Volltext Seite (XML)
Dresdner Journal. Verantwortlicher Nedaeterrr: I. G Hartmann. l8SI Diese- Blatt erscheint mit Ausnahme des Sonntags täglich Abends und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Preis für das Vierteljahr Thaler. DVllUkrölltA, v IloVtlNNok* Insertions-Gebühren für den Rau», einer gespaltenen Zeile I Neugroschen. Amtlicher Theil. Generalverordnung des Ministeriums des Innern, das Verbot innenbemerkter Schrift betreffend. Von dem Ministerium des Innern ist in Anwendung von §. 6 des GeseheS vom 14. März dieses JahreS be- schlossen worden, die Verbreitung der Druckschrift: „Komi scher VolkSkalender für 1852 von BrennglaS. Hamburg, Expedition des komischen VolkSkalender-." innerhalb des Königreichs Sachsens zu untersagen. Sämmtliche KceiSdireclionen, Amt-Hauptmannschaften und Polizeibehörden werden demzufolge angewiesen, wegen sofortiger Ausführung dies,« Verbots in Gemäßheil §. 6 deS Gesetze- vom 14. März diese« JahreS und tz. 3 der Ausführungsverordnung zu demselben unverweilt daS Er forderliche vorzukehren. Dresden, den 4. November 1851. Ministerium des Innern. v. Friesen. TageSgeschichte. r 0 Dresden, 5. Mai. Ein Artikel der heutigen Num mer der Sächsischen Constitutionellen Zeitung enthält in Bezug auf die von dem Ministerium deS CultuS erlassene Ausschreibung eines Preises für ein Lehrbuch der Geschichte Sachsens einige Ausstellungen, welche in sich selbst die beKe Widerlegung finden. Der Verfasser jenes Artikels ist zu vörderst der Ansicht, daß der ausgesetzte Preis zu gering sei und bemerkt, eine geschickte intelligente Feder, welche, ohne der Wahrheit zu nahe zu treten, eine den Absichten des Ministeriums entsprechende Arbeit zu liefern im Stande wäre, würde von dem ersten besten spekulativen Buchhänd ler leicht das vierfache Honorar erhalten können. Die letz tere Bemerkung giebt die beste Antwort auf die gemachte Ausstellung an die Haah. Sorvi« di« A»»sschr«ibuog der betreffenden Pceisaufgabe keine Spekulation ist, so ist das Ministerium noch weniger einem spekulativen Buchhändler gleich zu achten. Die Mittel, welche ihm für außerordent liche, im Budget nicht vorgesehene Fälle des Bedarfs zu Gebote stehen, sind bekanntlich ebenso beschränkt, als viel seitig in Anspruch genommen. DaS Ministerium muß da her wohl bei Veranlassungen, wie die vorliegende ist, auf eine uneigennützige Mitwirkung der dazu berufenen Kräfte Rechnung machen. Dies ist geschehen, indem die bezügliche Bekanntmachung, wie daselbst ausdrücklich gesagt ist, Freunde und Kenner des vaterländischen Gcschichtsstudiums zu einer Betheiligung einladct, und gewiß wird es an solchen Freun den und Kennern der vaterländischen Geschichte nicht feh len, welche, wenn es ihnen gelingt, den Preis zu gewin nen, sich gern an dem Bewußtsein eines verdienstlichen Werkes werden genügen lassen, sollte ihnen der für ihre Arbeit bestimmte Lohn auch gering erscheinen. Diejenigen freilich, welche in Luther einen Agitator (vielleicht in Kossuth'scher Manier) verehren, und welche es von vorn herein für eine sehr schwierige Aufgabe halten, außer und nach der Reformalionsepoche noch Glanzpunkte in der sächsischen Geschichte zu finden, ohne gegen den nöthigen Takt zu verstoßen, die sind weder Freunde noch Kenner deS vaterländischen Geschichlsstudiums, und wenn daher intelligente Federn mit solcher Auffassung oder viel mehr mit solchem Mangel an Auffassung ihre Mitwirkung versagen, so wird damit wenig verloren sein. Wenn ferner der Verfasser deS gedachten Artikels eine ausdrückliche Hin weisung auf da« sächsische Volk vermißt, so erlauben wir uns, denselben auf die letzte Zeile deS zweiten Absätze« der Bekanntmachung vom 22. Oktober zu verweisen, woselbst deutlich geschrieben steht, waS er zu lesen wünscht. Was