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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. .V 281 Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme des Sonntags täglich Abends und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. . E. . — Preis für da« Vierteljahr Thaler. « Insertion« - Gebühren für den Raum 'M einer gespaltenen Zeile I Neugroscheu. M » Tagesgeschichte. 0 Dresden, 25. Oktober. Wie wir soeben vernehmen, werden Ihre Majestäten der König und die Königin nebst Ihren König!. Hoheiten den Prinzen Albert und Georg heule Abend gegen 10 Uhr hier eintreffen. Auch Ihre Köntzl. Hoheiten die Prinzessinnen Sidonie und Anna werden heute Abend von Possenhofen zurückerwartet. * Plauen, 23. October. Von den rilterschaftlichen Ständen deS voigtländischen KreiseS ist heute die Land- tagSwahl vollzogen worden. Zu Abgeordneten würben die Herren Döhler auf Kleingera und Seiler auf Neu salz, und als deren Stellvertreter die Herren Golle auf Mylau und v. d. Lühe auf Schilbach gewählt. Da je doch der Letztere auS Gesundheitsrücksichten die Wahl ab lehnte, so wurde, vorbehältlich der Entscheidung der Regie rungsbehörde, an seiner Statt eventuell Herr Keller auf GanSgrün gewählt. Die Wahlversammlung war diesmal eine sehr zahlreiche, indem 69 Stimmberechtigte sich einge sunken hatten. Dippoldiswalda, 24. October. Für den 7. bäuer lichen Wahlbezirk, welcher auS den Amtsbezirken Dippoldis- walda und Pirna besteht, ist bei der gestern in Schlottwitz bei Liebstadt stattgefundenen Wahl der AmtSvicelandrichter und Gemeindevorstand Karl Gottlob Schulze zu Luchau zum Abgeordneten und der Amtslandrichter und Erbgerichls- besitzcr Christian Wilhelm Hartmann von Struppen zum Stellvertreter erwählt worden. Wien, 23. October. (Oest. Rztg.) Se. Majestät der Kaiser ist am 20. d. M. 9 Uhr früh von Lemberg nach Tarnopol abgereist. Tags vorher war große Kirchenparade. Nach derselben wurden die sämmtlichen Offiziere zu Sr. Majestät gerufen und der Monarch geruhte, denselben die allerhöchste Zufriedenheit persönlich auszudrücken; insbeson dere wurden die ungarischen Offiziere belobt, die in der Recruleuabrichtung bemerkenswerlhe Fortschritte gemacht. Nach 10 Uhr erlheilte Se. Majestät öffentliche Audienz, und e- wurden die Bittsteller, soweit eS in der Möglichkeit lag, sogleich vorbeschieden. Im Ganzen sind in Lemberg 2400 Gesuche an den Kaiser eingelaafen. Um 2 Uhr wurden eine polnische und ruthenische Bauernhochzeit am Sandberge abgchalten, bei welcher Se. Majestät in Be gleitung deS Erzbischofs Ritter v. Baraniecki zu erscheinen geruhte. Der Empfang war rin herzlicher und enthu siastischer. AbendS besuchte der Kaiser das polnische Schau spiel und wurde von dem zahlreich versammelten Publicum mit lebhaften Vivats empfangen. — (O. Rztg.) Der k. k. Ministerrath Vr. Karl Hock ist heute nach Frankfurt abgereist, um den Vorsitz bei den unter Beiziehung von Fachmännern gepflogenen handels politischen Verhandlungen zu übernehmen. Derselbe ist, wie man vernimmt, der Ueberbringer des schon erwähnten Vorschlags Oesterreichs, für österreichische Produkte Zoll begünstigungen und Ermäßigungen im Verhältnisse zu an dern Ländern eintreten zu lassen, während Oesterreich gleich falls solche Begünstigungen zugestehen will, um damit für die Folge den Weg zur gänzlichen Vereinigung anzubahnen. — (O. R.) Prinz Wilhelm von Württemberg ist von seiner nach dem Oriente unternommenen Reise zu rückgekehrt, gestern früh in Wien ^-«troffen und Abends wieder weiter gereift. — (O. R.) Feldzeugmeister Freiherr v. Haynau be findet sich nach den heute hier »ingetroffenrn Nachrichten an einem Schleimfieber erkrankt in Gräfenberg. Ec hatte auf der Reise in einem Dorfe Rast gemacht, worauf sich hier das Gerücht von seinem bereits erfolgten Tode ver breitete. — Vor einigen Tagen, erzählt di« „L. Z. C.", begaben sich mehrere angesehene Bankier« zu dem Herrn Finanz minister, um ihn in Betreff der Veränderung der Course zu sprechen. Die Hauplursache der Valutenverschlimme rung, wurde