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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. 266. Diese« Blatt erscheint mit Slu-nahme de« Sonntag« täglich Abend« und ist durch alle Postanstalteu zu brzirhea. Donnerstag, den 9. Oktober. Preis für da« Vierteljahr Thaler. Insertion« - Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschea. 1851 Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Nachdem von dem Ministerium des Innern im Ein verständnisse mit dem Justizministerium beschlossen worden ist, bei Gelegenheit der bevorstehenden Abtretung der Ge richtsbarkeit des Rittergutes GeberSbach an den Staat und der von dem Justizministerium bereits angeordneten pro visorischen Ueberweisung derselben an das königl. Gericht zu Waldheim das genannte Gut nebst Zubehör dem Bezirke deS JustizamteS zu LeiSnig zu entnehmen und dem deS Justizamtes Rochlitz zu überweisen, dabei aber auch zugleich denjenigen Theil des Dorfes Gebersbach, in welchem dem in das Justizame Rochlitz einbezirkten Rittergute Ehrenberg die Jurisdiction zusteht, und welcher bisher zu dem Bezirke der Amtshauplmannschaft zu Döbeln gehört hat, der letzter«, wieder zu entnehmen und der Amtshauptmannschaft Roch litz zuzuweisen, dergestalt, daß künftighin das ganze Dorf GeberSbach mit dem dortigen Rittergute zu dem Bezirke der zuletzt genannten Amtshauptmannschaft und de« Justiz amtes Rochlitz gehören soll, so wird solches mit dem Be merken andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß dies, Veränderung in den Bezirken der genannten Amtshaupt mannschaften und Justizämter mit dem Zeitpunkte in Kraft zu treten hat, zu welchem nach der von den deshalb bestell ten Commissarien zu erlassenden öffentlichen Bekanntmachung der Uebergang der Gerichtsbarkeit des Rittergutes GeberS bach auf den Staat erfolgt sein wird. Dresden, den 30. September 1851. Ministerium des Innern. Für den Minister: Kohlschütter. Eppendorf. Bekanntmachung. Das Finanzministerium beabsichtigt behufs einer nähe ren Control« der Abentrichtung und resp. Erhebung der fiskalischen Ehauffee- und Brückengelder von Zeit zu Zeit zu Bereisung der Staatschausseen besondere Beamte mit dem Auftrage zu entsenden, von den Reisenden die bei den Chaussee- und Bcückengeldeinnahmen erhaltenen Quittungs zettel sich vorzeigen zu lassen, die Richtigkeit derselben zu prüfen, bei angeblichem Mangel der Zettel oder bei deren Unrichtigkeit über die Sachbewandniß sich möglichst zu un terrichten und nach Befinden darüber zur weitern Erörte rung an die kompetenten Behörden Anzeige zu erstatten. Zugleich aber nimmt das Finanzministerium nicht An stand, diese Maßregel hierdurch noch besonders bekannt zu machen, und mit Hinweisung auf die unter den Strafbe stimmungen zu dem Chauffeegeldtarif vom 9. November 1833 enthaltene Vorschrift, nach welcher jeder Reisende die Chausseezettel anzunehmen, sowie den dazu angewiesenen Beamten auf Verlangen vorzuzeigen verbunden ist, ingleichen auf die in dem Steuerstrafgesetze vom 4. April 1838 §§. 1, 2, 3. f. G. 5, 31 ff. enthaltenen Bestimmungen, alle Die jenigen, welche die Staatschausseen bereisen, darauf auf merksam zu machen, daß sie sich nur durch sorgfältige Be achtung der erwähnten gesetzlichen Vorschriften und Be stimmungen gegen die außerdem zu gewartenden Strafen oder sonstigen Unannehmlichkeiten sicher stellen können. Dresden, am 6. October 1851. Finanzministerium. Behr. Schäfer. Eine Reise von Christian!» nach Bergen*). Ein Blick auf den ErdglobuS lehrt, daß kein Land eine so un regelmäßige Begrenzung gegen da» Meer ha», als Norwegen, wo die Elemente deS Festen und Flüssigen nicht friedlich und nach giebig sich von einander scheiden, sondern im wilden Trotze sich nm daö Recht der Ausdehnung streiten und daS eine neben dem andern in fortwährendem Wechsel die Oberhand gewinnt, so