endlich die blo< angedeutelen Zweifel über die Zeitgemäßhrit deS Unternchmens betrifft, so wären wir be gierig, deren Begründung zu vernehmen. Wien, 3. November. (Ll.) Se. k. k. Hoheit Erzher zog Ludwig, jüngster Bruder Sr. Majestät des Kaiser-, ist von seiner Krankheit wieder vollend- hergestellt. — (Oest. Rz.) Se. königl. Hoheit Prinz von Wasa ist von seiner nach Deutschland unternommenen Reise zu- rückgekehrt und trifft morgen von seiner Sommerresidenz Haking, wo er einige Tage verweilte, in Wien ein. — (Oest. Rz.) Zwischen Oesterreich, Preußen einerseits und Rußland sind Verhandlungen wegen Erleichterung de« GrenzverkehrS mit Rußland in der Schwede. Der An schluß der russischen Bahnen an die Ostbahn, über den eben verhandelt wird, hat die Nolhwcndigkeit einiger Erleich terungen im Grenzverkehre überhaupt hervorgerufen. — (Oest. Rz.) Der neue österreichische Zolltarif ist in die italienische Spracht übersetzt worden und wird meh reren italienischen Regierungen zugescndet, mit denen die kaiserliche Regierung wegen Eintritt in den österreichischen Zoll- und Handelscomplex in Verhandlung steht. — (Ll.) Zur Erinnerung an den Allerhöchsten Besuch Sr. Maj. des Kaisers wird von Seiten der Commun in Lemberg eine Denkmünze ausgeprägt werden, welche auf der einen Seite das Brustbild des Monarchen, auf der an dern das Datum: 16. October 1851 und als Legende die Worte führt: „Die Hauptstadt Galiziens ihrem geliebten Kaiser Franz Joseph I." Die Prägung geschieht in Gold, Silber und Bronze. — (Ll.) Ihre Maj. der König und die Königin .von Neapel werden im Laufe dieses Monats in Venedig etnlreffen, um dort eßnise Wochen zu verweilen. Wie man sagt, werden sich H^chffdiefelb-n sodnnn über Triest nach Wien begeben. — (Ll.) Bei der Einnahme Wiens durch die k. k. Trup pen in den letzten Tagen deS Octobers 1848 sind zufolge amtlicher Erhebung mehr als 2000 Parteien durch Brand unglück an ihren Realitäten, Waarenvorräthen rc. theils mit gänzlicher Vernichtung derselben, theilS minder beschä digt worden. Infolge der von Seite der Staatsverwaltung hierüber angeordneten Schadenerhebungcn sind bisher bis auf die geringe Zahl von 22 Parteien alle Beschädigten entschädigt worden. — (06) Se. Eminenz Herr Cardinal-Erzbischof Fürst Schwarzenberg wird, wie daS czechische Kirchenblatt „Blahovist" meldet, am 5. November sich nach Wien be geben, um einige Verhandlungen mit der Regierung in Kicchenangelegenheiten zu Ende zu führen. Olmü'tz, 2. November. (Ll.) Nach einer gestern bei uns eingelangten Nachricht wird Se. Maj. der Kaiser auf seiner Rückreise aus Galizien auch die Hauptstadt Schle siens mit einem Besuche beehren, welchen Se. Majestät der Deputation bei der Hinreise nach Galizien bereits zugesagt hatte. — Die durch den kaiserlichen Erlaß vom 12. Octo ber angeordnete Reducirung der Armee wird schon all gemein ins Leben geführt; so wurden bereits gestern von dem in Garnison liegenden Regimenle Prinz von Preußen über 700 Mann beurlaubt und sogleich auf der Bahn nach ihrem Werbbezirksorte Kaschau transportirt, um von da in ihre HeimathSorte entlassen zu werden. — Se. Eminenz der Herr Cardinal-Erzbischof von Olmütz ist bereits von seinem Sommeraufenthaltsorte in Kleinster nach seiner Residenz in unserer Stadt übersiedelt. Berlin, 4. November. (N. Z.) Die Einberufung der Kammern ist definitiv auf den 27. d. M. festgesetzt. Man erwartct die Veröffentlichung deS Ausschreibcns heute oder morgen. — Der Bau deS Sitzungssaales der ersten Kam mer ist so weit vorgeschritten, daß man bereits mit den Innern Einrichtungen beginnen konnte. Im Vorderhause wird für den Präsidenten eine Dienstwohnung eingerichtet. — Der „Staatsanzeiqer" enthält eine Circularverfügung deS Ministeriums der geistlichen, Unterricht«- und