-verlrage vom 23. Juni 1845 zwischen den Staaten de« deutschen Zoll- und HandelSvereinS einerseits und Sar dinien andererseits betr.; 3) Verordnung, die Einführung eines gleichförmigen ButtermaßeS betr., vom 11. October; 4) Verordnung, die Dampfschifffahrt auf der Elbe inner halb deS Königreichs Sachsen betr., vom 22. September; 5) Verordnung, die mir der königl. preußischen Regierung wegen gegenseitiger Zulassung der in dem einen der beiden Staaten geprüften Locomvtiven getroffene Vereinigung betr., vom 14. October; 6) Bekanntmachung, die Contrastgnatur brr Landrentenbriefe durch den bloßen Zunamen des Cas- sirerS betr., vom 15. Oktober; 7) Bekanntmachung deS Ge- sammtministeriumS, die Versammlung der Stände zum nächsten Landtage betr., vom 18. October. Wien, 27. October. Die „L. A. C." meldet: Noch im Laufe diese- Monates wird der detaillirte Ausweis über da« neue An lehrn durch da- hohe Finanzministerium kund gemacht werden. Wir man hört, sind noch bedeutende Summen, welche bei Veröffentlichung des ersten Ausweises noch nicht bekannt waren, dem Hauptbetrage zugewachsen. Gleichzeitig wird auch mit HinauSgabe der JnterimSscheine und StaatSschuldverschreibungen der Anfang gemacht werden. — (Li.) DaS GrundentlastungSgeschäst im Kronlande Böhmen ist den „Pr. Nov." zufolge bereits abgeschlossen. Der EntschädigungSfonlH beträgt etwas über 34 Millionen »nlden EM. Der „A. A. Ztg." wird aus Wien, 24. October, ge schrieben: Ich halte Ihnen unlängst von einer bevorstehenden Zusammenkunft Sr. Maj. deS Kaisers mit dem Könige von Neapel berichtet. Diese Nachricht bestätigt sich nicht nur, sondern es ist sogar große Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß sowohl der König als die Königin von Neapel gleich nach der Rückkehr Sr. Majestät aus Galizien, also Ende dieses Monats, hier eintreffen werden. AuS Wien, 27. October, schreibt die „Oest. Rztg.": Die durch das allerhöchste Handbillet vom 12. d. M. an- drfohlene Reduction d,S Effectivstandes der Armee ist eine Maßregel, welche in mehr als einer Beziehung in allen Kreisen große Befriedigung Hervorrufen muß. In vorderster Reihe steht die ökonomische Seite, die Erleichterung des Staatshaushalts um eine so ansehnliche Summe, daß bei möglichster Einschränkung auch in den andern Zweigen der Verwaltung eine baldige Gleichstellung der Ausgabe und Einnahme ohne neue Steuerauflage voraussichtlich ist. Weiter aber erblickt man in dieser Verminderung der Streit kräfte eine Garantie friedlicher Gestaltung der europäischen Verhältnisse. Indem Oesterreich, gerade angesichts der französischen KrisiS, einen Theil seines HeereS beurlaubt, zeigt eS seine feste Absicht durch eine Thatsache, jede denk bare Unterstellung von sich zu weisen, als wolle eS in der Politik jenes Landes eine Rolle übernehmen, welche nicht den höchsten Interessen de« Staat,« entsprechend ist. Nicht minder ist diese Reduction Flo Zeichen würdigen Selbst- byvußtseM« und der Zuversicht, daß jede- unvorhergesehene Ereigniß di, Armee in früher kaum geahnter Schnelligkeit wieder bereit finden werde. — Di, „L. Z. C." meldet: Gestern verbreitete sich da« Gerücht, die Stadt ÜHelgrad sei bombardirt worden. Ganz verläßliche Privatbriefe vom 22. d. M. lheilen un« hier über Folgende« mit: Nach bekannten Pöbelexcessen hat bekanntlich der englische Ccnssiß tn Belgrad seiH» Flagge eingezogen und blieb in seiner drohenden Stellung. Am 21. d. M. verbreitete sich in Belgrad und Scmlin die Nachricht, der Consul habe von dem in der Festung com- mandirenden Pascha verlangt, die Stadl Belgrad für die ihm zugefügten Beleidigungen durch ein zweistündige« Bom