bemerkt, sei die Besorgniß einer Störung der Ruhe in Paris, welche sich infolge der eingelaufenen Nach richten des Geldmarkts bemächtigt hätte. Der Herr Finanz minister sprach sich in seinem Bescheide auf sehr beruhigende Weise aus, da man die feste Zuversicht hegln könne, die Vorgänge in Paris werden keine Störung des Friedens herbeiführen und die Ruhe gewiß nicht erschüttern. Botzen, 17. October. (W. Z.) Gestern Mittags traf Ihre königliche Hoheit die Prinzessin Amalie von Sachsen mit Gefolge hier ein. Se. kais. Hoheit der Herr Erzherzog Rainer mit seiner durchlauchtigsten Familie war zur Begrüßung von seinem Sommeraufenthalte im Schloß Winkel hierher gekommen und der hohen Reisenden eine Strecke entgegengefahren. Dieselbe wird künftigen Montag ihre Reise nach Florenz foctsetzen. 06 Venedig, 22. October. Feldmarschall Radetzky ward gestern im Theater Benedetta mit Enthusiasmus empfangen; heute ist er wieder nach Verona zurückgekehrt. Aus Venedig meldet die „Triest. Zeitung": Wie man hört, wird schon am 20. November ein aus 10 österrei chischen Kriegsschiffen bestehendes Geschwader, darunter zwei Dampfer und die Fregatten „Bellona" und „Novara", die Gewässer des adriatischen Meeres durchkreuzen. Man will nach dem Beispiele der größern europäischen Marinen auch bei uns mehrere Schiffe gemeinschaftlich, nicht einzeln wie bisher, bedeutendere Fahrten unternehmen lassen. Berlin, 24. Oktober. (Pr. Z.) Heute Abend fand im Ministerium deS Innern eine Sitzung statt, an welcher auch der Herr Ministerpräsident Theil nahm. Morgen Vormittag 11 Uhr wird eine Sitzung de« Staettsministe- riums stattfinden, nach deren Beendigung sich der Minister präsident nach Sanssouci begeben wird. — Der Pr. St. A. vom 26. October enthält ein Gesetz, betreffend den Ansatz und die Erhebung der Gebühren der Rechtsanwälte vom 12. Mai 1s5I. Stettin, 17. October. Der pommersche Provinzial landtag hat gestern mit 39 gegen 5 Stimmen beschlossen, bei der königl. Regierung die Erhaltung der bestehenden und die Gründung neuer Fideikommisse, folgeweise die Streichung des §. 40 der Verfassung, zu beantragen. Aus Baiern, 16. October. (O. P. A. A.) Sie wissen bereits, daß der bairische EpiScopat gegen das bekannte Eidesformular für die katholische Geistlichkeit protestier und der letzkern nur insoweit den Eid zu leisten erlaubt hat, als dadurch die concordatmäßigen Rechte der Kirche und die bekannte königliche Erklärung von Tegernsee nicht verletzt würden. In Bezug auf diese Maßnahmen der Bischöfe ist nun die folgende Erklärung des königl. Cultusministeriums in der Form eines Circulars an die Bischöfe erschienen: „Königliches Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelenheiten. Die Eidesformel bezüglich der Nichttheilnahme an geheimen Gesellschaften, für welche durch die Ministerialrescripte vom 12. April und 31. März d. I. im Vollzüge der allerhöchsten königl. Entschließung vom 15. März 1850 eine veränderte Fassung bei der Installation der Pfarrgeistlichen vorgeschrieben wurde, ist in dieser Fas sung Gegenstand der Demonstration einiger bischöflichen Ordinariate geworden. Auch verlautet, daß einzelne Pfar rer bei ihrer Installation den fraglichen Eid abzulegen sich geweigert haben, wahrscheinlich irreqeführt durch das falsche Licht, welches mehrere öffentliche Blätter über die Sache zu verbreiten sich bemühen. Es bedarf wohl keiner weitern Auseinandersetzung, daß die getroffene Abänderung der be merkten Verpflichlungsformel die nothwendige Folge des Gesetzes über Versammlungen und Vereine vom 26 Februar 1851 ist, und daß durch die Vorschreibung dergleichen For mel bei der Verpflichtung katholischer Pfarrer, wie bei der Verpflichtung anderer öffentlicher Diener der Staats regierung , jede Absicht ferne lag, dem katholischen Pfarr klerus etwas aufzucrlegen, zu dem derselbe nicht ohne hin gegenüber dem Staate gesetzlich verpflichtet ist, oder was ihn in seiner kirchlichen Stellung und in seinem Pflicht verhältnisse zur katholischen Kirche irgendwie beirren oder beengen