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Dresdner Journal. Verantwortlicher Rcdaetrur: I. G. Hartmann. . — — —— -> - . - - - 'M/H Dieses Dlatt erscheint mit Ausnahme , _ Preis für das Vierteljahr 1'^ Thaler. M .HO des Sonntags tLglich Abend- und ist TONNllveNV, VtN H. DtzVOtk. Insertion-- Gebühren für den Raum H durch alle Postanstalten ju beziehen. einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. Amtlicher Theil. DreAdev, 10. Oktober. Se. Majestät der König haben gernht, den Obersten Prinzen Albert Königliche Hoheit, zum Generalmajor der Infanterie in Gnaden zu ernennen. Lageszeschichte. 0 Dresden, 10. Oktober. Dem Vernehmen nach steht die Abreise II. KK. HH. de- Prinzen und der Prinzessin Johann nach Turin Anfang nächster Woche zu erwarten; e< bürste bald darauf die Auflösung de- königl. Sommer hoflag,rS in Pillnitz erfolgen, Indem sodann Ihre Majestä ten den Weinberg bei Loschwitz beziehen werden. Se. K. H. der Großherzog von Sachsen-Weimar wird, wie verlautet, morgen die Rückreise nach Weimar antreten. Gestern geruhten Höchstdieselben, sowie Se. K. H. der Herzog von Cambridge da- Diner bei dem Staat-Minister v. Beust einzunehmen. — Nächst dem königl. großbritannischen Gesandten ist wäh rend der letzten Tage auch der königl. preußische Gesandte, Graf v. Galen, auf seinen hiesigen Posten zurückgekehrt. 0 Dresden, 10. Oktober. Die „Freimükhige Sachsen- Zeitung" hat sehr Recht, wenn sie die Ursache unsrer Berichtigung in Nr. 265 nicht in Persönlichkeiten sucht, sondern vermulhet, daß sie eine liefere sei. Es ist in neuerer Zeit Sitte geworden, daß die öffentlichen Blätter jede polizeiliche Verhaftung, jede Haussuchung und dergl. sofort zur allgemeinen Kenntniß bringen. Kaum hat die Be hörde sich einer verdächtigen Person, oder wichtiger Papiere bemächtigt, noch hat sie nicht einmal die nöthige Zeit ge habt, gründliche Verhöre anzustellen und die Papiere durch- zugehen, um zu ermitteln, nach welchen Seiten hin aus wärt- Untersuchungen zu veranlassen sind, um einem Com- plot nachzuspüren oder eine Verschwörung zu entdecken, so übernehmen schon di, Journale — und leider sehr oft gerade die konservativen — daS Geschäft, alle auswärtigen Eomp.icen so rasch als möglich von dem, waS vorgefallen, in K.nntniß zu setzen und verschaffen ihnen so die Gele- > genheit, ehe noch eine Requisition der Behörde kommt, alle Spuren des Vergehens zu verwischen und sich auf jede Befragung gehörig vorzubereiten. Man kann von den tüch tigsten und bewährtesten Polizetbeamten die Klage hören, daß es auf diese Weise fast unmöglich geworden sei, eine wichtige Untersuchung zu einem Resultate zu führen und wir sagen nicht zu viel, wenn wir behaupten, daß gerade dieser Umstand wesentlich mit Schuld daran ist, daß die Bemühungen der Polizeibehörden in so vielen Fällen völlig vereitelt worden sind. Man begnügt sich aber nicht einmal mit der Meldung der bloßen Thatsachen, man bringt auch eine Menge specieller Notizen, die nothwendiger Weise ein bunte- Gemisch von Wahrem und Falschem enthalten müssen, da wirklich sichere Quellen in dergleichen Fällen ohne Ver letzung pflichtgemäßer Amtsverschwiegenheit gar nicht mög lich sind. Werden diese Mittheilungen als „unverbürgt", al- Gerüchte oder Vermuthungen gegeben, so ist nicht viel dagegen zu thun; werden sie aber al« „verbürgt", „aus sichern Quellen kommend" und in ähnlicher Weise berichtet, so haben sie außer dem eben erwähnten, noch den beson der» Nachtheil, daß sie auswärtige Behörden leicht auf falsche Spuren leiten und zu Maßregeln bringen, die dem Gange der Hauptuntersuchung geradezu nachtheilig sind. Dies ist ganz besonders in Fällen wirklich geschehen, wo die angeblich ganz sichern Nachrichten in konservativen Blättern gegeben wurden und auswärtige Behörden daher glaubten, denselben vertrauen zu dürfen. In solchen Fällen halten wir es allerdings für unsere Pflicht, Angaben, die, soviel wir wissen, unrichtig sind, als solche zu bezeichnen