bardement zu züchtigen. Di» Sage, so unglaublich sie scheint, erhielt an Bedeutung, indem der Pascha kurz nach der di,«fälligen Unterredung abreiste, um darüber persönlich in Konstantinopel zu berichten. Bei seinem eiligen Ab gang, salutirt, die Festung, und al« man in Semlin den Kanonendonner hört,, gerieth Jedermann in Schrecken, eS hieß, da« Bombardement habe bereits begonnen und so kam die Nachricht als bestimmt hingestellt auch nach Wien. Lemberg, 22. October. Die „Lemb. Alg." meldet: Se. k. k. Majestät geruhten Wit dem allerhöchsten Hand schreiben csil Lemberg vom 20. October 1851 sechs Cri- minalsträfliogen deS PeovinzlalflrafhauseS zu Lemberg den Rest ihrer Strafzeit gänzlich, zweien von der noch zu voll streckenden Strafzeit zu zwei Jahren und einem ein Jahr allergnädigst nachzusehen. Czernowitz, 22. Oktober. (W Z.) Se. Majestät der Kaiser sind gestern Nachmlnag um ^5 Uhr in JaleSczyk eingetroffen, haben dir Aufwartung der Behörden, der Geist lichkeit und deS Adel« anzuyetzmen und di, Reise unver- weilt fortzusetzen geruht. Hie Ankunft Sr. Majestät in Czernowitz erfolgte um A 8. Uhr AbendS. Der Empfang von Seite der Bevölkerung war auf der ganzen Strecke, wie bis jetzt überall, ein sehr enthusiastischer und festlicher. Wie wir vernehmen, haben Se. Majestät beschlossen, zu Radauz in der Bukovina um einen Tag länger zu ver weilen, als ursprünglich bestimmt war. Allerhöchstdieselben werbeü sonach erst pz» 3. tzvsk»ber über die galizische Grenze bei Biala auslreten. Pefth, 26. October. (Oest. R.) Ueber die Rundreise Sr. kais. Hoheit deS Erzherzogs Albrecht laufen von allen Orten, die Höchstdieselben bereits passirlen, die erfreu lichsten Berichte ein. Venedig, 22. October. (W- Z.) Die heftigen Regen güsse am Anfänge deS Monats Oktober haben das Aus treten der Flüsse Po, Etsch, Brenta, Bacchiglione, Piave und mehrerer kleinerer Bäche und Canäle zur Folge gehabt, infolge dessen die Provinzen Padua und Venedig bedeutenden Schaden erlitten. Berlin, 28. October. (Preuß. Z.) Im Artikel X. des Handelsvertrages zwischen den Zollvereinsstaaten und der ollomanischen Pforte am 10/22. Oktober 1840 ist vor behalten, von Zeit zu Zeil eine Revision des Tarifs zu veranstalten, um die Beträge zu reguliren, welche in Ge mäßheit der verabredeten Procentsätze nach dem Werth, der Maaren re. entrichtet werden sollen. Eine solche Revision ist kürzlich von Seiten der Pforte unter Zuziehung von Sachverständigen der betheiligten Nationen veranlaßt und insbesondere auch für den Verkehr des Zollvereins, unter Theilnahme der aus der Zahl deutscher Kaufleute in Kon stantinopel gewählten Commissarien, vollendet worden. Es sind hierbei alle für die gegenseitigen Verkehrsbeziehungen in Betracht kommenden Verhältnisse in Erwägung genom men und namentlich auch der Gesichtspunkt festgehalten worben, daß alle den übrigen betheiligten fremden Regie rungen zu Theil gewordenen günstigen Tarifdestimmrmgen auch dem verrinSländischen Verkehre seitens der Pforte ge währt worden sind. Berlin, 28. Oktober. Die „N. Pr. Z." widerspricht der (auch in Nr. 283 d. Bl. nach der „O. P. A. A." ge brachten) Angabe, daß „Herr v. Reumont zum preußischen Gesandten am toScanischen Hofe ernannt worben sei" und bemerkt hierzu, daß weder Herr v. Reumont zum diesseitigen Gesandten am toScanischen Hofe ernannt worden ist, noch überhaupt ein solcher, in nächster Zeit wenigsten«, ernannt werden wird. — (St. A.) Ihre Königl. Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin sind nach Schwerin abgereist. Hannover, 25. October. Die „Hann. Ztg." wider spricht der in der „N. Pr. A." enthaltenen Behauptung (Nr. 281 d. Bl.), daß dir Garnison hiesiger Residenz nur etwa 500 Mann stark sei. Sie erklärt, daß sich in hie siger Residenz reichlich 1000 Mann Infanterie und 300 Mann anderer Truppen befinden. — AuS Hannover erfährt die „Preuß. Zeitung" vom 29. October, daß der Gesundheitszustand Sr. Majestät deS Königs in den letzten Tagen ein sehr unbefriedigender gewesen ist. Nach einer heute eingegangenen telegraphischen Depesche hatten Se. Majestät eine sehr unruhige Nacht gehabt und sein Aufland sich im Laufe deS Tages ver schlimmert. — (H. P ) Am letzten Montag sind hier drei Christinnen zum Judenthum übergetreten, zwei davon, um sich mit Israeliten verbeirathen zu können, die dritte ist erst im 13. Jahr, - ' Bravnfchweig, 25. Oktober. (Hann. Z.) Die Lan- deSversamml un g hat in Ihren beiden letzten Sitzungen die zweite Lesung deS Gesetzes über Errichtung von Kirchen vorständen beendigt. Die Debatte war ohne große Erheb lichkeit. Mainz, 27. Oktober. (O-P A.Z.) Heute Morgen sind 270 Mann de« hier stehenden k. k. österreichischen Regi ment« Erzherzog Rainer in ihre Heimath entlassen worden, nachdem sie 8 Jahre gedient. LÜtesbade«, 25. Ortoder. Dem Vernehmen «ach hat die herzoglich nassauische Regierung den Herren Bennert und Genossen aus Belgien ein Vordecrel zur Concessionirunq dec Lahneisenbahn von Gießen nach Koblenz unter der Bedingung ertheilt, daß innerhalb dreier Monate daS zum Bau erforderliche Capital nachgewiesen und die entsprechende Cautionssumme eingegeben worden ist. Dessau, 28. October. (Preuß. A) Unser Ministe rium strebt ganz besonders danach, in den Schulen den Sinn für Religiosität und wahres Christenthum zu heben und zu befestigen. So hat es neuerdings mehrere Schul lehrer, die eine Neigung zu der unter dem Habicht'schen Regime flockenden Religionslosigkeit (vnlxo Landtagsreligion) verspüren ließen, ernstlich verwarnt und ihnen die strenges Pflichten ihres wichtigen Berufes einvcinglichst an das Herz gelegt. Lübeck, 25. October. (H. B. H.) Es mag nicht über flüssig sein zu bemerken, daß laut dem zwischen Lübeck und der dänischen Regierung am 23. Juni 1847 abgeschlossenen Eisenbahnvertrage der letzter« daS Postregal in Lübeck zu- gestanden ist. Es steht demnach der Errichtung eines dä nischen Postamtes Hierselbst zur Zeit nichts im Wege. Da gegen ist die Lübeck - Büchener Eisenbahn hinsichtlich der Transitzölle in dasselbe Verhältniß gestellt worden, wie sol ches auf den holsteinischen Eisenbahnen zwischen Elbe und Heinrich Heine's Romanzero, ein Buch, auf da« lange alle Freunde der Porste in Deuischland gespannt sind, ist soeben bei Campe in Hamburg erschienen*). ES enthält außer den Dichtungen ein Nachwort, da« man als Vor wort betrachten muß, da e« un« den Heine der Gegenwart in seiner ganzen Eigenthümlichkeit am besten vor die Seele führt und die AussaffungSweise von einem Theile der Lieder illustrirt. Wir find gewohnt, daß sich der Dichter in seiner witzigen, diabolisch spöttelnden Manier bi« zu den letzten zweifelhaften Grenzspuren de« sittlichen Anstande« Alle« erlaubte, ohne daß seine sarkastischen Aussprüche über Religion und Politik, über Tod und ewiges Leben je eine ernstere Wirkung, al- vie humoristischer Heiterkeit Hervorriesin. Er blieb auch hierin der Alte, unverbesserlich und unnachahmlich zugleich. ES ist ibm wie einem verzogenen Liebling der Poesie Alle« gestaltet, unfern Geist zu ergötzen, ohne ihn zu überreden. Da man täglich fürchten muß, daß er auf seinem Schmerzen«, lager die letzten Kederzüge gethan, so dürften dem deutschen Publicum die Wort« seiner Laune zu allgemeinster Verbreitung kaum vorenthalten werden, und