Medicinal- angelegenheiten vom 1. October, betreffend die Beaufsich tigung der Elementarschulen und ihrer Lehrer seitens der Superintendenten, Erzpriester und Dechanten als Kreis- schulinspectoren, in welcher sämmtliche Superintendenten, Dekane, Kreisschulinspectoren, Pfarrer rc. angewiesen wer den, daß sie die ihnen untergeordneten Schulen genügend oft und mit der gehörigen Sorgfalt revidiren, wobei sie darauf hinzuweisen sind, daß es bei den Revisionen weniger auf die Absolvirung eines regelmäßigen und feststehenden Turnus, als darauf ankommt, daß sie denjenigen Schulen, deren Lehrer besondere Ueberwachung oder Nachhilfe bedür fen, ihre öftere und nachhaltige Beaufsichtigung zuwenden, bei schwächer» Lehrern aber und namentlich im Religions unterricht selbst mit aushelfen. — (Pr- Z ) Auf die Sr. Majestät dem König zum 15. Oktober vom hiesigen Magistrat überreichte Glückwunsch adresse Hal letzterer nachstehendes allerhöchstes Handschreiben zu erhalten die Ehre gehabt: „Gern habe Ich die Mir von dem Magistrate zu Meinem Geburtstage dargebrachten Glückwünsche entgegcnqenommen, deren Ausdruck Mir ver bürgt, daß Derselbe Mein, dem Wohle Meines geliebten Volkes geweihtes Streben anerkennt, sowie die Gefühle würdigt und theilt, welche Mein Herz in Freude und Leid bewegen und es insonderheit bei dem Hintritt Meines jüngst in die Ewigkeit eingegangenen unvergeßlichen Oheims mit dem tiefsten Schmerze erfüllten. Der Wahrhaftigkeit der Mir ausgesprochenen Gesinnungen zuversichtlich vertrauend, sage Ich dem Magistrate für die Mir gewidmeten guten und treuen Wünsche hierdurch Meinen aufrichtigen Dank. ! Sanssouci, den 29. Oktober 1851. (gez.) Friedrich Wilhelm." — <Pr. Z.) Se. Majestät der König kamen heute ge- gen Mittag nach Berlin und nahmen in Begleitung deS , Herrn Ministerpräsidenten das HauSarchiv in Augenschein. Koblenz, 31. October. (Wes Z ) Wir haben beute j schon einen thatsächlichen Beweis dafür, wie günstig die am 1. d. M. ins Leben getretene Ermäßigung der Rhein - zölle auf die Bewegung des Handels einwirkt. Eine Uebcrsi'cht nämlich der während des heute ablaufcndcn Mo- ! natS an unserer Stadt an- oder vordcigefahrenen Segel fahrzeuge ergiebt das erfreuliche Resultat, daß diese Zahl die desselben Monats früherer Jahre schon um 30 Procent übersteigt, und man irrt nicht, wenn diese Zunahme der theilwcisen Entfesselung unseres Stromes zugeschriebcn wird. Wir überlassen uns der Hoffnung, cs werde immer mehr erkannt werden, daß Freiheit des Verkehrs und Entfernung aller hemmenden Abgaben die einzigen Mittel zur Belebung desselben sind und daß man nicht nur auch der französischen Flagge die Zollermäßung dauernd zu Gute kommen lassen, sondern auch eine, wenn auch allmälige gänzliche Abschaf fung der Wasserzölle anbahnen wird. Kalenderschau*). ES giebt keine gequäliere, nachlässigere und gewissenlosere Literatur, als die der Kalender. Und doch könnte sie eine sehr gute, Nutzen und Unterhaltung bringende sein und von den das Publicum gegen Banalität und Langeweile schützenden Gesetzen deS bessern Geschmacks gelenkt werden, denn fast alle Kalender reniirrn vortrefflich. Man findet in Deutschland keine bevölkerte Stadt, die nicht ihren besonder»! Kalender hätte, der gewöhnlich dem Herausgeber eine Sinekure sichert, dagegen aber aus Dank barkeit von albernen Erzählungen, verbrauchten stumpfen Anekdoten und schlechten Holzschnitten wimmelt. Selbst die Zahl der Kalender, welche sich über daS Weichbild der Städte verbreiten und entweder durch die bekannte Zurückhaltung von Colporieuren mit ihren Siebenmeilenstiefelbeinen oder gar auf dem Wege deü Buchhandel« auch noch weiter abwohnenden unschuldigen Staat-- » bürgern sich aufdrängen, ist kaum zu übersehen. Wir schauen hier auf einige dieser Sachen