Volltext Seite (XML)
Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. .V 280. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme des Sonntags täglich Abends und ist 5 25. durch alle Postaustalte« zu beziehen. Preis für das Vierteljahr 1^ Thaler. Insertions-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. 1851 Amtlicher Theil. Dresden, 23. Oktober. Ihre Königlichen Hoheiten der Trdgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Mrcklenburg-Strelitz sind heute Nachmittag nach Stre- litz abgereist. Tage-geschichte. 0 Dresden, 24. Oktober. Man erinnert sich der Ar tikel, welche die „Neue Preußische Zeitung" und nach ihr andere Blätter, u. a. auch die „Augsb. Allgemeine Zei tung", über ein von der sächsischen Regierung erst an sämmtliche, dann an die süddeutschen Zollvereinsstaaten allein gerichtetes Circular und späterhin über rin, in diesem Betreff von dem Staatsminister Freiherrn v. Beust an den großherzoglich badischen Staatsminister Freiherrn v. Rüdt gerichtetes Schreiben brachten. Mit Bezugnahme hierauf giebt die „Karlsruher Zeitung" vom 21. d. M. nachstehende Erklärung: „Hiergegen können wir aus guter Quelle ver sichern, daß dem großh. Staatsminister Freiherrn v. Rüdt kein Circular der sächsischen Regierung über den Vertrag vom 7. v. M., ebenso wenig aber auch ein Schreiben des sächsischen Ministers v. Beust zugekommen ist, welches irgend welche Insinuationen oder überhaupt nur ein Wort über den Inhalt jenes Vertrags enthielte." * Radeberg, 23. Oktober. Bet der heute hier statt gefundenen Landtagswahl für den 6. städtischen Wahl bezirk, der am letzten Landtage durch den hiesigen Bürger meister 1>r. Kuntzsch, als Stellvertreter des frühern Ab geordneten vr. Schaffcath zu Neustadt, vertreten war, wurde Herr Knopffabrikant Friedrich Hillmann zu Sebnitz in zweiter Abstimmung von 84 Wahlmännern mit 47 Stim men zum Abgeordneten und Herr Leinwandfabrikant CH. Fr. Roitzsch aus Neustadt bei Stolpen in dritter Abstim mung zum Stellvertreter gewählt. 06 Wien, 22. Oktober. Während des Aufenthalts Sr. Maj. des Kaisers in der galizischen Kreisstadt Rzeszow wurden Allerhöchstdemselben 18 während der letzten Feld züge mit der Tapferkeitsmedaille gezierte, auS dem Rzes- zower Kreise gebürtige Krieger und 150 Veteranen, welche der Schlacht bei Leipzig beigewohnt hatten, vorgestellt. Se. Majestät besichtigten dies,, nmrmehr wieder in den Kreis ihrer Familien zurückgekehrten, in der Landmanns tracht erschienenen Tapfer», sprachen zu ihnen mit herab lassender Huld und geruhten, Jedem derselben ein Geld geschenk verabreichen zu lassen. — (00) Se. kais. Hoheit Erzherzog Albrecht ist am 20. d. M. Morgens 6 Uhr mittelst Separattrain von Pesth nach Czegled und Szolnok abgereist. — Die Olmützer „Neue Atg." bringt „aus sicherer Quelle" die Nachricht, daß am 11. d. M. vom hohen Unter richtsministerium die Aufhebung der philosophischen Fakultät wegen Mangels an ordentlichen Hörern be- ! schlossen, zugleich aber die Hierbelassung der zur juridischen Facultät nöthigen Lehrkanzeln der philosophischen Doktrinen , und der Geschichte ausgesprochen wurde. Die Auflösung der philosophischen Fakultäten soll an allen Universitäten, mit Ausnahme derer zu Wien, Prag, Pesth und Graz er folgen , und man glaubt, daß der Olmützer Hochschule, welcher nun zwei wichtige Glieder der Universität fehlen, ein« andere Bezeichnung, z. B. RechtSakadcmie und Priestcr- seminar, werde gegeben werden. — (Oest. Rchztg.) Der Herr Feldzeugmeister Freiherr v. Haynau ist vorgestern, von Graz kommend, hier durch nach Gräfenberg gereist. Gestern verbreitete sich das Ge rücht, der General sei auf der Reise gestorben, doch ist eS im Gcgentheil zuverlässig, daß derselbe wohlbehalten in Gräfenberg ankam. Aus Lemberg schreibt man der „Oest. Reichszeitung" unterm 19. d. M.: Se. Majestät der Kaiser besuchte an diesem Tage das Blindeninstitut, das ruthenische National museum, wo der