Wissenschaft. In der ersten öffentlichen Sitzung der Philologenversammlung in Erlangen sprach der Präsident Professor Döderlein in seiner Eröffnungsrede im All gemeinen über die Philologie und ihr Verhältniß zur Zeit. Folgende Worte aus dieser Ansprache werden für die Freunde der klassischen Studien nicht ohne Interesse sein. „Offenbar — äußerte er — besteht in unfern Tagen rin Mißverhältniß zwischen dem Werth« der klassischen Studien und ihrer Werthschätzung. Nicht zu reden von den Draußenstehenden, die mit einer Art von Recht dem entgeg,»träten, waS ihrer ganzen Richtung und SinneSart widerstreite: schlimmer seien die lauen Freunde und die geheimen Feinde im eigenen Lager, d. h. unter denjenigen, denen eben diese Studien Bildungsquelle entweder noch seien ovrr gewesen seien. Eine innige Achtung vor der Vergangenheit lasse sich nur auf zwei Stufen der menschlichen Bildung fordern; einmal der patriarchalischen Sitte, die aus dem natürlichen Gefühle der Pietät dankbar daS Grab der Mutter ehr«; dann von der höchsten Bildung deS Geiste- und GemütheS, welche daS Ganze der Welt und Geschichte umfaßt. Dagegen sei es von der Mittelstufe, auf welcher der praktisch industrielle Ver stand den Ton angiebt, natürlich, in der Vorzeit nicht- als ein todte« Grab zu sehen, auS dessen Moder höchsten- eine liebliche Blume hervorsprieße, dienend zum Zeitvertreib oder zum Putze. Doch selbst der VandaliSmuS vermöge eine große Vergangenheit nicht zu vernichten; diese sei unsterblich wie der Menschengeist, während eitle Jahrtausende bildung-loser Völker gleich Schein- bildern in nicht- zerfließen. Nicht blo- unsere höhere Bildung, da- ganze europäische Leben sei mit aliklasfischen Leben-anfichten und dadurch den Nachtheilen, die auS dem geschilderten Ver fahren mancher öffentlichen Blätter für die Untersuchung entstehen müssen, möglichst entgegenzuarbeilen. Da« ist die „tiefere Ursache" unserer Berichtigung, die für eine Re daktion, der e« um dir Sache zu thun ist, und die es da her gern zugrstehen sollte, wenn sie einmal falsch berichtet worden ist, eigentlich sehr klar daliegt. Wir sind übrigens abermals genöthigt, die neue in Nr. 308 der „Freimüthigen Sachsen-Zeitung" mit der Einleitung: „Wahr ist ferner" rc. ausgestellte Behauptung, „daß ein Versuch zum AuSbruch wirklich erfolgt, aber mißlungen sei" als unbegründet zu bezeichnen. Da« entdeckte Eom- plot zur Befreiung einiger WaldHeimer Züchtlinge war, als r- entdeckt wurde, soviel wir wissen, lange noch nicht zur Ausführung reif. Fast durchgängig unbegründet ist übrigens noch eine ro manhafte Beschreibung deS WaldHeimer Vorfalls, welchen die „Neue Preußische Zeitung" (Nr. 235) sich „aus Sach sen" mittheilen läßt. Wien, 8. Oktober. Die heutige „Mailänder Zeitung" enthält folgenden Armeebefehl: „Die Truppen der zwei ten Armee haben Meinen Erwartungen vollkommen ent sprochen, sowohl hinsichtlich deS unübertrefflichen Zustandes, in welchem Ich dieselben gefunden, als auch deS taktischen Unterrichtes und der Manövrirfähigkeit, von welcher sie in den verschiedenen von ihnen auSgeführten Evolutionen Proben abgelegt Haden; sie haben Mich von ihrer vollen Befähi gung in- Feld zu rücken überzeugt, und werden daher mit Hinblick auf den ihnen innewohnenden vorzüglichen Geist bei allen Vorkommnissen den alten Ruhm der österreichi schen Fahne auf so ausgezeichnete Weise zu bewahren wis- , sen, wie sie ihn auf den zahlreichen Schlachtfeldern der letzten Feldzüge bethäligt haben. Vor Allem danke Ich dem Commandanten der Armee, Keldmarschall Graf Radetzky, dann den Corp-commandanten für ihr, intelligente Leitung, .den Generalen, Stabs- und Oberoffizieren für ihren Eifer im Dienste; auch will Ich, daß den Unteroffizieren und , Soldaten Meine volle Zufriedenheit kundgegeben werde. Es ist Mein Wunsch, Mich bald wieder in ihrer Mitte zu befinden und bis dahin werd, Ich die jetzt erhaltenen be friedigenden Einkeüis-, in diesen Truppen eine feste Stütze und ein Bollwerk Mei