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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. . V 270 Dieses Blatt erschrint mit Ausnahme des Sonntags täglich Abend- und ist durch alle Postaustaltrn zu beziehe». Dienstag, den 14. Oktober. Preis für da- Vierteljahr Thaler. Insertion- - Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. 1851 Amtlicher Theil. Dresden, 13. Oktober. Ihre Königliche Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Johann haben heute früh die Reise nach Turin angelreten. Ihre Künigl. Hoheit die Prinzessin Anna ist in Höchstderen Begleitung nach Possenhofen gereist. Tage-geschichte. v Dresden, 12. Oktober. Heute Mittag fand vor Sr. Königl. Hoheit dem Herzog von Cambridge auf dem Theaterplatze eine Parade statt, zu welcher der größte Theil der dienstfreien Mannschaft hiesiger Garnison (eine combi- nirte Jnfanteriebrigade und eine Zwölfpfünderbatterie mit 8 Geschützen) unter dem Commando des Gouverneurs der Residenz, Generalmajor v. Rockhausen, ausgerückt war. Se. Königl. Hoheit der Herzog erschien in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzen Johann, Albert und Georg kurz nach 12 Uhr auf dem Theaterplatze, wo Höchstdieselben von dem Krteg-minister Generalleutnant Radenhorst, der Generalität und einer zahlreichen Suite empfangen wurden, die Front der Colonnen abschrilten und sodann dieselben, die Artillerie an der Spitze, defiliren ließen. (D Freiberg, II. Oktober. Unter Leitung deS königl. WahlrommiffarS, Justizamtmann Herold, hat heute hier- selbst die Landtagswahl für den 8. städtischen Wahl bezirk, welcher die Städte Freiberg, Altenberg, Altgeising, Brand, Frauenstein, Glashütte, Saida und Tharand um faßt, stattgefunden. Gleich im ersten Scrutinium wurden mit absoluter Stimmenmehrheit Herr GerichtSdirector und Advorat G. C. Glöckner und Herr Oberberghauptmann Frei herr v. Beust von hier, ersterer zum Abgeordneten und letzterer zu dessen Stellvertreter, erwählt. * Rochlitz, 11. Oktober. Bei der gestern zu Muhsche- roda stattgehabten Wahl eines Stellvertreters deS Abge ordneten für den dritten bäuerlichen Wahlbezirk (an Stelle deS auSgeschiedenen Gutsbesitzer Kirmse) ist von 59 Wahl männern mit 47 Stimmen der Gutsbesitzer CH. G. Tscherpe in Dittmannsdorf gewählt worden. ---- Wie«, 11. Oktober. Se. Maj. der Kaiser sind gestern Abend nach Galizien abgereist und werden heute Abend 6 Uhr in Krakau erwartet. In Lemberg gedachte Allerhüchstderselbe einen viertägigen Aufenthalt zu nehmen und dann die Reise bis nach Czernowitz auszudehnen. Von allen Seilen strömt das Landvolk herbei, um dem Monarchen seine Huldigungen darzubringen. Der galizische Adel hat eine Adresse vorbereitet, welche, soviel man vernimmt, von den loyalsten Gesinnungen erfüllt ist, und daran die ver trauensvollsten Erwartungen knüpft. Nur in Betreff eines Punktes wird diese« Aktenstück kaum Beistimmung finden können. Es wird nämlich darin der Wunsch ausgedrückt, die Robotschenkungen, zu welchem sich der größte Theil des galizischen Adels bekanntlich durch die Ereignisse von 1848 gedrängt gesehen, einer Revision, unter Zuziehung der Bauern, zu unterwerfen. Diese Schenkungen gehören der Geschichte an, und e« dürfte kaum im wahren Interesse der großen Grundbesitzer liegen, ihre Stellung zu den Bauern durch Anregung solcher Kragen noch schwieriger zu machen. Wenn die auf die Empfangsfeierlichkeiten im Juni d. I. verwen deten Geldopfer eine Wiederholung in so ausgedehnter Maße jetzt kaum gestatten, so wird dadurch bei vielen Be wohnern Galiziens das aufrichtige Bedauern darüber, daß der kaiserliche Besuch nicht in jener bessern Jahreszeit statt finden konnte, noch erhöht. — Gestern Vormittag haben sämmt- liche Herren Minister den in den Erlassen vom 20. August vorgeschriebenen neuen Eid in die Hände des Kaisers ab- gelegt, ein Art, der am besten die emsig und