Monarch der Feier der Grundsteinlegung beiwohnte, dann das Taubstummeninstitut, das k. k. all gemeine Krankenhaus und die Universität. Abends vorher war im Ossolinsky'schen Institute der Kaiserball unter äußerer Beleuchtung des HauseS, welche besonders viel Pracht entwickelte. In der Mitte über dem Haupteingange schwebte der kaiserliche Adler mit auSgebreiteten Schwingen mit der Unterschrift in polnischer Sprache: „Unter deinen Fittichen ist Sicherheit." An den beiden äußersten Flü geln deS Gebäudes waren die Embleme des galizischen Landbaues und Reichthums, dann die aufkeimende Weichsel dampfschifffahrt sehr sinnreich in Transparenten dargestellt. Gegen den linken Flügel erhob sich der kaiserliche Adler mit den Wappen aller Kronländcr. Innsbruck, 21. Oktober. (W. Z.) Se. Kaiserliche Ho heit der durchlauchtigste Erzherzog Ludwig ist heute Vor mittag von Salzburg kommend hier eingetroffen und hat sogleich die Reise nach Botzen fortgesetzt. Das „C. Bl. a. B." enthält aus Triest vom 18. d. M. Folgendes: Die erwarteten allerhöchsten Verordnungen in Bezug auf die Organisation unserer Marine sind bereits erlassen und einiges davon im Publicum bekannt geworden. Die wichtigste Einrichtung ist die des Admiralitätsrathes, der aus 7 Departements besteht, welchen die betreffenden Zweige deS Seewesens unterstehen. Die Sekbezirks- und AcsenalscommandoS sollen aufgehoben, dagegen zwei neue Contreadmiralate zu Venedig und Pola errichtet werden. Nur in Dalmatien wird das Seebezirkscommando aufrecht erhalten. DaS permanente Uebungsgeschwader soll aus 8 Schiffen bestehen. Auch die Chefs der 7 Departements sind ernannt. Die Zweckmäßigkeit der neuen Einrichtungen findet allgemeine freudige Anerkennung. OO Venedig, 21. Oktober. Feldmarschall Radetzky ist nebst General Benedek aus Verona hier eingetroffen. Berlin, 23. Oktober. (N-Pr. Z.) Se. Majestät der König haben Allerhöchstsich heute von Letzlingen über Mag deburg nach Blankenburg am Harz begeben und gedenken von dort am Sonnabend nach Sanssouci zurückzukehren. — Der Oberst v. Schöler und der Geh Oberfinanzrath Costenoble sind heute früh 6 Uhr nach Magdeburg abgereist, um Sr. Majestät dem Könige während der Fahrt auf der Eisenbahn Vortrag zu halten. — Der „Pc. St. Anz." vom 24. Oktober enthält das Gesetz, betreffend den Ansatz und die Erhebung der Ge bühren der Notare vom 11. Mai 1851. — (Pr. A.) In Hannover starb am 21. Oktober der auch in Preußen reich begüterte königlich hannoversche Ober hofmarschall Graf W an gen h ei m. Die treue Anhänglichkeit, welche der Graf für Preußen und sein Königshaus sein ganzes Leben hindurch bewährt hatte, ließ ihn noch auf seinem Sterbebette des Königs Geburtstag feiern. Vom Rheine, 21. Oct. (K.A.) Die nach der „Koblen zer Zeitung" gemeldete (auch in Nr. 276 d. Bl. überge- gangene) Nachricht, der Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft sei „die Conression zur Weiterführung der Bahn von Deutz bis Frankfurt ertheilt", ist, wie wir aufs bestimmteste ver sichern können, durchaus irrig, indem zur Zeit jener Gesell schaft nur die Ermächtigung ertheilt ist, ohne alle Präjudiz die Ermittelung einer genügenden Linie in jener Richtung, resp. deren Vermessung, vorzunehmen. LLürzburg, 18. Oktober. (Würzb. Z.) Heule findet in der hiesigen Residenz die vom König Ludwig zur Feier Literatur. „Walddrossel", ein Lebensbild von Heinrich Prdhle, gehört dem Genre der Dorfgeschichten an. Der Ver fasser kennt Leben und Sitten der niedersächsischen Bauern ziemlich genau und einige seiner Schilderungen hiervon geben ein lebensvolles Bild; dessenungeachtet macht daS Buch mit seinen lose zusammengefügtrn Abschnitten keinen nachhaltigen Eindruck: es fehlt eine gleichmäßige Verarbeitung, die Behandlung wird oft, wo der reale Anhalt fehl», leer, und jene poetische Auffassung und charakteristische Schönheit der Darstellung, an welche unS einige vorzügliche Schriftsteller in diesem Genre