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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. .V 2«8. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme des Sonntags täglich Abends und ist durch alle Postanstaltrn zu beziehen. Lonntag, den 12 Oktober. Preis für das Vierteljahr Thaler. Insertions-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. 1851 Amtlicher Theil. Dresden, 11. Oktober. Se. Königl. Hoheit der Groß herzog von Sachsrn-Weimar ist heute Mittag nach Weimar wieder abg,reist. Tage-geschichte. 0 Dresden, 10. October. Der Herr Minister der Justiz und Vorsitzende deS Gesammtministeriums, Staatsminister Or. AschinSky, ist gestern Abend von seiner Urlaubsreise in erwünschtem Wohlsein zurückgekehrt. LLien, 8. Oktober. (Ll.) Zur Abreise Sr. Majestät des Kaisers nach Galizien sind von Seiten der Nordbahn- direction für morgen Abend Dispositionen getroffen wor den. — Der Herr Statthalter des KronlandcS Galizien, Graf v. Goluchowsky, ist zum Empfange Sr. Majestät des Kaisers in Krakau eingetroffen. Eine große Zahl von Civil- und Militärautoritäten Galiziens hat sich aus gleichem An lasse dort versammelt- — (Oesterr. R.) Se. Majestät der Kaiser haben Se. Königliche Hoheit den Erzherzog Franz V. von Este, regie renden Herzog von Modena und bisher Generalmajor in der k. k. Armee, zum Frldmarschallleutnant, und den Erb- großherzog von ToScana, Se. Kaiserlich, Hoheit den Erz herzog Ferdinand, Major im Eürassierregimente Kaiser Franz Joseph Nr. 1, zum Oberstleutnant eben daselbst, nicht min der Allerhöchstihren ersten Oberhofmeister, den Feldmarschall leutnant Karl Fürsten zu Liechtenstein, zum General der Eavallerie in dieser seiner Anstellung zu ernennen geruht. — Der BanuS von Kroatien, Freiherr Jellachich, hatte gestern Abschiedsaudienz bei Sr. Majestät dem Kaiser und reist heute Abends nach Agram zurück. — (00) Wir sind in der Lage, mitzutheilen, daß die Gnade deS Monarchen alle politischen Uebertreter, welche im lombardisch-vcnetianischen Königreiche bis zu einjähriger Kerkerstrafe verurtheilt worden waren und ihre Strafzeit noch nicht überstanden haben, begnadigt hat. Der be treffende Amnestieact wird unter Einem in Venedig und Mailand publicirt. — (Ll.) Dem Vernehmen nach wird Se. k. k. Hoheit Erzherzog Johann im Lause des nächsten Winters auf einig« Zeit nach Wien kommen. Auch Se. k. k. 'Hoheit Erzherzog Maximilian d'Este erwartet man gleichzeitig hier. — (Ll.) Der Inhalt deS von Seiten Oesterreichs mit Modena und dem Kirchenstaate abgeschlossenen Vertrages ist für di, Handelsverhältnisse von hoher Bedeutung. Es wird durch die vertragsmäßig zu errichtenden Bahnen eine Verbindung der südlichen Meeresküsten unter sich und mit nördlichen Meeren angestrebt. Die Hauptverbindungsbahn wird über Toretta, Bologna, Modena und Borgoforte führen. Salzburg, 6. October. Die „Salzb. Post" meldet: Gestern fand auf dem Mirabellplahe ein militari sch- feierlicher Act statt, nämlich die Uebergabe der Fahne, welche das Glück hatte, Ihre Majestät die allergnädigste Kaiserin-Mutter durch die Spende eines prachtvollen Ban des zur erhabenen Pathin zu haben und welche von dem nun aufgelösten Reservebataillon des Linieninfanterieregiments Großherzog von Baden Nr. 59 an das hier garnisonirende 4. Bataillon desselben vaterländischen Regiments übergeben wurde. Berlin, 10. October. (N. Pr. A.) Gestern Nachmittag wohnten Se. Maj. der König der Aufführung der zum Besten der Kleinkinderbewahranstalten von dem k. Musik direktor Schneider und dem Geh. Calculator Hausmann in der hiesigen Garnisonkirche veranstalteten geistlichen Heldensagen von Firdusi, zum ersten Male metrisch aus dem Persischen übersetzt von Adolf Friedrich v. Schack*), heißt eine »ruerschienene sehr gründliche Arbeit, die eben zu gelehrt und gründlich ist und eine zu seltene Vorliebe für das Zend- studiuin voraussetzt, um kritisch ausführlich besprochen zu werden. Der Verfasser hat