daß man häufig verleitet wird, die tief einschneidenden und schmalen Meerbusen für Flüsse oder Binnenseen zu halten und in dem Wirrwarr von Inseln, Landzungen und Landengen wie in den Jrrgängen ein,« Labyrinth» sich umsteht. Auch Christiania- Meerbusen gehört zu den tiefern Einschnitten, indem vom offenen Meere bi» zu der am Ende deS Busen» gelegenen Stadt zehn Meilen Weg,» find. So kommt e» auch, da» Christiania an der einen Seite zwar die Vorzüge einer Seestadt genießt und da» bnntbewegte Hafenleben um sich hat, doch aber in seinen klima tischen Verhältnissen völlig al» Binnenstadt zu betrachten ist und der mildern, den Frühling beschleunigenden Seelüfte verlustig wird. Wer aber norwegische» Land und Leben kennen lernen will, muß von Ehristiania au» eine Landreise machen. Mi« Geduld und gesunden Gliedmaßen ausgerüstet, wird er mancherlei unver meidliche Hindernisse u»d Verdrießlichkeiten zu überwinden haben, in den Genüssen aber, die seiner warten, wird ihm tausendfältiger Ersatz für erlitten,» Ungemach. Ich hätte mit dem Dampfboote *) Ao«zag«welse au« E. O. Schmidt'« „Bilder au- Norden"; zu finden in der Arnsld'schrn Buchhandlung. Tage-geschichte. 0 Dresden, 8. October. Heut fand von der dienst freien Mannschaft der Dresdner Garnison mit Zuziehung det Pirnaer Schwadron eine Felddienstübung statt. Die den Feind markirende Abtheilung, bestehend aus dem 3. Schützenbataillon, der 4. Schwadron des Gardereiter regiments und einer halben Fußbatterie zu 4 Geschützen unter Commando des Majors v. Hartkmann, hatte hinter der Lockwitzbach auf der Dresden-Dohnaer Straße eine Vor- postenstellung gegen Dresden eingenommen. Die andere Abtheilung, bestehend aus der 1. Jnfanteriebrigade, der 3. und 5. Schwadron des Gardereiterregiments und einer Fuß batterie zu 6 Geschützen, unter Commando des Obersten Prinz Albert, König!. Hoheit, ging von Dresden zu einer Recognoscirung auf der Dohnaer Straße vor, traf bei Lock witz auf den schwächer» Feind und nöihigte denselben zum Rückzug bis hinter die Müglitz bei Dohna. Von hier aus erhielt die feindliche Abtheilung eine supponirte Unter stützung, ergriff die Offensive und verfolgte den Gegner, welcher, nachdem der Zweck seiner RecognoScirung erreicht, den Rückzug angetreten, bis wieder vor Lockwitz, wo die Ucbung dann endete. Se. Majestät der König, der Herzog von Cambridge und die Prinzen Johann und Georg, KK. HH., waren bei der Uebung zugegen, und geruhten Se. Majestät Allerhöchstihre Zufriedenheit über die gute Füh rung und die Leistungen der Truppen mehrfach zu erken nen zu geben. Tüten, 6. Oktober. (Ll.) Ihre Majestät die Kaiserin Maria Anna, welche, wie wir kürzlich meldeten (Nr. 259 d. Bl.), infolge eines unglücklichen Falle- im Schloßgarten zu Reichsstadt am Fuße verletzt wurde, befindet sich bereits auf dem erfreulichen Wege zur vollständigen Genesung. — Nach der „L. A. C." hatte der gewesene k. k. öster reichische Reichskanzler Fürst v. Metternich gestern seine erste Audienz bei Hofe, allwo er beinahe eine Stunde ver weilte. OO Aus Nepomuk (bei Landskcon) wird geschrieben, daß viele Bewohner der dortigen Gegend sich zur Auswan derung nach Nordamerika und namentlich nach TexaS an schicken. Venedig, 3. Oktober. (Tr. A.) Bei dem Landgerichte in Udine sind sehr viele Processe wegen Verfälschung von Sechskreuzerstücken im Auge. Die Falschmünzer, deren Heuer beinahe 90 vor dem Untersuchungsrichter stan den, sind meistens aus den auf den Gebirgsschluchten bei Ponteba liegenden Dörfern und treiben ihr Geschäft mit un erhörter Unverschämtheit. Neulich wurden von der Gensd'ar- merie in der Wohnung eines Gastwirthes zu Reschiutta beinahe 30 Sorten von Stempeln und Pcägestöcken vor gefunden. Es gab sogar Unternehmer, welche die falschen Sechskreuzerstücke den Verfertigern mit 50 Procent Discont abkauften, und die