gewöhnt haben, läßt sich gänzlich vermissen. Wissenschaft. In Böhmtn hat der Professor der Archäo logie C. Wocel in Prag im Auftrage de» Unterrichtsministeriums eine Reise zur Erforschung der in diesem Lande vorhandenen Alterthümer unternommen. Einem von ihm bereit- erschienenen Berichte zufolge richtete er sein Augenmerk vorzüglich auf die Ueberreste der Kirchenbauten im Nundbogenstyl, auf Miniatur- Handschriften und Tafelgemälde und hat viele» Neue und bisher Unbekannte iy diesen Beziehungen aufgefunden. Insbesondere erwähn» er die böhmischen Miniaturhandschriften zu Leittneritz, Ludih, Jung-Bunzlau, Königgrätz, die Kirche zu Potworow im Egerer »c. ES ist sehr wünschenSwerth, daß der Vorschlag deS Professor Morel, nach genau ang,stellten Forschungen in allen Gebieten de» österreichischen Kaiftrfiaate» die vorhandenen archäo logisch und künstlerisch interessanten Ueberreste in Sammlungen zu vereinigen und dadurch vor völliger Vernichtung zu sichern, beherzigt werde, Theater. Für die Berliner Oper hat man mit der Sängerin 3- Wagner ein neues Engagement abgeschlossen, welches ihr außer einem jährlichen viermonatlichen Urlaub für Paris eine Gage gewährt, wie sie noch keiner deutschen Sängerin zu gestanden wurde. Bei dieser Gelegenheit drängt sich die Be merkung auf, daß sich die Bühnen unverkennbar in der Bezahlung der Sänger immer mehr steigern und der unverhältnißmäßig hoch getriebene Etat mehr und mehr der bestimmende Factor für die Richtung der Bühnenleitung wird. DaS dadurch noihwendige Gebot industrieller Rücksichten und nachgiebigster Erfüllung deS ModegeschmackS lenkt natürlich um so weiter ab von jeder kunst verständigen und edlern Intentionen zugänglichen Führung großer Bühneninstiiute. Die außerordentliche pekuniäre Dotation einzelner virtuoser Kräfte aber knüpft an ihre Stellung zugleich unwillkürlich da- eigentliche Dühnrnregiment, und die nach außen hin scheinbare Souveränetät des Intendanten erliegt tatsächlich in beklagenswerther Weise dem Willen dieser Matadore und bleibt nur noch dem Chore und den Statisten fühlbar. — Die auf dem Oldenburger Hoftheater unter Graf Bocholz statt gefundene Aufführung der beiden ersten Theile von Immer« mann'S Trilogie „AleriS": „Die Bojaren" und „DaS Gericht von St. Petersburg", soll in ihren Wiederholungen einen außerordentlichen Eindruck gemacht haben. Die Darsteller gaben sich mit großer Wärme der Aufgabe hin, da» Andenken de» verdientesten deutschen Dramaturgen der neuern Zeit durch eine gelingende Darstellung seines dramatischen Hauptwerkes zu i ehren. der Leipziger Völkerschlacht gestiftete jährliche Spei sung von Armen statt. Nahe an 400 Arme nehmen an diesem Mahle Theil. Darmstadt, 20. Oktober. (Schw. M.) So ausführlich der vom Finanzausschuß unserer zweiten Kammer über die Slaatsbudgetentwücfe für die Finanzperiode von 1848 bis 1850, sowie über die muthmaßlichen Ergebnisse bei der Finanzverwaltung in genannter Periode erstattete Bericht war (489 Druckseiten nebst 10 Seiten großem, alphabetischem Jnhaltsregister), so kurz war die Berathung der zweiten Kammer selbst heute darüber. Nachdem nämlich der Abg. Cretzschmar zu einer Stelle des Berichts eine kurze Bemer kung gemacht hatte, erfolgten keine andere, so daß der Präsident die Berathung schließen konnte, worauf der An trag des Ausschusses: „Die Kammer wolle die gemachten Vorlagen über die Finanzverwaltung von 1848—1850 zu einstweiliger Kennlnißnahme annehmen", einstimmig von der zweiten Kammer angenommen ward. — Der Prälat Zimmermann, als Mitglied der ersten Kammer, und Pfar rer Sartorius, als Mitglied der zweiten Kammer, haben zwei gleichlautende Anträge gestellt, wovon der erste die wilden Ehen, der andere die Eidesformel betrifft. Die letz tere soll von ihrer allgemeiner» Formel („ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe") nach der Absicht der Antragstel ler, wieder zu ihrer frühern, mehr kirchlichen, zurückgebracht