könnte. Damit jedes Mißverhältniß und jeder aus der Eidesverweigerung der zu installirenden Pfarrer erwach sende Conflict vermieden werde, wird es genügen, wenn der hochwürdige Herr Bischof dem ihm untergeordneten KleruS die geeignete Belehrung zukommen läßt, daß durch den fraglichen, das weltliche Gebiet wesentlich berührenden Eid die concordatmäßigen Pflichten, Rechte und Zuständig keiten der kirchlichen Organe in keiner Weise geändert wer den oder geändert werden sollen. Solche Belehrung dem untergeordneten KleruS zu ertheilen, wird der hochwürdige Herr Bischof, soweit cs ihm zuständig erscheint, daher nicht anstehen. München, den 16. September 1851. Auf Sr. Königl. Majestät allerhöchsten Befehl, (gez.) vr. Ringel mann. An den hochwürdigen Herrn Bischof." Die Bischöfe Haden sich, wenigstens zum Theil schon, auf diese authen tische Interpretation hin bewogen gefunden, ihre frühern Circulare außer Wirksamkeit zu setzen. München, 22. October. (N. Pc. Atg.) Die heutige Sitzung der Kammer der Abgeordneten führte zur Aner kennung der RechnungsnachweisuNgeN über das Salinen wesen pro 1847/48 und 1848/49. Die jährliche Durch schnittssumme der Reinerträgnisse besteht in 2 364,433 fl. 23 kr. rhn. Nach der Sitzung übergab Abgeordneter Kolb von Speier einen Antrag zur Ergreifung der Initiative zu einem Gesetze, wonach die Staatsausgaben in Zukunft nur mehr auf ein statt sechs Jahre bewilligt und die Kammern zur Feststellung des Budgets jedes Jahr wenig stens (!) einmal einberufen werden sollen. Vvnr Nbein, 20. October, schreibt die „Pf. A.". Dec Verkehr auf dem Obenhein liegt trotz des seit dem 1. d. M. sehr ermäßigten Nheinzolles fast gänzlich darnieder. Bis 31. d. M. werden nun auch die beiden Dampfboote „Stadt Kehl" und „Stadt Straßburg" ihre Fahrten nach Mann heim einstellcn, so daß der Strom hier fast ganz veröden wird. Hannover, 21. October. (H. C.) Seit einigen Tagen, namentlich aber heute, befindet sich der König bedeutend Albert Lortzing'S von Düringer herausgegebene Biographie, welche uns in die trüben Lrbensverhältnisse des heitern Tondichters einen tiefen und erschütternden Blick thun läßt, ward unfern Lesern bereits empfohlen. Einige hier folgende Briefausznge mögen indeß auch in weitern Kreisen des Publikums die sorgenvolle Lage dieses beliebten deutschen Meisters in seiner letzten Lebenszeit mit seinen eigenen Worten schildern. Von Wien zurückgekehrt hatte Lortzing 1849 in Leipzig ein neues Musikdirectorengage ment angenommen, welches aber schon nach einigen Wochen vor der Ausführung durch veränderte Theaterverhältnisse, durch freiwilligen Rücktritt seine Lösung fand. Lortzing, schon durch das Wiener Dirigentenamt mit nur 600 Fl. Gehalt in seinen pekuniären Verhältnissen zerrüttet, war nun ohne Engagement und schreibt in dieser Zeit von Leipzig an seinen Freund Re ger: „Ich friste mir und den Meinen daS Leben — so von Woche zu Woche. Manchmal freilich weiß ich nicht für die nächsten Tage Rath. Aus Dankbarkeit für meine Contract- entsagung bewilligte mir W. zwei halbe Benefize. Aber durch manche Fatalitäten kam ich in die WeihnachtSwoche.hinein und nahm auf beide Abende nicht mehr ein als 148 Thaler. Dar auf fing ich an, die Umgegend unsicher zu machen, dirigirte, gastirte und verdiente ganz passabel Geld; könnte mich auch wohl dabei fühlen, hätte ich nicht in Leipzig so mancherlei zu decken, daß wenig zum Unterhalte übrig bleibt, und wäre nicht mein Innere- — daS gewiß von festem Zeuge war — so zerrissen. Der deutsche Componist, Albert Lortzing, muß alle acht Tage seine Familie verlassen! ihre wenige Baarschaft reicht kaum so wett, bis er wieder etwas verdient hat! er selbst hat kaum so viel, um den Dampfwagen bezahlen zu können! — ES ist nur dummeS Zeug, aber <S war mir rin schmerzliches Gefühl, zum ersten Male in meinem Leben den Sylvesterabend ohne die Meinigen, sowie meinen 25jährigen Hochzeittag fern von meinem guten Weibe hinbringen zu müssen! dazu die Strapatzen bei solcher Kälte auf solchen kleinen Theatern und vor allem mein gräßlicher