sie dann ins Görzer Gebiet schickten, um sie gegen Banknoten umzuwechseln. — Heute Vor mittags wurde unter dem Vorsire des Statthalters, Ritter v. Toggenburg, die projectirte Vermehrung der Gens- d'armerie in den venetianischer Provinzen berathen. Man beabsichtigt, das CorpS um 500 Mann zu verstärken, so daß cs 1500 Mann zählen würle. Berlin, 7. October. (N. P«. A.) Der gestrige Mini sterrath währte von 6 Uhr bs gegen 11 Uhr Abends. Dem Vernehmen nach sind die Feststellung der Etats für das Kriegsministerium und die Lildung der künftigen Kam mer Hauptgegenstände der Beralhung gewesen. — (Pc- A.) Se. Majestät der König kamen heute gegen 11 Uhr nach Bellevue, voselbst Allerhöchstdieselben ein Conseil abhiellen und nach Beendigung desselben in Feuilleton, nach Bergen gehen können, wi meine eigentlichen natur geschichtlichen Studien beginnen sellten, da ich aber von dem ganzen nordischen Leben und Webei in Natnr und menschlichen Verhältnissen Eindruck und Bild ekommen wollte, packle ich meine Reiseeffecten auf rin zwriräderges Fuhrwerk und schlug an einem Maimorgen lustig die Landstrche nach Bergen ein. Wenn man sich Weg und Richtung einfay nach der Karte construiren dürfte, hätte man bi» Bergen einige reuige deutsche Meilen, aber der Lauf der Thäler und die Lage der Gebirgspässe zwingt zu einem Umweg weit nach Norden, oodurch die Strecke bi» nahe an siebenzig Meilen verlängert wid. Auf die Anlegung der Straße aber ist der größte Fleiß verrendet und stellenweise führt sie so kühn und sicher an Abgründenvorbei oder darüber hinweg, daß man vor dem Baumeister allen fiespect haben muß. Die norwegische Art zu reisen ist völlig von der unsrigen verschieden ; da giebt e» keine Postchase, in welcher man behaglich Platz nimmt und am gehörigen Ortezur richtigen Zeit abgrliefert wird, sondern man erhält von Statin zu Station einen Karren, dem nicht selten unsere zweirävrrig« Chauffeekarren den Rang ablanfen; die Stationen sind bäucliche Gasthöfe; fle bieten häufig dem Fremden viel mehr Bequviichkeiten dar, al» man in unfern Dorfschenken erhallen kann. Enweder ist der Wirth selbst oder ein in der Nähe wohnender Man, der SeydSseaffer, d. h. er muß, sobald rin Reisender kommt, nak Bedarf an Pferden und Karren fragen unv diese sobald al» Mglich schaffen. Darüber gehen nicht selten drei bi» vier Stunfn hin, indem die zum Stellen de» Geschirr» verpflichteten Bpern oft ein« Meile und darübrr von der Station entfernt rvohn^. Man kann aber dem Bellevue ein Dejeuner einnahmen, zu welchem sämmtliche Staatsminister befohlen waren. Gegen 3 Uhr brachen Se. Majestät auf und begaben allerhöchstsich in Begleitung deö Prinzen Karl königl. Hoheit und des Herrn Ministerprä sidenten nach dem Stettiner Bahnhofe, von wo Allerhöchst ste nach der Schorfheide abgereist sind. — Die in den letz ten Tagen vorgenommcnen Haussuchungen und die Ver höre der Verhafteten haben dem Vernehmen nach zu Re sultaten geführt, welche das Bestehen einer hochverrätheri- schcn Verbindung außer Zweifel setzen. Königsberg, 3. October. (N. Pc. A.) In der heutigen Plenarsitzung deS P r o v i n zia l la n dta g s wurde von einem Abgeordneten der Stadt Danzig eine Beileidsadreffe an Se. Maj. den König über das Ableben Sr. königl. Hoheit des Prinzen Wilhelm Karl Friedrich beantragt. Sämmt liche Abgeordnete erheben sich zum Zeichen der Beistimmung von ihren Sitzen. Die Adresse wurde sofort entworfen und unterzeichnet. Auch der schlesische Provinziallandtaq hat, wie der „Preußischen Zeitung" auS Breslau vom 2. October ge schrieben wird, mit einstimmigem Beifall infolge des vom Landtagsmarschall gestellten Vorschlages beschlossen, in Be zug auf das vor wenigen Tagen erfolgte Ableben Se. königl. Hoheit des Prinzen Wilhelm von Preußen eine Adresse an Se. Majestät und an den Prinzen Adalbert königl. Hoheit, Sohn