hartnäckig verbreiten Gerüchte von Ministerverändrrungen widerlegen dürfte. Sämmtliche Herren Minister waren dann zur kai serlichen Tafel gezogen. — (Oester. R.) Der Rückkehr Sr. Majestät des Kaisers aus Galizien wird Sonnabend, den 25. d. M., entgegen gesehen. — (8l.) Feldmarschall GrafRadrtzky erhielt das Groß kreuz deS St. StephanordenS. — (Ll.) Die in Wien ansässigen Ruthen en haben den gestrigen, zur Abreise Sr. Majestät nach Galizien be stimmten Tag, als den Ausgangspunkt deS freudigsten Er eignisses für ihr Heimathland, durch einen religiösen Act gefeiert; sie versammelten sich in ihrer kiesigen Sladtpfarr- kirche zu einem feierlichen Hochamte, bei welchem die ritual mäßig vorgeschriebenen Gebete und Seg nSwünsche für den hohen Reisenden von allen Anwesenden mit voller HerzenS- innigkeit dargebracht wurden. — Die heutige „Wiener Zeitung" enthält eine Kund machung deS k. k. Finanzministeriums, worin es heißt: Nach den bis zum heutigen Tage eingegangenen Nach weisungen sind auf das, mit dem Finanzministerialerlasse vom 1. September d. I. eröffnet« Staatsanleihen bis einschließlich 23. September 1851 85,569,800 fl. eingezeich- net worden, welchen Einzeichnungen mit dem §. 8 des ge dachten Erlasses die ungeschmälerte Annahme zugesichert wurde. Die vom 23. bis zum -7. September l. I. er folgten, bisher zur Kenntniß gelangten Einzeichnungen be tragen 1,606,500 fl. Der Gesammlbetrag der Einzeichnun gen beläuft sich daher auf 87,176,300 fl.; doch dürfte dieser Betrag noch einen Zuwachs erhalten, da die Nach weisungen über die erfolgten Einzeichnungen noch nicht voll ständig vorliegen. Es wird sich daher Vorbehalten, den vollen Betrag der Einzeichnungen, sofern er sich noch höher belaufen sollte, und zergliederte Nachweisungen über die ein zelnen Abiheilungen dieses Anleihen- später zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Da die bis zum 23. September 1851 geschehenen Einzeichnungen bereit« den im §. 12 deS FinanzministrrialevbasseS vom 1. September d. I. erwähnten Betrag von 85 Millionen Gulden übersteigen, so wurde die Verfügung getroffen, daß die vom 23. bis zum 27. Sep tember l. I. gezeichneten Beträge durch Abtretung eines entsprechenden Theiles der von der Depositencasse des all gemeinen Staatsschuldentilgungsfonbs für die Converkirung der Jnvasionsschuld und für öffentliche Anstalten subscribir- ten Anlehenssumme gedeckt werden. Hierdurch wird den erwähnten Subskribenten keine Schmälerung der gezeichneten Beträge auferlegt, zugleich aber die Gesammtsumme der Staatsschuldverschreibungen dieses Anleihens auf den Be trag von 85,569,800 fl. beschränkt. — (Oester. C.) Ein Erlaß deS Herrn Statthalters von Oberösterreich verordnet die Anstellung von gesetzeskundigen Gemeindebeamten mit einem Gehalte von etwa 400 fl. Con ventionsmünze jährlich. Troppau, 11. Oktober. (W. 3 ) Se. Maj. der Kaiser sind heule Nachts um 1 Uhr 45 Minuten auf dem Sta tionsplatze angelangt, wurden daselbst von den Civil - und Militärautoritäten rc. empfangen und haben nach einem Aufenthalte von 25 Minuten Ällerhächstihre Reise zu Wagen über Teschen nach Galizien fortgesetzt. Krakau, 11. Oktober, 6 Uhr 20 Min. Abends. (W A ) Se. Maj. der Kaiser haben auf Allcrhöchstihrer Reise nach Galizien heute Morgens '^9 Uhr die Landesgrenze bei Biala überschritten und geruhten in Wadowize eine Jnfanterie ¬ brigade und daS k. k. Militärspital zu besichtigen, worauf Allerhöchstdieselben die Reise nach Krakau fortsehken und daselbst um ^5 Uhr Nachmittags im erwünschten Wohlsein einkrafen. Se. Majestät wurden an der LandeSgcenze von dem Statthalter und dem Armeecommandanten ehrerbietigst begrüßt. Der Empfang Sr. Majestät von Seite der Be völkerung war sowohl auf der LandeSgrenze als auch in Krakau ein enthusiastischer. Triest, 5. Oktober. (A. A.) Herzog Nikolaus Wilhelm von Württemberg war vom Berge Athos