werden. Mainz, 21. Oktober. (O.P.A.Z.) Heute Mittag ist die von Rastatt hierher bestimmte k. k. österreichische Festungs artillerie, 217 Mann stark, auf einem Dampfboot von Mann heim kommend, hier eingetroffen, so daß nun die sämmt liche österreichische Artillerie des hiesigen Platzes erneut ist, und wird fortan dieser Wechsel alle zwei Jahre erfolgen. ÄÜolfenbü'ttel, 19. Oktober. (D. RchSztg.) Gestern fand hier seit Einführung der neuen Gerichtsverfassung die zweite Generalversammlung der Advocaten des Landes statt. Von 89 Mitgliedern des Standes waren 69 erschienen. Die Neuwahlen zur Advocatenkammer nah men den größten Theil der Zeil in Anspruch. — (Wes. Z.) Die von der Regierung beantragte Um gestaltung unseres Repräsentativsystems ist im Wesentlichen von der Kammer angenommen worden. Das Gesetz über die Zusammensetzung der Kammer ward gestern mit einigen von der Mittelpartei ausgehenden Modifikationen von 29 gegen 22 Stimmen genehmigt. Freilich sind die von der Regierung beantragten Kategorien nicht in voller Schärfe aufrecht erhalten worden, nach denen eine Vertretung der einzelnen wichtigsten Berufsarten stattfinden sollte, aber man ist doch vom absoluten Zahl- und CensuSsystem ab gewichen und hat beschlossen, daß die Landgemeinden 12, die Stadtgemeinden 10, die Höchstbesteuerten 18, die evan gelische Kirche 3 Vertreter wählen sollen. Heute begann man mit der Berathung deS Wahlgesetzes. Die Höchstbesteuerten müssen in den Städten ein Einkommen von 1200 (in Braunschweig), 1000 (in Wolfenbüttel) oder 800 Thalern (in den übrigen Städten) nachweisen; auf dem Lande müs sen sie zu mindestens 1200 Thaler Grundsteuercapital ab geschätzt sein. Alle diese Bestimmungen wurden an genommen. Dessau. (L. Atg.) Se. Hoheit der ältestregierende Herzog zu Anhalt-Dessau haben dem kaiserlich österreichischen Ge schäftsträger an Höchstdero Hofe und Generalkonsul für das Königreich Sachsen, Herrn Grüner, die Commandeur- insignien deS Herzog!, anhaltischen GcsammthausordenS Al brecht des Bären verliehen. Frankfurt, 21. Oktober. (Fr. I.) Der kurhessische Major v. Kaltenborn ist als Bevollmächtigter Kurhessens bei der Bundcsmilitärcommission in den letzten Tagen ein- -k Herr Burton, Leutnant der ostindischcn Armee, beschreibt die Annehmlichkeiten einer indischen Landreise in seinen Reise skizzen folgendermaßen: „Indien," sagt er, „bietet dem Reisenden dreierlei Transport mittel; ist man kränklich oder prrssirt, so bedient man sich deS Palankins, läßt stationSweise die im voraus bestellten Träger, gleich eben so vielen Relais in Bereitschaft stehen und kann als dann selbst ununterbrochen je drei bis vier englische Meilen in der Stunde zurücklegen. Eine solche orientalische Procedur ist eben nicht reich an Reisefreuden, so.viel Aufhebens auch die Dichter davon machen mögen; das Haupt deö Reisenden ist vor den brennenden Sonnenstrahlen kaum durch ein halb Zoll dickes Bret geschützt, daS mit Leinwand überzogen ist, die stets feucht e, halten werden sollte, was jedoch nie geschieht. Während der Reise dürste sich nur sehr schwer bestimmen lassen, waS eigentlich un angenehmer sei, daS monotone, klägliche, grunzende Singen der Träger oder ihre ungleichen, stoßenden Bewegungen, die sie, sobald sie müde werden, ohne Rücksicht auf den Getragenen machen, der auf diese Weise unbarmherzig nmhergeschüttelt wird. Von einer Art schleichenden Fiebers verzehr», kann der Reisende weder essen, noch trinken, noch schlafen. Seine Zunge klebt am vertrockneten Gaumen; in seinem Gehirn pochen di» Pulse bis zum Zer springen; sein Rücken brennt und seine Laune wird unerträglich, fast blutdürstig. Gelingt eS ihm jedoch in der Nacht, einen Augenblick in einen wohlthätigrn Schlummer zu versinken, so kann er mit Sicherheit gewärtig sein, daß die schuftigen Träger gerade in diesem Moment ihn ansprechen, um Tabak zu begehren, oder um zu schwören, daß sic nicht mehr vorwärts könnten, weil