so möge denn hier jene« „Nach wort" fast seiner ganzen unterhaltenden Länge nach eine Mit theilung finden. Heine sagt: „Ich habe dies,« Buch Romanzrro genannt, weil der Romanzen ton vorherrschend in den Gedichten, die hier gesammelt. Mit wknigen Ausnahmen schrieb ich sie während der letzten drei Jahre, unter mancherlei körperlichen Hindernissen und Qualen. Aber *) Dre-dra, Arnold'sche Buchhandlung. Feuilleton. tristirr ich wirklich noch? Mein Leib ist so sehr in die Krümpe gegangen, daß schier nichiS übrig geblieben alö die Stimme, und mein Bett mahnt mich an da« tönende Grab des Zauberers Merlinus, welches sich im Walde Brozelianv in der Bretagne befindet, unter hohen Eichen, deren Wipfel wie grüne Flammen gen Himmel lodern. Ach, um diese Bäume und ihr frisches Wehen beneide ich dich, College MerlinuS, denn kein grünes Blatt rauscht herein in meine Matratzengruft zu Pari«, wo ich früh und spat nur Wagengerassel, Gehämmer, Gekeife und Clavier- geklimper vernehme. Ein Grab ohne Ruhe, der Tod ohne die Privilegien der Verstorbenen, die kein Geld auszugeben und keine Briefe oder gar Bücher zu schreiben brauchen — daS ist ein trauriger Zustand. Man hat mir längst daS Maß genommen zum Sarg, auch zum Nekrolog, aber ich sterbe so langsam, daß solches nachgerade langweilig wird für mich, wie für meine Freunde. Doch Geduld, Alle« hat sein Ende. Ihr werdet eines Morgens die Bude geschlossen finden, wo Euch die Puppenspiele meine« Humor« so oft ergötzten. Wa« soll aber, wenn ich tod» bin, auS den armen Han-würsten werden, die ich seit Jahren bei jenen Darstellungen employir» hatte? Wa« soll z. B. aus Maßmann werden? Ungern verlaß ich ihn, und e« erfaßt mich schier eine tiefe Wehmuth, wenn ich denke an die Verse: Ich sehe die kurzen Beinchen nicht mehr, Nicht mehr die platte Nase; Er schlug wie ein Pudel, frisch, fromm, fröhlich, frei, Die Purzelbäume im Grase. Und er versteht Latein. Ich habe freilich in meinen Schriften so oft daS Gegentheil behauptet, daß Niemand mehr meine Be hauptung bezweifelte und der Aermste ein Siichblatt der all gemeinen Verhöhnung ward. Die Schulbuben frugen ihn, in welcher Sprache der Dvn Quirote geschrieben sei? und wenn mein armer Maßmann antwortete: in spanischer Sprache — er widerten sie, er irre sich, derselbe sei Lateinisch geschrieben und da« käme ihm so Spanisch vor. Sogar die eigene Gattin war grau sam genug, bei häuslichen Mißverständnissen auszurusen, wundere sich, daß ihr Mann sie nicht verstehe, da sie doch D und kein Latein gesprochen hab,. Die Maßinäimische G eine Wäscherin von unbescholtener Sittlichkeit un' ,ur Friedrich den Großen gewaschen, hat sich über ^..,ach ihre« Enkels zu Tode gegrämt; der Onkel, ein wack cer altpreußischer Schuhflicker, bildete sich ein, die ganze Familie sei schimpfirt, und vor Verdruß ergab er sich dem Trünke. Ich bedauere, daß meine jugendliche Unbesonnenheit solches Unheil ungerichtet. Die würdige Waschfrau kann ich leider nicht wieder inS Leben zurückrusin, und den zartfühlenden Oheim, der jetzt zu Berlin in der Goffe liegt, kann ich nicht mehr des Schnapse« entwöhnen; aber ihn selbst, meinen aimen HanSwurst Maßmann, will ich in der öffentlichen Meinung wieder rehabili- tiren, indem ich Alle-, waS ich über seine Lateinlofigkeit, seine lateinische Impotenz, seine magna linguao romanae ißnorantia jemal« geäußert habe, feierlich widerrufe. So hätte ich denn mein Gewissen erleichtert. Wenn man auf dem Sterbebette liegt, wird man sehr empfindsam und weichsillg und möchte Frieden machen mit Gott und der Welt. Ich gestehe e«, i ch habe Manchen gekratzt, Manchen gebissen, und war kein