in Salonichi eingetroffen. — Die englischen Dampfer Fire Queen und Guide waren im Canal von Konstantinopel zusammengestoßen. Der letztere ging unter, die Mannschaft wurde gerettet- — Gestern ist Erzherzog Karl Rainer, aus Venedig kom mend, hier durchgereist. Venedig, 8. Oktober. Die „G. di Venezia" enthält eine amtliche Kundmachung, der zufolge, um den Bewoh nern des lombardisch-venetianischen Königreichs einen Be weis der väterlichen Absichten der k. k. Regierung und der unerschöpflichen Milde unseres durchlauchtigsten Monarchen zu geben, Se. Ercellenz der Herr Feldmarschall Graf Ra detzky, hierzu von der allerhöchsten Gnade Sr. Majestät des Kaisers autorisirt, allen dem Civile anqehörenden, wegen politischer, während der Dauer des Belagerungszustandes stattgefundener Vergehen, gegenwärtig in Verhaft befindlichen Individuen die Strafe gänzlich nachgelassen hat, falls deren Strafe, sei eS durch richterlichen Spruch oder auf dem Gnadenwege, nicht auf mehr als ein Jahr Militärarrest lautet oder nicht Festungshaft gegen sie erkannt worden ist. Berlin, 11. Oktober. (Pr. Z.) Se. königl. Hoheit der Prinz Albrecht trafen gestern Nachmittag um halb 5 Ubr von seiner Reise hier wieder ein. — (Pr. St. A.) Ihre königl. Hoheit die verwitwete Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin ist auf Schloß Sanssouci eingetroffen. München, 9 Oktober. (N. M. Z ) Die Grundstein legung zur neuen Schrannenhalle hat heute durch Se. Majestät den König selbst in der feierlichsten Weise und vom herrlichsten Wetter begünstigt stattgefunden. — 10. Oktober. (N. M. A.) In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten beantwortete der Herr Ministerpräsident die kürzlich vom Herrn Fürsten v. Wal lerstein gestellte Interpellation über die Geltung der Bun desbeschlüsse in Baiern (Nr. 268 d. Bl.). Der Gesetzent wurf, die provisorische Forterhebung der Steuern pro 1851 bis 1852 und den Fortbestand des Lotto betr. wurde mit 85 ge gen 25 Stimmen nach der Modifikation des zweiten Aus schusses angenommen. Außerdem wurden von Herrn Für sten v. Wallerstein 2 und von Herrn Tafel eine Inter pellation verlesen. Vrlnngcn, 3. Oktober. (N. C.) In der heutigen Schlußsitzung dcrPhiloloqenversammlung wurde nach Verlesung der neu hinzugekommenen Mitglieder, deren Ge- sammizahl sich auf 180 beläuft, Hofrath Thiersch von dem ersten Präsidenten und von Professor Schäfer von hier auf den Präsidentenstuhl geleitet, wo der zweite Präsident dem Gefeierten nach kurzer Anrede die in der gestrigen Sitzung beschlossene Adresse vorlas und überreichte; die Versamm lung, bemerkte er, habe damit nicht bloS einen Act der Gerechtigkeit, sondern auch der Liebe erfüllt, indem es sich bestätigt habe, was er vor 13 Jahren in Nürnberg gesagt: daß Thiersch ebenso gut als groß sei. Nach diesem feier lichen Act betritt dec zweite Präsident die Rednerbühne, um an die Versammlung eine Anfrage zu richten über einen Punkt in der äschyleischen Orestie, ohne dessen Vcr- ständniß diese selbst nicht verstanden werden könne. Eine längere Erörterung erlaubte die Zeit nicht, da ein großer Hoftheater. Sonntag, 12. Oclober. Die Hugenotten. Große Oper in fünf Arien, Musik von Jacob Meyrrberr. „Valentine", Fräulein Grosser als Antrittsrolle. Zu einer Erwähnung dieser höchst bekannten Darstellung giebt Fräulein Grosser als neu engagirteS Mitglied Ver anlassung. Die gutgeschulten Stimmmittel dieser früher wohl bekannten Sängerin sind allerdings in den beinahe zwanzig Jahren, seitdem ich sie nicht hörte, nicht ohne Berührung von der Zeit geblieben. Mittrliüne und Tiefe sind sehr geschwächt, die langsamere Ansprache drängt zu gedehnterm Tempo und die schon früher forcirte Höhe ist bei kräftigem Anschläge scharf geworden; diese reicht indessen noch bis zum hohen 6, und dabei ist dir Intonation erfreulich rein und die Aussprache bis auf ein störendes