herab. Der bekannte Gubitz'sche VolkSkalender hat leidliche Holzschnitte, aber seine sogenannien wifsenSwürdigrn Geschichten und Erzählungen haben keine literarischen Namen aufzuweisen. ES treibt sich in diesem Werke noch al- lehrreiche- Gleichniß die Fabel von dem Fuchs und dein Raben mit dem Limburger Sahnenkäse umher. Der Deutsche VolkSkalender von Nieritz enthält Holzschnitte, die zur Hälfte leidlich, zur Hälfte entsetzlich sind. *) Sämmtliche Kalender sind in der Arnold'scben Buchhandlung zu finden. Feuilleton. Ein trostloser Stahlstich verstärkt die Wirkung der letztern. Sein > Jnhalisverzeichniß aber läßt im Gegensätze mit der gewöhnlichen Kalendermachermanirr auf Honorarzahlungen schließen und er öffnet uns Beiträge von bekannten Schriftstellern wie Nieritz selbst, Wtlvenhahn, Karl Simrock, Grube und Jeremias Goti- helf, dessen schriftstellerische Charakterverschiedenheit eine Dame sehr geistreich mit den Worten bezeichnete: „Jeremias Gonhelf schreibt für daS Volk, während Berthold Auerbach über daS Volk schreibt." Trewendt'S VolkSkalender, auS BreSlau edirt, bietet keine Holzschnitte, dafür aber acht Stahlstiche, die etwas elegant Fürchterliches haben, llnier dem Tert« finden wir neben den Namen Horn und Drobisch auch ein nette- komische- Gedicht vo» Holtet in schlesischem Dialekte auf die behagliche Gewohnheit, Rawiczer Tabak zu schnupfen. Im VolkSkalender von Karl Steffen- (bei Simeon in Berlin) hat sich da- Nebelst«, wa» der Stahlstich bieten kann, mit dem Fatalsten deö Holzschnitt- vereinigt, selbst den verfehlten Humor mitgerechnet. Unter den Mitarbeitern prangen al- Sterne erster Größe Nieritz und Löwenstein. Es ist unter Andern» angenehm, da- Milchmädchen von Meyerheim, ein bekannte- reizende- Bild, durch die Güte Löwenstein'- sagen zu hören: „Auf jedem Heimweg zähle ich meinen Markterlö»; da- Warten meiner Seele, ,S ist doch gar zu bö»". Humoristisch-musikalischer Kalender von Th. Drobisch (Leipzig bei Spanier). Man sieht, hier ist alle Komik psr force und ungezogen auS der Musik gezogen.. Der Kalender ist eigentlich für Orchrstermitglieder und dir wenigen Musikanten geschrieben, welche ihn bezahlen können. Der Humor darin schwitzt. „Ein Musikant geboren im Januar liebt Kirchen musik und Caviar", oder: „Deö Leben- Mai blüht einmal und nicht wieder. Franz Schubert schrieb fürwahr doch ganz fa mose Lieder". — Nur ein Verfasser und so viel Witz! Der Ameisenka lend er (hervorgegangen auS der Ameisen- bctriebsamliit deS Grimmaischen VerlagcompioirS). Die spaßigen Holzschnitte sind hauptsächlich von der Größe der gewöhnlichen Waldameisen, auch schwarz wie diese, doch nicht ganz so unter- haliend anzusehen. DaS Papier, auf welchem besagte Ameisen kriechen, ist grau wie der Sand im Tannengehölz. Nennbare Mitarbeiter finden sich nicht vor, aber um so mehr Populäre-, Nützliche- in Anekdoten und Receptcn. Diese Recepte und ihre Kalciiderkategorie werden am besten durch da- Mittel zur Ver treibung der Garlknschnecken charakterisirt: „Dieses überaus schädliche Thier ist eine Plage deS 'hängen Landmannes und zer stört durch seine Unzahl den Segen desselben. Man vertreibt eS am sichersten, indem man sich besonder- durch Ansstreuen von Pfeffer und Salz der kleinen Schnecken zu bemächtigen sucht, weil diese sonst groß werden und sich nachher eben so vermehre»» al- die andern. Hat man so die meisten geiödtet, so kann man die übrigbleibenden alten um so leichter übersehen, und eine Freude ist eS für den Grundbesitzer, wenn er die gänzliche Vernichtung diese- Ungeziefer- bei einem heitern Kainilienmahle besprechen kann." VolkSkalender von Hirschfeld in Leipzig. Hier hört für wenige Neugroschen alle- Billigdenken auf. Beiträge von nennenstvrrihen Literaten finden sich nicht vor. In den