nes Throne- zu haben, so daß jede Störung des Friedens, komme sie vom In- oder Auslande, nutzlos ist. Somma, 28. September 1851. Franz Joseph in. — (Pr. A.) Se. Majestät der Kaiser hat heute die letzte öffentliche Audienz vor seiner Abreise nach Galizien ertheilt. Der Antritt der Reise findet in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend bestimmt statt; bereits heute ist ein Theil der kaiserlichen Reisebegleitung nach Krakau abgegan gen; auch sollen schon Befehle zur Truppenzusammenziehung bei Lemberg behufs militärischer Manöver vor dem Kaiser ertheilt sein. — (Ll.) Se. k. k. Hoheit Erzherzog Albrecht hat sich zum Besuche seiner Familie nach Schloß Weilburg be geben und wird, wie bis jetzt verlautet, bis zum 12. d. M. daselbst verweilen und sodann die Reise nach Pesth zur Uebernahme seines hohen Postens antreten. — Die „L. A. E." schreibt: Der Bau einer Eisen bahn für Kärnthen ist nun, wie glaubwürdig versichert wird, definitiv beschlossen, und es sollen die diesfälligen Vorarbeiten noch im Laufe dieses Jahres in Angriff ge nommen werden. — (Schl. Z ) Mehrere Oesterreichcr, welche infolge der Revolution in Bosnien und der Herzegowina ihr Hab und Gut eingebüßt haben, suchen nun bei der Regierung um SchadenSersatzleistungs.Veranlassung an. Man -- ' r ' ü--^^ Feuilleton, verwachsen; di« alt-römischen Klassiker hätten bi« Schulen erobert wie Rom einst die Welt. Die Wirkung dieser jngendlichkn Eindrücke bilde eine Gemeinschaftlichkeit, die mächtiger sei al- alle nationalen, konfessionellen, staatlichen Verschiedenheiten ; sie diene der europäischen Menschheit ebenso als vereinigendes Band, wie die Muttersprache auch äußerlich zerrissene Länder innerlich ver bindet. Ferner bedürften wir des AltenhumS, um die Neuzeit zu verjüngen; denn eigentlich seien wir die Alten, die sich aufsrischen müßten durch den Umgang mit jenen ewig jugendlichen Geistern, die wir die Alten nennen; mit jenem Volke, da- wie kein- in der Weltgeschichte die größte Aufgabe gelöst, Geist und Bildung mit Natur und Einfachheit zn vereinigen. In der Nachahmung dieser Alten liege rin Heilmittel gegen die Ueberbildung und Verbildung deS modernen Leben-. Freilich habe sich Viele- in unserm Leben so gestaltet, daß wir das Alterlhum gar nicht nachahmen wollten oder, wenn wir eS auch wollten, nicht könnten. Man denke nur an die natürliche Wahrheit in der Sprache deS Umgänge-, ver glichen mit unfern lügenhaften Formen. Andere- dagegen könne wirklich al- Vorbild zur Nachahmung dienen. Da- Jugendleben deS griechischen Knaben zeige, wie auch Spiel und Erholung der Musik und Gymnastik verwandt sein könne; der Mann lerne von den Alten, wie man sein Leben vor Verkümmerung und Philister- ihum bewahren möge; selbst die Staatskunst könne sich bei dem Alterthume RaihS erholen, um den Staat, er möge waS immer für eine Form der Verwaltung haben, auS einem künstlichen Mechani-mu» in einen lebendigen Organismus nmznbrtden ...." glaubt, das kaiserliche Eabinet werde diese von der Pforte um so niehr ansprechen, als die Mehrzahl der Betroffenen außer dem Vermögensverlust auch Mißhandlungen und körperliche Beschädigungen erdulden mußten. Pesth, 7. Oktober. (O.D.P.) Achtunddreißig Indivi duen, Mitglieder deS ehemaligen illegalen ungarischen Land tags und Commissare der revolutionären Regierung, wurden laut heute veröffentlichten Urt Heils des hiesigen k. k. Kriegsgerichts zum Tode durch den Strang und Eonfiscation deS Vermögens verurtheilt, jedoch von Sr. Majestät zu Festungsarrest begnadigt. Gegen eine große Anzahl anderer Personen wurde das wegen Betheiligung an der ungarischen Revolution bei diesem Kriegsgerichte anhängige kriegs rechtliche Verfahren eingestellt. Berlin, 9. Oktober. (N. Pr. A.) Se. Maj. der König sind heute Vormittag 11 Uhr, von Hubertus-Stock kom mend, in Schloß Bellevue eingetroffen. — Der diesseitige außerordentliche Gesandte am Hofe zu St. Petersburg, Ge neralleutnant Freiherr v. Rochow, ist am 3. d. M. da