R loben-werih. Einen edlen Klangcharakter besitzt daS Orgun nicht und ,S harmonirt damit Behandlung und Vortrag, welche daS Maß rouiinirter musikalischer Technik nicht über steigen. Damit verbindet sich auch da« Spiel, dessen Manier auS jener Richtung stammt, welche die noch wenig ausgebildete Dar- stellungskunst in der Oper mit konventionellen Bewegungen und Gesten zu ersetzen suchte, die, gleichwrit entfernt von Wahrheit und Schönheit, jetzt nicht einmal mehr für eine theatralisch wirk same Gestaltung der äußern Affekte genügen. Zn Dresden ist jene, einer tiefer» Poesie- und geistvollen Auffassung durchaus ent- gegenstehende veraltete Manier, die ebensowenig den wahren dramatischen GesangSausdruck entwickeln kann, durch ein« geniale Sängerin längst verbann», und der gute Geschmack kann sich un möglich wieder damit befreunden. ES ist ein, negative Fertigkeit unserer Opernregie, mit dem Feuilleton, vielleicht zahlreichsten GesangSpersonale in Deutschland zum Ein- studirrn einer neuen oder älter» Oper unter allen Bühnen die längste Zeit zu beanspruchen, und daS Publicum beschwert sich mit Recht über den Stillstand des OprrnrepertoirS. Sollte eö denn nicht möglich sein, sich von dieser süßen Gewohnheit Meyer- beer'schen Daseins und dieser behaglichen Zeitbenntzung, die mit unserer christlichen Zeitrechnung, da« Jahr zu nur 365 Tagen, so gar nicht übereinzustimmen scheint, zu emancipiren? b. B a n ck. Literatur. Albert Lortzing's Biographie, von seinem Freunde Düringer, Regisseur in Mannheim, verfaßt, ist jetzt erschienen und gewährt dem Leser rin interessante- und wahrheits getreues Bild dieser liebenswürdigen Persönlichkeit, deren heitere Kunstschöpfungen- alle Kreist deS deutschen Publikums so oft er freuten und deren volkSthümliche Leistungen in der komischen Oper seit DiiterSvorf unbestreitbar die besten sind. Zugleich aber läßt diese Biographie und die angefügien Briefe deS Verstorbenen an seine Frau und seine Freunde einen trüben Blick in die LebenSverhältniffe deutscher Tonkünstler ihun und enthüllt die Thaisache von Neuem, daß Deutschland zwar an Kunsttalenten unübertroffen reich ist, aber sich eben so unübertroffen in der Kunst, dieselben arm zu erhalten, behauptet. Der Ertrag deS mit einem Porträt Lortzinq'S verzierten billigen Merkchens ist für dessen Hinterlassene bestimmt, wa« unsere Empfehlung desselben verstärken wird. Archäologisches. Für die Ausgrabung assyrischer Bauwerke am TigriS hat sich nun die englische Regierung frei gebig gezeigt, die darin bis jetzt der französischen Regierung nach stand. Dem durch die Entzifferung der Keilschriften bekannten Oberst Rawlinson sind einige lausend Pfund vorgeschoffen, um in den antiquarischen Forschungen an der Stelle des alten Ninive fortzufahren. Rawlinson will namentlich aus den In schriften der auSgegrabenen Königspaläste eine ziemlich voll ständige Geschichte SalmanafferS und Sanheribs herausgelesen haben, die theilweise buchstäblich mit den Geschichtsbüchern deS allen Testament- übereinstimm». Unter Andern» hofft er dort unter den Basreliefs noch eine Darstellung deS alten salomonischen Tempels zu finden. Kunst. Um daS Pariser M useum zu vervollständigen, hat das französische Ministerium mehrere ausgezeichnete Maler beauftragt, nach London zu gehen und dort einige in der eng lischen Nationalgalerie befindliche berühmte Bilder Murillo'S, Rafael'S, Franc,'« und anderer großer Meister zu copiren. ES liegt dabei die Absicht zum Grunde, im Louvre eine Copien- galerie einzurichten, welche fehlende, für die Kunstgeschichte wichtige Originalgemälde wenigsten« durch Copirn zu rrfetzen suchen soll. Theater. Berlin. Roger wird im nächsten Jahre wieder zu einem Gastspiele am Hoftheater eimreffen. — Der Bassist FormeS, jedenfalls der erste unter den deutschen Bassisten, wird hier auf seiner Reise nach Petersburg, wo er zum