e- versucht, in einem sehr starken Bande etwa neuntausend von den künstlich verschlungenen sechözigtausend Doppelversen deS berühmlen Firdust'schen Schahname zu über tragen und den Freunden deS Orientalischen durch zehn einzelne Sagen de« iranischen Epos da« Verständniß desselben näher zu rücken. Da sich im Verfasser Kenntniß, Fleiß und Talent ver banden, so ist ihm diese Arbeit selbst in sprachlicher Hinsicht treff lich gelungen. Außerdem offenbart seine Einleitung, deren Wurzelfären au« dem Sanskrit und auS der Keilschrift, sowie au« den Quellgkbieten deS OruS und aus den fabeldunklen Höhen de« MuStaph üppig emporwuchern, den mit seltener Klar heit des Forschungsgeiste- begabten rchtdeutschen Gelehrten. Nicht minder verständlich sind für den Liebhaber die prosaischen Neber- gänge der Erläuterung, durch welche er die gigantischen Bruch stücke seiner Mitteilungen zu verbinden sucht. Die Perser hielten und halten Firdusi für ihren größten Dichter, und e« würde mehr al- anmaßlich sein, über sein epische« Werk Schahname nach kurzen fragmentarischen Kenntnissen ein Unheil auSzusprelre», um so mehr, da unser« deutsche epische Literatur nur rin Kind gegen die der Orientalen ist und, wenn sie *) Dresden, Aruold'sche Buchhandlung. Musik bei und fuhren nach dem Schlüsse der Aufführung nach dem Anhalt'schen Bahnhofe, Ihrer Maj. der Königin entgegen, Allerhöchstwelche von Dresden zueückkehrte, wo- nächst II. Majestäten im hiesigen königl. Schlosse abstie- grn und sich mittelst ExtrazugeS um uhc Abends nach Potsdam begaben. Hechingen, 6. October. CabinetSrath Bayl wurde zum Abgeordneten der zweiten Kammer gewählt. München, 8. Oktober. (N. M. A.) In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde zuvör derst auf Vorschlag dcS zweiten Präsidenten beschlossen, durch eine Deputation an II. MM. den König und die Kö nigin die Theilnahme an dem Ableben Sr. königl. Hoheit des Prinzen von Preußen ausdrücken zu lassen. Herr Fürst v. Wallerstein verlas hierauf die bereits bekannte (s. Nr. 268 d. Bl.) Interpellation. Der Herr Ministerpräsident erklärt, er werde diese Interpellation in einer der nächsten Sitzun gen beantworten. Herr Rebenack erstattete der Kammer Namens deS zweiten Ausschusses Anzeige über die Voll endung des Berichts, die provisorische Erhebung der Steuern und den einstweiligen Fortbestand deS Lotto betreffend. Ebenso erstattete Herr v. Schelhorn Anzeige über die Boll- endung des Vortrags des zweiten Ausschusses über die Nach- i Weisungen bezüglich des Standes der Staatsschuldentilgungö- casse pro 1847 bis 1849. Hierauf folgte die Berathung und Schlußfassung über die Militärrechnungen pro 1847 bis 1848 und 1848 bis 1849. Herr Langguts) erstattete Vortrag. Der Referent und mit ihm der zweite Ausschuß hat beschlossen: 1) Es seien die vorgelegten Militärrech- nungcn für genügend zu erachten, weshalb ihnen die An erkennung zu ertheilen sei. 2) Die Staatsregierung zu er suchen, bezüglich einer, Minderung deS Bedarfs erzielenden Organisirung der Armee, sowie einer Revision des Gagen regulativs die geeigneten Einleitungen so rechtzeitig treffen lassen zu wollen, daß selbe bis zur Berathung des nächsten Budgets vollendet sind und dem gedachten Budget zu Grunde gelegt werden können. 3) Pn die Staatsregierung den Antrag zu stellen: ein neues Regulativ für Militär pensionen bearbeiten lassen zu wollen, wobei namentlich das Dienstesalter in Berücksichtigung gezogen werden solle. An der Debatte bctheiligte sich lediglich Herr Fürst v. Wal lerstein, welcher unter Anderen bemerkt«: Laut §. 