des Verewigten, zu erlassen. Wetzlar, 5. October. (O.P.A.Z.) Heute Vormittag 11 Uhr traf die ganze fürstliche Familie von Waldeck in mehrer» Exlrapostzügen von Gießen hier ein und setzte die Reise nach Schaumburg fort, um ihrem hohen Ver wandten, dem Erzherzog Stephan von Oesterreich, einer« Besuch abzustatten. München, 5. Oktober. (N. M. A.) Das Octoberfest hat heute trotz nur sehr wenig günstigen Wetters unter ungeheurem Andrang von Zuschauern begonnen; die Preis- vertheilung hat durch den Ministerpräsidenten Vr.v. d. Pfordten stattgefunden. Zweibrücken, 28. September. Heute Morgen hat das Assisengericht nach Verhandlungen, welche die ganze Woche in Vor- und NachmittagSsitzungen eingenommen haben, ein Unheil gegen flüchtige Angeklagte im Hochver- rathsprocesse erlassen, durch welches unter Anderm gegen 77 Angeklagte die Todesstrafe erkannt ist. Der „Oberpostamtszeitung" wird aus Hannover vom 4. October geschrieben: Aus bester Quelle vermag ich zu melden, daß die sämmilichen Gerüchte über eine Minister krisis sich unzweifelhaft als unbegründet Herausstellen. Durch die Flugschrift des Kammerralhs v. d. Decken, betitelt: „Ein letztes Wort über unsere Organisation", waren die wider letztere etwa hervorzuhebenben Bedenken in kurzer Zusammenstellung dargelegt. Es hatte der König sich die Broschüre, sofort nach ihrem Erscheinen, vorlesen lassen, und können Zweifel über die Zweckmäßigkeit der Organisation in einzelnen Theilen immerhin allerhöchsten Orts angeregt worden sein, in welcher Beziehung der König sich dem Mi nisterium selbst gegenüber in stets gewohnter Offenheit aus gesprochen zu haben scheint. (Vgl. Nr. 262 d. Bl.) Das Ministerium soll Sr. Majestät darauf die Einholung der Ansicht des Geh. CabinetSraths v. Schele angerathen, dem letzter» aber, welcher in Betreff der Organisation, soweit solche nicht bereits ins Leben getreten, den Intentionen des Ministeriums völlig beigetceten, die Beseitigung der ange regten (in der Dccken'schen Schrift selbst nur sehr kurz be gründeten) Zweifel nicht schwer gefallen sein. Man sieht der Emanirung der Vollzugsverordnung mit Zuversicht ent gegen. hierdurch verursachten Aufeuihalte durch Entsendung sogenannter Vorbotenzettel abhelfen. Ich hatte das Geschirr von Christiania an» gleich für zwei Stationen gedungen, bi» nach Sundveleen in der ausgezeichneten Landschaft Ringerige. Auf- und absteigend hat man sich nach und nach erhoben und Wald und Berge haben schon längere Zeit jede Fernsicht abgeschnitten; da gelangt man endlich zu einem HäuSlerplatz, und gleich darauf geht es abwärt» in einer steilen waldigen Felsenkluft mit fast senkrechten Wänden. Mühsam windet sich die Straße über einen brausenden Bach hin, ihm bald zur Rechten, bald zur Linken ausweichend, endlich bleibt sie am rechten Ufer, während ihr tumultuarischer Begleiter in dem flch erweiternden Abgründe einen tiesen schauerlichen Weg für seinen Gang gebahnt hat. ES ist ein eigener Contrast, wie die kräftigen Fichten so still und regungslos von den trotzig und kühn auf steigenden Felswänden in da» lärmende, muihwillige Spiel de» Element» herabstarren, welche» ihrem eigenen Dasein durch tausendjährige Arbeit seinen noihdürftigen Spielraum bereitete. Doch nur im Anfänge beschäftigen diese nähern Umgebungen da- Auge de» Wanderer» , bedeutungsvoll schimmert ihm der tiefere Himmel durch dir Oeffnung der Schlucht entgegen, und wenige Schritte niederwärts versprechen ihn, herrliche Neber- raschung. Ich wußte waS ich zu erwarten hatte, denn ich befand mich in Krogkleven, berühmt durch seine Au-stch», berühmter »och durch seinen Felsenbau. Da ruft mein Führer: Sieh', dort Ringerige! — und wunderbar, wie ein gelobte» Land leuchtete die bunte lebendige Landschaft zwischen den finstern Fichten nnd starren Felsen de» Vordergrundes herüber. E» ist ansangS nur