Widerwille gegen daS Komödiespie len! Aber merkwürdig, alle Theater sind versessen darauf, und weShalb? — nicht weil ich der Schauspieler, nein, weil ich der Componist Lortzing bin, und das eben ist das Bittere dabei. Mein braves Weib fühlt es tief, welche Ueberwindung cs mich kostet und wie ich mich quälen muß, aber sie weiß auch, daß es für den Augenblick nicht zu ändern ist." .... „Ich bin ohne Familie ein halber Mensch, unfähig zu allem; ja — ich habe im Verlauf eines Jahres, wo ich periodisch Wochen, ja Monate von meiner Familie getrennt sein mußte, so recht innig empfunden, wie noihwendig sie mir ist, wie ich nur bei ihr für' alleö Mühevolle Stärkung, für alles Bittere Trost holen kann. Ich habe es erfahren, waS es heißt und wie cs thut, wenn man — wie ich jetzt auf meinen Kun st reisen!?? — so einsam in einem unfreund lichen Zimmer eines Gasthauses sitzt und unwillkürlich über Ge genwart und Zukunft Betrachtung anstellen muß; ich bin manch mal fast verzweifelt. Ich habe stets Arbeit, Beschäftigung bei mir, aber— es ging nicht; ich habe auf meinen sämmtlichen Pilgerfahr ten nicht drei Noten geschrieben, und mit dem Dichten gingS nun erst recht nicht.".... Nach Antritt deS Berliner, zu sehr geringem Honorar abge schlossenen Engagements findet sich in einem Briefe an Düringer folgcndeStelle: ... „Ich führe jetzt ein Leben, in welchem Du mich nicht wieder erkennen würdest. Wie heißt daS Lied in der klassischen Oper: „'s hat alles seine Ursach rc.?" Ja, ja mein lieber Bruder, eS hat auch wirklich seine Ursach, uud damit Du nicht wieder schimpfst, weil ich Dir kein Vertrauen geschenkt, so gestehe ich Dir, waS ich noch keinem gestanden, daß ich durch die letzten verhängniß- vollen Jahre, daS viele Uebersiedeln, die mehrfache EngagementS- loflgkeit und hauptsächlich durch den seit drei Jahren gänzlich von mir gewichenen Opernsegen, so verarmt bin — so vrramt, daß Deutschland darob rrröthen könnte, wenn es anders Scham im Leibe hätte. Golt weiß eS und die Meinigen, ich habe immer gearbeitet, aber ich habe seit drciJahren mit den drei letztenOpern Unglück gehabt, das heißt: es ist keine durchgefallen, aber sie haben halt daS nicht gemacht, was man von mir erwartete, und die Herren Inten danten, Direktoren, Oberregisseure rc. — wenn sie nicht gleich Er folge wie die deS Freischützen, auch eines Czar und Zimmer mann wittern, lassen den deutschen Componisten im Stiche — weil es eben ein deutscher ist. Wie wurde und wird gleich nach französischen Opern geangelt: welche Honorare hat sich hier der Herr B. für die Halcvy'sche Oper: „Das Thal von Andorra", zahlen lassen? und die Oper hat nirgendswo etwas gemacht. — Mein bisher Erspartes ist nun dahin, mein bischen Silber und Pretiosen seit lange versetzt. Meine kleine Gage be trägt (ohne Benefiz) 600 Thaler und reicht natürlich kaum für den Magen ans. Ich darf Dir zuschwören, daß es mir manchmal am Nothwendigsten gebricht! — ich arbeite nur für die Verleger, werde von diesen H— getreten und — muß mich treten lassen. Daß ich so lebe, wie ich lebe, kümmert mich nicht, ich kann Gott sei Dank entbehren, nur daß mein gutes Weib sich darob so härmt, ohne der Hoffnung Raum zu geben, daß es besser werden könnte, das betrübt mich tief!" „In solchen Momenten versuche ich es, ihr die Schicksale Anderer vor Augen zu führen, die in mancher Beziehung übler daran waren als wir; das wirkt dann für den Moment. Nun weißt Du Alles, waS mein ist von der traurigen Geschichte." Hierbei bemerkt der Herausgeber hinsichtlich der „Verleger": Auf die düngende Bitte der Witwe Lortzing'S umgehe ich die mir bekannten empörenden Einzelheiten, für die ich schriftlichen Beleg in Händen habe. O! wie hat man dem Armen mitgespirli! Doch sei auS einem Briefe Lortzing'S vom Jahre 1845 hierzu die Klage bemerkt, daß der Verleger von seiner Oper „Czar und Zimmermann" bereits acht Auflagen gemacht habe, wofür er im ! Ganzen nur 40 FriedrichSd'or erhalten. Die Bühnenhonorare für seine Opern betreffend, so betrugen dieselben von den meisten