19 deS Referats habe Baiern für die Aufstellung in den Jahren 1848 bis 1849 und für den schlcswig - holsteinischen Feld zug eine Forderung von mehr als 2 Millionen Rückersatz zu machen; er frage: sind zur Flüssigmachung dieser For derungen Schritte geschehen, und versprechen sie einen Er folg? Der königl. Commiffar, Herr v. Habel, erwiderte hierauf: er müsse erklären, daß die Sache bei dem Bunde angeregt und eS Sache des Bundes sei, für die Flüssig machung zu sorgen. Nach einer kurzen Bemerkung des Herrn Fürsten v. Wallerstein wurden die Anträge des Aus schusses einstimmig angenommen. — (N. M. A) Se. Majestät der König hat heute Vormittags dem großen Schulmanöver, an welchem alle Waffengattungen der hiesigen Garnison Theil nahmen, mit glänzender Suite beigcwohnt. — Prinzessin Amalie von Sachsen Königl. Hoheit ist heute Abend auS Dres den auk ihrer Durchreise nach Italien hier eingetroffen. In Augsburg wurde Höchstdieselbe von ihrer durchlauchtigsten Nichte, der Prinzessin Luitpold, empfangen und hierher be gleitet. — (N. M. Z.) Heute Morgen fand in der Richtung nach Sendling ein großes Feldmanöver unter Leitung Sr. Majestät dcS Königs statt, nach dessen Beendigung Allerhöchstderselbe sich sogleich wieder hierher verfügte, um die Grundsteinlegung der neuen Schrannenhalle vorzunehmen. Feuilleton, noch hundert Jahre fleißig fortwährt, sich gegen dieselbe vielleicht wie eins zu zehn bescheidentlich verhalten wird. Soviel aber darf man wohl alö relative Meinung in Bezug auf unsere gegen wärtige sehr individuelle Empfindungöweise sagen, daß wir Deutsche in dieser Dichtung nichts weiter werten bewundern lernen, als die köstliche Plastik der Beschreibung, die eingestreuien einfachen Sprüche der Weisheit und Erfahrung und außerdem hier und da eine frische, ewig grüne Oase deS schönen Details, welche unserm Auffassungsvermögen näher liegt, alö der fremd artige Stoff selbst. Diesen hat der Dichter so behandelt, daß die Einkleidung der Uranfänglichkeit resseiben ganz analog ist und gegen diesen rohen Materialismus der Action, der sich an die ersten MenschheitSfabrln knüpft, der alle Homer ost modern und übercivilistrt erscheint. Man denke sich ungefähr dir ganze griechische Götterlchre, mit all ihren Heroen und Halbgöttern organisch und mehr in Filiationen mit einander verknüpft, als sie thatsächlich ist, ja man denke sich noch den trojanischen Krieg, den Zug nach Theben und den der Argonauten dazu, und dies Alles in sine Dichtung verwebt, nnd man wird ein Bild deS Schahname haben. Dies iranische EpoS aber mit all' seinen mythologischen Gestalten und seinen abenteuerlichen Zügen der Helden und seinen Zaubereien der Diwe nnd Kämpfen der Könige wird künftig in Deutschland kaum so viel gründliche Leser finden, alö Klopstock's Messias, und da« ist viel gesagt. DaS Wenige, daS ich von einer andern Dichtung Firdufl'ö: „Jnffnf und Sukeika", kenne, spricht viel mehr an, denn hier gewährt der nnS näher liegende Stoff den vollen Reiz der Phan tasie nnd all' Vie Wärme schöner rein menschlicher Leidenschaft. Ihre Majestät die Königin Marie wird sich noch auf einige Zeit nach Bad Kreuth begeben, um dort in stiller Zurück gezogenheit noch einige Zeit zuzubringen. Nach Beendigung der großen Manöver wird auch Se. Majestät der König Max sich ebendahin begeben. Hannover, 9. Oktober. (Hann. Z ) Se. Königliche Ho heit der Ecbgroßherzog von Oldenburg ist gestern von Oldenburg Hierselbst eingetroffen. Aus Hannover, 7. October, läßt sich die ,,W. A." melden: Der König soll gestern seine Genehmigung zur Durchführung der Neuorganisationen ertheilt haben. Kassel, 8. Oktober. (Fr. I.) Prinz Friedrich von Hessen ist gestern Abend hier eingetroffen und im kur fürstlichen Schlosse zu Wilhelmshühe adgestiegen. Darmstadt, 8. October. (Fr. I.) Bei dem Beginnen der heutigen Kammersitzung übergab der Director des Finanzministeriums einen Gesetzesentwurf über Converti- rung des 5pCt. AnlehenS von 1 Million Gulden vom 19. Mai 1848 in ein 4'^pCt. von 950,000 Gulden. Die Kammer schritt hierauf zur Fortsetzung der seit gestern be gonnenen Berathung des Berichts über die Finanzverwal tung von 1845—1847. Der einstimmige Antrag des Fi nanzausschusses geht dahin, die definitiven Resultate der Finanzverwaltung von 1845 — 1847 nur mit einem Ueber- schuß von 2,308,928 fl. für gerechtfertigt