selbst eingetroffen. — (Pr. Z.) An den Verhandlungen zu Gotha, welche zur Abschließung deS Vertrages vom 15. Juli d. I. zwischen 16 deutschen Staaten in Betreff der Uebernahme von Auszuweisenden geführt haben, halte die herzoglich nassauische Regierung nicht Theil genommen. Dieselbe ist indessen nunmehr diesem Vertrage beigetreten. Sigmaringen, 6. Oktober. (Schw. M.) Heute hat hier die Wahi eines Abgeordneten für die zweite preußische Kam mer stattgefunden. Von 116 Wahlmännern stimmten 75 für Hofgerichtsadvocat Bürkle. — Für die erste Kammer wird nach aller Wahrscheinlichkeit der Fürst Karl Anton gewählt werden. München, 6. Oktober. (A. Z ) Der reichSräthliche Com- missar bei der StaatSschuldentilgungSanstalt, NeichSrath Graf v. Rcigersberg, Hal zu dem am 9. Februar laufenden Jahres an die Kammer der Reichsräthe erstatteten Bericht einen sehr umfassend und gewissenhaft gearbeiteten Nach trag über den bairischen StaatSschuldenstand geliefert, wonach derselbe sich am letzten August 1851 auf die Summe von 137,590,530 fl. 41 kr. 2 hl. beläuft, welche Gesammt- !- c> -X z.» . r-- »«. . ..» «... ' - Schuld, zerfällt. Die alte Schuld, wozu die ältere Schuld, die mobilisirre, kündbare Schuld und die mobilisirte verloos- bare Schuld gehören, entziffert einen Betrag von 117,426,675 fl. 41 kr. 2 hl., während die neue Schuld — die in den Jah ren 1848 bis 1850 ausgenommen-» freiwilligen Sub- scriptionsanleben — sich auf 20,163,855 fl. belauft. Diesem ergänzenden Bericht reiht sich eine Anzeige über den bis herigen Erfolg eines dem königl. Finanzminister durch tz. 16 des Finanzgrsetzes vom 25. Juli 1850 auf 5 Millionen bewilligten EreditS an, woraus hervorgeht, daß das königl. Finanzministerium von der bairischen Hypotheken- und Wech selbank 2>/z Millionen Gulden zu 5 Procent verzinslich, während 37 Jahren heimzahlbar, aufnehmen will. Referent hält dafür, diesen Berathungsgegenstand der Entscheidung der Kammern nicht vorenlkalten zu sollen. — 7. Oct. (A. Z.) Se. Maj. der regierende König ist diesen Abend nach 8 Uhr von Berchtesgaden hier, ein getroffen. — 8. Oct. (N. M. A.) Von dem Abgeordneten Fürsten Wallerstein ist an das Kammerpräsivium eine sehr umfas sende motivirte Interpellation eingcreicht worden, an deren Schlüsse die Anfrage an das Ministerium gestellt wird: „1) hat die bairische Regierung bisher keinem Bundesbcschluß beigepflichtet oder Anerkennung gezollt, mit telst dessen namentlich die durch Artikel 56 der Schlußacte gewährleistete Unantastbarkeit der Einzelverfassungen vcr- Musik. In Berlin beging die dortige Sängerakademie mit besonderer Festlichkeit am 7. October die Feier der fünfzigjährigen Mitgliedschaft ihres Direktors Professor Nungenhagen. Leider liegt in dem Alter dieses würdigen Dirigenten auch ein Motiv dafür, daß diese- unter Zelter außerordentliche, blühende Kunstinstitut, jetzt veraltet und verstümpert, nur noch sehr un befriedigende schwache Spuren seiner srühern Trefflichkeit und seiner vollendeten Leistungen aufzuweisen vermag. Theater. Herr Roger erhält in Berlin nach Beendigung seiner Gastrollen noch durch die Gnade des Königs eine Benefiz vorstellung, worin außer der, weißen Dame" noch der vierte Act der „Favoritin" zur Darstellung kommen wird. Eine Reise von Ehristiania nach Bergen. (Schluß.) Den zweiten Pfingstfeieriag rastete ich in Leirdal und besuchte am Vormittag die eine halbe Stunde entfernte Kirche. Es wurde Gottesdienst gehalten, der wegen einer Menge Verrichtungen, die sich wahrscheinlich seit längerer Zeit angestaut hatten, lange genug dauert,. Beim Eintritte fiel mir eine Anzahl Frauen auf, die in dcr Vorhalle saßen. ES waren Wöchnerinnen, die ihren Kirch gang hielten. Während die Gemeinde sang, sprach der Prediger, in die Vorhalle tretend, zu ihnen und führte jede einzeln mit einem Willkommen in da- Schiff. Nach Gesang, Eommunion, Predig» und wieder Gesang folgten die Taufen der seit Monaten angesammeltrn Kinder. Während dem warf ich einige Forscher-