anzuerkennen. Eine Majorität will diesen Ueberschuß um circa 60,000 fl., eine Minorität um circa 80,000 fl. erhöht wissen. Vraunschwckg, 5. Oclober. Dem „H. E." wird über die von der Commission veränderten Regierungsvorlagen, die Zusammensetzung der Kammer und das Wahlgesetz betreffend, Folgendes mitgetheilt: Nach dem Entwürfe deS Gesetzes über die Zusammensetzung der Landesversammlung sollen 45 Abgeordnete gewählt werden, 10 von den Stadt gemeinden, 11 von den Landgemeinden, 21 von den höchst besteuerten Vertretern besonderer Interessen, 5 von der evangelischen Kirche. Von den Abgeordneten der Vertreter besonderer Interessen wählen die Vertreter der höhern Wis senschaft 8, die größer« Gewerbetreibenden 6, die größer» Grundbesitzer 7. Die Abgeordneten der evangelischen Kirche werden von den evangelischen Geistlichen gewählt. Jeder Abgeordnete muß LandeSeinwohner, über 30 Jahre alt sein und über «in Jahr seinen Wohnsitz im Lande gehabt haben rc. Zur Wahlberechtigung muß man Landeseinwoh ner, über 2.5 Jahre alt sein, einen eigenen Hausstand füh ren oder in selbstständigen Verhältnissen leben rc. Die Wahlcollegien für die Städte sind der Magistrat und die Stadtverordneten, für die Landgemeinden Wahlmänner, von denen jeder Gcmeinderath einen aus seiner Milte wählt. Die Wahlcollegien der höhern Wissenschaft bestehen aus L rndeseinwohnecn, welche nach Universiläls- oder akademischen Studien eine Staatsprüfung bestanden oder ihre höhere wissenschaftliche Befähigung nachgewiesen haben und behufs der Gemeindesteuern zu einem jährlichen Einkommen von wenigstens 700 Thlrn. geschäht sind. Die Wahlcollegien der größer» Gewerbetreibenden bestehen aus Kaufleuten und Fabrikanten, welche einen gewissen Gewerbesteuersatz bezah len, die der größern Grundbesitzer aus solchen, die zu einem Grundstcuercapital von mindestens 1200 Thlrn. adgeschäht sind. Die Wahlen geschehen öffentlich durch Abstimmung zu Protokoll und nach absoluter Stimmenmehrheit. Schwerin, 8. Oktober. (H. C) Die commissarisch- deputatischen Verhandlungen über die Reform der Lan desverfassung dürften alS gescheitert zu betrachten sein. Dem Vernehmen nach hat die ständische Deputation hie von den Regierungen gemachten Vorschläge (s. Nr. 268 d. Bl.) abgelehnt, weil di« Annahme derselben für die Steuerfrage, welche ja demnächst gleichfalls zur Entschei- Man muß beklagen, baß die Engländer, die sich im alleinigen Besitze dcs Urtextes befinden, nicht endlich Wort halten, ihn nebst einer Uebersctznng zu ediren. Vor Allem muß unS mehr als das neu übersetzte Epos daS Leben seines Schöpfers inieressircn, da er zu den namhaftesten Wclipoeien gehört. Er hieß eigentlich Abul Kasim Mansur und war um das Jahr 940 nach Christi zu Tus geboren. Von seiner Jugend wissen wir nur, daß er eine sorgfältige Erziehung genoß und sowohl die arabische als die Pehlwisprache lernte. Schon frühe brachte er die epischen Traditionen PersienS in Verse, und als 970 Dakiki, der die Sammlung der iranischen Geschichten (Schahname) poetisch bearbeitete, ermordet wurde, entstand in Mansur der Wunsch, diese Heroenarbeit auszuführen. Endlich gelang es ihm, sich daS Material dazu zu verschaffen, und in seinem 36. Jahre begann er die Arbeit. Unbemittelt schuf er daran fort und blieb bis zu seinem 58. Jahre in TuS. Durch einen Zufall gelang cS ihm, sich bei einem Jmprovisatoren- wettkampfe die Gunst dcS Sultans Mahmud in Gasnin zu erringen, und Mahmud gab ihm, entzückt über seine Verse, den Namen „Firdusi", das heiß», der Paradiesische. Er be kam, durch einen Dichter Außari noch außerdem protegirt, eine Wohnung in den königlichen Gärten, und der Sultan ver sprach ihm für jeden Doppelvers seines Werkes ein Goldstück. Firdusi wünschte die Zahlung erst nach Vollendung deS Gan zen zu empfangen, und arbeitete noch über zwölf Jahre, also in Summa fünfunddreißig Jahre an seinem Epos nnd zwar nicht unter angenehmen Verhältnissen, denn Neid und Miß-